Bischofsburg (Bützow)

Bischofsburg Bützow
Blick auf die Bischofsburg

Blick auf die Bischofsburg

Staat Deutschland
Ort Bützow
Entstehungszeit um 1250
Burgentyp Niederungsburg, Wallburg
Ständische Stellung Bischof, Herzog
Bauweise Feldsteine, Backsteinziegel
Geographische Lage 53° 51′ N, 11° 59′ OKoordinaten: 53° 50′ 50,1″ N, 11° 58′ 37,3″ O
Bischofsburg (Mecklenburg-Vorpommern)
Bischofsburg (Mecklenburg-Vorpommern)

Die Bischofsburg (auch: Schlossinsel) in Bützow im Landkreis Rostock in Mecklenburg wurde als Bischofsresidenz des Bistums Schwerin errichtet. Von der mittelalterliche Niederungsburganlage sind nur noch Reste erhalten, wie der bischöfliche Palas mit gotischer Hauskapelle aus dem 13. Jahrhundert und das Wirtschaftsgebäude sowie Pferdestall aus dem 15. Jahrhundert.

Geographische Lage

Die Burg liegt auf einer aus dem Tiefland ragender Insel. Im Norden liegt der heutige Bützower See (auch: Großer See, Warnow Flusse oder Bützow’sche See) mit sumpfigen Randwiesen. Im Osten, Süden und Westen wurde die Insel durch einen Warnowarm (Ausfallwasser) mit Burgsee und einem Grabensystem, das durch das Wasser der Warnow gespeist wurde, gebildet.[1]

Vorgeschichte

Slawische Fürstenburg am Hopfenwall

Die erste urkundliche Erwähnung des Landes (Terra Butissowe) erfolgte 1171.[2] Dabei war auch von einer Burganlage (castrum Butissowe) auf einer Halbinsel (Hopfenwall) am Südufer des Bützower Sees die Rede. Es handelte sich um eine slawische Fürstenburg. Pribislaw, Sohn Niklots der von Sachsenherzog Heinrich dem Löwen wieder eingesetzt in die mecklenburgische Herrschaft, schenkte am 9. September 1171 dem Bistum Schwerin das Land Bützow mit der großen Hauptburg. Damit wurde das Land Bützow, ein ausgedehntes Gebiet zwischen den Städten Warin und Bützow, bischöfliches Tafelgut und die alte fürstliche Wallburg am Hopfenwall diente ab 1180 unter den Bischöfen Berno, Brunward, Hermann und Friedrich I. als bischöfliche Residenz. Ab 1239 diente unter den Bischöfen Dietrich, Wilhelm und Rudolph I. die Wallburg als Hauptresidenz des Bistums Schwerin. Die Burganlage wurde um 1252 unter Rudolph I. aufgegeben und verlegt.[3][4][5]

Erscheinungsbild der Fürstenburg

Blick von der Stiftskirche
(Burgwall am Hopfenwall um 1890)

Es handelte sich um einen etwa 5 m hohen Burgwall in Halbinsellage, der einen kreisrunden Durchmesser von 60 bis 65 m erreichte. Die slawische Burg lag in Seerandlage oder stellte eine ufernahe Inselburg dar. Vermutlich geht diese Burg schon auf die mittelslawische Zeit des 10. Jahrhunderts zurück und war ein Sitz einer lokalen Herrschaft im Stammesgebiet der Warnower. Oberflächenfunde vom Burgareal erbrachten überwiegend spätslawische und frühdeutsche Keramikscherben. Zu den weiteren Funden gehörten Spinnwirtel, Ziegelschutt, Henkeltopf mit Reliefkreuz und Reste eines Knochenkammes.[6][7]

Geschichte

13. bis 14. Jahrhundert

Ab 1249 bestieg Rudolph I. den Schweriner Bischofsstuhl. Dieser ließ sogleich die Stadt Bützow mit einer Wallanlage befestigen und um 1252 eine neue Burganlage mit festem Schloss an der Stadt errichten.[8] Bald kam es zu Streitigkeiten mit Pribislaw I., einmal über die zehnprozentige Steuer aber als Hauptgrund der Versuch Rudolfs, in Bützow eine Burg in unmittelbarer Grenzlage zu errichten. Pribislaw I. als Landesherr sah sich durch diese Burg direkt bedroht. Er ließ die Burg niederbrennen und sperrte Rudolf in Richenberg ins Verlies. Bischof Rudolf starb am 18. November 1262 und sein Nachfolger wurde Bischof Hermann I. von Schladen. Dieser erweiterte zu Beginn seiner Regierungszeit 1263 in Form eines Walls die Bischofsburg mit eigener Kirche und einige kleinere Gebäude. Um 1307 wird ein bischöflicher Baumgarten erwähnt.[1][4][9] Burg und Stadt teilten allerdings das Geschick der gelegentlichen Verpfändung, besonders an die Familie von Bülow.

