Technisches Hilfswerk
Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) ist die deutsche Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes mit ehrenamtlichen Helfern und hauptamtlichen Mitarbeitern (§ 1 Abs. 3 THW-Gesetz) im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern und für Heimat. Die Bundesoberbehörde hat ihren Sitz in Bonn-Lengsdorf. Das THW wurde am 22. August 1950 gegründet und ist seit dem 25. August 1953[5] eine nicht rechtsfähige Bundesanstalt des öffentlichen Rechts mit eigenem Verwaltungsunterbau. Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk ist damit eine Bundesoberbehörde.[6] Vorläufer des Technischen Hilfswerks war die 1919 von Otto Lummitzsch, einem Pionieroffizier, gegründete Technische Nothilfe (TN), die bis 1945 existierte. AufgabenDie Aufgaben des THW sind durch das THW-Gesetz[7] vom 22. Januar 1990 festgelegt, das am 1. Mai 2020 novelliert wurde.[8] Technische Hilfe im ZivilschutzDie Notwendigkeit des nicht-militärischen Schutzes der Zivilbevölkerung vor Kriegseinwirkungen und deren Beseitigung waren die hauptsächlichen Gründe für die Schaffung dieser Organisation. Mit dem gesetzlichen Auftrag wird heute direkt Bezug auf das Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz genommen und damit auf die enge Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei der Aufgabenbewältigung im Verteidigungsfall. Zur Erfüllung dieser Aufgabe stellt das THW flächendeckend Einrichtungen und Einheiten auf, die aus Helfern gebildet werden. Das THW ist bewusst dem Bundesministerium des Innern und nicht dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) unterstellt.[9] Es ist ausdrücklich keine militärische oder paramilitärische Organisation. Im Verteidigungsfall stehen die THW-Helfer unter dem besonderen Schutz der vierten Genfer Konvention als zivile Nichtkombattanten, das heißt, sie dürfen nicht kämpfen, aber auch nicht angegriffen werden (ähnlich zu den Sanitätstruppen der Streitkräfte, die militärische Nichtkombattanten sind). Technische Hilfe im AuslandDie Bundesrepublik Deutschland bietet einigen ausländischen Staaten vor allem bei Naturkatastrophen Hilfe an oder reagiert auf Hilfeersuchen anderer Staaten und bedient sich dabei u. a. der technischen und personellen Mittel des THW. Der Einsatz des THW als humanitärer Botschafter ist ein wichtiges Element im Rahmen internationaler Beziehungen, die Hilfe wird hierbei über das Auswärtige Amt vermittelt. Das THW hat für diese Zwecke bereits Ende der 1980er Jahre die Schnelleinsatzeinheiten Bergung Ausland (SEEBA) und seit 2004 die Wasser Ausland (SEEWA) aufgestellt,[10] die innerhalb weniger Stunden weltweit Hilfe leisten können. In europäischen Nachbarländern kommen reguläre Einheiten mit teilweise mehreren hundert Helfern (z. B. Hochwasser in Südfrankreich im Dezember 2003) zum Einsatz. Daneben gibt es die im Rahmen des EU-Gemeinschaftsverfahrens entwickelten High Capacity Pumping Modules (HCP) und die durch das THW als Partner im EU-Mechanismus vorgehaltenen technischen Unterstützungsteams (Technical Assistance Support Teams (TAST)). Für die Logistikabwicklung der ins Ausland zu verlegenden Einheiten wurde die Schnelleinsatzeinheit Logistikabwicklung im Lufttransportfall (SEElift) aufgestellt. Zur Unterstützung von UN-Einsätzen in den Bereichen Friedenssicherung und Friedenskonsolidierung bietet die Standing Engineering Capacity (SEC) Fähigkeiten zum schnellen Aufbau von Infrastruktur im Einsatzgebiet. Zusätzlich werden auch langfristige Entwicklungs- oder Wiederaufbauprojekte im Auftrag des UNHCR durchgeführt, beispielsweise in Bosnien und Herzegowina beim Aufbau der Stari most in Mostar oder auf dem afrikanischen Kontinent (z. B. Brunnenbau). Technische Hilfe im Katastrophenschutz auf Anforderung der zuständigen StellenDurch § 1 Abs. 2 Nr. 3. in Verbindung mit § 12 Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz sowie die Katastrophenschutzgesetze mehrerer Bundesländer leistet das THW technische Hilfe, wenn eine Katastrophe, ein öffentlicher Notstand oder ein Unglücksfall größeren Ausmaßes eingetreten ist und die für die Gefahrenabwehr zuständigen Stellen das THW anfordern. Dies betrifft den Einsatz des THW in der örtlichen Gefahrenabwehr der Gemeinden, also durch die kommunalen Feuerwehren, aber auch für Rettungsdienste bei Massenanfällen von Verletzten. So hilft das THW bei vielen Unfällen, Unwettern, Erdrutschen oder Hochwassern. In der Vorbereitung auf solche Einsätze konzentriert sich das THW auf die im THW-Gesetz genannten großen Schadensereignisse. Der Einsatz folgt organisatorisch den Regeln der Amtshilfe. Erfüllung öffentlicher Aufgaben durch VereinbarungÜber technische Hilfe im Zivilschutz, im Ausland oder im Katastrophenschutz kann das THW Vereinbarungen mit Bedarfsträgern abschließen. Beispielsweise können Einheiten des THW in eine örtliche Alarm- und Ausrückeordnung aufgenommen werden oder bestimmte Aufgaben planmäßig bei speziellen Katastrophenlagen übernommen werden. In einigen Bundesländern unterstützt das THW die Polizei im Rahmen der Technische Hilfe auf Verkehrswegen. Sonstige AmtshilfeGemäß Artikel 35 des Grundgesetzes leistet das THW im Bedarfsfall Amtshilfe, auch wenn keine Katastrophe, ein öffentlicher Notstand oder ein Unglücksfall größeren Ausmaßes vorliegt. Dies betrifft zum einen kleinere Einsätze der örtlichen Gefahrenabwehr, wenn bestimmte Fähigkeiten des THW benötigt werden, zum anderen aber auch Anforderungen durch die Polizeien der Länder und des Bundes oder den Zoll (z. B. zur Beleuchtung oder logistischen Unterstützung). Auch andere Behörden wie Gesundheitsämter, Forstverwaltungen oder Bauverwaltungen fordern das THW im Rahmen der Amtshilfe an. Dabei greift das THW auf seine zur Aufgabenwahrnehmung im Zivilschutz und zur Katastrophenhilfe geschaffenen Potentiale an Technik und Organisation zurück. Einsatz im Rahmen privatrechtlicher VereinbarungNeben den im THW-Gesetz geregelten gesetzlichen Aufgaben und der allgemeinen Amtshilfe kann prinzipiell jede Person oder Firma das THW anfordern, sofern sich für das THW hieraus eine Ausbildungsmöglichkeit ergibt. Es kommt dann ein privatrechtlicher Vertrag zustande, wobei der Auftraggeber Gebühren leisten muss. Solch ein Einsatz ist in der Regel nur möglich, wenn die örtlich zuständige Industrie- und Handelskammer und/oder Handwerkskammer eine Unbedenklichkeitserklärung erteilt, dass keine Konkurrenz mit der Privatwirtschaft besteht.[11] So stellen zum Beispiel geplante Baumfällungen ohne Gefahr im Verzug keine Rechtfertigung für einen Einsatz dar. Weiterhin kann ein gebührenpflichtiger Einsatz für Dritte erfolgen, wenn das THW bereits im Rahmen der Amtshilfe an einer Einsatzstelle tätig ist und sich vor Ort ein Bedarf der Privatperson oder Firma an der Hilfeleistung des THW ergibt, z. B. an Aufräum-, Abstützungs- oder anderen Sicherungsarbeiten nach einem Brandereignis. In diesem Fall ist keine Unbedenklichkeitsbescheinigung erforderlich, sofern ein unmittelbarer zeitlicher und örtlicher Zusammenhang mit einer Amtshilfe besteht.