StaufersteleStauferstelen sind oktogonale Gedenksteine, die an die Staufer erinnern, die im Hochmittelalter römisch-deutsche Könige und Kaiser waren. Bildhauer dieser Denkmäler ist Markus Wolf aus Stuttgart-Plieningen.[1] Die erste Stauferstele wurde am 13. Dezember 2000, dem 750. Todestag des letzten Stauferkaisers Friedrich II., in den Ruinen des Castel Fiorentino in Italien eingeweiht. Es folgten Stelen in Deutschland, Frankreich, Österreich, Tschechien und den Niederlanden.[2] Zwischen 2002 und 2018 wurden die Inschriften der Stelen vom Komitee der Stauferfreunde konzipiert.[3][4] Oktogonale FormDie Stauferstelen greifen den oktogonalen Grundriss auf, den beispielsweise auch das von Friedrich II. gebaute Castel del Monte aufweist.[5] Sie bestehen aus vier Teilen (Basis, Schaftstück, Mittelstück, Kronenstück). Sie sind ab Oberkante der Basis 2,5 Meter hoch und haben bei einer Seitenlänge von 33 Zentimetern eine Breite (Abstand zwischen zwei gegenüberliegenden Flächen) von 80 Zentimetern. Den oberen Abschluss bildet ein die achteckige Reichskrone symbolisierendes goldenes Band. Die Inschriften sind immer auf vier der acht Seitenflächen verteilt. Über den vier Inschriften ist jeweils ein Wappen eingemeißelt. Einzige Ausnahme ist die Stele in Klosterneuburg, wo auf einer Seite zwei Wappen stehen.[6] Die Stele auf dem Hohenstaufen ist 88 Zentimeter breit und 2,75 Meter hoch. Sie ist damit 10 % größer als alle anderen Stelen, was diesen Berg als Namensgeber für das Geschlecht der Staufer hervorheben soll.[7]
MaterialDie Mehrzahl der Stelen besteht aus rahmweiß gebändertem Jura-Travertin (eine spezielle Sorte von Jura-Marmor) aus Pappenheim im Altmühltal.[7] Abweichend besteht die Stele auf dem Hohenstaufen aus apulischem Trani-Marmor, während die beiden Stelen in Hagenau[8] und auf dem Trifels[9] aus rotem Sandstein aus den Vogesen angefertigt sind.[10] Eine Stele wiegt einschließlich Basisplatte 4,5 Tonnen. Alle Stelen sind massiv, dies führt zu der imposanten Wirkung.[7] Die Stele in Fiorentino ist zudem erdbebensicher gelagert: im Inneren der Stele befindet sich ein Verankerungssystem, das bei horizontal auftretenden Kräften wie bei einem Erdbeben zum Verschieben der Trommeln führt und nicht zur Zerstörung.[7] Bei der Stauferstele in Syrakus wurde die Erdbebensicherheit durch vier eiserne Gewindestangen erreicht, die in das Betonfundament, die quadratische Basisplatte und die drei achteckigen Trommeln mit Mörtel fest eingeklebt wurden.[11] Bei der Stele in Schwäbisch Gmünd sind die Basisplatte und die drei achteckigen Trommeln miteinander verdübelt. Dadurch kann man diese Stele am Stück versetzen, wenn dies im Rahmen einer Großveranstaltung auf dem Johannisplatz erforderlich ist.[12] Beispiel Kloster LorchDas Benediktinerkloster Lorch wurde um 1102 von dem Staufer Herzog Friedrich I. als Familien-Grablege gestiftet, wenngleich keiner der späteren Staufer-Könige und -Kaiser dort bestattet wurde. Die aus Jura-Travertin gefertigte Stele am Eingang vom Kloster Lorch wurde im August 2008 zum 800. Todestag von Irene von Byzanz eingeweiht. Irene war eine aus Konstantinopel stammende Kaisertochter und Frau des Stauferkönigs Philipp von Schwaben. Sie flüchtete nach der Ermordung ihres Mannes von Bamberg auf die Stammburg auf dem Hohenstaufen, starb dort kurze Zeit später und wurde im Kloster Lorch begraben. Sie ist die prominenteste Stauferin in der Lorcher Grablege. Die Stele wurde von Irene und Herbert Marek gestiftet.[13]
Standorte in Italien, Frankreich, Deutschland, Österreich, Tschechien und Niederlande
KritikDas selbstgesteckte Ziel des Komitees der Stauferfreunde bestand darin, an Europas herausragendsten Stauferstätten derartige Denkmäler zu errichten.[3] Tatsächlich stehen jedoch siebzig Prozent der Stauferstelen in Baden-Württemberg sowie unmittelbar angrenzend in Bayern (Stand Juni 2018) und dort häufig an Orten, die für die Geschichte der Staufer eher bedeutungslos waren.[15] Andererseits fehlen im übrigen Deutschland und in Italien, den beiden Hauptwirkungsgebieten der Staufer, noch fast alle bedeutenden Orte. Auch Spanien ist (Stand Juni 2018) nicht berücksichtigt, ebenso die Türkei und der Nahe Osten mit Schauplätzen dreier Kreuzzüge unter Führung staufischer Könige und Kaiser.[14] An den seit 2011 errichteten Stauferstelen ist für den Betrachter nicht mehr zu erkennen, dass sie keine normalen Einzeldenkmale sind, sondern als Stauferstele zu einem staatenübergreifenden Netzwerk gehören.[16] Entsprechende Kritik aufgreifend steht seit der Stauferstele in Güglingen explizit auf dem Sockel, dass es sich um eine Stauferstele handelt, und dies auch mit der Angabe, die wievielte es ist.[17][18] Ein weiterer Kritikpunkt sind vierzig teils harmlose, teils aber auch gravierende Unrichtigkeiten und Irreführungen auf den Inschriften von dreiundzwanzig Stelen. Diese sind in einer Errata-Liste dokumentiert.[19] Die Stauferstele in Baden-Baden fiel bereits mehrfach Vandalismus zum Opfer, was möglicherweise mit einem ungünstig gewählten Standort zusammenhängt.[20] Einzelnachweise
WeblinksCommons: Stauferstelen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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