Verwaltungsstruktur des Fürstentums Braunschweig-WolfenbüttelDie Verwaltungsstruktur des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel gliederte sich im Jahr 1793 in 118 Ämter. Davon waren 11 Städtische Gerichtsämter, 32 Haupt-Ämter, 19 Klostergerichte, 8 Fürstliche Gerichte, 22 adlige Gerichte mit Obergerichtsbarkeit, 21 adlige Gerichte ohne Obergerichtsbarkeit, 4 Glebasten-Gerichte ohne Obergerichtsbarkeit, und 1 adliges Komturei-Gericht. Alle diese Gebiete hatten die Zuständigkeiten eines Amts und Sitz und Stimme in der Braunschweigischen Ständeversammlung, obwohl sie von sehr unterschiedlicher Größe, Rechtsform und Bedeutung waren. SystematikIn unten stehender Systematik wird das Jahr 1793 als Stichjahr genommen, weil hier für alle Ämter statistische Angaben vorliegen. Die Verwaltungsgeschichte des Fürstentums und der meisten Länder verlief aber seit dem Hildesheimer Rezess von 1643 und der Rückeroberung der lange unabhängigen Stadt Braunschweig 1671 relativ kontinuierlich und unverändert. 1753/54 wurde die fürstliche Residenz wieder von Wolfenbüttel in das neu erbaute Schloss Braunschweig zurückverlegt. Viele der 48 adligen Gerichte mit ihren althergebrachten Rechten umfassten oft nur ein oder zwei Dörfer. Die Klosterämter umfassten manchmal gar keine Dörfer, hatten aber trotzdem einen Sitz in der Landesversammlung. Sie beschäftigten aber Einwohner aus anderen Ämtern und zahlten Abgaben. Die Siedlungen im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel (ohne Fürstentum Blankenburg und Kommunion Unterharz) umfassten zusammen 11 amtsfreie Städte, 12 Flecken und 434 Dörfer und Weiler.[1] Die Ämter waren in zwei Hauptgebiete (nördliche und südliche Ämter) und diese in je zwei Hauptbezirke eingeteilt. Zusätzlich gab es das exterritorial weit nördlich bei Bremen liegende kleine Amt Thedinghausen. Das Amt Thedinghausen gehörte seit 1679 zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Seine Zugehörigkeit zum Landkreis Braunschweig endete erst 1972. Seit 1731 war auch das Fürstentum Blankenburg im Südostharz dauerhaft mit Braunschweig-Wolfenbüttel in Personalunion verbunden, blieb jedoch bis 1805 selbständiger Reichsstand. Es wird darum hier nicht behandelt. Eine staatsrechtliche Besonderheit war ferner der Bezirk Kommunion Unterharz, der im 18. Jahrhundert gemeinsam mit dem Kurfürstentum Hannover verwaltet wurde. Zu den nördlichen Ämtern zählten der Wolfenbüttelsche Bezirk um die Haupt- und Residenzstadt, sowie der etwas weniger bedeutsame Elmbezirk (auch nach dem Hauptort Schöningenscher Bezirk) um Helmstedt mit dem isoliert im heutigen Sachsen-Anhalt als Exklave liegenden Amt Calvörde. Die räumlich vom nördlichen Landesteil separat liegenden südlichen Ämter wurden vom Harzbezirk und dem Weserbezirk in einem schmalen Landgürtel zwischen dem Kurfürstentum Hannover und dem Hochstift Hildesheim gebildet.[2] Bei der unten stehenden Systematik werden die Ämter zunächst nach der Art der Ämterherrschaft geschieden und sodann unter ihrem geläufigsten Namen alphabetisch verzeichnet. Wie oben erläutert, gab es städtische Ämter (in etwa einer kreisfreien Stadt vergleichbar), Haupt-Dominialämter (am ehesten einem heute üblichen Landkreis vergleichbar) und mehrere Sonderformen von meist untergeordneter Bedeutung mit überkommenen Rechten: Klosterämter, fürstliche Gerichte, adlige Gerichte mit oder ohne Obergerichtsbarkeit (die niedere Gerichtsbarkeit hatten alle) und Glebastengerichte. Adliges Gericht o.O. bedeutet eine adlige Gerichtsherrschaft ohne Obergerichtsbarkeit. In der Liste werden außerdem genannt: der Name des am ehesten dauerhaften Hauptorts (im Link dazu kann oft Näheres zur Ämtergeschichte nachgelesen werden), ein modernes Wappen aus einem der Orte des Amts (wo möglich, des Hauptorts), die Anzahl der Ortschaften, Dörfer und