1896 wurden die ersten Hefte von Kürschners Bücherschatz durch den Verleger Hermann Hillger herausgegeben. Sie sollten etwas anspruchsvollere Romane und Erzählungen im billigen Heftformat enthalten.[1] Der Name leitete sich von verschiedenen Handbuchreihen ab, die von Joseph Kürschner begründet worden waren.[2]
Die ersten 23 Hefte wurden 1896 nur als Prämien für Abonnenten von verschiedenen Tageszeitungen im Deutschen Reich und Österreich-Ungarn (Wien, Brünn) verteilt.[3] Erst ab 1897 waren die nächsten Hefte dann regelmäßig jede Woche im Handel erhältlich.[4]
Kürschners Bücherschatz wurde viel gelesen und galt für einkommensschwächere Leser als Möglichkeit zum Zugang zu anspruchsvollerer Literatur:
„er habe sich trotzdem weiter zu bilden gesucht und sich u. a. Kürschners Bücherschatz angeschafft.[5]“
Ab etwa 1910 wurden durch den Ullstein-Verlag ähnliche Romanreihen herausgebracht.
1923 erschien die 1365. und letzte Ausgabe. Von 1927 bis 1930 wurden noch einmal etwa 112 Hefte in einer neuen Reihe herausgegeben, die aber wahrscheinlich Wiederholungen vorheriger Ausgaben waren.
Nach 1933 wurden einige Hefte als Teil des Gesamtwerkes unliebsamer Autoren mit verboten.[6] Sie waren aber zu dieser Zeit schon lange nicht mehr im Handel erhältlich.
Viele Ausgaben sind gegenwärtig noch antiquarisch zu erwerben.
Beschreibung
Jedes Heft enthielt einen Roman oder mehrere Erzählungen mit Illustrationen, manchmal auch mit einem Porträt des Autors.
Zu den bekanntesten gehörten Theodor Fontane, Peter Rosegger sowie Mark Twain, Rudyard Kipling, Fjodor Dostojewski, Leo Tolstoi, Émile Zola und Guy de Maupassant. Für viele zeitgenössische Autoren bot Kürschners Bücherschatz die Möglichkeit, neue Werke erscheinen zu lassen sowie einem breiteren Lesepublikum bekannter zu werden. Die inhaltliche Ausrichtung war auf ein breites Publikum ausgerichtet. Es waren viele zeitgenössische Autoren und Autorinnen vertreten, es fehlten nur die meisten der erfolgreichsten dieser Zeit.[7]
Hefte (Auswahl)
1–100
1 Arthur Achleitner: Das Jochkreuz. Eine Erzählung aus den Tiroler Bergen, 1897
321 Carit Etlar: Der Junker von Agersböl. Das Pfingsfest in Tibirke. Zwei wahre Geschichten aus Dänemarks Vergangenheit. Autorisierte Übersetzung aus dem Dänischen von Pauline Klaiber. Mit Illustrationen von A. Hug
↑Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 22. August 1935, S. 684; Würdigung für Hermann Hillger zum 70. Geburtstag
↑Es ist nicht bekannt, in welchem Maße Kürschner an der Entstehung der Reihe beteiligt war, wahrscheinlich nutzte der Verleger Hermann Hillger nur dessen erfolgreichen Namen dafür; die Praxis der Prämien für Zeitungsabonnenten wurde von ihm 1894 auch schon für ein Universal-Conversations-Lexikon verwendet, wovon sich Kürschner nach Protesten von Buchhändlern schriftlich im Börsenblatt distanzierte
↑Börsenblatt, 29. September 1896, S. 6049; mit einigen Zeitschriften; erste feststellbare Erwähnung im Börsenblatt
↑Börsenblatt vom 3. März 1897, S. 1666, mit Verzeichnis der ersten 23 Hefte
↑Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse, Band 4, 1911, S. 15 Text; über einen Prozess gegen einen mutmaßlichen Mörder eines sechsjährigen Mädchens
↑Zu den fehlenden erfolgreichsten Autoren dieser Zeit gehörten damals Gerhart Hauptmann, Hermann Sudermann, Clara Viebig, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke; in Kürschners Bücherschatz vertreten waren Georg von Ompteda und Annemarie Nathusius