Den Dienstgrad Stabsgefreiter führen sowohl Heeres-, Luftwaffen- als auch Marineuniformträger.[4] In den Streitkräften der NATO ist der Stabsgefreite zu allen Dienstgraden mit dem NATO-Rangcode OR-4 äquivalent. Gemäß NATO-Rangcode ist der Dienstgrad der Bundeswehr also beispielsweise mit dem Specialist der Streitkräfte der Vereinigten Staaten vergleichbar.[3]
Rangabzeichen bis 1945. Abb. Kriegsmarine sind falsch, da die Winkel glatt, statt geflochten, dargestellt sind. Bei Luftwaffe Tuchunterlage blaugrau statt grüngrau
Der Dienstgrad Stabsgefreiter wurde zum 1. Oktober 1927 im Heer der Reichswehr eingeführt. Dazu wurden 4000 Stellen für Obergefreite in solche für Stabsgefreite umgewandelt.[17] Erst etwas verspätet, mit Verfügung vom 16. Dezember 1927, erhielt der Stabsgefreite als Ärmelabzeichen zwei mit der Spitze nach unten weisende silberfarbene Tressenwinkel, mit einem gestickten vierzackigen Stern im Raum des oberen Winkels (Obergefreite führten bis zum 30. September 1936 drei Winkel, dann zwei; Gefreite zuerst zwei, dann einen; Oberschützen zuerst einen Winkel, dann einen vierzackigen Rangstern).[18] Im Heer der Wehrmacht waren Neubeförderungen mit Wirkung ab dem 1. Oktober 1934 untersagt, an seine Stelle trat der Obergefreite mit mehr als 6 Dienstjahren (ein Winkel mit Stern). Mit Verfügung vom 25. April 1942 wurde der Stabsgefreite neuer Art eingeführt. Weil eine Beförderung keine Planstelle mehr voraussetzte, konnte jeder Soldat des Feldheeres nach fünf Jahren Gesamtdienstzeit, bzw. nach sechs Jahren beim Ersatzheer, dazu aufsteigen. Damit verschwand der Obergefreite mit mehr als 6 Dienstjahren, obwohl dies nicht eigens verfügt worden war. Die Stabsgefreiten alter Art (a. A.) und neuer Art (n. A.) unterschieden sich zwar im Schriftverkehr, trugen aber dasselbe Rangabzeichen.[19]
In der Reichsmarine bzw. Kriegsmarine war der Dienstgrad Stabsgefreiter ohne Unterbrechung bis 1945 in Gebrauch. Der Laufbahnzusatz wurde dem Rang jeweils voran gesetzt (bspw. Funkstabsgefreiter, Matrosenstabsgefreiter, Signalstabsgefreiter usw.).[20] Das Rangabzeichen wurde auf dem linken Oberärmel getragen. Stabsgefreite (alter Art) führten von 1921 bis Ende 1936 drei mit der Spitze nach unten weisende goldfarbene oder gelbe Tressenwinkel, wobei der äußere bzw. untere in einer hochovalen Schlinge auslief; auf dem weißen Hemd und auf der braunen Tropenfeldbluse bestanden die Winkel aus kornblumenblauem Tuch. Die gelben Rangabzeichen waren auf einer dunkelblauen Unterlage aufgenäht, die blauen auf einer weißen Unterlage bzw. auf einer aus braunem Tropenstoff. Das Laufbahnabzeichen wurde oberhalb des Rangabzeichens geführt.[21] Anfang Januar 1935 wurden für die Mannschaftsdienstgrade der Kriegsmarine neue Bezeichnungen und Rangabzeichen eingeführt, die vor dem 31. Januar 1934 eingestellten Marineangehörigen behielten ihre alten Dienstgrade und Abzeichen jedoch bei. Erst mit Verfügung vom 17. Oktober 1936 verordnete die Kriegsmarine neue Dienstgradabzeichen: Zum 1. Januar 1937 erhielt der Stabsgefreite nun zwei Winkel aus geflochtenem Soutacheband (Plattschnur) mit einem vierspitzigen Rangstern im Feld zwischen den Schenkeln des oberen Winkels.[22] Mit Verfügung vom 23. Juli 1940 wurde der Stabsgefreite alter Art in Oberstabsgefreiter umbenannt; das Rangabzeichen aus geflochtenem Doppelwinkel und Rangstern blieb unverändert. Mit derselben Verfügung geschah die Umbenennung des Obergefreitenalter Art (mit mehr als sechs Jahren Gesamtdienstzeit) in Stabsgefreiter neuer Art. Der Stabsgefreite (neuer Art) behielt das seit dem 1. Januar 1937 geführte Rangabzeichen des Obergefreiten (alter Art), einen geflochtenen Winkel mit vierspitzigem Rangstern.[23]
Die Luftwaffe der deutschen Wehrmacht führte ihn mit Verfügung vom 4. Februar 1944 ein; mit Verfügung vom 12. Mai 1944 wurde der bisherige Dienstgrad Hauptgefreiter in Stabsgefreiter umbenannt.[24] Das Rangabzeichen am linken Oberärmel folgte dem Muster des Heeres und war auf einer Unterlage aus dem Grundtuch des Uniformstücks aufgenäht. Zusätzlich wurden zwei Kragenpatten in Waffenfarbe der Luftwaffe mit vier silberfarbenen Schwingen geführt.[25]
Der Stabsgefreite war wie die anderen Gefreitendienstgrade für Angehörige der Mannschaften gedacht, denen die Unteroffizierslaufbahn verschlossen blieb. Sie wurden häufig mit Vertrauensstellungen wie Futter- und Quartiermeister bedacht. In den letzten Kriegsjahren wurden Stabsgefreite aufgrund des Mangels an Unteroffizieren oft als Gruppenführer verwandt.