[12] GeschichteGründungsjahre nach dem Zweiten WeltkriegNach Auflösung der 1919 von Otto Lummitzsch gegründeten, aus der Technischen Abteilung der Garde-Kavallerie-Schützen-Division hervorgegangenen, Technischen Nothilfe durch die Hauptsiegermächte 1945 wurde Lummitzsch am 22. August 1950 vom damaligen Bundesminister des Innern, Gustav Heinemann, beauftragt, unter der Bezeichnung „Ziviler Ordnungsdienst“ eine ähnliche Organisation für die Bundesrepublik aufzubauen. Einen Monat später, am 16. September 1950, erhielt Lummitzsch von Heinemann den Auftrag, mit „den Arbeiten für die Aufstellung eines zivilen Ordnungsdienstes“ zu beginnen. Ab 20. Oktober 1951 wurde die Bezeichnung „Technisches Hilfswerk“ (THW) offiziell; diese Wortschöpfung war nicht neu, sondern bereits Titel einer TN-Werbebroschüre von 1920 gewesen. In Erinnerung an die Erfahrungen mit der Technischen Nothilfe waren die Jahre 1950 und 1951 unter anderem durch Konflikte mit den Arbeitnehmervertretern gekennzeichnet. Insbesondere der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sowie die IG Metall sahen im neu aufgestellten THW zuvorderst eine „Streikbrecherorganisation“.[13] Solche Vorbehalte verstärkten sich angesichts der offenkundigen personellen Kontinuität des THW-Führungspersonals. Neben Otto Lummitzsch übernahmen u. a. mit Erich Hampe (ehemals stellvertretender TN-Chef und seit 1952 – auch offiziell – im Bundesinnenministerium für den Aufbau des THW zuständig), Dr. Ludwig Röthenmeier und Josef Fornoni drei weitere ehemalige TN-Gründungsfiguren leitende Positionen im THW. Fornoni und Röthemeier waren bis 1945 im Reichsamt Technische Nothilfe tätig und bekleideten zum Kriegsende Generalsränge der Polizei. Neben der Tradition als „Streikbrecher“ war die NS-Vergangenheit seines Führungspersonals entscheidend für die gewerkschaftlichen sowie auch sozialdemokratischen Vorbehalte gegenüber der THW-Gründung. Durch die Konzentration auf andere Tätigkeitsfelder wie den Katastrophenschutz rückten diese Bedenken in den Hintergrund.[14] Bereits im Februar und März 1953 wurde der erste Auslandseinsatz durchgeführt (Sturmflutkatastrophe in den Niederlanden). Dieser führte durch die positive Berichterstattung zu einer Steigerung der Akzeptanz des THW und zu einem regen Zulauf neuer Einsatzkräfte. Am 25. August 1953 wurde das THW durch den Errichtungserlass vom Bundesministerium des Innern eine nicht-rechtsfähige Bundesanstalt und diesem direkt unterstellt.[15] Das THW wurde unter anderem mit technischen Diensten im zivilen Luftschutz (später Zivilschutz) betraut.[16] THW im Luftschutz und im Erweiterten KatastrophenschutzSeit 1955 wurde das THW als Träger des Bergungs- und Instandsetzungsdienstes in den Luftschutzhilfsdienst (LSHD) einbezogen.[17] Im Sommer 1955 verfügte das THW über 343 Ortsverbände. Je ein Landesverband wurde in den einzelnen Bundesländern eingerichtet. Mit Gründung der Bundesdienststelle für zivilen Bevölkerungsschutz im Jahre 1957[18] wurde das THW in diese Behörde eingegliedert. Der Personalbedarf wurde schnell gedeckt. Das große Problem der Anfangsjahre war die fehlende technische Ausstattung. Dabei schaffte Eigeninitiative Abhilfe, sodass viele Fahrzeuge damals im Privateigentum standen. Einige Ortsverbände waren ausschließlich mit einer Schubkarre zum Transport ausgestattet. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Ausrüstung, insbesondere durch die Ausstattung mit modernen Gerätekraftwagen (GKW) und Mannschaftstransportwagen (MTW), vervollständigt und modernisiert. Zudem wurde das THW insbesondere in den 1970er Jahren stärker von Hilfsdiensten in einem möglichen Kriegsfall auf den Einsatz bei Not- und Katastrophenlagen in Friedenszeiten ausgerichtet, analog zu anderen Einrichtungen des Zivilschutzes. Parallel stiegen die für das THW vorgesehenen Mittel im Bundeshaushalt von 8 Millionen D-Mark im Jahr 1970 auf mehr als 100 Millionen D-Mark in den 1980er Jahren.[19] Seit der deutschen Wiedervereinigung befinden sich nicht nur Kraftfahrzeuge der Bundeswehr in den Reihen des THW, sondern auch Fahrzeuge der ehemaligen NVA wurden in die Ortsverbände integriert. Umorganisation nach dem Ende des Kalten KriegesInfolge des THW-Helferrechtsgesetzes vom 22. Januar 1990 wurde das THW am 1. Januar 1993 aus dem inzwischen so benannten Bundesamt für Zivilschutz herausgelöst und besteht fortan als unmittelbar nachgeordnete Bundesoberbehörde des Bundesinnenministeriums fort. Im Jahr 1994 wurde aufgrund der weltpolitisch veränderten Lage eine Umorganisation erforderlich. Die Bergungs- und Instandsetzungszüge wurden aufgelöst und in flexiblere Technische Züge mit Fachgruppe (z. B. Infrastruktur oder Beleuchtung) aufgeteilt. Einige Teileinheiten des THW wurden damals an die örtlichen Feuerwehren (z. B. ABC-Züge) oder Sanitätsorganisationen (z. B. Fernmeldezüge) abgegeben und der Schwerpunkt wieder mehr auf die technische Hilfeleistung und den Bergungsdienst gelegt. 2020 stellte die Arbeitsgruppe Kritische Infrastrukturen (AG KRITIS) mit dem Cyber-Hilfswerk (CHW) ein mit BBK und BSI diskutiertes Konzept vor, das ehrenamtlich Ausgebildete und Fachkräfte von Privatunternehmen bei „Großschadenslagen“ der IT-Sicherheit als unterstützende Kräfte zuführen soll.[20] Internationalisierung und ZMZNeben den nationalen Aufgaben ist das THW auch zunehmend in internationale Strukturen eingebunden. Die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen, wie etwa in der seit 1991 bestehenden International Search and Rescue Advisory Group, wurde intensiviert.[21] Am Katastrophenschutzverfahren der Europäischen Union (EU-Mechanismus) ist das THW seit 2001 mit verschiedenen Einheiten und Modulen beteiligt.[22] Am 8. Dezember 2008 unterzeichneten der Präsident des Technischen Hilfswerks, Albrecht Broemme, und der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Wolfgang Schneiderhan, ein „Kooperationsprotokoll zwischen dem Bundesministerium des Innern, vertreten durch die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, und dem Bundesministerium der Verteidigung über die Zusammenarbeit bei Hilfeleistungen im In- und Ausland“. Danach kann das THW im Rahmen der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) Liegenschaften der Bundeswehr mitnutzen sowie gegenseitige Ausbildungsunterstützung leisten. Für Auslandseinsätze des THW wurden Vereinbarungen zum Mitflug von THW-Helfern in Transportflugzeugen der Bundeswehr, der medizinischen Mitversorgung von THW-Helfern in Einsatzsanitätseinrichtungen der Bundeswehr und zu verschiedenen Maßnahmen logistischer Unterstützung, z. B. Einbindung der THW-Helfer in die Feldpost- und Bargeldversorgung, getroffen. Direktoren/Präsidenten und Vizepräsidenten des THW
OrganisationMakrodatenDas THW hatte im Jahr 2022 86.117 ehrenamtliche Helfer, darunter 16.370 Junghelfer (Mitglieder der THW-Jugend e. V.). 2023 waren zudem rund 2.100 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigt.[30][2] Mit dem Aussetzen der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland und der damit zusammenhängenden Option der Verpflichtung im Katastrophenschutz im Jahre 2011 ging auch die Zahl der aktiven Einsatzkräfte spürbar zurück: Diese fiel von 41.127 Ende 2010 auf 38.604 Ende 2012. Das entspricht einem Rückgang um 6 Prozent. Die Zahl der Frauen nahm hingegen in den letzten Jahren deutlich zu. Mit 11.351 Frauen lag der Frauenanteil 2022 bei den erwachsenen Ehrenamtlichen bei 16,72 Prozent.[30]
