Maria Anna von Pfalz-Zweibrücken

Maria Anna von Pfalz-Zweibrücken (Gemälde von Heinrich Carl Brandt)

Maria Anna von Pfalz-Zweibrücken (* 18. Juli 1753 in Schwetzingen; † 4. Februar 1824 in Bamberg) war Pfalzgräfin von Birkenfeld-Gelnhausen und durch ihre Heirat mit Herzog Wilhelm in Bayern Herzogin in Bayern.[1][2] Maria Anna war die Urgroßmutter von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn.

Leben

Maria Anna wurde am 18. Juli 1753 in Schwetzingen als viertes Kind und zweite Tochter des Pfalzgrafen Friedrich Michael von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler (1724–1767) und seiner Frau, der Pfalzgräfin Maria Franziska von Pfalz-Sulzbach (1724–1794), geboren. Ihr ältester Bruder Karl II. August (1746–1795) war von 1775 bis 1795 Herzog von Pfalz-Zweibrücken, ihre ältere Schwester Amalie (1752–1828) war die letzte Kurfürstin und erste Königin von Sachsen. Ihr jüngerer Bruder Maximilian Joseph (1756–1825) wurde 1806 erster König von Bayern.

Maria Anna von Pfalz-Zweibrücken (Gemälde von Johann Georg Ziesenis d. J.)

Im Jahr 1760 wurde Maria Annas Mutter durch ihren Schwager, Herzog Christian IV., vom Hof verbannt, da sie eine Affäre mit einem Schauspieler hatte, von dem sie ein Kind erwartete.[3] Während Maria Annas Brüder Karl August und Maximilian Joseph in der Folge von ihrem Onkel Christian IV. und dessen Frau Gräfin Forbach aufgenommen wurden,[4] wurde sie selbst in einem Nonnenkloster in Nancy erzogen. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1767 kam sie in die Obhut ihrer Großmutter Karoline von Nassau-Saarbrücken, der verwitweten Herzogin von Pfalz-Zweibrücken, die seit 1744 im Schloss Bergzabern wohnte. Als diese im Jahr 1774 starb, wurde Maria Anna von ihrer Tante, der Kurfürstin Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach (1721–1794), aufgenommen und lebte am kurpfälzischen Hof in Mannheim.[2]

Am 30. Januar 1780 heiratete sie in Mannheim Herzog Wilhelm, einen Sohn des Johann, Pfalzgraf von Gelnhausen (1698–1780), und seiner Frau Sophie Charlotte von Salm-Dhaun (1719–1770). Kurz nach der Hochzeit wurde Herzog Wilhelm von Kurfürst Karl Theodor nach Bayern berufen, weshalb das Paar im Frühjahr 1780 seinen Wohnsitz in die Stadtresidenz Landshut verlegte.[5] Karl Theodor ließ zu diesem Anlass die Stadtresidenz umbauen, so wurde die Schaufassade zur Altstadt hin klassizistisch umgestaltet, worauf heute noch eine Fries-Inschrift im Innenhof der Residenz hinweist:

Innenhof der Stadtresidenz Landshut mit Inschrift zur Erinnerung an Maria Anna und Wilhelm in Bayern

„RENOVATVM SVB AVSPICIIS CAROLI THEODORI ELECT. PALAT. HAEREDIS BAVARIAE DVM WILHELMVS COM. PALAT. RHEN. BAVARIAE DVX CVM MARIA ANNA BIPONTINA CONIVGE HAS INHABITABAT AEDES MDCCLXXXI“

„Erneuert unter der Regierung Carl Theodors, Kurfürst von der Pfalz und Erbe von Bayern, während Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, mit seiner Gemahlin Maria Anna von Zweibrücken dieses Haus bewohnte, 1781“[6]

In Landshut gebar Maria Anna am 6. Mai 1782 ihr erstes Kind, einen Sohn, der jedoch nicht überlebte. Fast zwei Jahre später, am 5. Mai 1784, wurde ihre Tochter Maria Elisabeth Amalie Franziska geboren, weitere zwei Jahre später, am 1. August 1786, ihr Sohn Pius August, der spätere Herzog in Bayern und Großvater der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn.

