Die personell wichtigste Entscheidung auf dem Bundesparteitag war die Wahl des einstigen Bundesjustizministers Thomas Dehler gegen den Widerstand des bisherigen Amtsinhabers Franz Blücher zum neuen Parteivorsitzenden der FDP. Dehler wurde hierin unterstützt von Friedrich Middelhauve und Reinhold Maier.
Zum Jahreswechsel 1953/54 belasteten einerseits innerparteiliche Flügelkämpfe zwischen „Nationalliberalen“ und sogenannten „Alt-Liberalen“ die FDP, andererseits blickte sie zufrieden auf ihre gemeinsam mit der CDU betriebene Regierungspolitik zurück. Vorzuweisen hatten sie wirtschaftspolitische Erfolge, wovon bei der Bundestagswahl vom September 1953 jedoch insbesondere der größere Regierungspartner profitierte. Für den Stimmenrückgang von 11,9 auf 9,5 Prozent wurde innerparteilich vornehmlich der Vorsitzende und Vizekanzler, Franz Blücher, verantwortlich gemacht, dem mangelndes Profil und zu große Nähe zu BundeskanzlerKonrad Adenauer vorgeworfen wurde. Als liberaler Hoffnungsträger galt dagegen der nicht mehr ins Kabinett zurückgekehrte vorherige Justizminister Thomas Dehler, ein Vertreter des „altliberalen“ Flügels, der in den 1920er Jahren in der bayerischen DDP aktiv gewesen war. Er übernahm zunächst den Vorsitz der Bundestagsfraktion und wurde mit fast 95 Prozent der Stimmen zum neuen Vorsitzenden gewählt.[2] Mit Dehler hatte sich die FDP für eine Strategie des Konfliktes mit dem größeren Koalitionspartner entschieden. Eine Definition des Begriffes „liberal sein“ findet sich in seiner Grundsatzrede „Auftrag und Verantwortung der freien Demokratie“, die er zum Schluss des Bundesparteitags hielt.[3]
Delegiertenschlüssel
Der Delegiertenschlüssel wurde gemäß § 13 Ziff. 2b der Satzung ausschließlich auf Grund der Ergebnisse der letzten Bundestagswahl vom 6. September 1953 (Berlin: Wahl zum Abgeordnetenhaus vom 3. Dezember 1950) berechnet. Die Mitgliederzahlen blieben unberücksichtigt. Je 15.000 Wählerstimmen stand den Landesverbänden ein Delegierter zu; ab 7.501 wurde aufgerundet. Den Landesverbänden stand darüber hinaus eine Grundzahl von vier Mandaten zu.
Nach den Wählerstimmen ergab sich folgender Delegiertenschlüssel:
Jürgen Dittberner: Die FDP. Geschichte, Personen, Organisation, Perspektiven. Eine Einführung, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2. Aufl., Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17494-5.
Peter Juling: Programmatische Entwicklung der FDP 1946 bis 1969. Einführung und Dokumente. Anton Hain Verlag, Meisenheim 1977, ISBN 3-445-01529-5.
Heino Kaack: Zur Geschichte und Programmatik der Freien Demokratischen Partei. Grundriß und Materialien, Anton Hain Verlag, Meisenheim 1976, ISBN 3-445-01380-2.
Holger Löttel (Bearb.): Adenauer und die FDP. Ferdinand Schöningh, Paderborn usw. 2013 (= Adenauer. Rhöndorfer Ausgabe), ISBN 978-3-506-77874-1.
Volker Stalmann (Bearb.): Die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag. Sitzungsprotokolle 1949–1969, 2 Halb-Bde., Droste, Düsseldorf 2017, ISBN 978-3-7700-5338-4.
Udo Wengst (Bearb.): FDP-Bundesvorstand. Die Liberalen unter dem Vorsitz von Theodor Heuss und Franz Blücher. Sitzungsprotokolle 1949–1954. Zweiter Halbband: 1953/54, Droste, Düsseldorf 1990, ISBN 3-7700-5159-9.
↑Juling, Programmatische Entwicklung der FDP 1946 bis 1969, Meisenheim 1977, S. 25 f.; Kaack, Zur Geschichte und Programmatik der Freien Demokratischen Partei, Meisenheim 1976, S. 18 f.