* Bis zum Wegfall der Unterscheidung im Jahr 2015: Nur aktive Helfer, also abzgl. so genannter „Reserve-“ und „Althelfer“ Quelle: THW-Jahresberichte 2005[31], 2010[32], 2014[33], 2015[34], 2016[35], 2017,[36] 2018,[37] 2019,[38] 2020,[39] 2021[30] und 2022.[3] letzter Stand: Juni 2023 Als Behörde im Ressort des Bundesministeriums des Innern steht dem THW der Präsident vor. Derzeitige Präsidentin ist seit dem 1. Juli 2023 Sabine Lackner.[26] 668 THW-Ortsverbände, 66 Regionalstellen, 8 Landesverbände, drei Ausbildungszentren sowie die Bonner THW-Leitung sind eingebunden in Verwaltungs- und Organisationsstrukturen.[40] In den Ortsverbänden sind ausschließlich ehrenamtliche Helfer tätig, in den anderen Organisationseinheiten wird hauptamtliches Personal beschäftigt. THW-LeitungDie THW-Leitung mit Sitz in Bonn untersteht unmittelbar der Präsidentin und unterstützt sie bei ihren täglichen Amtsgeschäften. Der Hauptsitz der THW-Leitung ist in Bonn-Lengsdorf in einer gemeinsamen Liegenschaft mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Es werden zwei Außenstellen in Bonn-Lengsdorf bzw. Bonn-Duisdorf unterhalten. Die Präsidentin ist in Besoldungsgruppe B 8 der Bundesbesoldungsordnung B eingruppiert.[41] In der Aufbauorganisation des THW gibt es seit 2018 über alle Ebenen (Leitung, Landesverbände, Regionalstelle) hinweg durchgängig die Stränge Einsatz (E), Einsatzunterstützung (U) und Ehrenamt (EA). Auch in der THW-Leitung finden sich diese Stränge als Abteilungen E, U und EA. Hinzu kommen verschiedene Stabsstellen.[42] Gliederung der Leitung seit 2022
Durch erneute Umstrukturierung gliedert sich die THW-Leitung seit 2022 in:
Gliederung der Leitung 2018–2022
Die THW-Leitung gliederte sich bis 2022 in:[43]
Gliederung der Leitung bis 2017
Bis 31. Dezember 2017 war die THW-Leitung wie folgt aufgebaut:
Aus- und FortbildungszentrumDas Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ) wurde 2022 durch Ausgliederung der THW-Ausbildungszentren (AZ) sowie des Referates EA4 und Teilen des Referates EA3 aus der THW-Leitung neu gegründet. Es ist der THW-Leitung nachgeordnet. Das AFZ gliedert sich wie folgt:
Die Leitung des AFZ sowie die Referate A1 und A2 haben ihren Sitz in Bonn-Duisdorf. Ausbildungszentrum BrandenburgDas AZ Brandenburg (Brandenburg) wurde 2019 gegründet und betreut schwerpunktmäßig die Ausbildung der Personen, die im THW einen Bundesfreiwilligendienst ableisten. Weiterhin werden Softskill-Lehrgänge angeboten sowie einige Lehrgänge im Bereich der Einsatzausbildung. Ein Ausbau des Angebotes ist geplant. Ausbildungszentrum HoyaDas AZ Hoya (Niedersachsen) wurde 1959 als „Schwimmbrückenbauschule des Bundes“ gegründet. Zeitweise eine Außenstelle der Katastrophenschutzschule des Bundes in Ahrweiler, wurde es 1993 zur „THW-Bundesschule“ und schließlich 2018 in „Ausbildungszentrum“ umbenannt. In Hoya wird schwerpunktmäßig Ausbildung für die Themenbereiche Brückenbau, Räumen, Ölschaden, Wassergefahren, Trinkwasseraufbereitung, Elektroversorgung, Infrastruktur, Wasserschaden/Pumpen, Ortung und den OV-Stab angeboten. Hierfür werden sowohl Einsatzkräfte, als auch zum Teil Multiplikatoren qualifiziert. Zudem findet ein Großteil der Ausbildung für Gruppenführer und Truppführer hier statt oder wird von hier aus koordiniert. Ausbildungszentrum NeuhausenDas AZ Neuhausen (Baden-Württemberg) wurde 1995 aus der Katastrophenschutzschule Baden-Württemberg gegründet, wo bereits seit 1966 unter anderem Helfer des THW ausgebildet worden waren. In Neuhausen wird schwerpunktmäßig Ausbildung für Führungskräfte oberhalb der Gruppenführerebene angeboten, sowie für hauptamtliches Personal, das in Leitungs- und Koordinierungsstäben eingesetzt wird. Darüber hinaus ist die Ausbildung für Einsatzkräfte, die im Ausland tätig werden, in Neuhausen konzentriert. Weiterhin sind das Sprengwesen und die Ausbildung im Bereich Atemschutz und CBRN hier angesiedelt. THW-LandesverbändeDie acht Landesverbände sind die Ansprechpartner der obersten Landesbehörden sowie der Landesverbände anderer Organisationen und Stellen. Ihnen stehen die Landesbeauftragten vor. Seit dem 1. Januar 2018 hat sich die Aufbaustruktur des THW verändert und weiter auf den Schwerpunkt als Einsatzorganisation ausgerichtet. Seitdem gibt es über alle Ebenen hinweg durchgängig die Stränge Einsatz (E), Einsatzunterstützung (U) sowie Ehrenamt und Ausbildung (EA). In den Landesverbänden wurden die Referate Einsatz (E), Einsatzunterstützung (U) sowie Ehrenamt und Ausbildung (EA) eingerichtet. Bis zum 31. Dezember 2017 gab es zwei Referate (Einsatz und Ehrenamt / zentrale Dienste) sowie die dem Landesbeauftragten zugeordneten Stellen Büromanagement und Kommunikation. Derzeit sind die Landesverbände wie folgt aufgeteilt:
THW-LogistikzentrenDas THW betreibt derzeit insgesamt vier Logistikzentren mit unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkten. Das Logistikzentrum Hilden ist organisatorisch Teil der THW-Leitung. Hier wird zentral die Einsatz- und Dienstbekleidung für Kräfte des THW gelagert, kommissioniert, versendet und auch zurückgenommen. Zudem wird hier Ausstattung für die Auslandseinheiten des THW bereitgehalten und im Einsatzfall für den Transport vorbereitet, wobei die örtliche Nähe zum Flughafen Köln/Bonn ein Grund für die Wahl des Standortes war. Darüber hinaus wird in Hilden verschiedene Ausstattung zentral für das THW vorgehalten. Drei weitere Logistikzentren sind organisatorisch Landesverbänden zugeordnet:
Das Logistikzentrum des Landesverbandes Bremen, Niedersachsen soll in der Region um Westerstede entstehen.[52] Zwei zusätzliche Logistikzentren sind geplant.[53] An diesen Standorten wird THW-Ausstattung gelagert, ergänzende Zivilschutz-Ausstattung, Artikel der Nationalen Reserve Gesundheitsschutz sowie zum Teil ebenfalls Ausstattung für Auslandseinsätze. Die Logistikzentren dienen auch dem Umschlag von Hilfsgüterlieferungen im Auftrag der Bundesregierung. THW-RegionalstellenIn den Landesverbänden sind insgesamt 66 Regionalstellen eingegliedert, die als Servicestelle für die in ihrem Zuständigkeitsbereich liegenden Ortsverbände tätig sind und die Fachaufsicht im Namen des Landesbeauftragten ausüben. Die Regionalstellen werden von einem Leiter oder einer Leiterin geführt. Bis 31. Dezember 2017 hießen die Regionalstellen „Geschäftsstellen“, sie wurden von einem „Geschäftsführer“ oder einer „Geschäftsführerin“ geleitet.[54][55]
THW-OrtsverbändeDas Konzept des THW sieht für jeden Landkreis und für jede kreisfreie Stadt mindestens einen Ortsverband (OV) vor, deutschlandweit gibt es derzeit 668 Ortsverbände. Jedem Ortsverband steht der/die Ortsbeauftragte (OB) als ehrenamtlicher Dienststellenleiter vor. Der/die stellvertretende Ortsbeauftragte vertritt den/die OB bei Abwesenheit und leitet zudem den OV-Stab. Daneben steht mindestens ein Technischer Zug als Einsatzeinheit eines Ortsverbandes. Helferinnen und Helfer haben in Ortsverbänden in aller Regel eine fest vorgesehene Erstfunktion, für welche sie ausgebildet werden. Abhängig von der Erstfunktion können weitere Zusatzfunktionen übernommen werden. OV-StabDer OV-Stab bildet die Verwaltungseinheit eines Ortsverbands und dient der Führung und Organisation. Im Einsatzfall geht aus ihm der Leitungs- und Koordinierungsstab des Ortsverbandes hervor, der LuK-OV. Folgende Mitglieder sind in einem OV-Stab tätig:
