Das Dorf liegt am Büchenbach, einem rechten Zufluss der Fränkischen Rezat, und an einem namenlosen Bach, der dort rechts in den Büchenbach mündet. Im Südwesten liegt das Waldgebiet Egerten, im Südosten die Keferloh und im Norden das Bergholz. 0,5 km östlich liegt die Flur Stritthoffeld.
911 wurde von König Konrad I. auf dem Reichstag zu Forchheim beschlossen, Wenden aus dem Maingebiet dem Gumbertuskloster Ansbach zuzuweisen. Diese wurden im 10. Jahrhundert in einem Ring um Ansbach angesiedelt. 1111 wurde der Ort als „Racenwineden“ erstmals urkundlich erwähnt. An dem Grundwort „–winden“ ist erkennbar, dass es sich bei diesem Ort um eine Wendensiedlung handelt. Bestimmungswort des Ortsnamens ist der slawische Personenname „Razzo“, der wohl das Oberhaupt dieser Siedlergemeinschaft war.[7]
Während Dreißigjährigen Krieg verödeten alle acht Anwesen.[8] Um 1660 wurde der erste Hof von Arnold Matthes erworben und instand gesetzt.[9]
Laut der Amtsbeschreibung des nürnbergischenPflegamtes Lichtenau aus dem Jahr 1748 zählte der Ort zur Hauptmannschaft Sachsen. Es gab 10 Untertansfamilien, die alle aber fremdherrisch waren.[10]
Im Topo-geographisch-statistischen Lexicon vom Königreiche Bayern (1832) wird der Ort folgendermaßen beschrieben:
„Ratzenwinden, Radenwinden, Dorf mit 12 H[äusern], 2 Mühlen und 85 E[inwohnern], im L[an]dg[ericht] Ansbach, 21⁄2 St[unden] von dessen Sitze entfernt. Der Ort hatte im 12. Jahrh[undert] seinen eigenen Adel, von dem das Stift Onolzbach eine Besitzung erhielt, die es durch Ankauf verschiedener Güter und Rechte von den Herren v. Eyb und Dörrer vermehrte und über welche es einen Verwalter setzte.“[15]
1818 stellte Ratzenwinden einen Antrag mit Oberrammersdorf, Obere und Untere Walkmühle eine Ruralgemeinde zu bilden, was jedoch abgelehnt wurde. Ein erneuter Antrag im Jahr 1836 wurde am 10. August selbigen Jahres genehmigt.[17] Die Gemeinde Ratzenwinden war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Ansbach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Ansbach (1919 in Finanzamt Ansbach umbenannt). 1845 wurde auf dem Gemeindegebiet der Steinhof gegründet. Ab 1862 gehörte Ratzenwinden zum Bezirksamt Ansbach (1939 in Landkreis Ansbach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb bis 1870 beim Landgericht Ansbach, von 1870 bis 1879 war das Stadt- und Landgericht Ansbach zuständig, seit 1880 ist es das Amtsgericht Ansbach.[14] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 5,700 km².[18]
Am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde im Zuge der Gebietsreform aufgelöst: Oberrammersdorf wurde nach Lichtenau eingemeindet, die übrigen Gemeindeteile nach Sachsen.[19]
Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8.
Konrad Rosenhauer u. a. (Hrsg.): Der Landkreis Ansbach. Vergangenheit und Gegenwart. Verlag für Behörden und Wirtschaft Hoeppner, Aßling-Pörsdorf 1964, DNB450093387, OCLC17146040, S.186.
Georg Rusam: Geschichte der Pfarrei Sachsen und der zugehörigen Orte. C. Brügel & Sohn, Ansbach 1940, DNB575937491, OCLC72078529, S.28f., 319f., 384–390 (Volltext [Wikisource]).
↑E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 156.
↑G. Rusam: Geschichte der Pfarrei Sachsen und der zugehörigen Ort, S. 119.
↑G. Rusam: Geschichte der Pfarrei Sachsen und der zugehörigen Ort, S. 386.
↑M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 747.
↑ abM. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 900.
↑Johann Bernhard Fischer: Razenwinden. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC159872968, S.23 (Digitalisat).
↑J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 4, Sp. 431.
↑ abM. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 1006.
↑Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Ansbach 1808–17. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 961.
↑M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 949. K. Rosenhauer: Der Landkreis Ansbach, S. 10.
↑Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.421.
↑ abEs sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
↑ abEduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC635011891, S.44 (Digitalisat). Im Original: Gemeinde 189 Einwohner, 32 Häuser; Ratzenwinden 103 Einwohner, 15 Häuser. Im Abgleich mit der Einwohnerzahl für 1840 des Historischen Gemeindeverzeichnisses 1953 ergibt sich, dass die Daten der Oberen und Unteren Walkmühle sowohl gesondert als auch im Ortsteil Ratzenwinden eingepflegt worden sein müssen.