15. Jahrhundert

In der Amtszeit des Bischofs Nikolaus I. Böddeker wurde die Burg erweitert und in einen guten Zustand versetzt.[9] Nach der Reformation und der Säkularisierung kirchlichen Eigentums ging der Bischofssitz und das Stiftsland Bützow in herzoglichen Besitz über. Der Administrator Herzog Ulrich ließ 1555 den bischöflichen Palas zu einem Renaissanceschloss umbauen und nutzte dieses ab 1556 als Nebenresidenz. Aus dieser Zeit stammt der südöstliche Anbau mit Geschoßtrennenden Gesimse, zwei Sandsteinwappen mit den Jahreszahlen 1556 (Herzog Ulrich) und 1661 (Herzog Christian) in Höhe des zweiten Obergeschosses sowie ein darüber befindlicher, durch Pilaster untergliederter Terrakottafries mit Bildnismedaillons und stilisierten Wappentieren. Es wird angenommen, dass die Terrakotten aus der Werkstatt des Statius von Düren stammen. Er produzierte auch für den Schweriner Schlossbau.[3][9]

Anlage im 15. Jahrhundert

Die am Rande des ehemaligen Burgplatzes errichteten Gebäude bildeten einen Burgring, der den Hof umschloss. Die Anlage verfügte über das im Westen liegende Haupttor mit einem zweigeschossigen Torhaus (mit Bischofsaal überwölbt). An dieses schloss sich eine außerhalb liegende Brücke über den Wehrgraben und einer folgenden Schanze zum alten Handelsweg nach Wismar und Lübeck an. Nach Norden reihte sich der dreigeschossige bischöfliche Palas mit Hauskapelle, weiterführend in runder Form die Burgmauer mit mittig liegendem Schalenturm an. Im Osten zog verlief Burgring mit dem doppelten Stadttor und dazwischen liegender Gerichtsbrücke, darauf folgten der als Gefängnis dienende quadratische Turm mit Schlagglocke und einer Uhrscheibe. Am Turm fand sich die Inschrift:

„MCCCCXLVII reuerendus pater dominus Nicolaus episcopus suerinensis hanc turrim construxit.“

„Im Jahr 1447 baute der Ehrwürdiger Pater Nikolaus, Bischof von Schwerin, diesen Turm.“

Es folgten das Wirtschaftsgebäude sowie Pferdestall (Krummes Haus), ein Giebelhaus, die Burgmauer, eine Küche und Brauhaus (halbrundes Gebäude) und der Bergfried[10] als schließendes Bauwerk zum westlichen Torhaus.[9][11]

17. bis 19. Jahrhundert

Im 17. Jahrhundert ist ein ausgedehnter Lustgarten nachweisbar.[12] Nach dem Tod des Herzog Friedrich Wilhelm nahm die Herzogin Sophie Charlotte mit ihrem reformierten Hofstaat ihren Witwensitz im Schloss Bützow.[13]

Am Beginn und in der Mitte des 18. Jahrhunderts sind viele alte Gebäude und Türme der Burg abgebrochen worden.[14] Herzog Friedrich der Frommen ließ das östliche Wirtschaftsgebäude 1769 zu einer öffentlichen Saalbibliothek umbauen, diese wurde die erste öffentliche Bibliothek Mecklenburgs. Im weiteren 18. Jahrhundert entstand ein Streit zwischen dem Rostocker Magistrat und dem Herzog Friedrich, dies hatte zur Folge, dass 1760 ein Teil der Landesuniversität nach Bützow verlegt wurde und es entstand die fürstliche Friedrichs-Universität Bützow. Auch das im gleichen Jahr vom Herzog gestiftete Pädagogium fand seine Unterkunft bis 1780 in der bischöflichen Burg.[15][16] Von 1812 bis 1879 hatte das Criminal-Collegium Bützow seinen Sitz in dem Gebäude.[17]

20. Jahrhundert

Im Jahr 1910/1911 erhielt das Renaissanceschloss im Auftrag des Großherzog Friedrich Franz IV. sein heutiges Erscheinungsbild. Den Auftrag dazu erhielt der Oberlandbaumeister Adolf Prahst. Teile des Schlosses wurden abgebrochen.[18]

