Landkreis Emmendingen
Der Landkreis Emmendingen ist ein Landkreis in Baden-Württemberg. Er gehört zur Region Südlicher Oberrhein im Regierungsbezirk Freiburg. GeographieLageDer Landkreis Emmendingen hat Anteil an der Oberrheinischen Tiefebene und am Schwarzwald. Hier gehört vor allem das Tal der Elz, welche ein rechter Nebenfluss des Rheins ist, zum Kreisgebiet. Die höchste Erhebung ist der Kandel mit 1241,3 m ü. NHN. Von dessen Gipfel sind es über 1000 Meter Höhenunterschied bis zur tiefsten Stelle mit 161,4 m ü. NHN in den Altrheinauen auf der Gemarkung Rheinhausen. NachbarkreiseDer Landkreis grenzt im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an den Ortenaukreis, an den Schwarzwald-Baar-Kreis, an den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald sowie an den Stadtkreis Freiburg im Breisgau. Im Westen bildet der Rhein die natürliche Grenze zu Frankreich mit dem dortigen Arrondissement Sélestat-Erstein innerhalb des Départements Bas-Rhin. FlächenaufteilungNach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2015.[2] NaturschutzDer Landkreis Emmendingen besitzt folgende 19 Naturschutzgebiete. Nach der Schutzgebietsstatistik der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)[3] stehen 3.869,66 Hektar der Kreisfläche unter Naturschutz, das sind 5,69 Prozent.
GeschichteBezirksamt EmmendingenIm 18. Jahrhundert gehörte der Raum Emmendingen zum badischen Oberamt Hochberg. Seit 1806 gehörte das Oberamt zum Großherzogtum Baden und dort seit 1807 zur Provinz des Oberrheins.[4] Im Organisationsrescript vom 26. November 1809 wurde aus einem Teil des Oberamtes Hochberg das neue Amt Emmendingen gebildet, das dem neuen Dreisamkreis zugeordnet wurde.[5] Das Amt Emmendingen wurde 1810 um die Orte Bötzingen, Eichstetten und Oberschaffhausen sowie 1813 um den Ort Bahlingen des Amtes Endingen vergrößert.[6][7] 1819 erhielt das Amt weiteren Zuwachs mit den Orten Denzlingen, Holzhausen und Reute aus dem Landamt Freiburg und dem Ort Heimbach aus dem Amt Kenzingen. Das Bezirksamt Emmendingen gehörte ab 1832 zum Oberrheinkreis und seit 1864 zum Kreis Offenburg im Landeskommissärbezirk Freiburg.[8][9] Am 1. Mai 1872 wurde das Bezirksamt Emmendingen um die Gemeinden Amoltern, Endingen am Kaiserstuhl, Forchheim, Hecklingen, Riegel am Kaiserstuhl, Weisweil und Wyhl am Kaiserstuhl des aufgelösten Bezirksamtes Kenzingen vergrößert.[10] Am 1. Oktober 1879 wechselten außerdem die Gemeinden Bleichheim, Broggingen, Herbolzheim, Niederhausen, Nordweil, Oberhausen, Tutschfelden und Wagenstadt aus dem Bezirksamt Ettenheim in das Bezirksamt Emmendingen.