Der Gemeindeteil Boltenmühle liegt etwa 13 Kilometer nördlich von Neuruppin, zwischen Kalksee und Tornowsee am Binenbach, etwa 200 Meter vor dessen Einfluss in den Tornowsee. Er liegt auf 46 m ü. NHN. Die Siedlung ist über die L16, Abzweig zwischen Steinberge und Gühlen-Glienicke, von Binenwalde oder auch von Rottstiel und Tornow aus über kleine Straßen gut zu erreichen.
Geschichte
Am 5. März 1718 erwarb der Kaufmann Hans Joachim Boldte, auch Bolten geschrieben, aus Rathenow ein Stück Land am damaligen Kalkseebach (heute Binenbach) und erhielt die Konzession zum Bau einer Schneidemühle. Das Areal unterstand dem Amt Alt Ruppin. Ein Jahr später erhielt er auch die Erlaubnis eine Mahlmühle zu errichten.[2] 1723 begann der Bau der Boltenmühle am Weilickenberg als Ersatz für die eingegangene Mühle bei Kagar.[3] Für die beiden Mühlen musste er 40 Taler Grundzins zahlen. Die Bauern aus Braunsberg, Kagar, Linow und Wallitz waren Zwangsmahlgäste in der Boltenmühle. 1731 musste die Mühle versteigert werden. Ihm folgte der Mühlenmeister Joachim Christoph Fleischmann aus Neustadt (Dosse). Auch er blieb nicht lange im Besitz der Mühle. 1735 verkaufte er die Boltenmühle an Johann Klöckner. 1753 hatte die Erbwassermühle 47 Morgen 140 Quadratruten Heuerland. Johann Ernst Fabri beschreibt die Boltenmühle als ein königliches Dorf mit 1 Feuerstelle, das 1767 11 Einwohner hatte, 1787 24 Einwohner.[4] 1782 folgte der Sohn des Johann Klöckner, Christian Friedrich Klöckner nach. Er hatte mehrmals Ärger mit dem Oberamtmann Johann Friedrich Bütow vom Amt Alt Ruppin wegen der Zahlungsform des Mühlenpachtes.[5][6] Der Amtmann wollte die Pacht in natura haben, Klöckner wollte anscheinend in Geld bezahlen. Dieser zog 1791 nach Mecklenburg ab.[7]
Ihm folgte ein Mühlenmeister Schröder nach. 1793 pachtete dieser für eine jährliche Pacht von 8 Groschen pro Morgen 40 Morgen Zühlensches Forstland. Er musste allerdings auf freies Deputatholz verzichten.[8] 1794 wollte er die Zühlensche Forstdienstwiese pachten.[9] Die zwei Wohngebäude (Feuerstellen) hatten zwölf Bewohner.[10] 1801 schrieb Bratring, dass die Boltenmühle ehemals Weilcken oder Wilckenbergische Mühle genannt wurde. Westlich der Boltenmühle liegt der Weilickenberg, auf dem eine Höhensiedlung der jüngeren Bronzezeit gefunden wurde. 1801 hatte die Boltenmühle 11 Einwohner in zwei Wohngebäuden.[11] 1811 klagten die Ortsarmen von Zühlen gegen den neuen Müllermeister Lemcke. Sein Vorgänger, Müllermeister Schröder hatte ein Legat von 200 Talern an die Ortsarmen in Zühlen gemacht, die anscheinend auf der Mühle standen. Der neue Besitzer der Boltenmühle wollte dieses Legat nun nicht mehr zahlen.[12] Das Legat bestand jedoch bis in die 1840er Jahre fort.[13]
1817 hatte Boltenmühle 19 Einwohner, Besitzer war ein Mühlenmeister Lemcke. Wann er die Boltenmühle übernommen hatte, war bisher nicht zu ermitteln.[14] 1823 kaufte Mühlenmeister Wilhelm Christian Ramm die Boltenmühle.[15] 1841 ist die Boltenmühle als Wasser-, Mahl und Schneidemühle charakterisiert. Allerdings ist nun nur noch ein Wohngebäude erwähnt, in dem 11 Menschen wohnten.[16] Nicht in die Besitzabfolge der Chronik passt eine Notiz im Amtsblatt von 1844, wo ein Mühlenmeister C. A. Schultze zu Boltenmühle bei Neuruppin eine Mühle zum Kauf in der Netzegegend (Neumark) suchte.[17]
Im November 1846 wurde Mühlenmeister Rudolph Eduard Hermann Ramm zum Schiedsmann für den 4. ländlichen Bezirk des Kreises Ruppin verpflichtet.[18] Erneute Bestätigungen für dieses Amt erfolgten 1853,[19] und 1861.[20] 1861 stand nur noch ein Haus in Boltenmühle mit neun Bewohnern. Zur Boltenmühle gehörten vier Wirtschaftsgebäude.[21] Auch 1871 bestand die kleine Siedlung nur noch aus einem Wohnhaus (mit neun Einwohnern),[22]
1932 kaufte Bäckermeister Alfred Schultze aus Rägelin die Boltenmühle. Er gestaltete sie zu einem Ausflugslokal mit Übernachtungsmöglichkeit um. Zu DDR-Zeiten war die Boltenmühle ein beliebtes Ausflugslokal, das im Sommer durch Sonntagsfahrten des DDR-Reisebüros angefahren wurde. Auch machten Wasserwanderer hier Station, oder Bewohner der umliegenden Campingplätze kehrten hier ein. Die Konsumgenossenschaft des Kreises Neuruppin führte die Boltenmühle von 1959 bis 1992. Im Juni 1992 brannte das historische Gebäude durch Brandstiftung nieder. Der Wiederaufbau erfolgte durch Rekonstruktion des historischen Gebäudes. Die Boltenmühle ist heute Hotel und Restaurant.