Des Weiteren sind in jedem Ortsverband zwei Fachberater (FaBe) vorgesehen, die dem Ortsbeauftragten direkt unterstellt sind. Diese beraten bei einer Einsatzlage die Einsatzleitung hinsichtlich der Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten des THW. Technischer ZugDie operativen Einheiten sind über die Stärke- und Ausstattungsnachweisung (StAN[56][57]) definiert, daraus ergibt sich eine bundesweite Einheitlichkeit, die bei großen Einsätzen wie zum Beispiel dem Elbehochwasser 2002 von Vorteil ist. Egal ob eine Einheit aus Bayern oder aus Schleswig-Holstein kommt, der Anforderer kann sich auf vergleichbare Fähigkeiten verlassen. In den Ortsverbänden sind derzeit 713 Technische Züge (TZ) flächendeckend disloziert; dadurch ist eine schnelle Einsatzfähigkeit für die vielfältigsten Anforderungen sichergestellt. Der Technische Zug untersteht dem Zugführer und besteht grundsätzlich aus dem Zugtrupp, der ihn unterstützt, mindestens einer Bergungsgruppe (B) und einer, bis maximal vier Fachgruppen. Die Bergungsgruppe ist für den schnellen und mobilen Einsatz ausgerüstet. Die Bergungsgruppen sind flächendeckend in jedem Ortsverband vorhanden und stellen die Basis des THW dar. Verstärkt werden sie von den verschiedenen Fachgruppen oder verstärken ebendiese. Der Funkrufname der THW-Einheiten lautet im analogen 2-m- und 4-m-Sprechfunk sowie im Digitalfunk „Heros“. ZugtruppDer Zugtrupp (ZTr) dient der Führung des Technischen Zuges (TZ). Ihm obliegt die Koordination und Abwicklung von Einsätzen. Er richtet eine Befehlsstelle ein und betreibt diese für den Technischen Zug sowie ggf. für weitere unterstellte Einheiten/Teileinheiten. Ferner organisiert der Zugtrupp den Personal- und Materialeinsatz sowie die Logistik für die unterstellten Einheiten. Der Zugtrupp stellt die Verbindung zur übergeordneten Einsatzleitung (EL) bzw. Führungsstelle (FüSt) sowie zu benachbarten Einheiten bzw. Organisationen her und hält diese. Im Bedarfsfall bilden ein oder mehrere Zugtrupps eine THW-Führungsstelle ohne Stab. BergungsgruppeDie Bergungsgruppe (B) ist die universellste Gruppe im Technischen Zug. Sie ist spezialisiert auf die Rettung und Bergung von Menschen, Tieren und Sachgütern nach Gebäudeschäden oder anderen Schadensereignissen. Zudem verfügt sie über Fähigkeiten zur Abstützung und zur Errichtung behelfsmäßiger Übergänge über Hindernisse oder flache Gewässer. Durch die personelle Aufstellung und die vorhandene Ausstattung ist die Bergungsgruppe auf die Bewältigung eines breiten Aufgabenspektrums ausgerichtet. Die Bergungsgruppe wird ergänzt und unterstützt durch die Fachgruppen bzw. unterstützt diese.[58] Die Bergungsgruppe gibt es in Varianten: die „Standard“-Bergungsgruppe in der Stärke 0/2/7/9, die über ein Einsatzgerüstsystem verfügt sowie die (erweiterte) Bergungsgruppe mit dem Abstützsystem Holz (B ASH) in der Stärke 0/2/10/12, die als Zusatzausstattung ein vorgefertigtes Holzsystem, einen Gabelstapler und einen Rungenanhänger besitzt.[59] FachgruppeEine Fachgruppe ist eine Teileinheit des Technischen Zuges, bzw. eine Teileinheit eines Fachzuges mit speziellen überörtlichen oder -regionalen Einsatzaufgaben. Sie sind für Einsätze bei großen Schadenereignissen sowie für besondere Schadensfälle vorgesehen. Sie sind auf Grund des unterschiedlichen Bedarfs in ihrer jeweiligen Spezialisierung teilweise in geringerer Zahl vorhanden. Durch die auf überörtliche Zusammenarbeit ausgerichtete Struktur stellt dies aber kein Problem dar; jede Fachgruppe ist jederzeit deutschlandweit verfügbar. Innerhalb des Bereiches der jeweiligen Regionalstelle sollte jede Fachgruppe mindestens einmal vertreten sein (Ausnahme: Fachgruppen Bergungstauchen, Ölschaden, Brückenbau und Sprengen). Derzeit existieren im THW folgende Fachgruppen: Bergungstauchen, Brückenbau, Elektroversorgung, Führungsunterstützung, Kommunikation, Infrastruktur, Logistik, Notversorgung und Notinstandsetzung, Ortung, Ölschaden, Räumen, Schwere Bergung, Sprengen, Trinkwasserversorgung, Wassergefahren, Wasserschaden/Pumpen sowie die Auslandseinheiten SEEBA (Schnell-Einsatz-Einheit-Bergung-Ausland), SEElift (Schnell-Einsatz-Einheit für Logistikabwicklung im Lufttransportfall) sowie SEEWA (Schnell-Einsatz-Einheit-Wasser-Ausland). Eigenständige TruppsEin eigenständiger Trupp ist eine im Vergleich zur Fachgruppe kleinere Teileinheit des Technischen Zuges oder eines Fachzuges. Derzeit existieren der Trupp Einsatzstellensicherung, der Trupp Unbemannte Luftfahrtsysteme sowie der Trupp Mobiler Hochwasserpegel als Teile des Technischen Zuges sowie der Trupp Schwerer Transport als Teil des Fachzuges Logistik. Fachzug LogistikIm Rahmen des neuen taktischen Einheitenmodells[60] wurde der Fachzug Logistik als Ersatz der bisherigen Fachgruppe Logistik eingeführt. Der Fachzug hat wie der Technische Zug einen Zugtrupp. Allerdings ist der Zugtrupp Logistik auf die Aufgabenschwerpunkte Beschaffung/Bevorratung und Erkundung von Logistiklagen spezialisiert. Außerdem gehören zum Fachzug Logistik eine Fachgruppe Logistik-Materialwirtschaft (LogM) und eine Fachgruppe Logistik-Verpflegung (LogV)sowie in seltenen Fällen ein Trupp Schwerer Transport. Weitere Teileinheiten mit spezialisierten Fähigkeiten im Bereich von Logistik und Versorgung werden zukünftig dem Fachzug Logistik zugeordnet. In jedem Regionalbereich ist ein Fachzug Logistik disloziert, wobei dieser nicht selten auf mehrere Ortsverbände aufgeteilt ist. Fachzug Führung/KommunikationIm Rahmen des neuen taktischen Einheitenmodells[60] wurde der Fachzug Führung/Kommunikation als Ersatz der bisherigen gleichnamigen Fachgruppe eingeführt. Der Fachzug hat wie der Technische Zug einen Zugtrupp. Allerdings ist der Zugtrupp Führung/Kommunikation auf die Aufgabenschwerpunkte Erkundung, Fernmeldewesen und Führungsunterstützung spezialisiert. Außerdem gehören zum Fachzug eine Fachgruppe Führungsunterstützung und eine Fachgruppe Kommunikation. Weitere Teileinheiten mit spezialisierten Fähigkeiten im Bereich der Kommunikation werden zukünftig dem Fachzug Führung und Kommunikation zugeordnet. In jedem Regionalbereich ist ein Fachzug Führung/Kommunikation disloziert. Schnell-Einsatz-GruppeUm schnell auf Anforderungen der örtlichen Gefahrenabwehr reagieren zu können, können Ortsverbände Schnell-Einsatz-Gruppen bilden, die sich aus Material und Personal verschiedener (Teil-)Einheiten des Ortsverbandes zusammensetzen. Am häufigsten ist eine Schnell-Einsatz-Gruppe Bergung, die mit Material der Bergungsgruppe arbeitet, aber Personal anderer Teileinheiten einbindet, um eine möglichst kurze Ausrückezeit zu erreichen. Weitere Einheiten und GruppierungenEinsatznachsorgeteam (ENT)Die Einsatznachsorgeteams leisten psychosoziale Betreuung für Einsatzkräfte des THW nach belastenden Einsätzen und Situationen. Sie arbeiten dabei nach den Grundsätzen der Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen. In jedem Landesverband des THW ist ein ENT aufgestellt.[61] Media Team (MT)Die Media Teams können Stäbe und Führungseinheiten des THW sowie anderer Behörden bei Großschadens- und sonstigen Einsatzlagen sowie größeren Veranstaltungen durch Presse- und Medienarbeit sowie weitere Öffentlichkeitsarbeit unterstützen. Auch die Dokumentation gehört zu den Aufgaben. In jedem Landesverband sind ein bis zwei Media Teams aufgestellt.