Micro Four Thirds (abgekürzt MFT oder µFT nach dem SI-Präfix µ für „mikro“) bezeichnet einen im Wesentlichen von den Unternehmen Panasonic und Olympus entwickelten, speziell auf digitale, spiegellose Systemkameras abgestimmten Standard für Systemkomponenten wie zum Beispiel Objektivanschlüsse oder Blitzlichtgeräte.
Der für andere Hersteller offene, allgemeine Standard[1] definiert unter anderem die Sensormaße, das Objektivbajonett samt Kommunikationsprotokoll, den Bildkreis und das Auflagemaß (19,25 mm),[2] aber auch optische Anforderungen wie den maximalen Winkel zwischen auf den Sensor treffenden Lichtstrahlen.[3] Micro-Four-Thirds war der erste herstellerübergreifende Standard für ein spiegelloses digitales Kamerasystem[4] und wird von über 40 Anbietern unterstützt (Stand 2023).[5][6]
Anfang August 2008 wurde von Panasonic und Olympus als Weiterentwicklung des Four-Thirds-Standards für Spiegelreflexkamerasysteme der Systemstandard Micro Four Thirds für spiegellose Kameras vorgestellt.[7] Mit diesem sind kompakte Kamerasysteme mit Wechselobjektiven möglich. Der neue Standard verwendet ein etwa halb so großes Auflagemaß, was praktisch keinen Einbauraum für eine Spiegelreflex-Mechanik mehr zulässt, jedoch bei hoher Bildqualität relativ kleine Bauformen für Systemkameras ermöglicht.[3] Der Bajonettanschluss ist gegenüber Four Thirds bei unverändertem Sensorformat um 6 Millimeter enger.[8] Four-Thirds-Objektive können mit einem Adapterring an Micro-Four-Thirds-Kameragehäusen weitergenutzt werden. Die Produktion von Four-Thirds-Objektiven wurde von Olympus 2017 eingestellt.[9]
Der Wegfall des Schwingspiegels ermöglicht eine größere Freiheit bei der Objektivkonstruktion; vor allem im Weitwinkelbereich kann die Hinterlinse des Objektivs ähnlich wie bei Sucherkameras näher an den Sensor rücken, was zum Beispiel durch bildseitig telezentrisch abbildende Objektive zur Optimierung der Bildqualität ausgenutzt werden kann.[10][11] Dies hat darüber hinaus zur Folge, dass Micro-Four-Thirds-Kameras sowohl für Stehbildaufnahmen als auch für Videoaufnahmen ausschließlich mit Live-View-Funktionen ausgestattet sind.[8] Da keine zusätzlichen Sensoren vorgesehen sind, muss die automatische Scharfstellung (Autofokus) oder Motivanalyse (zum Beispiel Gesichtserkennung) gegebenenfalls mit Hilfe der Signale des Bildsensors gesteuert werden, wobei beliebige und variable Bildbereiche innerhalb des gesamten Bildes ausgewertet werden können.[12][10]
Die Bezeichnung Four Thirds bezeichnet nicht die Sensorgröße, sondern entspricht der historischen Maßangabe von Bildaufnahmeröhren, die nicht nach der Sensorgröße, sondern nach dem Außendurchmesser der Röhre bezeichnet wurden.