Die Besitzer der Boltenmühle in der Übersicht
1718–1731 Hans Joachim Bolten.
1731–1735 Mühlenmeister Joachim Christoph Fleischmann aus Neustadt (Dosse).[15]
Die Boltenmühle wurde auf Amtsgebiet des Amtes Alt Ruppin errichtet und musste den Grundzins nach Altruppin entrichten. Nach Auflösung der Ämter 1872/74 war die Boltenmühle quasi eine selbständige kommunale Einheit. Bei der Bildung der Amtsbezirke wurde Boltenmühle unter den Gemeinden aufgeführt, nicht unter den Gutsbezirken.[27] Sie wurde dem Amtsbezirk 16 Neuglienicke zugewiesen. Amtsvorsteher war Oberförster Riesen vom Gutsbezirk Neuglienicke, sein Stellvertreter Gutsbesitzer Strohmeyer in Binenwalde. 1895 wurde die Boltenmühle in den Gutsbezirk Neuglienicke eingegliedert. 1929 wurde Boltenmühle in die Gemeinde Rheinsberg-Glienicke eingemeindet. 1950 wurde Rheinsberg-Glienicke nach Gühlen-Glienicke eingemeindet. 1950 wurde Boltenmühle folglich ein Ortsteil von Gühlen-Glienicke.
Mit der Gründung des neuen Landkreises Ostprignitz-Ruppin wurde Gühlen-Glienicke am 5./6. Dezember 1993 in die Stadt Neuruppin eingegliedert und ist nun ein Ortsteil der Stadt Neuruppin. Boltenmühle ist nach dem offiziellen Sprachgebrauch nur noch ein bewohnter Gemeindeteil von Gühlen-Glienicke.[28]
Literatur
Friedrich Wilhelm August Bratring: Die Graffschaft Ruppin in historischer, statistischer und geographischer Hinsicht: ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg. Haym, Berlin 1799. XIV, 618 S., archive.org.
Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Zweiter Band. Die Mittelmark und Ukermark enthaltend. Maurer, Berlin, 1805. VIII, 583 S., archive.org.
Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil II: Ruppin. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1972. 327 S.
Dietrich Zühlke: Ruppiner Land. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten von Zühlen, Dierberg, Neuruppin und Lindow. Akademie-Verlag, Berlin 1981 (Werte Unserer Heimat, Heimatkundliche Bestandsaufnahme in der Deutschen Demokratischen Republik, Band 37). XII, 202 S.
↑
19.10 Landkreis Ostprignitz-Ruppin. In: Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005, Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik, Beitrag zur Statistik; statistik-berlin-brandenburg.de (PDF).
↑ ab
Johann Ernst Fabri: Verbesserungen und Nachträge in Ansehung der Graffschaft Ruppin. Zur Büschingschen Topographie der Mark Brandenburg. In: Magazin für die Geographie, Staatenkunde und Geschichte, 1797, 3, S. 271–311, hier S. 310; Nürnberg, Raspesche Buchhandlung; Textarchiv – Internet Archive.
↑Friedrich Wilhelm August Bratring: Die Graffschaft Ruppin in historischer, statistischer und geographischer Hinsicht: ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg. Zweiter Band. Die Mittelmark und Ukermark enthaltend. Maurer, Berlin 1805, S. 45. VIII, 583 S., Textarchiv – Internet Archive.
↑ abOrtschafts=Verzeichniß des Regierungs=Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817, mit Bemerkung des Kreises, zu welchem der Ort früher gehörte, der Qualität, Seelenzahl, Confession, kirchlichen Verhältnisse, Besitzer und Addreß-Oerter nebst alphabethischem Register. Georg Decker, Berlin 1817 (ohne Paginierung), VIII. Der Ruppinsche Kreis, Nr. 12; archive.org.
↑
August von Sellentin: Boltenmühle. VIII. Der Ruppinsche Kreis, Nr. 20. In: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Potsdam und der Stadt Berlin. Verlag der Gander’schen Buchhandlung, Berlin 1841, S.139 (zlb.de).
↑ abAmtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Bromberg, Öffentlicher Anzeiger, No. 12 vom 22. März 1844, S. 282; Textarchiv – Internet Archive.
↑Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Stück 52, vom 25. Dezember 1846, S. 404; Textarchiv – Internet Archive.
↑Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Stück 4, vom 27. Januar 1854, S. 28. Google Books
↑Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Stück 3, vom 18. Januar 1861, S. 33; Textarchiv – Internet Archive.
↑Steinberge. In: Richard Boeckh: Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin. Verlag von Dietrich Reimer, Berlin 1861, S. 222–223. 276 S., Google Books
↑ abDie Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. II. Die Provinz Brandenburg. Verlag des Königlich Statischen Bureau, Berlin 1873, S. 91. Google Books
↑
Dieter Zühlke (Bearb.) / Autorenkollektiv: Ruppiner Land: Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten von Zühlen, Dierberg, Neuruppin und Lindow. Akademie-Verlag, Berlin 1981, S. 48–50 (Werte unserer Heimat – Heimatkundliche Bestandsaufnahme in der Deutschen D. Republik; 37). 202 S.
↑Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil II: Ruppin. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1972, S. 20–22.