Eberhard Mahle, genannt Ebs, war der Sohn von Ernst Mahle, Mitbegründer und Mitinhaber der heutigen Mahle GmbH und Else Mahle, geb. Wurth aus Heppenheim. Seine Geschwister sind Ilse (* 1925), Ernst (* 1929) und Christoph Mahle (* 1938)[2]. Ab 1940 besuchte Eberhard die Grundschule in der Leibnitzstraße in Stuttgart.[3] Im Sommer 1943 zog Mutter Else mit ihren Kindern in das 1938 erworbene Feriendomizil Burg Rosenegg in Bürs bei Bludenz. Ab dem Sommer 1944 besuchte Mahle das Gymnasium in Bludenz[4]. Schon als Elfjähriger hatte er nach eigenem Bekunden mit dem elterlichen Wagen, einem Opel mit Holzvergaser, Ausflüge in Vorarlberg unternommen.[5]
1950 zog die Familie zurück nach Stuttgart. 1951 erfolgte der Umzug nach Brasilien, wo Vater Ernst für die Firma Mahle in São Paulo ein Kolbenwerk aufbaute.[6] Im Jahr 1952 kehrte Eberhard als 19-Jähriger zurück nach Stuttgart, um Anfang 1953 sein Abitur zu machen.[7] Anschließend studierte er zunächst zwei Semester Ingenieurwesen in Stuttgart und zwei Semester Volkswirtschaft in Tübingen. 1954 begann er als kaufmännischer Angestellter in der Exportabteilung bei Mahle.[8]
Rennkarriere
1954
Mit 21 Jahren und dem Erreichen der Volljährigkeit startete Mahle 1954 bei der Stuttgarter Rallye Solitude auf einem DKW F 91 und gewann die Klasse der Serien-Tourenwagen bis 1000 cm³.[9] Anschließend nahm Eberhard Mahle erfolgreich an einer Reihe weiterer Rallyes teil, so dass er schon kurz nach der Rallye Solitude die Internationale Lizenz beantragen konnte. Auf Anraten von Sven von Schröder nahm Eberhard Mahle mit Schröder als Beifahrer im DKW an der Rallye Balkanique 1954 teil. Er belegte den 3. Platz in der Gesamtwertung und gewann mit zwei weiteren DKW-Teams aus Deutschland die Team Wertung.[10] Das Preisgeld, in Jugoslawischer Währung ausbezahlt, wurde in Sliwowitz umgesetzt, der wiederum in Deutschland verkauft wurde. So kam Mahle zu einer finanziellen Basis für die kommenden Veranstaltungen.[11]
3. Badische Stern- und Nachtzuverlässigkeitsfahrt um die „Nachteule“
DKW 3=6
Sven von Schröder
August
WAC Clubfahrt
DKW 3=6
Veigel
1.
August
Hessenfahrt
DKW 3=6
ab 22. September
Rallye Balkanique
DKW 3=6
15
Sven von Schröder
2. Klasse 3. Gesamt
17. Oktober
Rallye „Rund ums Kinzigtal“
DKW 3=6
Küpper
1.Gesamt
26. Oktober
Gordon-Benett Rallye
BMW 501
Behringer
31. Oktober
„Durch die Lüneburger Heide“
DKW 3=6
2.