In der Nationalen Volksarmee und den Grenztruppen der DDR war Stabsgefreiter (OR-3) der höchste Dienstgrad der Mannschaften. Der Äquivalentdienstgrad der Volksmarine war der Stabsmatrose. Die Stehzeit bis zur Beförderung zum nächsthöheren Dienstgrad betrug bis zu einem Jahr und blieb in der Regel nur freiwillig längerdienenden Soldaten vorbehalten. In der Nationalen Volksarmee wurde der Dienstgrad Stabsgefreiter bis zur Auflösung 1990 geführt.
↑Da die Soldatenlaufbahnverordnung den Wechsel von Stabsgefreiten in andere Laufbahnen ermöglicht, gibt es aber auch Soldaten anderer Laufbahnen, die den Dienstgrad Stabsgefreiter führen.
↑Aktive Soldaten können also in der Praxis nach 36 Monaten Dienstzeit zum Stabsgefreiten ernannt werden. Für Reservisten gilt entsprechend, dass die Beförderung erst 36 Monate nach Eintritt in ein entsprechendes Dienstverhältnis erfolgen kann. Reservisten und aktive Soldaten werden insoweit gleichgestellt, als die Ernennung in diesen Dienstgrad für Reservisten nicht früher erfolgt als für Soldaten, die in einem anderen Wehrdienstverhältnis „verblieben sind“. Reservisten werden also in dieser Hinsicht so behandelt, als ob sie ununterbrochen in der Bundeswehr gedient hätten. Die Dienstzeit fällt für Reservisten jedoch insgesamt meist wesentlich kürzer aus, da jeweils nur relativ wenige Tage Wehrdienst beispielsweise in Form von Wehrübungen vor Ernennung in einen höheren Dienstgrad abzuleisten sind.
↑ abDer Bundesminister der Verteidigung; Abteilung Personal-, Sozial- und Zentralangelegenheiten (Hrsg.): ZDv 20/7. Bestimmungen für die Beförderung und für die Einstellung, Übernahme und Zulassung von Soldatinnen und Soldaten. Bonn 27. März 2002, Art. 635 (PDF (Memento vom 26. Oktober 2014 im Internet Archive) [abgerufen am 26. März 2014] DSK AP210100187, Neudruck Januar 2008).
↑ abDie äquivalenten, ranghöheren und rangniedrigeren Dienstgrade sind im Sinne der ZDv 14/5 B 185 angegeben, vgl. Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 14/5. Soldatengesetz. DSK AV110100174, Änderungsstand 17. Juli 2008. Bonn 21. August 1978, Dienstgradbezeichnungen in der Bundeswehr, S.B 185 (Nicht zu verwechseln mit dem Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten (Soldatengesetz). Die in der Infobox dargestellte Reihenfolge der Dienstgrade entspricht nicht notwendigerweise einer der in der Soldatenlaufbahnverordnung vorgesehenen regelmäßig durchlaufenen Dienstgradabfolgen und auch nicht notwendigerweise der in der Vorgesetztenverordnung beschriebenen Dienstgradhierarchie im Sinne eines Vorgesetztenverhältnisses).
↑Fritz Adolf Marschall (Freiherr) von Bieberstein: Verfassungsrechtliche Reichsgesetze und wichtige Verordnungen. Systematisch zusammengestellt und mit Anmerkungen und Sachregister versehen, Mannheim – Berlin – Leipzig 1929, S. 958
↑Adolf Schlicht, John R. Angolia: Das Heer (= Die deutsche Wehrmacht – Uniformierung und Ausrüstung. Band1). Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-613-01390-8, S.28, 239–240.
↑Adolf Schlicht, John R. Angolia: Die Kriegsmarine (= Die deutsche Wehrmacht – Uniformierung und Ausrüstung. Band2). Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-613-01656-7, S.61–62, 90–91.
↑Adolf Schlicht, John R. Angolia: Die Luftwaffe (= Die deutsche Wehrmacht – Uniformierung und Ausrüstung. Band3). Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-02001-7, S.60.