[62] Virtual Operations Support Team (VOST)Das bundesweit einmal aufgestellte Virtual Operations Support Team kann Stäbe und Führungseinheiten des THW sowie anderer Behörden bei Großschadens- und sonstigen Einsatzlagen durch die systematische Auswertung der sozialen Medien unterstützen. Auch die Lageerkundung durch Bildauswertung und digitale Lagekartierung sind möglich. Das Team ist an die THW-Leitung angegliedert, besteht aber aus Ehrenamtlichen, die online zusammenarbeiten.[63] BundesmusikzugSeit dem Jahr 1987 unterhält das THW außerdem noch den Bundesmusikzug[64] in Hermeskeil. Er hat jedoch nur repräsentativen Charakter für die Bundesanstalt. Der Musikzug tritt bei Eröffnungen, Jubiläen oder anderen Veranstaltungen in ganz Deutschland auf. Außerdem hat er zwei feste Termine im Jahr. Das sind der Rheinland-Pfalz-Tag sowie der Volkstrauertag. Im September 2011 gab der Bundesmusikzug seine Premiere in New York auf der Steubenparade. Historische SammlungDie THW-historische Sammlung beschäftigt sich mit der Erforschung, Erfassung und Dokumentation der Geschichte des THW und seiner Vorläuferorganisationen. Die Sammlungen umfassen sowohl Dokumente, als auch Objekte, alte Geräte, frühere Bekleidung und historische Fahrzeuge. Auslandseinheiten und ModuleSEEBADie SEEBA (Schnelleinsatzeinheit Bergung Ausland) wurde auf der Grundlage der bei der Erdbebenkatastrophe in Mexiko 1985 gewonnenen Erfahrungen entwickelt. Sie erfüllt die Qualitätskriterien der International Search and Rescue Advisory Group (INSARAG) der Vereinten Nationen (VN). SEEWADie SEEWA (Schnelleinsatzeinheit Wasser Ausland) wird für Einsätze im Ausland vorgehalten. Die SEEWA kann als eigenständige Einheit autark operieren und ist weltweit zur notfallmäßigen Wasserversorgung durch Wasseraufbereitung einsetzbar. Vorwiegend wird sie in der Nothilfephase nach einem akuten Ereignis eingesetzt. Zusätzlich agiert die SEEWA als Unterstützungseinheit internationaler Organisationen der Vereinten Nationen oder der EU und ist außerdem als Modul „Water purification (WP)“ in das EU Gemeinschaftsverfahren integriert. SEELIFTDie SEELIFT (Schnelleinsatzeinheit Logistikabwicklung im Lufttransportfall) unterstützt die SEE und Fachgruppen bei Auslandsverwendungen. Die SEElift ist die Schnittstelle zum Flughafen und ermöglicht eine schnelle und reibungslose Abfertigung und gewährleistet die Einhaltung der Frachtbestimmungen. SECDas THW kann auf Anfrage der Vereinten Nationen eine sogenannte „Standing Engineering Capacity“ (SEC) entsenden, die VN-Friedensmissionen bei deren Strukturaufbau und -betrieb unterstützt.[65] Eine SEC-Einheit besteht aus maximal 30 Einsatzkräften, die innerhalb von 72 Stunden in das jeweilige Einsatzgebiet disloziert werden können. Dort sind sie als Fachkräfte am Aufbau von Infrastruktur, Technik, Logistik und Administration in VN-Friedensmissionen beteiligt. Die SEC soll insbesondere in den Bereichen Wasserversorgung und -entsorgung, Elektroversorgung und -verteilung (u. a. Generatoren), Holzbau und Holzverarbeitung, Metallbau und -verarbeitung, Hoch- und Tiefbau sowie gegebenenfalls im Kraftfahrzeugbereich (Werkstatt) schnell abrufbare Unterstützung leisten. Die Ausstattung der SEC des THW kann modular zusammengestellt werden. HCPIm Rahmen des europäischen Gemeinschaftsverfahrens hat das THW – entlang der technischen Vorgaben der EU-Kommission – je Landesverband ein „High-Capacity-Pumping-(HCP)“-Modul aufgestellt. Ziel dieser Aufstellung war es, das im THW bereits vorhandene, umfangreiche Fachwissen im Bereich der FGr Wasserschaden/Pumpen in den europäischen Katastrophenschutz einzufügen und künftig standardisierte und leistungsfähige Einheiten für Pumparbeiten in Hochwassergebieten und zur Wasserbereitstellung bei Waldbränden in ganz Europa bereitzuhalten. TASTPrimäre Aufgabe des vom THW entwickelten Technical Assistance and Support Teams (TAST) ist es, Erkundungs- und Koordinierungsexperten der EU zu begleiten und deren Arbeitsfähigkeit durch administrative, technische und logistische Unterstützung sicherzustellen. ETSIm Rahmen eines EU-Projektes (siehe auch Projekte) stellte das THW gemeinsam mit der schwedischen Zivilschutzbehörde MSB seit Anfang 2010 ein „Emergency Temporary Shelter“ (ETS) – Modul auf. Insgesamt können Not- und Behelfsunterkünfte für bis zu 1000 Personen sowie die notwendige Camp-Infrastruktur (Wasser-, Stromversorgung, Abfallmanagement etc.) bereitgestellt werden. FRBIn Zusammenarbeit mit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) wird ein weiteres Auslandsmodul umgesetzt. Das Ziel dieses Moduls sind „Bergungs- und Rettungseinsätze unter Einsatz von Booten bei Überschwemmungen“ (Flood Rescue using Boats (FRB)). Zum Einsatz kommt das Modul in bis 1.500 km Entfernung entlang der Außengrenzen der Bundesrepublik Deutschland.[66][67] KooperationenDas THW betreibt zahlreiche Kooperationen. Auf lokaler Ebene werden Kontakte zu Feuerwehren, Sanitätsdiensten und Stadtverwaltungen gepflegt. Dies ist für die Einsatztätigkeit des THW sehr wichtig, da es fast immer im Auftrag dritter tätig wird. Der Landesverband Bayern des THW hat beispielsweise mit dem Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) am 13. Oktober 2014 einen Kooperationsvertrag geschlossen. Darin wird vereinbart:
Aufgrund der Fähigkeiten des THW zur Instandsetzung von Infrastruktur und Aufbau einer Notversorgung in den Bereichen Elektrizität, Trinkwasser und Abwasser kooperiert das THW auch mit privatwirtschaftlichen Unternehmen. Beispiele sind die Deutsche Bahn, die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall und Energieversorgungsunternehmen.[68] Im Zuge des Projekts KulturGutRetter (KGR) entwickelt die Bundesanstalt gemeinsam mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) und dem Römisch-Germanischem Zentralmuseum (RGZM) und Unterstützung des Auswärtigen Amtes und des Deutschen Bundestages einen „Mechanismus zur schnellen Hilfe für Kulturerbe in Krisensituationen“ wie Naturkatastrophen, Klimafolgen und Konflikten, um gefährdete Kunstschätze und Kulturgüter auf Anforderung zu bergen und sichern zu können.[69] Laut Michelle Müntefering soll das modulare Konzept unter anderem über mobile Labore zur Konservierung verfügen.[70] Daneben sind das THW und dessen Stiftung seit vielen Jahren Förderer und Partner in zahlreichen anwendungsorientierten Forschungsprojekten. THW-JugendDie THW-Jugend ist die Jugendorganisation des Technischen Hilfswerks seit 1984. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder ab sechs Jahren[71] spielerisch an die Arbeit des THW heranzuführen und so mögliche Interessenten für den aktiven Dienst im THW mit 18 Jahren zu finden. Es besteht die Möglichkeit, eine der Minigruppen zu besuchen. Die THW-Jugend gehört jedoch nicht zur Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, sondern ist ein eigenständiger eingetragener Verein. Diese Regelung wurde mit dem Hintergedanken getroffen, keine staatliche Jugendorganisation zu unterhalten. In den Jugendgruppen des THW lernen die jungen Mitglieder den Umgang mit der Ausrüstung und machen Teamübungen. Sie haben auch die Chance, verschiedene Leistungsabzeichen in den Stufen Orange, Blau, Bronze, Silber und Gold zu bekommen.