Bilddiagonale
Die Bilddiagonale respektive der Bildkreisdurchmesser von Micro-Four-Thirds-Sensoren ist gleich groß wie beim Four-Thirds-Standard und beträgt mit 21,63 Millimetern exakt die Hälfte der Diagonale des Kleinbildformates (43,267 mm), was einem Formatfaktor von 2,0 entspricht. Die Normalbrennweite liegt somit bei 25 Millimetern. Diese Bildsensorgröße ist geringfügig kleiner als das Bild im 35-Millimeter-Kinotonfilm und erlaubt trotzdem noch einen Dauerbetrieb, ohne dass sich die Sensortemperatur durch die bei zunehmend großen Sensoren immer schwieriger werdende Sensorkühlung zu stark erhöht, was unabhängig von der Sensorgröße ein erhöhtes Dunkelstromrauschen zur Folge hat.[13]
Die meisten Kameras haben einen Bildsensor mit einem Seitenverhältnis von 4:3 und einem optisch wirksamen Bereich von 17,31 mm × 12,98 mm (Fläche = 224,64 mm², Bildkreisdradius = 10,82 mm), wobei einige Kameragehäuse einen Multiformatsensor aufweisen, bei dem bei verschiedenen Bildseitenverhältnissen der volle Bildkreis ausgenutzt wird, wie zum Beispiel die Panasonic DMC-GH1[14] oder die DMC-GH2[15]. Das ermöglicht für die Seitenverhältnisse 4:3 (4608 × 3456 Pixel, 17,31 mm × 12,98 mm), 3:2 (4752 × 3168 Pixel, 17,85 mm × 11,90 mm) und 16:9 (4976 × 2800 Pixel, 18,69 mm × 10,52 mm) die Nutzung der größtmöglichen Bilddiagonale (Angaben für die DMC-GH2).[3]
Brennweite
Das Verhältnis zwischen den bei gleicher Objektivbrennweite abgebildeten Bildwinkeln unterschiedlicher Sensorformate heißt Formatfaktor oder Crop-Faktor. Der Crop-Faktor des Micro-Four-Thirds-Systems (Bildfläche 12,98 mm × 17,31 mm) im Verhältnis zum Kleinbildformat (24 mm × 36 mm) berechnet sich wie folgt:
Verglichen mit dem Kleinbildsystem bildet daher das Micro-Four-Thirds-System bei halber Objektivbrennweite einen vergleichbaren Bildausschnitt ab.[16]
Das Bild einer 600mm-Telebrennweite am Kleinbildsystem entspricht also dem eines 300mm-Objektivs an einer Micro-Four-Thirds-Kamera. Das ist nicht nur wesentlich leichter und kompakter, sondern auch erheblich preiswerter – insbesondere bei hohen Lichtstärken.
Blendenzahl
Bei der gleichen Öffnungsweite und gleichem Bildwinkel ergibt sich bei allen Kamerasystemen die gleiche Schärfentiefe und die gleiche relative Beugungsunschärfe. Dies bedeutet, dass die äquivalente Blendenzahl beim Micro-Four-Thirds-System halb so groß ist wie beim Kleinbildformat.[17]
In diesem Fall ist wegen der kleineren Bildsensorfläche und dem gleichen Lichtstrom im Objektiv die Beleuchtungsstärke viermal so groß und die photometrische Lichtstärke in der Bildebene wegen des größeren Raumwinkels, der durch den ungefähr doppelt so großen, bildseitigen Öffnungswinkel des Objektivs beschrieben werden kann, etwa viermal kleiner. Daher resultiert auf dem Bildsensor die gleiche Leuchtdichte und somit auch der gleiche Belichtungswert für die Aufnahme. Wegen der halb so großen Blendenzahl muss die fotografische Abbildung mit einem Viertel der Belichtungszeit beziehungsweise bei gleicher Belichtungszeit jedoch mit einem Viertel der ISO-Lichtempfindlichkeit aufgenommen werden.[18] Im letzteren Fall, also bei gleicher Belichtungszeit und mit variierendem Belichtungsindex, ergeben sich bei allen Kamerasystemen die gleiche Bewegungsunschärfe, und sie haben die gleichen Voraussetzungen für eine Bildstabilisierung.
Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft einige äquivalente Bildparameter für einige gängige Bildsensorformate im Vergleich zu Micro Four Thirds:
Bild- sensor- klasse
Brennweite bei Weitwinkelaufnahme (diagonaler Bildwinkel ≈ 75°)
Brennweite bei Normalwinkel (diagonaler Bildwinkel ≈ 47°)
Brennweite bei Teleaufnahme (diagonaler Bildwinkel ≈ 29°)
Blendenzahl bei gleicher Schärfentiefe und gleicher Beugungsunschärfe
Belichtungsindex (ISO-Wert) bei gleicher Belichtungszeit und gleicher Bewegungsunschärfe
Ein zentrales Merkmal des Systems sind intelligente Komponenten, welche über elektrische Kontakte untereinander über ein im Standard ebenfalls definiertes bidirektionales Protokoll kommunizieren. Alle elektronisch steuerbaren Micro-Four-Thirds-Objektive sind daher mit einem eigenen Hauptprozessor ausgestattet.[19]
Auf diese Weise werden Informationen über Motiventfernung, Blendenwahl und Brennweite wie bei konkurrierenden Systemen elektronisch zwischen Kamera und Objektiv ausgetauscht. Ferner kann das Kameragehäuse ermitteln, welche manuellen Einstellungen am Objektiv vorgenommen wurden, wie zum Beispiel der Modus der Fokussierung (automatisch AF oder manuell MF) oder ob Bildstabilisator oder Makromodus am Objektiv ein- oder ausgeschaltet sind. Das Micro-Four-Thirds-System kann darüber hinaus aber auch individuelle Eigenschaften des Objektivs wie beispielsweise Kennlinien der chromatischen Aberration, der Verzeichnung oder der Vignettierung an die Kamera übertragen, was eine digitale Kompensation von Abbildungsfehlern ermöglicht.[20][10]
Das System ist in der Lage, bis zu 240 digitale Bilddatensätze pro Sekunde zwischen Objektiv und Kameragehäuse zu übertragen (Stand 2013).[21] Mit Einführung der Panasonic Lumix DC-GH5 im Frühjahr 2017 wurde für die automatische Entfernungseinstellung eine Auswertungsrate von 480 Bildern pro Sekunde erreicht.[22]
Seit 2015 gibt es von Panasonic Produkte, bei denen die Bildstabilisierung im Objektiv mit der Bildstabilisierung im Kameragehäuse kombiniert werden kann (Dual IS = dual image stabilisation = zweifache Bildstabilisierung).[23] Seit 2016 bietet auch Olympus diese Funktion unter der Bezeichnung Sync IS an (synchronised image stabilisation = synchronisierte Bildstabilisierung), die bei Teleaufnahmen eine Bildstabilisierung mit einer um bis zu 7,5 Blendenstufen verlängerten Belichtungszeit erlaubt.[24][25]
Die Steuerung der im Objektiv eingestellten Objektweite vom Kameragehäuse aus erlaubt Funktionen wie Focus Bracketing (automatische Aufnahmen mit unterschiedlichen Objektweiten), Focus stacking (das automatische Zusammensetzen von Aufnahmen mit unterschiedlichen Objektweiten zur Erhöhung der Schärfentiefe)[26] oder Post Focus (das nachträgliche Auswählen eines Bildes mit einer bestimmten Objektweite).[27]
Kompatibilität
Mit einem Adapter und durch die elektrische Kompatibilität ist zudem die Verwendung von Objektiven des Four-Thirds-Standards möglich, obwohl Micro Four Thirds mit elf Kontakten zwei mehr als der ältere Four-Thirds-Standard aufweist. Die zusätzlichen Kontakte werden für die Beschleunigung der Kommunikation zwischen Kameragehäuse und Objektiv verwendet, was insbesondere auch bei Videoaufnahmen wichtig sein kann.[3]
Wegen des geringen Auflagemaßes von rund 20 Millimetern und der Verfügbarkeit von sehr vielen Objektivadaptern können sehr viele fotografische und cinematografische Objektive mechanisch an eine Micro-Four-Thirds-Kamera angeschlossen werden.[28] Ferner können Kameras des Micro-Four-Thirds-Systems ohne großen Aufwand mit im Gehäuse liegenden Lochblenden versehen werden, die einen entsprechend großen Bildwinkel erfassen. Mit solchen Lochkameras mit entsprechend geringer Lichtstärke stehen die elektronisch aufgehellten Bilder dann in Echtzeit auf dem Bildschirm oder im elektronischen Sucher zur Verfügung, und es können damit nicht nur Stehbilder, sondern auch Videoclips aufgenommen werden.[29][30]
Zeitliche Entwicklung
Die erste Kamera, die 2008 für Micro Four Thirds vorgestellt wurde, war die Panasonic Lumix DMC-G1 aus der Lumix-G-Reihe. Diese noch stark an konventionelle Spiegelreflexkameras angelehnte Kamera verfügt über Live-View und einen elektronischen Sucher.[31] Diese Art Kamera rechnet man inzwischen zu einer neuen Klasse, für die drei Bezeichnungen üblich sind: zum einen „EVIL“ (= electronic viewfinder, interchangeable lens, englisch für „elektronischer Sucher, Wechselobjektiv“), zum anderen „CSC“ (= compact system camera), zum dritten „DSLM“ (= Digital Single Lens Mirrorless). Im Deutschen wird auch häufig von „spiegellosen Systemkameras“ gesprochen.