1955
1955 war Mahle aufgrund verstärkter beruflicher Einbindung ein Jahr in dem für den Motorsport nur wenig Zeit blieb. Er legte sich aber einen Porsche 356 mit 40 PS zu und nahm damit (und mit dem DKW) an einem Bergrennen bei Reutlingen teil.[13]
Für die Saison 1956 schaffte Eberhard Mahle einen neuen DKW an, dessen Motor eine Leistungssteigerung von 36 PS auf 55 PS erfuhr. Mit der DKW-Vertretung Emil Spahr vereinbarte er einen Wartungsdienst- und Reparaturvertrag – er erhielt diesen Service kostenlos.[14]
Für diese Saison plante Eberhard Mahle den Einstieg in den Rundstreckensport und kaufte dafür einen Alfa Romeo Giulietta Sprint Veloce mit 1300 cm³ Hubraum und 90 PS. Er sprach bei Alfa Romeo vor und bat um einen Sponsorenvertrag. Stattdessen bot ihm Vizedirektor Hruschka an, den Wagen werkseitig zu tunen und den Wagen nach jedem Rennen im Mailänder Stammwerk komplett durchsehen zu lassen. Die Kosten dafür würde Alfa Romeo zu 100 % übernehmen, aber nur, wenn Mahle mit dem Wagen die GT-Meisterschaft gewinnen würde. Eberhard Mahle musste die Rechnungen für die Wartungen nicht übernehmen, da er die Saison als Meister der GT-Klasse bis 1300 cm³ abschloss.[15]
Das Jahr 1958 war gekennzeichnet von zahlreichen Einsätzen als Werksfahrer für verschiedene Hersteller. Für Borgward startete er beim 1000 km-Rennen auf dem Nürburgring musste aber seinen Borgward RS an das Nr. 1-Team Hans Herrmann/Joakim Bonnier abgeben, als deren Wagen technische Probleme bekam. Ein zweiter Einsatz mit dem Borgward RS erfolgte beim AVUS-Rennen am 21. September. Im ersten der beiden Läufe kam er auf den 4. Platz, im zweiten Lauf wurde er sogar dritter, in der Gesamtwertung reichte es dennoch nur für Platz 4, da er den drittplatzierten Edgar Barth (auf Porsche) erst in der letzten Kurve überholte und er den Zeitrückstand aus Lauf 1 nicht mehr kompensieren konnte. Weitere Werkseinsätze bestritt Eberhard Mahle für Glas, Auto Union, NSU und Ford. Mit seinem privat eingesetzten Porsche 356 gewann er die Porsche-Sonderwertung des im Rahmen des Großen Preis von Deutschland der Formel 1 ausgetragenen GT-Rennens.[18]
2. (Nach dem Rennen wurde alle gestarteten Werks-NSU aus der Wertung genommen)[21]
1959
Im Frühjahr kam Paul-Ernst Strähle auf Eberhard Mahle zu und bot im einen Start bei der Targa Florio an. Strähle wollte einen Porsche 550 A Spyder und seinen Porsche 356 Carrera 1600 einsetzen. Eberhard Mahle sollte sich das Cockpit mit Herbert Linge teilen. Er belegte am Ende Platz zwei im Rennen, bei dem Porsche-Fahrzeuge auf den Plätzen eins bis vier landeten.
Beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring startete Mahle auf Einladung des Münchener Unternehmers Siegfried Günther mit einem Porsche 356 B Carrera GTL Abarth. Kurz vor dem Start am Sonntagmorgen befand sich Günther in einem desolaten gesundheitlichen Zustand. Mahle fuhr das erste Drittel des Rennens und übergab dann an Günther, der seinerseits rund eine Minute langsamer war als Mahle zuvor. Nach 2 Runden stieg Günther aus dem Wagen und Mahle setzte das Rennen fort. Er holte den erlittenen Rückstand auf den Klassenführenden fast auf und wurde am Ende 2. seiner Klasse und 7. der Gesamtwertung. Das Rennen wurde von Carlo Abarth beobachtet, der Mahle aufgrund seiner Fahrweise dazu einlud, für Abarth das 500-km-Rennen auf dem Nürburgring mit einem Abarth 1000 GT zu bestreiten. Er lag in der letzten Runde des Rennens in Führung, musste aber mit leerem Tank stehenbleiben. Zuschauer halfen mit Benzin aus, so dass er das Ziel noch als 4. der Klasse erreichte.[44]
Auch in diesem Jahr war Eberhard Mahle mit Autos verschiedener Marken erfolgreich. Der größte Erfolg in diesem Jahr war der beim 500-km-Rennen auf dem Nürburgring, bei dem er erneut mit einem Abarth startete. Abarth startete mit einem Team aus drei Fahrzeugen, die allesamt von deutschen Fahren gesteuert wurden. Mahles Teamkollegen waren Hans Herrmann und Herbert Linge. Vor dem Rennen loste Carlo Abarth die Stallorder aus, nach der Herrmann vor Linge und Mahle gewinnen sollte. Im Rennen schieden sowohl Herrmann als auch Linge mit defekten Halbwellen aus, so dass Mahle trotz einer materialschonenden Fahrweise mit großem Abstand gewann.[44]
In diesem Jahr startete Eberhard Mahle hauptsächlich auf Fahrzeugen von Mercedes-Benz und Abarth. Im Sommer erlitt er beim Wasserski-Fahren einen Unfall, dessen Folgen ihn bis zum nächsten Jahr außer Gefecht setzten.[64]
1. GT-Wagen bis 1.000 cm³ 1. Tourenwagen bis 2.500 cm³
6.–7. Juni
XV. ADAC Ratisbona Bergrennen
Mercedes-Benz 220 SE
99
1. Tourenwagen bis 2.500 cm³
4. August
AvD-Rheinland-Pfalz Preis für GTs Nürburgring
Porsche 356 1600 S
4.