[11] Am 1. April 1924 wechselten die Gemeinden Bischoffingen, Jechtingen, Kiechlinsbergen, Königschaffhausen, Leiselheim und Sasbach des aufgelösten Bezirksamtes Breisach in das Bezirksamt Emmendingen. Am 1. Oktober 1936 wurden auch die meisten Gemeinden des aufgelösten Bezirksamtes Waldkirch eingegliedert; gleichzeitig wechselten die Gemeinden Bischoffingen, Bötzingen, Eichstetten, Holzhausen, Jechtingen, Kiechlinsbergen und Leiselheim aus dem Bezirksamt Emmendingen zum Bezirksamt Freiburg. Landkreis EmmendingenSeit dem 1. Januar 1939 hieß das Bezirksamt Emmendingen Landkreis Emmendingen.[12] Am 1. April 1939 wechselte die Gemeinde Prechtal aus dem Landkreis Emmendingen in den Landkreis Wolfach.[13] Bei der Kreisreform erhielt der Landkreis am 1. Januar 1973 die Gemeinde Jechtingen des aufgelösten Landkreises Freiburg.[14] Durch weitere Gemeindereformen erfuhr er am 1. Januar 1974 (Kiechlinsbergen, wurde am selben Tag in die Stadt Endingen am Kaiserstuhl eingegliedert) und am 1. April 1974 (Leiselheim, das in Sasbach aufging) einen geringen Zuwachs am nordwestlichen Kaiserstuhl. Die ursprünglich Absicht, den Landkreis Emmendingen mit dem Landkreis Lahr zu vereinigen, wurde nicht realisiert. Nach Abschluss der Gemeindereform umfasst der Landkreis Emmendingen 24 Gemeinden, darunter sechs Städte und hiervon wiederum eine Große Kreisstadt (Emmendingen). Die Stadt Waldkirch hat 2003 die Grenze von 20.000 Einwohnern überschritten und wurde mit Wirkung zum 1. Januar 2009 die zweite Große Kreisstadt im Landkreis Emmendingen. Größte Stadt ist Emmendingen, kleinste Gemeinde ist Forchheim/Kaiserstuhl. EinwohnerstatistikDie Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg (nur Hauptwohnsitze).
KonfessionsstatistikGemäß dem Zensus 2022 waren 37,7 % der Einwohner katholisch, 25,1 % evangelisch, und 37,3 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[16] PolitikDer Landkreis wird vom Kreistag und vom Landrat verwaltet. KreistagDer Kreistag wird von den Wahlberechtigten im Landkreis auf fünf Jahre gewählt. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[17] Kreistagswahl 2024
Wahlbeteiligung: 64,93 %
% 30 20 10 0 26,53 % 27,17 % 14,68 % 14,72 % 2,80 % 3,38 % 8,68 % 1,51 % 0,52 %
Gewinne und Verluste
Ergebnisse der Kreistagswahlen seit 1989
* Wählervereinigungen von 1989 bis 2004 nicht auf einzelne Wählergruppen aufgeschlüsselt LandratDer Landrat wird vom Kreistag auf fünf Jahre gewählt. Er ist gesetzlicher Vertreter und Repräsentant des Landkreises sowie Vorsitzender des Kreistags und seiner Ausschüsse. Er leitet das Landratsamt und ist Beamter des Kreises. Zu seinem Aufgabengebiet zählen die Vorbereitung der Kreistagssitzungen sowie seiner Ausschüsse. Er beruft Sitzungen ein, leitet diese und vollzieht die dort gefassten Beschlüsse. In den Gremien hat er kein Stimmrecht. Sein Stellvertreter ist der Erste Landesbeamte.
