Kurt Böwe wurde als eines von sieben Kindern einer Reetzer Bauernfamilie geboren. Schon in der Jugendzeit hatte er Interesse an Literatur und dem Theater, so dass er, nachdem er 1949 sein Abitur beendete, eine Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin ablegte. Obwohl er eine Zulassung erhielt, studierte er von 1950 bis 1954 Germanistik und Theaterwissenschaften am Institut für Theaterwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin, um eine akademische Laufbahn zu starten. Nach seinem Studium arbeitete er weitere sechs Jahre als Assistent an der Universität, wo er Vorträge in Theatergeschichte und Dramaturgie hielt. Parallel zu seiner Assistenz spielte er auch am Studententheater, wo ihn der damalige Leiter Horst Schönemann überredete, der Schauspielerei nachzugehen.[2]
Nachdem er sich der Schauspielerei zugewandt hatte, führte ihn sein erstes Theaterengagement 1961 ans Maxim Gorki Theater. Es folgte eine kurze Zeit an der Volksbühne Berlin, anschließend ein Engagement am LandestheaterHalle, bevor er 1973 auf die Bühne des Deutschen Theaters nach Berlin zurückzog. Von 1973 bis 1997 gehörte er zum dortigen Ensemble und avancierte in dieser Zeit zu einem der bekanntesten und beliebtesten Darsteller.
In Ost-Berlin startete 1961 auch seine Film- und Fernsehtätigkeit, anfangs noch in kleinen Rollen, wie beispielsweise in Konrad WolfsDEFA-Streifen Ich war neunzehn, später auch in Hauptrollen, wie Wolfs Spielfilm Der nackte Mann auf dem Sportplatz aus dem Jahr 1973. Seine Darstellung des Bildhauer Kemmel brachte ihm den Durchbruch als Filmschauspieler und machte ihn national wie auch international bekannt. Daraufhin folgten unzählige weitere Film- und Fernsehtätigkeiten. Nach der Wende wurde Böwe dem gesamtdeutschen Publikum vor allem durch seine Rolle als Kriminaloberkommissar Kurt Groth in der Reihe Polizeiruf 110 bekannt. Böwe wirkte als Schauspieler vor der Kamera in über 100 Film-und-Fernsehproduktionen mit.[3][4][5]
Mit seiner markanten Stimme war Böwe zudem als Synchronsprecher[6] und Sprecher in etwa 150 Hörspielen – oftmals für Kinder – aktiv.
Böwe wurde 1968 mit dem Händelpreis des Bezirkes Halle und 1969 mit dem Kunstpreis der DDR ausgezeichnet. 1971 erhielt er den Nationalpreis der DDR III. Klasse für Kunst und Literatur und 1989 I. Klasse.[7] Im Jahr 1977 wurde Böwe für seine Darstellung des Bürgermeisters in Uwe SaegersBesuch beim lieben Gott mit dem Sonderpreis der Kritiker beim DDR-Hörspielpreis und im Jahr 1990 mit dem Großen Hersfelder Preis geehrt. 1998 fungierte er als Erzähler der siebenteiligen ORB-Dokuserie Die Brandenburger – Chronik eines Landes.
Kurt Böwe war in zweiter Ehe mit der Hörspiel-Dramaturgin Heidemarie Böwe, geb. Schönknecht, verheiratet. Er ist Vater von insgesamt vier Kindern. Seine Töchter Susanne (* 1964) und Winnie (* 1973) sind ebenfalls Schauspielerinnen.
Kurt Böwe starb am 14. Juni 2000 im Alter von 71 Jahren an den Folgen einer langjährigen Krebserkrankung.[8] Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Waldfriedhof in Krumbeck (Landkreis Prignitz).[9]
1985: Gerhard Rentzsch: Darf ich wieder zu Napoleon? – Nachmittagsplaudereien auf Sankt Helena (Napoleon) Regie: Joachim Staritz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1986: Dieter Scharfenberg: Petrea und die Blütenkaiserin – Regie: Dieter Scharfenberg (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
1987: Reinhard Griebner: Ich gehöre aber einer anderen Richtung an (Lichtenberg) – Regie: Fritz Göhler (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1991: Alexander Wolkow: Urfin und seine Holzsoldaten (Charlie Black) – Regie: Dieter Scharfenberg (Hörspiel – Litera)
1991: Gerhard Rentzsch: Szenen aus deutschen Landen, eingeleitet und mit Zwischenberichten versehen über die Reise eines Mannes mit Pappkarton – Regie: Walter Niklaus (Hörspielreihe: Augenblickchen Nr. 4 – DS Kultur/BR)
Johann Wolfgang von Goethe: Faust. Szenen aus dem I. und II. Teil der Tragödie (Faust), Deutsch – Literatur Klasse 10, 1972, SCHOLA – 8 70 052 / 8 70 053.