Weiler, für die das Amt zuständig war, die Anzahl der Feuerstellen (etwa vergleichbar der heutigen Haushalte), die Anzahl der Einwohner, Anmerkungen und weitere Informationen bezüglich historischer oder orthographischer Besonderheiten zum jeweiligen Amt und ein typisches Bild aus dem Amt. Wappen und Bilder wurden nur für die städtischen und die Hauptämter verwendet, auch zur besseren Unterscheidung. In vielen der Wappen findet sich der Braunschweigische Löwe. Zu den Wappen ist zu bemerken, dass viele der Wappen erst in den letzten Jahrzehnten entworfen wurden und sie nicht historisch korrekte Wappen der Ämter darstellen sollen. Es gibt keine Belege dafür, dass die Ämter eigene Wappen geführt haben. Nördliche ÄmterWolfenbüttelscher BezirkDer Wolfenbüttelsche Bezirk, nach französischem Vorbild auch von seinem Hauptfluss her Okerbezirk genannt, war etwa 24,5 Quadratmeilen groß (etwa 1.396 Quadratkilometer). In den 170 Dörfern und 3 Städten lebten 1793 insgesamt 81.677 Menschen (ohne Militär), also etwa 58,5 Menschen pro Quadratkilometer. Darunter gab es 13.803 Hausväter, 17.126 Hausmütter, 2.649 ledige, sich selbst erhaltende Personen, 707 Hausbediente, 3.471 Knechte und Enken, 5.715 Mägde, 85 Gymnasiasten, 195 Ladendiener, 198 Ladenburschen, 1.719 Gesellen, 777 Lehrjungen, 1.228 Altväter und 2.232 Altmütter, 4.199 Söhne und 4.725 Töchter über 14 Jahre, 11.685 Söhne und 11.196 Töchter unter 14 Jahren. Insgesamt waren 39.076 Personen männlichen und 42.601 weiblichen Geschlechts, darunter 1.006 Witwer und 4.209 Witwen, sowie 365 Waisenkinder. In Städten lebten 35.340, auf dem Lande 46.337 Menschen.[3] Es gab im Jahr 1799 163 Kirchen und Kapellen, 106 Gemeinschaftsunterkünfte für Witwen (Witwenhäuser), 1 Ritterakademie, 3 Gymnasien, 45 Bürger- und 149 Landschulen und 3 Waisenhäuser. Zur Sozialstruktur der bäuerlichen Bevölkerung gab es 1799 folgende Daten: Es gab 488 Großbauernhöfe (Ackerhöfe), 498 Höfe mittlerer Größe (Halbspannerhöfe), 3.086 kleine Höfe (Kothöfe) und 1.080 Kleinst- und Nebenerwerbshöfe (Brinksitzer und Anbauer). Im ganzen Fürstentum gab es im Jahr 1799 3.998 Soldaten und Militärangehörige.[3] Zum Wolfenbüttelschen Bezirk zählten folgende Ämter:
ElmbezirkDer Elmbezirk oder, wie nach seinem Hauptort benannt, Schöningensche Bezirk, war 14,375 Quadratmeilen groß (etwa 805 Quadratkilometer). In den 92 Dörfern und 3 Städten lebten 1793 insgesamt 35.831 Menschen, also etwa 44,5 Menschen pro Quadratkilometer. Darunter gab es 6.202 Hausväter, 7.245 Hausmütter, 647 ledige, sich selbst erhaltende Personen, 178 Hausbediente, 1.745 Knechte und Enken, 2.081 Mägde, 213 Studenten und Gymnasiasten, 36 Ladendiener, 39 Ladenburschen, 559 Gesellen, 327 Lehrjungen, 2.137 Altväter und Altmütter, 4.079 Kinder über 14 Jahre und 10.343 unter 14 Jahren. Insgesamt waren 17.578 männlichen und 18.253 weiblichen Geschlechts, darunter 520 Witwer und 1.779 Witwen, sowie 130 Waisenkinder. In Städten lebten 8.044, auf dem Lande 27.877 Menschen.[2] Zur Sozialstruktur der bäuerlichen Bevölkerung und zur wirtschaftlichen Infrastruktur gab es 1799 folgende Daten: es gab 432 Großbauernhöfe (Ackerhöfe), 277 Höfe mittlerer Größe (Halbspannerhöfe), 1.229 kleine Höfe (Kothöfe), und 684 Kleinst- und Nebenerwerbshöfe (Brinksitzer und Anbauer). Daneben existierten 1 Salzbergwerk, 1 Gesundbrunnen (Kurbetrieb), 2 Steinkohlen- und Braunkohlenbergwerke, 3 Papiermühlen, 86 Mahl- und Ölmühlen mit Wasserbetrieb, 29 Windmühlen, 8 Ziegelbrennereien, 2 Gipsöfen, und 9 Kalköfen.[2] Der Elmbezirk setzt sich aus den folgenden Ämtern zusammen:
Südliche ÄmterHarzbezirkDer Harzbezirk war 9,75 Quadratmeilen groß (etwa 546 Quadratkilometer). In den 61 Dörfern, 2 Städten und 2 Marktflecken lebten 1793 insgesamt 25.007 Menschen, also etwa 45,8 Menschen pro Quadratkilometer. Darunter gab es 4.314 Hausväter, 5.005 Hausmütter, 403 ledige, sich selbst erhaltende Personen, 153 Hausbediente, 1.086 Knechte und Enken, 1.306 Mägde, 11 Gymnasiasten, 7 Ladendiener, 16 Ladenburschen, 282 Gesellen, 124 Lehrjungen, 447 Altväter und 883 Altmütter, 1.668 Söhne und 1.566 Töchter über 14 Jahre, 3.871 Söhne und 3.865 Töchter unter 14 Jahren. Insgesamt waren 12.067 männlichen und 12.940 weiblichen Geschlechts, darunter 338 Witwer und 1.174 Witwen, sowie 111 Waisenkinder. In Städten lebten 3.363, auf dem Lande 21.664 Menschen.[2] Zur Sozialstruktur der bäuerlichen Bevölkerung und zur wirtschaftlichen Infrastruktur gab es 1799 folgende Daten: es gab 157 Großbauernhöfe (Ackerhöfe), 136 Höfe mittlerer Größe (Halbspannerhöfe), 1.267 kleine Höfe (Kothöfe) und 849 Kleinst- und Nebenerwerbshöfe (Brinksitzer und Anbauer). Daneben existierten 1 Eisenhütte, 1 Kupferhammer, 2 Papiermühlen, 8 Sägemühlen, 46 Mahl- und Ölmühlen, 3 Walk-, Schleif- und Grützmühlen, 6 Eisengruben, 5 Ziegelbrennereien, 2 Gipshütten und 9 Kalköfen.[2] Zum Harzbezirk zählten folgende Ämter:
WeserbezirkWestlich an den Harzbezirk schloss sich zwischen Weser und Leine der Weserbezirk an. Auch die geringen Ämter (Klöster-, fürstliche und adlige Ämter) haben im Vergleich zu den anderen Bezirken oft erheblichen Umfang. Der Weserbezirk war 11,75 Quadratmeilen groß (etwa 658 Quadratkilometer). In den 86 Dörfern, 2 Städten und 3 Marktflecken lebten 1793 insgesamt 31.433 Menschen, also etwa 47,8 Menschen pro Quadratkilometer. Darunter gab es 5.262 Hausväter, 5.743 Hausmütter, 636 ledige, sich selbst erhaltende Personen, 146 Hausbediente, 932 Knechte und 237 Enken (Juniorknechte), 1.486 Mägde, 22 Gymnasiasten, 8 Ladendiener, 16 Ladenburschen, 304 Gesellen, 122 Lehrjungen, 2.014 Altväter und Altmütter, 4.626 Söhne und Töchter über 14 Jahre, 9.829 Kinder unter 14 Jahren. Insgesamt waren 15.388 männlichen und 16.045 weiblichen Geschlechts. In Städten lebten 4.567, auf dem Lande 26.866 Menschen.[2] Zur Sozialstruktur der bäuerlichen Bevölkerung und zur wirtschaftlichen Infrastruktur gab es 1799 folgende Daten: es gab 259 Großbauernhöfe (Ackerhöfe), 411 Höfe mittlerer Größe (Halbspannerhöfe), 1.270 kleine Höfe (Kothöfe) und 1.092 Kleinst- und Nebenerwerbshöfe (Brinksitzerstellen). Daneben existierten 1 Eisenhütte, 3 Eisenwerke, 4 Blankhammer, 4 Glashütten, 1 Spiegelhütte, 1 Porzellanfabrik, 1 Steinschleifmühle, 4 Stampfmühlen, 4 Glasur- und Poliermühlen, 4 Eisenschleifmühlen, 4 Sägemühlen, 6 Papiermühlen, 54 Mahl-, Grütze- und Ölmühlen, 13 Wasser- und Rossölmühlen, 2 Lohmühlen, 1 Ziegelei, 5 Gipshütten und 12 Kalköfen.[2] Zum Weserbezirk zählten folgende Ämter:
Amt ThedinghausenExklaviert lag bei Bremen seit 1679 noch das kleine und relativ arme Amt Thedinghausen. Das Amt war 1,33 Quadratmeilen groß (etwa 74 Quadratkilometer). In den 12 Dörfern und 1 Marktflecken lebten 1793 insgesamt 3.431 Menschen, also etwa 46,4 Menschen pro Quadratkilometer. Darunter gab es 578 Hausväter, 635 Hausmütter, 46 ledige, sich selbst erhaltende Personen, 19 Hausbediente, 127 Knechte und 35 Enken (Juniorknechte), 251 Mägde, 0 Gymnasiasten, 5 Ladendiener, 2 Ladenburschen, 16 Gesellen, 16 Lehrjungen, 206 Altväter und Altmütter, 291 Söhne und Töchter über 14 Jahre, 1.159 Kinder unter 14 Jahren. Insgesamt waren 1.663 männlichen und 1.768 weiblichen Geschlechts. Es gab keine Stadt und also auch keine städtische Bevölkerung.[2] Zur Sozialstruktur der bäuerlichen Bevölkerung und zur wirtschaftlichen Infrastruktur gab es 1799 folgende Daten: Es gab 49 Großbauernhöfe (Ackerhöfe), 39 Höfe mittlerer Größe (Halbspannerhöfe), 198 kleine Höfe (Kothöfe) und 128 Kleinst- und Nebenerwerbshöfe (Brinksitzer und Anbauer). Daneben existierten an wirtschaftlicher Infrastruktur lediglich 2 Windmühlen und 2 Lohmühlen.[2]
Einzelnachweise
|
Portal di Ensiklopedia Dunia