1964 / 1965
Nachdem sein Bein nach dem Wasserski-Unfall verheilt war, trat Mahle beim „Curd Barry Gedenkrennen“ auf dem Flugplatz in Wien-Aspern an. Hier errang er den Gesamtsieg auf einem Abarth-Simca 2000.[75] Kurz danach verunfallte Mahle bei einer Go-Kart Veranstaltung in der Panzerkaserne Böblingen. Es handelte sich um eine reine Werbeveranstaltung für den Go-Kart-Sport. Teilnehmer waren u. a. der Kommandeur der Kaserne und der Bürgermeister von Böblingen. Die Karts gehörten der Kaserne, dienten der Freizeitgestaltung der Soldaten und befanden sich in einem schlechten Wartungszustand. Der Parcours bestand aus zwei ca. 70 m langen Geraden, die Wendepunkte waren nur mit Pylonen markiert. In ungefähr 10 m Abstand parkte eine Reihe von Schützenpanzern. Mahles Kart sprang zunächst nicht an und musste nach dem Austausch der Zündkerze angeschoben werden. Am Ende der Geraden blieb das Gaspedal des Karts hängen und die Bremse zeigte keine Wirkung. Mahle zwang das Kart in einen Dreher um es zu bremsen, prallte aber dennoch in einen der Schützenpanzer. Er verlor das Bewusstsein und wurde ins Sindelfinger Krankenhaus gebracht. Hier wurde ihm in Aussicht gestellt, dass er sein Bein aufgrund zahlreicher Brüche verlieren würde. Die Familie Mahle nutzte daraufhin ihre Kontakte und Mahle wurde umgehend in das Kantonsspital Graubünden in Chur verlegt, wo er von Professor Martin Allgöwer erfolgreich operiert worden ist. Eberhard Mahle blieb von April 1964 bis Oktober 1965 in der Klinik. Er konnte das verletzte Bein wieder belasten, aber sein Knie nur noch bis 90 Grad anwinkeln.[76]
Renneinsätze 1964
Datum
Veranstaltung
Fahrzeug
Startnr.
Platzierung
12. April
Großer Preis von Wien-Aspern
Abarth-Simca 2000 GT
91
1. Gesamt
1966
Kaum zu Hause angekommen, begann Mahle mit Überlegungen zur anstehenden Motorsportsaison 1966. Er wollte an einer Europameisterschaft teilnehmen, wofür entweder die Rallye- oder die Berg-Meisterschaften in Frage kamen. Wegen der bei Bergrennen geringeren Belastung entschied sich Mahle für die Europa-Bergmeisterschaft. Nun musste er noch ein siegfähiges Fahrzeug beschaffen. In Frage kamen dafür in erster Linie der Ferrari 275 GTB oder der Shelby Mustang 350 GT. Nach Anfragen bei Ferrari und Ford musste Mahle jedoch erkennen, dass beide Werke kein Interesse an einer werksseitigen Unterstützung Mahles in der Berg-Europameisterschaft hatten. Stattdessen schaffe er sich einen Porsche 911 an, den er von Gerhard Mitter tunen ließ. Porsche unterstützte dies, in dem Mitter und Mahle die Motorenprüfstände in Zuffenhausener Porsche-Werk nutzen durften. Mitter steigerte die Leistung des Porsche-Motors von 130 PS auf 166 PS. Getestet wurde der 911er bei der Rallye Astronomia in Weil der Stadt. Mahle war der Beste bei 5 der 7 Sonderprüfungen und gewann die Rallye.[77] Schon nach dem Bergpreis Rossfeld erfuhr der Wagen eine erneute Leistungssteigerung auf 186 PS, womit er bei den folgenden Rennen kaum mehr zu besiegen war.[78]
Nach dem Sieg beim Bergrennen Schauinsland und dem damit verbundenen Gewinn der Europameisterschaft erklärte Mahle zum Ende des Jahres 1966 seinen Rücktritt vom Motorsport.[78]
1968 verabschiedete sich Mahle vom Rennsport, um sich Aufgaben in der Führung des Familienunternehmens zu widmen. Er lebte bis zu seinem Tod in Leonberg und nahm regelmäßig als Gast an historischen Motorsport-Veranstaltungen teil. Eberhard Mahle war Beirat der Mahle-Stiftung.[89]