Eine andere sehr kompakte Bauweise ohne eingebauten Sucher, die eher an klassische Kompaktkameras erinnert, wird mit der PEN-Serie von Olympus verwirklicht.[32] 2009 kam das erste Olympus-Modell E-P1 auf den Markt,[33] gefolgt vom ersten ähnlich gestalteten Panasonic-Modell aus der GF-Serie, die später in der GX-Serie fortgeführt wurde. Im gleichen Jahr wurde mit der Panasonic Lumix DMC-GH1 die erste Digitalkamera mit einem Full-HD-Videomodus mit 1920 × 1080 Bildpunkten vorgestellt.[34]
2010er Jahre
2010 kamen Neuerungen mit den Nachfolgemodellen GH2 mit einer Bildrate von 60 Halbbildern pro Sekunde in Full HD und G2 mit berührungsempfindlichem Bildschirm.[35] Im November wurde mit dem Panasonic AF100 dann auch der erste Camcorder des Kamerasystems eingeführt.[36]
Ende 2011 wurde von Panasonic ein motorgetriebenes Zoomobjektiv eingeführt, mit dem bei Videoaufnahmen eine gleichmäßigere Brennweitenvariation möglich ist.[37]
Im Februar 2012 stellte Kenko-Tokina das erste spiegelteleskopische Objektiv für das System vor. Mit einer festen Brennweite von 300 Millimetern verfügt das ultrakompakte und makrotaugliche Objektiv über die 12-fache Normalbrennweite.[38]
Zeitgleich stellte Olympus mit der OM-D E-M5 seine erste Micro-Four-Thirds-Kamera mit fest eingebautem elektronischen Sucher aus der OM-D-Reihe vor, die zudem staub- und spritzwassergeschützt ist. Dieses Modell war als erste Systemkamera mit einem Fünf-Achsen-Bildstabilisierungssystem ausgestattet. Dieses System ist in der Lage, den Bildsensor während der Aufnahme zu verschieben, zu drehen und zu kippen.[39]
Im selben Jahr wurde von der Firma Brenner Import- und Großhandels GmbH auf der photokina das erste Shift-Objektiv Shift Lens 4,5/15 mm MFT für das Micro-Four-Thirds-System gezeigt, das in Zusammenarbeit mit der Firma Voigtländer entstanden ist.[40]
Der Micro-Four-Thirds-Standard ist auch für hochwertige Filmaufnahmen konzipiert worden. Durch die vergleichsweise kleine Bildsensorfläche ist es leichter möglich, die im Dauerbetrieb anfallende Verlustwärme am Bildsensor wegzuführen, die ein verstärktes Bildrauschen verursachen würde.[41] Das im September 2012 vorgestellte Kameragehäuse Panasonic Lumix DMC-GH3 ist nicht nur für hochwertige Stehbildaufnahmen und komprimierteVideoclips konzipiert, sondern kann als erste Micro-Four-Thirds-Systemkamera auch als digitale Kinokamera für cinematographische Zwecke eingesetzt werden.[42]
2013 wurde mit dem Panasonic Leica DG Nocticron mit 42,5 mm Brennweite das erste Objektiv des Kamerasystems aus der Leica-DG-Reihe mit einer minimalen Blendenzahl von 1,2 und Autofokus vorgestellt. Zudem verfügt das mit asphärischen Linsen optisch korrigierte Objektiv über einen optomechanischen Bildstabilisator, was es zum bis dahin lichtstärksten Objektiv mit integriertem Bildstabilisator gemacht hat.[43] Ferner wurde die kleinste digitale Systemkamera GM1 vorgestellt.[35]
Die Nachfolgerin der GH3 von 2014, die Panasonic Lumix DMC-GH4, war als erste Systemkamera in der Lage, Full-HD-Videos mit einer Datenrate von bis zu 200 Megabit pro Sekunde und 4K-Videos mit einer Datenrate von bis zu 100 Megabit pro Sekunde aufzunehmen.[44][35]
