14. Januar: Der deutsche Holzblasinstrumentenmacher Johann Christoph Denner entwickelt in Nürnberg die Klarinette, indem er das Chalumeau so erweitert, dass es, was zuvor nicht möglich war, überblasen werden kann und so einen der zeitgenössischen Musik angemessenen Tonumfang erhält. Die durch das Überblasen entstehenden Töne erhielten wegen ihres Klanges, der an den der Barocktrompete erinnerte, die Bezeichnung „Clarinregister“ (die Spielweise der Barocktrompete war das „Clarin-Spiel“, also die Entwicklung der Tonleiter ausschließlich aus Naturtönen). Daraus entstand die Bezeichnung „Clarinette“ für das Instrument. Die Klarinette setzte sich jedoch erst ab 1740 in der praktischen Musik durch.
00. Februar: In Braunschweig wird das Opernhaus am Hagenmarkt fertiggestellt. Es wurde auf Wunsch von Herzog Anton Ulrich errichtet und ist nach München und Hamburg die dritte öffentliche Oper in Deutschland. Zum ersten Kapellmeister wird Johann Sigismund Kusser bestellt, dessen Oper Cleopatra bei der feierlichen Eröffnung ihre Uraufführung erlebt; das Libretto verfasste vermutlich Friedrich Christian Bressand nach einer Vorlage von Giacomo Francesco Bussani.
00. April: Arcangelo Corelli tritt offiziell in die Dienste des italienischen Kardinals, Mäzens und LibrettistenPietro Ottoboni. Dieser betätigte sich als großzügiger Förderer der Künste und begann damit, die bedeutendsten Künstler und Musiker der damaligen Zeit um sich zu scharen. Beide bleiben zeitlebens in enger persönlicher Freundschaft und gegenseitiger Ehrerbietung verbunden, was sich auch an Ottobonis Unterstützung von Corellis Familie zeigte.
John Abell ist in der Zeit von 1690 bis 1691 am Hof von Kassel als Musikintendant tätig.
Heinrich Ignaz Franz Biber
Heinrich Ignaz Franz Biber erhält von Kaiser Leopold I. für sein kompositorisches Werk ein Adelsprädikat (Truchsess). Fortan darf er sich „Biber von Bibern“ nennen, was einen erheblichen sozialen Aufstieg bedeutet. Sein monatliches Einkommen beträgt zu diesem Zeitpunkt 60 Gulden, bei freier Wohnung, Wein, Brot und Brennholz.
Nach dem Tod seines Dienstherrn in Salzburg wechselt der Komponist und Organist Georg Muffat an den Hof des Bischofs Johann Philipp von Lamberg nach Passau und wird Kapellmeister und Hofmeister der Edelknaben.
Früher Sommer: Die tragikomischeSemi-Oper in fünf Aufzügen The Prophetess, or the History of Dioclesian von Henry Purcell auf das Libretto von Thomas Betterton wird im Londoner Dorset Garden Theatre uraufgeführt. Die Oper handelt vom mythischen Aufstieg und Fall des römischen Kaisers Diokletian. Dem Libretto zugrunde liegt das Drama The Prophetess von John Fletcher und Philip Massinger aus dem Jahr 1622, welches von dem renommierten Schauspieler und Theaterleiter Betterton „mit Änderungen und Zusätzen, nach Art einer Oper“ adaptiert wurde. Betterton engagierte Purcell, die Musik zu schreiben, und fügte für diese erweiterte Szenen ein. Bis auf einige Straffungen von Handlung und Formulierungen sind weite Teile des Librettos mit der Vorlage identisch. Der Uraufführung voran ging ein gesprochener Prolog von John Dryden, der aber aufgrund seiner sehr direkten Bezugnahme auf den Krieg der zwei KönigeWilhelms III. und die Regentschaft Marias II. fortan der Zensur durch den Earl of Dorset zum Opfer fiel.
La Statira – Scarlatti hat die Oper für seinen Gönner Pietro Ottoboni den Jüngeren komponiert und dirigiert diese im wiedereröffneten römischen Teatro Tordinona
La Rosaura – auf das Libretto G. B. Lucini
Von Johann Philipp Förtsch werden vier Opern uraufgeführt:
Die Oper Chi la dura la vince – Dramma Musicale (dt.: „Wer aushält, siegt“; auch unter dem Namen „Arminio“ bekannt) von Heinrich Ignaz Franz Biber auf das Libretto von Francesco Maria Raffaelini hat zwischen 5. Dezember 1690 und Mitte 1692 Uraufführung.
Pascal Collasse – Die Tragédie lyrique Énée et Lavinie auf ein Libretto von Bernard Le Bouyer de Fontenelle (1657–1757) wird am 16. Dezember 1690 in der Académie royale de musique in Paris uraufgeführt.
Marc’Antonio Ziani – La falsirena. Libretto: Rinaldo Cialli. Dramma per musica. Uraufführung in der Karnevalssaison im Teatro Sant'Angelo Venedig.[1]
Armonici entusiasmi di Davide, overo salmi concertati a quattro voci con violini, e suoi ripieni, con altri salmi a due, e tre voci con violini Op. 9 (Venedig)
Ya rompen sus velos : Villancico de Navidad für acht Stimmen und Basso continuo
Henry Purcell
Of old when heroes thought it base, Ode für Solisten Chor und Instrumente, The Yorkshire Feast Song Z 333, uraufgeführt am 27. März OCLC1158199469
Arise, my muse,Ode for Queen Mary's birthday [Erhebe Dich, meine Muse, Ode zum Geburtstag Königin Marias II.] OCLC725563552
Publikationen
Die Kurze doch deutliche Anleitung zu der lieblich- und löblichen Singekunst von Johann Georg Ahle erscheint. Es handelt sich um eine erweiterte und überarbeitete Version des Werkes Brevis et perspicua introductio seines Vaters Johann Rudolph Ahle. Eine zweite Auflage wird im Jahr 1704 erscheinen.
Instrumentenbau
Die heute unter dem Namen „Leopold Auer“ bekannte Violine, die Bratschen „Toskanische, Medici (Contralto)“ und „Toskanische, Medici (Tenor)“ sowie die Violoncelli „Medici, Tuscan“, „Segelman, Hart“, „Bonjour“ (um 1690) und „Barjansky“ (um 1690) werden in der Werkstatt von Antonio Stradivari gefertigt.
↑Theophil Antonicek, Jennifer Williams Brown: Ziani, Marc’Antonio. In: Grove Music Online. Oxford University Press, 2001, abgerufen am 20. August 2020 (englisch).