Wappen und FlaggeDas Wappen des Landkreises Emmendingen zeigt in gespaltenem und halb geteiltem Schild vorn in Gold einen roten Schrägbalken; hinten oben in Silber einen schwarzen Sechsberg, unten in Blau einen silbernen Flug. Das Wappen wurde am 5. November 1956 vom Innenministerium Baden-Württemberg verliehen. Das Wappen symbolisiert die Herrschaften, die sich das Kreisgebiet in früheren Jahrhunderten teilten, Baden-Hachberg (Schrägbalken), die Herren von Schwarzenberg („Schwarzer Berg“) und die Herren von Üsenberg (Flug). Die Flaggenfarben des Landkreises Emmendingen sind Rot-Gelb und wurden am 23. Januar 1989 vom Regierungspräsidium Freiburg verliehen, es werden aber auch Flaggen mit der Farbfolge Gelb-Rot genutzt. Partnerschaft
Wirtschaft und InfrastrukturDer Landkreis Emmendingen ist überwiegend durch den Dienstleistungssektor und das produzierende Gewerbe geprägt, das im vergangenen Jahrzehnt ein großes Beschäftigtenwachstum erfahren hat.[21] Daneben ist die Landwirtschaft, insbesondere der Weinanbau mit den bekannten Weinorten Endingen, Malterdingen, Kenzingen und Sasbach, kulturell und landschaftlich prägend. Im Zukunftsatlas 2022 belegte der Landkreis Emmendingen Platz 70 von 400 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Regionen mit „Zukunftschancen“.[22] In der Ausgabe von 2016 lag er noch auf Platz 121 von 402.[23] ArbeitgeberDie größten Arbeitgeber im Landkreis Emmendingen (nach Mitarbeiterzahl [Stand 2009]) sind:[24]
VerkehrDer ÖPNV wird durch den Regio-Verkehrsverbund Freiburg gewährleistet. Der Landkreis Emmendingen wird von der bedeutenden Bahnstrecke Mannheim–Basel durchzogen, die zwischen Offenburg und Freiburg im Jahre 1845 durch die Badische Staatsbahn eröffnet worden ist. Von ihr zweigen im Kreis zwei Nebenbahnen ab: Seit 1875 in Denzlingen die Elztalbahn der Stadt Waldkirch, die erst 1901 durch die Badische Staatsbahn von Waldkirch bis Elzach weiter in das Tal hinaufgeführt wurde, und seit 1894 in Riegel die Kaiserstuhlbahn der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft nach Endingen, von der in Riegel Ort ein Zweig am Ostrand des Kaiserstuhls nach Gottenheim abgeht, während der andere von Endingen seit 1895 im Westen des Gebirges nach Breisach führt. Heute betreibt die Südwestdeutsche Verkehrs AG (SWEG) mit der Kaiserstuhlbahn und der Breisgau-S-Bahn zwei Drittel des Schienennetzes im Kreis. Ab dem Jahr 2026 zur neuen Ausschreibungsrunde sollen sämtliche Kommunen des Landkreises Emmendingen die Möglichkeit erhalten, am Fahrradverleihsystem Frelo teilzunehmen, das bislang in Freiburg und den Umlandgemeinden besteht.[25] Für den Radverkehr sollen die entsprechenden Radwege von Emmendingen bzw. Waldkirch zu einem Radschnellweg nach Freiburg, dem sogenannten RS 6, ausgebaut werden.[26] Weiter ist der Ausbau zu einem Radschnellweg von Emmendingen nach Lahr über Teningen, Kenzingen und Herbolzheim angedacht.[27] Durch das Kreisgebiet führt die Bundesautobahn 5 Basel–Karlsruhe und mehrere Bundesstraßen, darunter die B 3 Basel–Karlsruhe und die B 294 Freiburg–Haslach im Kinzigtal. Ferner erschließen mehrere Landes- und Kreisstraßen den Landkreis. MedienIm Kreisgebiet erscheint die Badische Zeitung mit den Lokalausgaben Emmendingen und Waldkirch. KreiseinrichtungenDer Landkreis Emmendingen ist Träger folgender Beruflichen Schulen: Gewerbliche und Hauswirtschaftlich-sozialpflegerische Schulen Emmendingen, Kaufmännische Schulen Emmendingen und Berufliches Schulzentrum (Gewerbliche und Kaufmännische Schulen) Waldkirch. Gemeinsam mit dem Zentrum für Psychiatrie Emmendingen betreibt er die Schule für Gesundheits- und Krankenpflege im Landkreis Emmendingen. Der Landkreis Emmendingen ist Träger des Kreiskrankenhauses Emmendingen sowie des Kreisseniorenzentrums mit betreuter Seniorenwohnanlage St. Maximilian Kolbe in Kenzingen. Beide Einrichtungen werden als Eigenbetrieb des Landkreises geführt. Kultur und SehenswürdigkeitenDurch den Landkreis führen die Badische Weinstraße und die Deutsche Uhrenstraße. Neben verschiedenen Heimatmuseen sind insbesondere das Jüdische Museum und das Deutsche Tagebucharchiv in Emmendingen von Bedeutung. Der Naturpark Südschwarzwald liegt teilweise auf Kreisgebiet. Gemeinden(Einwohner am 31. Dezember 2023)[28]