Im Sommer 2015 wurde von Olympus das erste Fischaugenobjektiv vorgestellt, das mit einer minimalen Blendenzahl von 1,8 betrieben werden kann. Das lichtstarke, sehr weitwinklige und wetterfeste Objektiv hat eine Brennweite von 8 Millimetern, ist mit einer Autofokusfunktion ausgestattet und kann mit dem dazugehörigen Zusatzgehäuse auch Unterwasser eingesetzt werden.[45] Olympus führte beim Kameragehäuse Olympus OM-D E-M5 Mark II die „Pixel-Shift-Funktion“ ein, bei der der für die Bildstabilisierung beweglich gelagerte Bildsensor während einer Bilderserie geringfügig verschoben wird, um bei unbewegten Motiven mit einem automatisch zusammengefügten Bild die Bildqualität zu verbessern.[46]DJI stellte mit den beiden Modellen Zenmuse X5 und X5R die ersten Drohnen mit kombiniertem Systemkameragehäuse vor.[47] Das Kameragehäuse Panasonic Lumix DMC-GX8 erlaubt es, im Dual-IS-Modus (IS = image stabilisation = Bildstabilisierung) die optomechanischen Bildstabilisierungen von Kameragehäuse und Objektiv zu kombinieren. Ältere Objektive des Kamerasystems benötigen allerdings eine Aktualisierung der Firmware, um diese Funktion unterstützen zu können.[48] Olympus führte mit einer Aktualisierung der Firmware für ausgewählte Kameragehäuse und Objektive zur Vergrößerung der Schärfentiefe insbesondere bei Nahaufnahmen die Fokus-Stacking-Funktion ein.[49]
Im Mai 2016 wurde das langbrennweitige Telezoomobjektiv Panasonic Leica DG Vario-Elmar 100–400 mm auf den Markt gebracht, das ebenfalls die Dual-IS-Funktion unterstützt. Bei der maximalen Brennweite kann trotz des geringen Bildwinkels von nur 3 Grad selbst bei verhältnismäßig langen Belichtungszeiten von einer Zehntelsekunde aus freier Hand und ohne Stativ verwackelungsfrei fotografiert werden.[50] Im April wurde das Kamerasystem von DJI Innovations um den mit einer Hand zu haltenden GimbalOsmo ergänzt. Dabei handelt es sich um einen Handgriff mit einer kardanischen Aufhängung für die in den Drohnen des Anbieters bereits eingesetzten Kameragehäuse, mit dem die Kamera mit Strom versorgt, eingestellt, in ihrer Aufnahmerichtung gesteuert und gegen Verwacklungen stabilisiert werden kann.[51] Das Kameramodell Olympus OM-D E-M1 Mark II wurde Ende 2016 eingeführt und schafft bis zu 18 Rohdaten-Serienaufnahmen mit automatischer Nachführung der Entfernungseinstellung.
Der Anbieter Entaniya führte 2017 drei lichtstarkeFischaugenobjektive der Serie „Fisheye 250 MFT“ in den Markt ein, die einen extrem großen Bildwinkel von 250° erfassen.[52] Die im März 2017 eingeführte Panasonic Lumix DC-GH5 zeichnet sich bei Videoaufnahmen auf entsprechend schnellen SDXC-Speicherkarten durch eine zeitlich unbegrenzte Datenübertragungsrate von bis zu 400 Megabit pro Sekunde mit einer Farbunterabtastung von 4:2:2 und einer Bittiefe von 10 Bit aus. Die Ende 2017 in den Handel gekommene Panasonic Lumix DC-G9 verfügt als Neuerungen über ein vergleichsweise großes Sucherbild, eine Flüssigkristall-Status-Anzeige auf der Gehäuseoberseite, einen hochauflösenden Modus für 80-Megabyte-Bilder im Rohdatenformat, zwei UHS-II-kompatible Steckplätze für SD-Speicherkarten sowie einen 6k-Fotomodus mit 18 Megapixel und 30 Einzelaufnahmen pro Sekunde.