[72] Diese Aktivitäten ergänzen die regelmäßigen Jugendzeltlager und anderen Events und helfen, die Jugendlichen auf einen möglichen späteren aktiven Dienst im THW vorzubereiten. Um die Kameradschaft zwischen den Jugendlichen der einzelnen Jugendgruppen zu fördern, werden verschiedene Jugendzeltlager von Ortsverbands- bis hin zur Bundesebene im In- und Ausland ausgerichtet. Das Bundesjugendlager wird alle drei Jahre,[73] jeweils abwechselnd durch eine andere Landesjugendleitung, mit rund 5.000 Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet veranstaltet. Die Jugendlichen reisen in der Regel mit THW-Dienstfahrzeugen an und sind in Gemeinschaftszelten untergebracht. Daneben werden auch auf Landes- und Ortsebene Zeltlager, zum Teil mit anderen Jugendverbänden, durchgeführt. Ziel dieser Veranstaltungen ist es, den Kontakt zwischen den einzelnen Jugendgruppen und deren Junghelfern herzustellen und bestehende Freundschaften zu intensivieren. HelfervereinigungenEine immer wichtigere Rolle spielen innerhalb des Technischen Hilfswerks die sogenannten THW-Helfervereinigungen. Diese sind meist gemeinnützige Vereine, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Technische Hilfswerk von außen zu unterstützen. Die Helfervereinigungen stehen außerhalb der Behördenstruktur und unterstützen die Helfer und Ortsverbände durch eigene Angebote und Spenden. So zum Beispiel können sich die Helfer als Mitglieder einer Helfervereinigung für Fälle der Berufsunfähigkeit absichern. Zentraler Zweck der THW-Helfervereinigungen ist meist die Beschaffung von Einsatzmaterial, das nicht aus Mitteln der Bundesanstalt beschafft werden kann oder darf. Manche Helfervereinigungen haben sich zum Beispiel das Ziel gesetzt, die im THW vorhandene kameradschaftliche Kommunikation weiter auszubauen. Eine große Rolle in diesem Zusammenhang spielen die großen Kommunikationsplattformen außerhalb des bundeseigenen THW-Extranets. EinsatzIm Rahmen der Einsatztaktik und Einsatzorganisation des THW unterscheidet das THW Einsatzstruktur und THW-Struktur. Einsatzstruktur bezeichnet im Einsatzfall den Zuständigkeitsbereich von Einsatzleitungen und Führungsstellen. In diesen Bereich werden THW-Potenziale entsandt. Die THW-Struktur umreißt den Zuständigkeitsbereich, in dem das THW im Einsatzfall Leitungs-, Koordinierungs-, Unterstützungs- und sonstigen operativen Maßnahmen innerhalb seiner eigenen Struktur und somit außerhalb der Einsatzstruktur vornimmt. Bedeutende EinsätzeInland
AuslandAusbildungDie Ausbildung im THW wird durch die THW-Dienstvorschrift 2 (THW-DV 2) geregelt. Danach ist die Ausbildung in drei Stufen gegliedert. Die Helfer des THW durchlaufen zunächst die Grundausbildung und erlangen dadurch ihren Helferstatus. In diesen Lehrgängen erlangen die angehenden Helfer allgemeine Grundlagen im Umgang mit Geräten. Sicherheitsmaßnahmen und Wissen über die Struktur und den Aufbau des THW werden aber auch vermittelt. Die Grundausbildung schließt mit einer Prüfung ab, die sich aus einem theoretischen und einem praktischen Prüfungsteil zusammensetzt. Ausbildungsinhalte und Prüfung sind in einer Prüfungsvorschrift geregelt. Für die Einsatzbefähigung ist zudem noch ein Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, Hepatitis A und B[85] sowie eine ärztliche Eingangsuntersuchung erforderlich. Ohne diese darf ein Helfer nicht im Einsatz tätig werden.[86] Nach erfolgreichem Abschluss der Grundausbildung werden die Helfer ihrer Verwendung innerhalb des Ortsverbandes zugeführt. Es schließt sich die Ausbildungsstufe 2 „Fachausbildung“ an, die mehrere Ausbildungsabschnitte kombiniert. Die Fachausbildung dient der Vorbereitung der Helfer auf ihre fachspezifischen Aufgaben in der Einsatzeinheit des THW und dauert i. d. R. 2 Jahre, in denen man schon an Einsätzen teilnimmt. Bestimmte Funktionen bedürfen weiterer gesonderter Ausbildung im Rahmen der Funktionsausbildung. Dies betrifft z. B. Sanitätshelfer, Kraftfahrer oder Maschinisten. Führer und Unterführer des THW werden im Rahmen der Führungsausbildung auf ihre Aufgaben vorbereitet. Die Auslandsausbildung schließlich dient der Ausbildung von Helfern, die für eine Auslandsverwendung in Frage kommen und umfasst auch Aspekte wie interkulturelle Kommunikation und Sicherheitsgrundsätze in Gefahrengebieten. Zudem müssen Helfer für die Befähigung zu Auslandseinsätzen einen erweiterten Impfschutz haben. In Ausbildungsstufe 3 „Weiterbefähigung“ werden die Helfer nachhaltig fortgebildet, um den Wissensstand zu halten und Neuerungen weiterzugeben. Die in den Ausbildungsstufen beschriebenen Ausbildungsnotwendigkeiten werden durch die Ausbildungssystematik sichergestellt. Durch die Standortausbildung wird grundsätzlich die Fachausbildung realisiert. Bereichsausbildungen dienen u. a. der ortsverbandsübergreifenden Ausbildung eines bestimmten Themengebietes (z. B. Sprechfunkerausbildung) und gleichartiger Funktionsträger (z. B. Zugführerfortbildung). Die schulische Ausbildung stellt die gesamte Palette der Fachbefähigung in Gänze oder in Ergänzung zu anderen Ausbildungsformen sicher. Das THW unterhält dazu drei Ausbildungszentren (früher Bundesschulen genannt).[87] Im Bereich E-Learning gibt es ein interaktives und internetbasiertes Portal für Aus- und Fortbildung, Kommunikation, Einsatzvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung. Es werden auch Lehrgänge an der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung in Bad Neuenahr-Ahrweiler, der DEULA in Nienburg und dem IBK Heyrothsberge durchgeführt. Die Ausbildungssystematik sieht darüber hinaus weitere Ausbildungsformen sowie als besondere Ausbildungsform Übungen und Wettkämpfe als Abbildung der Einsatzrealität vor. Das THW erhebt keinerlei Beiträge, erstattet Verdienstausfall sowie Fahrtkosten und versichert seine Helfer bei Ausbildung und Einsatz über die Unfallversicherung Bund und Bahn.[88] Arbeits- und Einsatzschutzbekleidung wird dienstlich gestellt. Die Ausbildung in den Ortsverbänden sowie am Ausbildungszentrum ist für alle Helfer kostenlos. DienstkleidungTHW-Angehörige sind zum Tragen einer einheitlichen Bekleidung verpflichtet, diese ist im Allgemeinen dunkelblau. Die Bekleidungsarten regelt die Richtlinie über die Bekleidung und Kennzeichnung im Technischen Hilfswerk (Bekleidungsrichtlinie, BeklRiLi) als Verwaltungsvorschrift im Bereich der Bundesanstalt.