Die Lange Straße, die sich je nach Abschnitt, unterschiedlich gestaltet ist in beide Richtungen befahrbar. Sie verbindet in eine Richtung die Schlossstraße mit der Bahnhofstraße und in der anderen Richtung die Bahnhofstraße mit der Rühnerstraße. Sie ist Teil der Landesstraße erster Ordnung L11. Streckenweise gelten zudem unterschiedliche Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Gestaltung
In den Jahren 2000 und 2001 erfolgten Ausbau und Gestaltung der Langenstraße. Das historische Kopfsteinpflaster aus dem 19. Jahrhundert wurde zum entsetzten der Bürgerschaft entfernt und verkauft. Es galt, recht unterschiedliche Vorgaben seitens des Straßenamtes und der Denkmalpflege unter einen Hut zu bringen: 6,50 m Fahrbahnbreite, Fahrbahnbelag in Asphalt, Wiederherstellung des historischen Straßenraums und der Materialien, Verzicht auf Bäume (historisch), Anordnung von Bus-Haltestellen, Parkmöglichkeiten und Haltestellen für Anlieferer, Fußgängerüberwege. Die Seitenstreifen zwischen Fahrbahn und Granitbord, dessen Linienführung erhalten blieb, erhielten einen Belag aus Granitgroßpflaster. Visuell sind durch einen hier abgesetzten beidseitigen Pflasterstreifen jedoch 6,50 m Fahrbahn wahrnehmbar. Die Gehwege bekamen ein gelbes Ziegelpflaster.[2]
Geschichte
Durch die planmäßige Anlage als deutsche Stadt um 1229 und das 1236 erhaltene Stadtrecht, ist davon auszugehen, dass die ersten Häuser der Siedlung auf größeren und kleineren Sandlinsen entstanden, die sich bei der Kirche[3], am Markt[4], am Pferdemarkt und in der Langen Straße[5] aus dem auf Warnowhöhe liegenden Terrain großenteils feuchter Wiesen erhoben.[6] 1249 wurde die Stadt Bützow, mit einer Wallanlage befestigt.[7] Die Befestigung bestand aus Hakelwerk, Stadtmauer und derer Tore mit Schanzen (Haupt- und Stadttor der Bischofsburg, Rühner Tor, Rostocker Tor, Wolker Tor, Ausfalltor), zudem formte sich im Laufe der Zeit ein Straßennetz (Knüppeldämme), welches durch die Stadtmauer eingrenzt wurde. Die Straßen würden nach ihrem Aussehen, Name des Stadttors, Lage oder derer Bewohner bezeichnet wie die Lange Straße als längste Straße der Stadt.[8]
Bauvorschrift von 1716
Nach dem größten Stadtbrand 1716, erließ der Herzog Karl Leopold strenge Bauvorschriften. Wer diese nicht einhalten wollte, konnte nicht mit finanzieller und materieller Hilfe rechnen. Alle Hauser sollten mit der Traufseite zur Straße stehen und zweigeschossig gebaut werden. Das Erdgeschoss musste 2,86 m (10 Fuß), das Obergeschoss 2,55 m (9 Fuß) hoch sein. Zur Verminderung der Brandgefahr wurden Strohdächer verboten, und zwischen zwei benachbarten Gebäuden war eine Baulücke, eine sogenannte Tüsche, einzuhalten. Dieses Erscheinungsbild prägt das Straßen- und Stadtbild noch heute.[9]
Straßenname im Wandel der Zeit
Die Hauptdurchgangsstraße und längste Straße der Stadt hieß wahrscheinlich vom 14. Jahrhundert hinweg Lange Straße. Der erste Beleg in dem noch erhaltenen Archivmaterial wird die Straße in der Archivreihe Stift Schwerin aus dem Jahre 1450 unter Lange Straße[10] namentlich erwähnt und war bis 1900 unverändert.[11]
Das erste Adressbuch für die Stadt Bützow erschien im Mai 1902. Der Verlag des Buches war die Paetow’sche Buchdruckerei in Bützow. Verleger und Buchdrucker Carl Paetow schrieb ein alphabetisch geordnetes Personenregister der Einwohner, somit wurde offensichtlich fälschlicherweise aus der Langen Straße erstmal die Langestraße. 1908 brachte Ratsbuchdrucker Carl Buhr das zweite Adressbuch heraus. Gliederung, Satz und Schrifttypen lassen vermuten, dass er den Drucksatz von Carl Paetow übernommen hat.[12]
Mit der Teilung Deutschlands in zwei deutsche Staaten durch Gründung der BRD und der DDR, wurde Wilhelm Pieck Präsident der Deutschen Demokratischen Republik und die Hauptstraße wurde am 3. Januar 1951 zur Wilhelm-Pieck-Straße.[15][16]
Nach der Wiedervereinigung war der Name Wilhelm-Pieck-Straße nicht mehr angebracht. 1990 wurde ein Gremium gebildet, um über die Rückbenennung der Straße zu beraten und abzustimmen. Alle umbenannten Straßen und Plätze sollten wieder ihren historischen Namen erhalten. In dem Beschluss vom 1. Oktober 1990 war unter anderem auch die Umbenennung der Wilhelm-Pieck-Straße in Langestraße aufgeführt.[17] Der Stadthistoriker Wolfgang Schmidtbauer machte darauf aufmerksam, dass die Schreibweise Langestraße falsch sei. Denn eine Persönlichkeit namens Lange hätte es in Verbindung mit der Stadt Bützow nicht gegeben. Die Kommission berief sich auf die Schreibweise in den alten Adressbüchern von 1902 und 1908 und die falsche Schreibweise wurde wieder eingeführt.[18][19]
Bebauung
An der Straße stehen zumeist zwei- bis dreigeschossige Wohn- und Geschäftshäuser.