Das Anfang 2018 auf den Markt gebrachte Kameragehäuse Panasonic Lumix DC-GH5S hat mit seinem Bildsensor mit 10 Megapixel Bildauflösung und zweifacher nativer Bildsensorempfindlichkeit zwar eine vergleichsweise niedrige Auflösung, kann aber Aufnahmen mit einem Belichtungsindex von bis zu ISO 51200 (im erweiterten Modus bis zu ISO 204800) aufnehmen. Der Objektivanbieter Venus Optics stellte sein 135 Gramm schweres Fischaugenobjektiv Laowa 4 mm f/2,8 mit einem Bildwinkel von 210° vor.[53] Panasonic kündigte mit dem Leica DG Vario-Summilux 10-25 mm f/1,7 die Entwicklung des lichtstärksten Zoomobjektivs für ein digitales Kamerasystem mit durchgehender Lichtstärke 1,7 und Autofokus an.[54][55]
2020er Jahre
Bereits im Februar 2019 hatte Sharp den professionellen Camcorder 8C-B60A mit einer Bildauflösung von 8K und einer Bildwiederholrate von 60 Bildern pro Sekunde angekündigt[56], der 2021 auf den Markt gebracht werden soll.[57]
Ende 2020 kündigte der japanische Hersteller Cosina unter der Handelsmarke Voigtländer die Produktion des extrem lichtstarken Objektivs Super Nokton 29 mm F0,8 an, das eine Lichtstärke von 0,8 bietet.[58] Es ist damit das lichtstärkste serienmäßig hergestellte Objektiv der Welt.[59] Im Dezember erhielt das Camcorder-Gehäuse Panasonic Lumix BGH1 vom Filmproduzenten Netflix die Zulassung für die Verwendung als Hauptkamera für die Filmproduktionen.[60] Ende des Jahres wurde mitgeteilt, dass das britische Unternehmen Photogram AI in das Micro Four Thirds Konsortium aufgenommen wurde, welches Hard- und Software aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz für seine Alice Camera entwickelt.[61]
Im Juli 2021 wurde von Panasonic mit dem Leica DG Vario-Summilux 25-50 mm / F1.7 ASPH das weltweit lichtstärkste digitale Telezoomobjektiv für ein spiegelloses Kamerasystem mit einer durchgehenden Lichtstärke von 1,7 angekündigt. Die kürzeste Brennweite liegt bei der Normalbrennweite, es hat einen zweifachen Zoombereich und verfügt als erstes Teleobjektiv des Micro-Four-Thirds-Systems von Panasonic über keinen eingebauten Bildstabilisator.[62]
Auszeichnungen
Mehrere Komponenten des Kamerasystems wurden mit Auszeichnungen gewürdigt.