Siehe auch

Literatur

  • Josef Traeger: Die Bischofsburg in Bützow. In: Das Stiftsland der Schweriner Bischöfe um Bützow und Warin. St.Benno-Verlag GmbH, Leipzig 1984.
  • Christine Wieczorek: Die Bischofsburg in Bützow. Eine mittelalterliche Wallanlage unter dem „Krummen Haus“. In: Archäologisches Landesmuseum und Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Archäologie unter dem Straßenpflaster. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte, Mecklenburg-Vorpommerns. Band 39. Schwerin 2005, ISBN 3-935770-08-1.
  • Hans Käckenmeister: Burg Bützow. In: Burgen in Mecklenburg einst und heute. Steffen-Verlag, Friedland/Mecklenburg 2008, ISBN 978-3-940101-35-8.
  • Wolfgang Schmidtbauer: Zwischen Gründung und Dreißigjährigem Krieg. In: MFP-Sonderpublikation Nr.7 (Hrsg.): Bützow – meine Heimatstadt-Betrachtung zur Stadtgeschichte. Band 1. Bützow 2021, ISBN 978-3-946273-10-3.

Einzelnachweise

  1. a b Wolfgang Schmidtbauer: Zwischen Gründung und Dreißigjährigem Krieg. In: MFP-Sonderpublikation Nr.7 (Hrsg.): Bützow – meine Heimatstadt-Betrachtung zur Stadtgeschichte. Band 1. Bützow 2021.
  2. Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumsgeschichte (Hrsg.): Mecklenburgisches Urkundenbuch: 786 - 1250. Band 1. Hofbuchdruckerei von Dr. F. W. Bärensprung, Schwerin 1863, S. 96 (google.de).
  3. a b Hans Käckenmeister: Burg Bützow. In: Burgen in Mecklenburg einst und heute. Steffen-Verlag, Friedland/Mecklenburg 2008, S. 54–55.
  4. a b Heimatbund Parchim: Pribislaw von Parchim-Richenberg. Parchim (heimatbund-parchim.de [PDF]).
  5. Wilhelm Biereye: Bischof Brunward von Schwerin. In: Mecklenburgische Jahrbücher. Band 98. Schwerin 1934, S. 101–138.
  6. Georg Christian Friedrich Lisch: Die wendische Burg Bützow und die heidnischen Wohnplätze in deren Nähe. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 9. Schwerin 1844, S. 403–405.
  7. Georg Christian Friedrich Lisch: Wendenfeste bei Bützow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 39. Schwerin 1874, S. 169–170.
  8. Christine Wieczorek: Die Bischofsburg in Bützow. Eine mittelalterliche Wallanlage unter dem „Krummen Haus“. In: Archäologie unter dem Straßenpflaster. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte, Mecklenburg-Vorpommerns. Band 39. Schwerin 2005, S. 219–220.
  9. a b c d Josef Traeger: Die Bischofsburg in Bützow. In: Das Stiftsland der Schweriner Bischöfe um Bützow und Warin. St. Benno-Verlag GmbH, Leipzig 1984, S. 14.
  10. Er soll schon 1383 gestanden haben und trug den Namen „blauer Turm“.
  11. Wolfgang Schmidtbauer: Bützow in alten Ansichten. Band 1. Bützow 1995.
  12. E. von Strackwitz: Karte der Stadt Bützow. In: Niedersächsisches Landesarchiv – Signatur: NLA HA, Sammlung von Reproduktionen, Foto 1/2 Nr. 2145. 1668.
  13. Eckhardt G. Franz: Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon. Darmstadt 2012, S. 119.
  14. Georg Christian Friedrich Lisch: Ueber die bischöfliche Burg zu Bützow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 19. Schwerin 1854, S. 338–339.
  15. Uvo Hölscher: Urkundliche Geschichte der Friedrichs-Universität Bützow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 50, 1885.
  16. Günter Camenz: Die Herzoglichen, Friedrichs-Universität und Pädagogium zu Bützow in Mecklenburg. Bützow 2004.
  17. Helga Schöck, Gerd Wiechmann: 1812 - 1906 chronologische Aufzeichnungen ; vom "Criminal-Colegium" 1812 über die Erstbelegung der "Großherzoglich Mecklenburg-Schwer. Landesstrafanstalt zu Dreibergen". Gänsebrunnen-Verlag, Bützow, 1999.
  18. Fritz Hoßmann: Seine Bauten prägen das Bild der Stadt Bützow. Großherzog Friedrich Franz II. berief Adolf Prahst zu Landbaumeister für Bützow. In: Schweriner Volkszeitung. Bützower Zeitung, 4. Juni 2011, S. 19.