[89] Die Richtlinie unterscheidet zwischen Einsatzschutzkleidung, Arbeitsschutzkleidung, Dienstkleidung und Tagesdienstkleidung für alle Helfer, Jugendkleidung für Junghelfer sowie für einzelne Tätigkeiten besondere Schutzkleidung, Auslandskleidung und Kleidung für Köche sowie Küchenhelfer. Mit Ausnahme der Tagesdienstkleidung oder der THW-Weste, die selbst zu beschaffen sind, wird die Bekleidung dienstlich gestellt. EinsatzschutzkleidungDie Einsatzschutzkleidung ist für Einsätze vorgeschrieben. Sie dient gelegentlich auch zur Repräsentation in der Öffentlichkeit, etwa bei Vorführungen, bei denen ein Dienstanzug nicht angemessen wäre. Als Einsatzschutzkleidung ist seit 2000 der Multifunktionale Einsatzanzug (MEA) vorgesehen, der in Berichten über Einsätze häufig zu sehen ist und daher das Bild des THW in der Öffentlichkeit prägt. Er besteht aus Einsatzjacke und Einsatzhose (in der ein herausnehmbarer leichter Säureschutz ist) in Dunkelblau, schwarzen Einsatzschuhen sowie nach Bedarf T-Shirt (kurz- oder langarm), Handschuhen, Fleece-Jacke oder Windstopper, Koppel und ggf. weiterer persönlicher Schutzausrüstung. Als Kopfbedeckung sind Helm (z. B. Dräger HPS 4300), Base Cap, Wintermütze, Barett oder Strick-/Fleecemütze vorgesehen. Der Einsatzanzug kostet in der Beschaffung ca. 680 Euro. Die Einsatzjacke ist an den Ärmeln, auf den Taschen, an der Brust und im unteren Rücken, die Einsatzhose im unteren Beinbereich mit gelben Reflexstreifen ausgestattet. Auf der Rückseite der Einsatzjacke ist ein Leuchtstreifen mit der Aufschrift „THW“, bzw. bei Führungskräften „Zugführer“ oder „Gruppenführer“, angebracht. Auf den Patten der Brusttaschen werden Namensband und Dienststellungskennzeichen getragen. Derzeit befindet sich eine neue Generation des MEA in Erprobung.[90] Eine Kennzeichnung von Atemgeräteträgern oder CBRN-Helfern am Helm ist nach der Bekleidungsrichtlinie nicht vorgesehen.[89] Bei Einsätzen werden gelegentlich Funktionswesten analog zur Feuerwehr getragen. Der seit den 1960er Jahren übliche Einsatzanzug Pilot (EAP), der anfangs sandfarben und ab den 1970ern grau-blau war, ist für Einsätze nicht mehr zugelassen, wird heute jedoch noch teilweise als Arbeitsschutzkleidung getragen. ArbeitsschutzkleidungAls Arbeitsschutzkleidung sind der MEA und der EAP (s. o.) sowie der Arbeitsanzug zugelassen. Sie wird bei allgemeinen Arbeiten in der Unterkunft getragen, etwa bei technischen Diensten, wie Wartung und Reparaturen, außerdem bei praktischer Ausbildung. Der Arbeitsanzug, der als Arbeitsschutzkleidung in der Regel getragen wird, besteht aus robustem und kostengünstigem blauem Stoff. Getragen werden eine Arbeitshose mit Koppel, Hemd oder T-Shirt sowie die Einsatzstiefel. Bedarfsabhängig können Arbeitsjacke, Pullover, Poloshirt, Handschuhe und weitere persönliche Schutzausrüstung (Warnkleidung gem. EN 471, Rettungsweste etc.) sowie Wetterschutzkleidung oder Parka getragen werden. Eine Weste kann selbst beschafft werden. Als Kopfbedeckung sind Base Cap, Barett, Wintermütze und Helm vorgesehen. DienstkleidungAls Dienstkleidung für alle Dienste, die keine besondere Schutzkleidung erfordern, ist ein Dienstanzug vorgesehen. In der Praxis wird dieser jedoch oft als „Gala-Anzug“ verstanden und nur bei besonderen Anlässen getragen, z. B. bei Tagungen, Empfängen oder Ehrungen. Der Dienstanzug (DA) besteht aus einer schieferblauen Diensthose, einer lichtblauen Dienstjacke, einem weißen Oberhemd (langarm mit Krawatte, kurzarm ohne) für Herren und einer weißen Bluse für Damen, schwarzen Halbschuhen und Socken. Bedarfabhängig können Parka, Mantel, Handschuhe und eine Kopfbedeckung (Dienstmütze, Barett) getragen werden. Damen können als Dienstkostüm den Dienstanzug auch mit Kostümjacke und Rock tragen. Die Dienstjacke verfügt über eine Brusttasche mit Patte auf der linken Seite und zwei Seitentaschen in Hüftnähe, ebenfalls mit Patten, sowie ein Hoheitsabzeichen am linken Oberarm (Bundesadler, darüber die Initialen „THW“). Auf der Patte der Brusttasche wird ein Namenschild aus Messing getragen, darüber kann eine Bandschnalle befestigt werden. Auf der gegenüberliegenden Brustseite wird das Dienststellungskennzeichen mittels Klettstreifen fixiert. Der ursprüngliche Entwurf für den Dienstanzug stammte von dem Designer Heinz Oestergaard, der auch 1971 die neuen Polizeiuniformen entwarf.[91] TagesdienstkleidungIm Jahr 2011 wurde zusätzlich zu den bestehenden Bekleidungsarten die Tagesdienstkleidung eingeführt. Die Tagesdienstkleidung stellt eine Alternative für offizielle Termine dar, wenn der Multifunktionsanzug oder der Dienstanzug nicht angemessen erscheinen. Die Tagesdienstkleidung besteht aus einem schwarzen Blouson, einem hellblau-grauen Oberhemd für Herren bzw. einer Bluse für Damen, einer dunkelgrauen Cargohose, schwarzen Halbschuhen und Socken. Bedarfsabhängig können ein Pullover und eine schwarze Kappe getragen werden. An Blouson und Hemd sind auf den Ärmeln THW-Logo und Bundesflagge angebracht, auf den Patten der Brusttaschen werden Dienststellungskennzeichen und Namenschilder getragen. Die Tagesdienstkleidung wird von der Firma GCL hergestellt und ist selbst zu beschaffen. KopfbedeckungenDer speziell für das THW angefertigte Schutzhelm HPS 4100 (seit einer Modellumstellung HPS 4300 bzw. 4500) der Firma Dräger zählt zur persönlichen Schutzausrüstung eines jeden Helfers und muss seit 2004 im Einsatz getragen werden.[92] Er kann weitere Ausstattung wie Lampe, Visier bzw. Schutzbrille oder Nackenleder aufnehmen und wird als Universalhelm in fast allen Einsatzsituationen (außer z. B. bei Motorsägenarbeiten) getragen. Außerhalb von Gefahrenbereichen, in der Küche und zum Tagesdienstanzug werden Basecaps oder andere Kappen getragen.[89] Dienstmützen als Schirmmützen sowie Barette werden nicht mehr ausgegeben. KennzeichnungenDienststellungskennzeichen für ehrenamtliche HelferDie Dienststellung ehrenamtlicher Helfer wird durch entsprechende Kennzeichen an der Bekleidung ausgedrückt. Das THW-Logo wird dabei von zwei Feldern eingefasst, in die je nach Dienststellung senkrechte Balken einbeschrieben sind. Grundfarbe der Dienststellungskennzeichen ist dunkelblau, bei Tagesdienstkleidung schwarz. Die Farbe der Kennzeichnung ist bei Einsatzkräften hellblau, im Ortsverbands-Stab und bei Fachberatern silbern (auf Einsatzschutzkleidung weiß). Der Ortsbeauftragte trägt als Dienststellenleiter ein golden (auf Einsatzschutzkleidung gelb) abgesetztes Dienststellungskennzeichen. Helfer-Anwärter tragen kein Dienststellungskennzeichen, daher erhalten die Helfer erst mit erfolgreich absolvierter Grundausbildung ihre Abzeichen. Mangels Verwendung von Dienstgraden im THW entfällt auch eine entsprechende Kennzeichnung. Funktionskennzeichen für hauptamtliche MitarbeiterHauptamtliche THW-Mitarbeiter tragen Funktionskennzeichen in silberner und goldener bzw. weißer und gelber Farbe. Zur Unterscheidung von Ehrenamtlichen sind die Balken hier waagerecht einbeschrieben; ab der Ebene des Landesbeauftragten sind sie breiter (beim Vizepräsidenten unterbrochen). FarbgebungDie Fahrzeuge, Bekleidung und ein großer Teil der Ausrüstung des Technischen Hilfswerks sind in Blautönen gehalten (RAL-Nummer 5002, Ultramarinblau). Der Grund dafür ist, dass nach dem Zweiten Weltkrieg die Fahrzeuge von Bergungszügen – die nicht nur dem THW, sondern auch vielen Feuerwehren unterstellt waren – blau angestrichen wurden. So konnte man die „rote Feuerwehr“ für die Brandbekämpfung von der „blauen Feuerwehr“ für Bergungsaufgaben unterscheiden. Bergungszüge hatten in den Zeiten des Kalten Krieges unter anderem die Aufgabe, bei kriegerischen Auseinandersetzungen Menschen zu retten und Tiere und Sachwerte zu bergen sowie die Infrastruktur wiederherzustellen. Im Jahre 1995 wurden die Bergungszüge im Rahmen der Umstrukturierung des THW durch Technische Züge ersetzt, die blaue Farbe blieb bestehen und entwickelte sich zu einem weltweiten Erkennungszeichen des Technischen Hilfswerks. So existieren in Anlehnung an andere bekannte Werbesprüche inoffizielle Slogans wie „THW – Die blauen Engel“ oder „THW – Unser Strom ist blau!