EISA-Awards
Die EISA-Awards werden von der European Imaging and Sound Association (EISA) vergeben.[63]:
Es wird kritisiert, dass das Zusammenspiel zwischen Objektiven und Kameragehäusen verschiedener Anbieter in einigen Fällen eingeschränkt ist. So wird zum Beispiel die Einstellung des Blendenrings an einem Objektiv von Panasonic von einem Olympus-Kameragehäuse[73] oder die Funktionstaste an einem Olympus-Objektiv von einem Panasonic-Kameragehäuse nicht berücksichtigt. Ferner funktioniert die Synchronisation der Bildstabilisatoren von Objektiven und Kameragehäusen nur bei Geräten desselben Anbieters.[74] Außerdem bietet Olympus nur wenige Objektive mit Bildstabilisator an.[75]
Neben diesen Firmen haben auch weitere Unternehmen der Optikindustrie Patente für Objektive dieses Kamerasystems angemeldet, wie zum Beispiel Canon[83], Konica Minolta[84] oder Ricoh.[85]
Für die von Panasonic angebotenen professionellen, hochauflösendenCamcorder für das Micro-Four-Thirds-System gibt es spezielle für den Einsatz am Filmset konzipierte Objektive und Hilfsmittel.[87]
Eine Übersicht aller aktuell angebotenen Kameragehäuse findet man auf den Produktseiten des Four-Thirds-Konsortiums.[88] Im Folgenden sind Kameramodelle nach dem Micro-Four-Thirds-Standard in der Reihenfolge ihrer Vorstellung in der Öffentlichkeit aufgeführt:
Hochlichtempfindlicher Bildsensor mit gut zehn Megapixel Bildauflösung, bei dem jeder Bildpunkt mit zwei verschiedenen Analogverstärkern ausgestattet ist („Dual Native ISO“)
Für das Micro-Four-Thirds-System entwickelte Objektive sind wegen der kleinen Abmessungen bildseitig meist telezentrisch gerechnet, was Vorteile für die Bildqualität hat, insbesondere was die Bildschärfe und Helligkeit in den Bildecken betrifft.[160][161] Objektive mit Micro-Four-Thirds-Bajonett gibt es von mehreren Anbietern in einem großen Brennweitenbereich. Mit mechanisch und elektronisch kompatiblen Objektivadaptern können außerdem fast alle Objektive des Four-Thirds-Systems ohne funktionale Einbußen eingesetzt werden.[162]
Festbrennweiten
Lichtstarke Festbrennweite Panasonic Leica DG Summilux 25 mm F1.4
Porträtoptik Olympus M.Zuiko 45 mm f/1.8 an einer Panasonic Lumix DMC-GX1
Durch automatische Kompensation weitgehend verzeichnungsfreies Zoomobjektiv im Ultraweitwinkelbereich mit einem effektiven Brennweitenbereich von 8 bis 18 Millimeter
Telezoomobjektiv Leica DG Vario-Elmar 100–400 mm f/4,0–6,3
Da das Micro-Four-Thirds-System einen Bildkreis hat, der nur halb so groß ist wie das beim Kleinbildformat, und das Auflagemaß so gering ist, können mit Adaptern, die Verschiebevorrichtungen haben, herkömmliche für den Kleinbildfilm gebaute Objektive für die Shift-Fotografie eingesetzt werden.[232]
Zwischenringe ermöglichen eine geringere Naheinstellgrenze und somit einen größeren Abbildungsmaßstab. Mit einem automatischen Umkehradapter mit Balgengerät können Objektive des Kamerasystems unter Beibehaltung der Funktionen in Retrostellung verwendet werden, um einen großen Abbildungsmaßstab zu erwirken.[233]
Adapter mit Einschränkungen1 für Olympus OM, Leica M, Leica R, Canon FD, Pentax K, Minolta MD/MC, Nikon, Sony/Minolta AF, Contax/Yashica, Tamron Adaptall, M42, T2 MMF-3: Adapter mit allen Funktionen für Four-Thirds-Standard
Bajonett-Adapter DMW : MA1 für Four Thirds, MA2 für Leica M[242], MA3 für Leica R[243] DMW-GMC1: Lumix G Makro-Konverter DMW-GFC1: Lumix G Fisheye-Konverter DMW-GWC1: Lumix G Weitwinkel-Konverter 0,79x DMW-GTC1: Lumix G Tele-Konverter 2x
↑Always Evolving, Four Thirds, online abgerufen am 24. Oktober 2012
↑Patentanmeldung US2012070141A1: Tilt shift lens adapter. Angemeldet am 19. September 2011, veröffentlicht am 22. März 2012, Erfinder: Erwin Scholz et al.
↑Patent US8797659B2: Macro lens and imaging apparatus. Angemeldet am 11. April 2013, veröffentlicht am 5. August 2014, Anmelder: Konica Minolta Optics Inc, Erfinder: Yoshihito Souma.
↑Patent JP2014139598A: Projection Lens and Projector Device. Angemeldet am 8. Januar 2013, veröffentlicht am 31. Juli 2014, Anmelder: Ricoh Co Ltd, Ricoh Optical Ind. Co, Erfinder: Kenji Miya.