Die Denkmalplakette kennzeichnet Baudenkmale der Langestraße.
Haus existiert nicht mehr. Neubau der Nr. 36 in den 2020er Jahren.
ehemals: Kaufmann B. Stern & C. Ortmann, später: Buchhandlung S. Berg
37
24
Löwenapotheke
ehemals: linke Seite: Hofapotheker H. Schmidt, rechte Seite: Obermedizinalrat Dr. med. Gustav Griewank später: linke Seite: Apotheker P. Voth, rechte Seite: Uhrenmachermeister A. Compére
ehemals: Kaufmann Heinrich Gisbert Kramer[33], später: Kaufmann L. Kramer, später: Kaufmann H. Klemm später: Kontor der Löwenthal, Nord & Co, später: Kaufmann O. Wagner
ehemals: Gustav Friedrich von Storch (Gutsherr zu Steinhagen und Kattelbogen)
64
42
ehemals: Bäckermeister Joh. Haukohl, später: Bäckermeister W. Haukohl
65
38
ehemals: Rentier B. Löwenthal, später: Tischlermeister K. Kröplin
66 / 68
41B / 41A
Nr. 66: 1854 erbaut, als Getreidespeicher für Kaufmann Simonis
ehemals: Schustermeister Fritz Sens[34], später: Kaufmann S. Simonis[35], später: Kaufmann D. L. Leopold[36], später: Kaufmann H. Kolz
67
39
Paetow’sche Buchdruckerei (Hier entstand 1902 das erste Adressbuch für die Stadt Bützow)
ehemals: Bäckermeister F. Guhl, später: Buchdrucker C. Paetow, später: Gastwirt W. Busch
69
40
ehemals: Schornsteinfegermeister H. Martens, später: Töpfermeister Chr. Segelitz
Literatur
Wolfgang Schmidtbauer: Bützow in alten Ansichten. 1 und 2. Bützow 1995, DNB959336044.
Heimatverein Bützow: Die Bützower Straßennamen im Wandel der Zeit. In: Unsere regionale Heimatgeschichte. Nr. 9. Bützow 2002.
Fritz Hoßmann: Wer ist nur dieser Herr Lange? – Zur Historie der unterschiedlichen Schreibweise der Hauptverkehrsstraße durch Bützow. In: Bützower Geschichte aus dem Schuhkarton. Nr. 3. Bützow 2019, DNB1221822934, S.148ff.
↑Wolfgang Schmidtbauer: Zur städtebaulichen Entwicklung Bützows aus historischer Sicht. In: Rostocker Materialien für Landschaftsplanung und Raumentwicklung. Heft 7: 775 Jahre Bützow – Modelle für eine nachhaltige Entwicklung. Rostock 2005.
↑Christine Wieczorek: Die Bischofsburg in Bützow. Eine mittelalterliche Wallanlage unter dem „Krummen Haus“. In: Archäologie unter dem Straßenpflaster. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte, Mecklenburg-Vorpommerns. Band39. Schwerin 2005, S.219–220.
↑Wolfgang Schmidtbauer: Bützower Straßenliste, Unveröffentlichtes Manuskript. Bützow 22. Februar 2011.
↑Fritz Hoßmann: Wer ist nur dieser Herr Lange? - Zur Historie der unterschiedlichen Schreibweise der Hauptverkehrsstraße durch Bützow. In: Bützower Geschichten aus dem Schuhkarton. Nr.3. Bützow 2019, S.148–150.
↑Berthold Ditz: 10 Jahre Ortsgruppe Bützower. In: Werdegang der Ortsgruppe Bützow der NSDAP. Ratsbuchdruckerei Carl Buhr, Bützow 1935.
↑Archiv Stadt Bützow: Handakte Niemann; Bericht. 25. Mai 1945.
↑Stadtarchiv Bützow: Beschluss des Demokratischen Blocks, Protokoll. Bützow 19. Dezember 1950.
↑Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste: Umbenennung anlässlich am 3.1.1951 anlässlich seines 75. Geburtstages. In: Akte IV/L/4/873. Schwerin 3. Januar 1951.
↑Stadtverwaltung Bützow: Protokoll der Tagung 6/1990. 1. Oktober 1990.
↑Heimatverein Bützow: Die Bützower Straßennamen im Wandel der Zeit. In: Unsere regionale Heimatgeschichte. Band9. Bützow 2002, S.6.
↑Wolfgang Schmidtbauer: Bützow in alten Ansichten. Band2. Bützow 1995.
↑Magistrat der Stadt Bützow (Hrsg.): Feld Register von der Stadt Bützow. Bützow 1835.
↑Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg: Bützow. In: Adreßbuch über und für den Gewerbe- und Handelsstand der Großherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Strelitz. Schwerin 1862, S.84–87.
↑Ancestry: Stadt Bützow. In: Mecklenburg-Schwerin Volkszählung. Bützow 1867.