Die Bahnstrecke Moret-Veneux-les-Sablons–Lyon-Perrache ist eine zweigleisige elektrifizierte Eisenbahnstrecke in Frankreich. Im südlichen Abschnitt der Strecke begann das Eisenbahnzeitalter in Frankreich. Die allererste 1827 in Frankreich eröffnete Eisenbahn liegt zwischen Andrézieux und Saint-Étienne, die ab 1831 – ebenfalls erstmals – auch für den Reiseverkehr genutzt wurde. Östlich und westlich schließen sich die beiden Strecken Saint-Étienne–Lyon und Roanne–Andrézieux an. Damit war eine zentralfranzösische Verbindung zwischen den beiden schiffbaren Flüssen Rhône und Loire hergestellt.
Neben der Aufgabe, Nahverkehr abzuwickeln, ist sie heute vor allem die kürzeste Verbindung zwischen Paris und Clermont-Ferrand.
Bis 1858 wuchs die Strecke von Süden nach Norden bis Roanne, ab 1860 wurden die noch fehlenden 110 km von Moret-Veneux-les-Sablons bis Montargis gebaut und die Gesamtstrecke war fertiggestellt. Der neue Eigentümer der Strecke, die CCGF, hatte sich finanziell übernommen und musste aufgelöst werden. Die Compagnie du chemin de fer de Paris à Orléans (P.O.), die schon angrenzende Strecken besaß, hatte großes Interesse an dieser zentralen Strecke und konnte – zusammen mit zwei weiteren Strecken – im April 1857 für sie die Konzession erwerben.
In der Folge siedelten sich zahlreiche Fabriken entlang der Strecke an, die dadurch attraktive Verkehrsverbindungen genossen. Im Personenverkehr gab es ab 1871 Schnellzüge, die 100 km/h erreichten. Zahlreiche internationale Verbindungen – wie zum Beispiel ein Nachtzug Bordeaux–Genf – wurden betrieben. In den 1930er Jahren fuhren auf der Destination Paris–Clermont-Ferrand Bugatti-Triebwagen mit einer Spitzengeschwindigkeit von 130 km/h, während Dampflokomotiven 120 km/h nicht überschreiten durften.
Mit der Verstaatlichung der P.O. 1938 und der Übernahme durch die SNCF sowie den Beeinträchtigungen durch den Zweiten Weltkrieg verschlechterte sich das Angebot im Personenverkehr. Von Paris aus dauerte im Sommer 1938 die Fahrt nach Nevers 2:23 (3:25), Moulins 3:20 (4:54) und nach Clermont-Ferrand 4:20 (7:50), zehn Jahre später eine Stunde und mehr länger. Die durch die deutschen Truppen zerstörte Brücke über den Canal du Loing bei Souppes konnte erst 1951 wieder eröffnet werden.[2] In den 1960er Jahren wurden die Dampflokomotiven von Diesellokomotiven des Typs BB 67000 abgelöst. Es fanden Versuchsfahrten mit einem Prototyps des Gasturbinenzugs SNCF ETG auf einem Abschnitt dieser Strecke statt, der danach weiter hier eingesetzt wurde.
In den 1970er Jahren wurde die Strecke ertüchtigt, wie es seit den 1940er Jahren gewünscht wurde, um den Verkehr auf der Strecke zu beschleunigen. Durch zahlreiche Maßnahmen wie Ausrichtungskorrekturen, Austausch der elektrischen Einrichtungen, Erneuerung der Gleise mit langen, geschweißten Schienen und dem Einsatz neuen Rollmaterials wie beispielsweise der CC 72000 konnten die Fahrzeiten um 30 bis 60 Minuten verkürzt werden. In den 2000er Jahren wurden weitere Verbesserungen durchgeführt wie das Entfernen einiger Bahnübergänge und zusätzliche Sicherungsmaßnahmen in den Bahnhöfen. Seitdem können Geschwindigkeiten bis 200 km/h erreicht werden; Züge im Nahverkehr können mit bis zu 160 km/h verkehren.
Streckenverlauf
Paris – Nevers
Im Bahnhof Moret-Veneux-les-Sablons der Bahnstrecke Paris–Marseille zweigt die Bahnstrecke am linken (nördlichen) Ufer des Loing ab und verläuft bis etwa Nemours auf dem Plateau des Gâtinais bzw. von Fontainebleau. Anschließend hält sie sich weiter an den linken (bis Souppes-sur-Loing) bzw. hernach den rechten (östlichen) Talboden bis Montargis, wo die Trassierung das Loingtal verlässt und südwestwärts nach Gien im Loiretal unter geradliniger Durchmessung der Landschaft des „Gâtinais pauvre“ (des armen Gâtinais) gelangt. Mit der Loire geht es dann südostwärts stets an ihrer rechten Talseite bis Nevers, wobei teils der Talboden, aber auch der Hangfuss oder aber das zum Morvan aufsteigende Nivernais genutzt werden. Vor Nevers kürzt die Trasse eine südwärts gerichtete Flussschleife zwischen Fourchambault und Nevers selbst geradlinig im flachen Hinterland ab.
Nevers – Roanne
Die Loire wird dann südwärts mit der Eisenbahnbrücke Nevers gequert und ins Tal des Allier an seiner Ostseite eingebogen, indem eine Geländeformation im Zwickel zwischen Loire und Allier umfahren wird. Nun geht es im weiten Alliertal südwärts bis Moulins, wobei nächst Saint-Pierre-le-Moûtier ein Geländerücken zum Fluss hin durchschnitten und nicht umfahren wird. Südlich von Moulins ist weiterhin eine sehr gestreckte Trassenführung in der weiten Flussebene bis zum Trennungsbahnhof Saint-Germain-des-Fossés möglich, wo die Bahnstrecke ostwärts ins Tal der Besbre bei Lapalisse übersetzt, indem sie die Montagne Bourbonnaise durchmisst. Südostwärts geht es dann bergan im letztgenannten Tal bzw. in einer Seitenfurche, der des Barbenan, um im Tunnel de Saint-Martin-d’Estréaux einen Kulminationspunkt der Streckenführung auf etwa 400 m Seehöhe zu erreichen: Damit werden die Monts de la Madeleine als nördliche Ausläufer des Zentralmassivs durchschnitten und in weiterer Folge an deren Ostabdachung in das Becken von Roanne abgestiegen.
Roanne – Lyon
Nach Querung der Loire in der Stadt steigt die Bahnstrecke wieder kurvenreich auf (etwas über 400 m Seehöhe), diesmal hinein in die westlichen Ausläufer der Landschaft Beaujolais, um die Gorges de la Loire zwischen Villerest und Balbigny östlich zu umgehen. Bei Balbigny ist der Boden der Ebene von Forez erreicht und es geht geradlinig südwärts über Feurs Richtung Andrézieux-Bouthéon. Nun schwenkt die Bahnstrecke ins Tal des Furan (Fluss) südostwärts ein und gelangt so ins Becken von Saint-Étienne auf etwas über 500 m Seehöhe. Nach Überwechseln in die Gewässerfurche des Janon wird ab Saint-Chamond das Tal des Gier benutzt und diesem nordöstlich bis Givors im Rhonetal gefolgt. Von Givors aus gelangt man dann entweder über die linksufrige Bahnstrecke Paris–Marseille oder fährt rechtsufrig am Talflankenfuss über Vernaison und Oullins bis Bahnhof Lyon-Perrache.