Rjadino (russischРядино, deutschRaudszen, 1936 bis 1938 Raudschen, 1938 bis 1945 Rautengrund, auch: Bambe, 1938 bis 1945 Heidenanger (Ostpr.), litauischRaudžiai, auch: Bambė) ist ein Ort in der russischenOblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Neman im Rajon Neman.
Rjadino liegt zehn Kilometer östlich der Rajonstadt Neman(Ragnit) an einer Nebenstraße, die von Gorino(Ober Eißeln) an der Regionalstraße 27A-025 (ex R508) über Bolschoje Selo(Unter Eißeln) nach hier führt. Der südöstliche Teil der Ortschaft (ehemals: Raudszen/Rautengrund) liegt an der Scheschupe (dt. Scheschuppe/Ostfluss, litauisch: Šešupė), der nordwestliche Teil (ehemals: Bambe/Heidenanger) liegt an der Memel (russisch: Neman). Eine Bahnanbindung gibt es nicht.
Geschichte
Raudszen (Rautengrund)
Raudszen war im 18. Jahrhundert ein königliches Bauerndorf.[2] Es bestand aus verstreuten größeren und kleineren Höfen beiderseits der Szeszuppe.[3] Der Ort gehörte zu den ältesten und größten Dörfern im KirchspielGroß Lenkeningken (heute russisch: Lesnoje). Wann die ersten Bewohner hier sesshaft wurden, ist nicht belegt, doch ist das wohl schon vor der Ordenszeit gewesen. Im Jahre 1874 wurde die Landgemeinde Raudszen Sitz und namensgebend für einen Amtsbezirk im Kreis Ragnit.[4] Im Jahr 1928 wurden die beiden Gutsbezirke Aszolienen (s. u.) und Lenken (heute russisch Lagernoje) in die Landgemeinde Raudszen eingegliedert. 1929 wurde auch die Försterei Dachsberg angeschlossen (55° 2′ 11″ N, 22° 14′ 5″ O55.03638888888922.234722222222, nicht mehr vorhanden). 1936 wurde die Schreibweise des Ortes in Raudschen geändert und 1938 folgte die Umbenennung in Rautengrund. In Folge des Zweiten Weltkriegs kam der Ort 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion.
Einschließlich Aschelingen (Aszolienen), Dachsberg und Lenken
Amtsbezirk Raudszen/Rautengrund (1874–1945)
Zwischen 1874 und 1945 bestand der Amtsbezirk Raudszen (ab 1936 „Amtsbezirk Raudschen“, ab 1939 „Amtsbezirk Rautengrund“) im Kreis Ragnit (ab 1922 Kreis Tilsit-Ragnit) mit folgenden Landgemeinden (LG) und Gutsbezirken (GB):[4]
Aszolienen war im 18. Jahrhundert ein adeliges Vorwerk,[11] das um 1860 zum Gut Lenken (heute russisch: Lagernoje) gehörte.[12] 1874 wurde Aszolienen als eigenständiger Gutsbezirk in den neu gebildeten Amtsbezirk Raudszen im Kreis Ragnit eingegliedert.[4] 1928 wurde der Gutsbezirk Aszolienen in die Landgemeinde Raudszen eingegliedert. Dort erfolgte 1938 die Umbenennung des Ortes in Aschelingen.
Ob der Ort nach 1945 noch wiederbesiedelt wurde, ist unbekannt. Die verlassene Ortsstelle befindet sich heute im Rajon Krasnosnamensk.
Das idyllisch am Bambe-Teich, einem toten Arm der Memel gelegene Bambe bestand im 18. Jahrhundert nur aus einem Anwesen, wo man sich mit der Produktion von Heu für die Pferdezucht beschäftigte.[14] Im Laufe des 19. Jahrhunderts entstand dort ein Vorwerk, das zunächst zum Gut Lenken gehörte. Daneben gab es eine Forstkolonie, die 1874 in eine Landgemeinde umgewandelt wurde, welche dem neu gebildeten Amtsbezirk Raudszen zugeordnet wurde.[4] Das Vorwerk Bambe gehörte nun zum RemontedepotNeuhof-Ragnit und seit etwa 1880 zum Gutsbezirk Lobellen. Bambe war Schulort, zunächst mit einer einklassigen, seit etwa 1900 mit einer zweiklassigen Volksschule, die für 60 Kinder ausgelegt war und auch für Reisterbruch und (teilweise ?) Raudszen zuständig war. 1938 wurde der Ort in Heidenanger (Ostpr.) umbenannt.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam der Ort mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Er wurde im Jahr 1950 in Lugowoje umbenannt und dem Dorfsowjet Bolschesselski im Rajon Sowetsk zugeordnet.[15] Am nun osero Jasykowoje genannten Teich wurde ein Ferienlager für Kinder eingerichtet.
Im Jahr 1947 wurde Raudszen (Rautengrund) in Rjadino umbenannt und gleichzeitig dem Dorfsowjet Bolschesselski selski Sowet im Rajon Sowetsk zugeordnet.[16] Vor 1975 wurde der Ort Lugowoje (s. o.) an Rjadino angeschlossen.[17] Von 2008 bis 2016 gehörte Rjadino zur städtischen Gemeinde Nemanskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Neman.
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑ abcdefDie Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871, Berlin 1874
↑ abcGemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
↑ abcGemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
↑ abAmtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 17. November 1947)