Gemeinden vor der KreisreformVor der Kreisreform 1973 bzw. vor der Gemeindereform gehörten zum Landkreis Emmendingen seit 1939 zunächst insgesamt 57 Gemeinden, darunter sechs Städte. Am 1. Januar 1964 wurde aus 9 Wohnplätzen der Gemeinde Prechtal die selbständige Gemeinde Oberprechtal gebildet. Somit hatte der Landkreis insgesamt 58 Gemeinden. Am 7. März 1968 stellte der Landtag von Baden-Württemberg die Weichen für eine Gemeindereform. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden war es möglich, dass sich kleinere Gemeinden freiwillig zu größeren Gemeinden vereinigen konnten. Den Anfang im Landkreis Emmendingen machte die Gemeinden Altsimonswald, Haslachsimonswald und Untersimonswald, die sich am 1. April 1970 zur Gemeinde Simonswald vereinigten. In der Folgezeit reduzierte sich die Zahl der Gemeinden stetig. Nach der Kreisreform zum 1. Januar 1973, aus welcher der Landkreis Emmendingen zunächst ohne Grenzänderungen hervorging, kamen infolge von Eingliederungen in Gemeinden des Kreisgebietes noch drei Gemeinden des bisherigen Landkreises Freiburg (Kiechlinsbergen, Jechtingen und Leiselheim) zum Landkreis Emmendingen. Die größte Gemeinde des Landkreises Emmendingen vor der Gemeindereform war die Kreisstadt Emmendingen. Die kleinste Gemeinde war Wildgutach. Der alte Landkreis Emmendingen umfasste zuletzt eine Fläche von 666 km² und hatte bei der Volkszählung 1970 insgesamt 118.674 Einwohner. In der folgenden Tabelle wird die Einwohnerentwicklung des Bezirksamts bzw. des alten Landkreises Emmendingen bis 1970 angegeben. Der Umfang des Bezirksamtes Emmendingen wurde mehrfach, insbesondere 1936, deutlich vergrößert.
Die folgende Tabelle enthält die Gemeinden des Landkreises Emmendingen vor der Gemeindereform. Alle Gemeinden gehören auch heute noch zum Landkreis Emmendingen. Aufgenommen sind auch die drei Gemeinden, die durch die Gemeindereform zum Kreis kamen.[14][37]
¹ am 1. Januar 1964 neu gebildet Drei Gemeinden gaben sich einen neuen, zuvor nicht verwendeten Gemeindenamen: Rheinhausen, Simonswald, Winden im Elztal. Doppelnamen sind im Kreis Emmendingen nicht in Verwendung, jedoch hatte das Gesetz beim Zusammenschluss von Buchholz, Kollnau und Waldkirch den Namen Waldkirch-Kollnau vorgesehen (per Vereinbarung geändert zu Waldkirch); vom Zusammenschluss am 1. Juli 1971 bis zum 15. August 1972 trug die heutige Gemeinde Freiamt den Namen Ottoschwanden-Freiamt. Zwölf Gemeinden blieben bei der Gemeindereform in ihren Grenzen unverändert (in Tabelle oben: „U“). Vor einer Gemeindezusammenlegung war eine Anhörung der betroffenen Einwohner durchzuführen. In der Dokumentation zur Gemeindereform[38] fehlt eine vollständige Darstellung dieser Anhörungen. Einzelne Anhörungsergebnisse sind in der Begründung zum Entwurf der Gesetze zur Gemeindezusammenlegung vom 14./15. Februar 1974 enthalten. Für die Gemeinden im Landkreis Emmendingen sind dies:
Kfz-KennzeichenAm 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen EM zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben. Literatur
WeblinksCommons: Landkreis Emmendingen – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Einzelnachweise
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