“ (z. B. als Beschriftung großer Notstromaggregate). Als Schriftart wird Lubalin Graph verwendet. Eine Ausnahme stellen die Fahrzeuge der Fachgruppe Führung/Kommunikation dar, welche im Einsatzfall als Führungsstelle benutzt werden (Führungskraftwagen und Führungs- und Kommunikationskraftwagen mit Führungs- und Lageanhänger). Diese sind weiß lackiert und mit blauer Schrift versehen (früher orange mit weißer Schrift), damit sie schnell als Führungsstelle zwischen anderen Fahrzeugen erkannt werden können. Zudem hat dies den Vorteil, dass sich die Arbeitsräume in den Fahrzeugen in der Sonne nicht so schnell erwärmen. Selbstverständnis des THWDa die Kriegsgefahr zwischen den damaligen NATO-Staaten und den Warschauer-Pakt-Staaten bestand und das geteilte Deutschland genau zwischen den beiden Hauptgegnern lag, musste neben dem Aufbau eigener Streitkräfte auch mit dem Aufbau des Zivil- und Katastrophenschutzes begonnen werden.[93] Damals war sich die Politik nicht einig, wie man die Zivilbevölkerung sinnvoll gegen die Gefahr schützen konnte. Die Aufstellung sogenannter Bergungszüge, die bei ABC-Angriffen eingesetzt werden sollten, war seinerzeit eine mögliche Option. So wären die Aufgaben des Technischen Hilfswerks vorrangig Bergungs- und Instandsetzungsoperationen während oder nach militärischen Angriffen gewesen. Große Teile der Infrastruktur, wie das Schienennetz, Telekommunikation und Energieversorgung, waren in staatlicher Hand und verfügten über einen eigenen Katastrophenschutz z. B. den Katastrophenschutz der deutschen Bundespost. Die Wende und friedliche Revolution in der DDR brachte für das THW eine Reihe von Veränderungen: Das Ende des Kalten Krieges, der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland sowie die Privatisierung staatlicher Betriebe wären Gründe zur Auflösung des THW gewesen. Doch stattdessen wurden weitere Ortsverbände auf dem neuen Gebiet der Bundesrepublik Deutschland gegründet und die Einsatzkompetenzen erweitert. Die Umstrukturierung des THW Mitte der 1990er Jahre machte es zu einer modernen und flexiblen Einsatzorganisation, auf die sowohl der Staat als auch örtliche Behörden zugreifen können. Gründe für das Bestehen und den Ausbau des THW waren die guten Erfahrungen mit den Einsatzkräften, deren Führung und nicht zuletzt die Zehntausenden ehrenamtlich engagierten Frauen und Männer in den Ortsverbänden. Heute kann das THW auf viele Einsätze im In- und Ausland zurückblicken. Auch in der örtlichen Gefahrenabwehr gibt es Vereinbarungen mit Polizei und Feuerwehr und jede Woche sind bundesweit die THW-Kräfte im Einsatz. Die Gründung der THW-Jugend zeigt, dass neben den Zivil- und Katastrophenschutzaufgaben das THW auch soziale Verantwortung in den jeweiligen Regionen übernimmt. Medien- und Kommunikationsarbeit des THWDas THW hat mehrere Ebenen, auf denen aktive Organisationskommunikation betrieben wird. Bis zum 31. Dezember 2017 war der Pressesprecher des THW zugleich der Leiter des Sachgebietes Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Leitungsstab der THW-Leitung. Seit dem 1. Januar 2018 ist das Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit (Abteilung EA) für die zentrale Öffentlichkeitsarbeit sowie Medienarbeit zuständig. Der Referatsleiter ist zugleich Pressesprecher im Leitungsstab und verantwortet unter Einbindung des Referates Medien- und Öffentlichkeitsarbeit die zentrale Presse- und Kommunikationsarbeit des THW. Hier wird die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für die Bundesanstalt THW mit ihren acht Landesverbänden koordiniert und abgestimmt ebenso wie mit der Pressestelle des Bundesinnenministerium. Die zweite Ebene stellt die der Landesverbände des THW dar. Hier gestaltet der Sachbearbeiter Kommunikation (Referat EA) in Abstimmung mit dem Landesbeauftragten und der THW-Leitung die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dazu zählt auch die Abstimmung mit den Regionalstellen im jeweiligen Landesverband. Zudem ist er Ansprechpartner für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Ortsverbände im Landesverband. Für den Auslandseinsatz des THW kann das Referat Ausland und das Sachgebiet Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Media Officer, spezielle geschulte Auslandskräfte für die Medienarbeit, entsenden.[94][95][96][97][98] Die Ortsverbände gestalten ihre Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Abstimmung mit dem Landesverband und den Regionalstellen aus. Der Ortsbeauftragte und/oder der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit (BÖ) verantworten hierbei die Umsetzung. Die Ortsverbände betreiben ebenfalls eigene Pressearbeit.[99] Daneben kommunizieren die Vertreter des Ehrenamtes im THW (Landessprecher sowie Helfersprecher) über verschiedene Kanäle.[100] Das THW kommuniziert neben der klassischen Medienarbeit über verschiedene Social-Media-Plattformen, darunter Facebook und Twitter.[101][102][96] Ebenfalls ist ein Auftritt auf Youtube vorhanden.[103] In den vergangenen Jahren hat das THW verschiedene Medien-, Öffentlichkeits- und Helferwerbungskampagnen realisiert. Darunter die Kampagne „Raus aus dem Alltag. Rein ins THW!“ mit einer eigenen Kampagnen-Website,[104] aber auch die Medienaktion im Rahmen der Flüchtlingshilfe 2015 „Das THW zeigt Gesicht … und Du?!“.[105][106] Auch Video- und Werbespots hat das THW für seine Kommunikationsarbeit produziert, darunter einen Spot, der von Manfred Lehmann, dem deutschen Synchronsprecher von Bruce Willis, vertont wurde. LeitsätzeDie Leitsätze, die jeden ehren- und hauptamtlichen Mitwirkenden in ihrem Verständnis, Verhalten und der Identifikation prägen sollen, lauten wie folgt:[107]
Sonstige RezeptionDas Technische Hilfswerk besetzte seit 2015 mehrfach und durchgehend den zweiten Platz des GemeinwohlAtlas Deutschland unter Leitung von Timo Meynhardt. Das Instrument versammelt eine Auflistung einflussreicher deutscher Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und öffentlicher Einrichtungen, die von einer wechselnd großen Stichprobe der deutschen Bevölkerung gemäß Likert-Skala nach ihrem subjektiven Beitrag zum Gemeinwohl (Aufgabenerfüllung, Zusammenhalt, Lebensqualität, Moral) bewertet werden.[109] Im April 2023 beschloss der Planungs- und Umweltausschuss des Pforzheimer Gemeinderats, die Wendeanlage vor der Unterkunft des Ortsverbands Pforzheim in den „Platz des THW“ umzubenennen. Hintergrund war die Initiative der örtlichen Helfervereinigung anlässlich des 70-jährigen Bestehen des Ortsverbandes.[110][111] Der Wirtschaftssoziologe Timo Wans hob 2023 den hohen Stellenwert des THW für die Gewährleistung der öffentlichen Daseinsvorsorge hervor. Allerdings betrachte die gegenwärtige gesetzliche Aufgabenstellung des THW Katastrophen weiter als Ausnahmen, was angesichts absehbarer Klimafolgen veraltet sei. Er schlug deshalb „transformative Hilfswerke“ vor, die auf lokaler Ebene nach ähnlichem Prinzip präventive Maßnahmen ergreifen und Wirtschaftskreisläufe auf entsprechende Herausforderungen vorbereiten sollten.[112][113] Siehe auchLiteraturPeriodika
Einzeldarstellungen
WeblinksCommons: Technisches Hilfswerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Technisches Hilfswerk – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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