Da hat vor fuffzich Jahren – Heitere Chansons und Couplets (Der Wind auf der Warschauer Brücke), 1972, Nova – 8 85 030.
Brüder Grimm: Der Hase und der Igel (Igel), 1973, LITERA – 5 65 107.
Ehm Welk: Die Gerechten von Kummerow (Pastor), 1973, LITERA – 8 60 114.
Mark Twain: Huckleberry Finn (Der Doktor), 1976, LITERA – 8 60 09.
Alexander Sergejewitsch Puschkin: Märchen vom Zaren Saltan, von seinem Sohn, dem Berühmten und Mächtigen Recken Fürst Gwidon Saltanowitsch und von der wunderschönen Schwanenprinzessin, 1978, LITERA – 8 65 251.
Leonid Solowjew: Nasreddin in Buchara (Emir von Buchara), 1979, LITERA – 8 65 270.
Brüder Grimm: Der Fischer und seine Frau (Fischer), 1980, LITERA.
Pablo Neruda: Ich geh an die Tür, Dornen zu empfangen (Sprecher), 1981, LITERA – 8 65 378.
Peter Hacks: Das Turmverlies (Onkel Titus), 1982, LITERA – 8 65 329.
Albert Wendt: Der Fahrer und die Köchin (Fahrer), 1982, LITERA 8 60 313.
Gottfried August Bürger: Wunderbare Reisen zu Lande, zu Wasser und durch die Luft des Freiherrn von Münchhausen, wie er dieselben bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegte (Münchhausen), 1984, LITERA 8 65 330.
Eugen Eschner, Gerhard Rosenfeld: Till Eulenspiegels mehrsteils wohlige Nacht / In der Herberg zu Kneiteln, (Bäcker) 1985, LITERA – 8 65 373/374.
Petrea und Die Blütenkaiserin (Und andere Volksmärchen aus aller Welt) (Erzähler), 1986, LITERA – 8 65 384.
Wilhelm Hauff: Das Kalte Herz (Peters Vater), 1986, LITERA – 8 65 385.
Alexander Wolkow: Urfin und seine Holzsoldaten (Charlie Black), 1990, Litera Junior – 0452 003.
Kurt Böwe liest Theodor Fontane: Meine Kinderjahre, Von zwanzig bis dreißig, ORB 1992/1993, 11 CDs, Verlag Das Neue Berlin, ISBN 3-360-01010-8.
Kurt Böwe liest aus seinen Erinnerungen „Der lange kurze Atem“, Aufzeichnung der Buchpremiere, die am 15. Oktober 1995 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin stattfand, MC, Eule-Media 1996, ISBN 3-359-01002-7; CD-Nachauflage: Verlag Das Neue Berlin 1999, ISBN 3-360-01007-8.
Kurt Böwe liest Theodor Fontane: Briefe des Alterns, Regie: Jürgen Schmidt, MC, Verlag Das Neue Berlin 1997, ISBN 3-360-01009-4.
Kurt Böwe in: An einem Tag im Sommer in einem Garten von Don Haworth, Kunstkopf-Hörspiel, Regie: Albrecht Surkau, Rundfunk der DDR 1983 / HörZeichen Gerichshain 2000, ISBN 3-934492-01-0.
Böwes Fontane, Der Schauspieler Kurt Böwe und Theodor Fontane. Ein Lesebuch, Mitarbeit: Hans-Dieter Schütt, 360 Seiten, Verlag Das Neue Berlin 1997, ISBN 3-360-00919-3
Der Unfugladen oder endlich Schluss mit dem Theater? – Vorstellungen und Personalien mit einem Gespräch von Günter Gaus, Co-Autor: Hans-Dieter Schütt, 189 Seiten, Verlag Das Neue Berlin 1999, ISBN 3-360-00890-1
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 497 f.