Als Maria Annas Bruder Maximilian im Jahr 1799 die Nachfolge von Karl Theodor als Kurfürst von Bayern antrat, verlieh er ihrem Mann Wilhelm am 16. Februar 1799 den neu geschaffenen Titel „Herzog in Bayern“. Dadurch wurde Maria Anna erste Herzogin in Bayern. Im Gegensatz zum Titel „Herzog von Bayern“ war damit jedoch kein Herrschaftsgebiet verbunden.[2]

Rosengarten Bamberg

Während des zweiten Koalitionskriegs folgte Maria ihrem Mann, der Befehlshaber der kurfürstlichen Truppen war, erst nach Amberg, später nach Bayreuth und schließlich, nach dem Frieden von Lunéville, nach München. Nach drei Jahren siedelte die Familie ins Herzogtum Berg, das Wilhelm in Bayern im Jahr 1803 von Marias Bruder Maximilian Joseph als Apanage erhalten hatte. Als Maximilian Joseph bereits drei Jahre später, am 15. März 1806, das Herzogtum Berg an Napoleon abtrat, wurde Wilhelm dafür finanziell entschädigt und zog mit seiner Familie in die Residenz nach Bamberg, wo Maria Anna bis zu ihrem Lebensende wohnte.[5] Der Bamberger Rosengarten hinter der Residenz geht auf ihre Initiative zurück: Maria Anna ließ in dem damaligen bischöflichen Hofgarten auf eigene Kosten 500 Rosenstöcke sowie andere Blumen pflanzen und schuf damit das erste Rosarium Frankens.[7]

Ende Januar 1824 erkrankte Maria Anna an einem „entzündlichen Fieber“, dem sie am Nachmittag des 4. Februar 1824 erlag. Sie wurde in der herzoglichen Familiengruft von Schloss Banz, der Sommerresidenz der Familie, bestattet.[2]

Nachkommen

⚭ 1808 Louis-Alexandre Berthier, Marschall von Frankreich, Fürst von Wagram, Herzog von Neufchâtel (1753–1815)
⚭ 1807 Prinzessin Amalie Luise von Arenberg (1789–1823)

Vorfahren

 
 
 
 
 
Christian II. von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld (1637–1717)
 
 
 
 
Christian III. von Pfalz-Zweibrücken (1674–1735)
 
 
 
 
 
Katharina Agathe von Rappoltstein (1648–1683)
 
 
 
Friedrich Michael von Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler (1724–1767)
 
 
 
 
 
 
Ludwig Kraft von Nassau-Saarbrücken (1663–1713)
 
 
 
Karoline von Nassau-Saarbrücken (1704–1774)
 
 
 
 
 
Philippine Henriette zu Hohenlohe-Langenburg (1679–1751)
 
 
 
Maria Anna von Pfalz-Zweibrücken
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Theodor Eustach von Pfalz-Sulzbach (1659–1732)
 
 
 
Joseph Karl von Pfalz-Sulzbach (1694–1729)
 
 
 
 
 
Marie Eleonore von Hessen-Rotenburg (1675–1720)
 
 
 
Maria Franziska von Pfalz-Sulzbach (1724–1794)
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl III. Philipp Kurfürst von der Pfalz (1661–1742)
 
 
 
Elisabeth Auguste von der Pfalz (1693–1728)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwika Karolina Charlotte von Radziwiłł-Birze (1667–1695)
 
 

Einzelnachweise

  1. Maria Anna. In: Deutsche Biographie. Abgerufen am 16. Dezember 2019.
  2. a b c d Friedrich August Schmidt, Bernhardt Friedrich Voigt (Hrsg.): Neuer Nekrolog der Deutschen. Zweiter Jahrgang 1824. Band 2, Nr. 2. Ilmenau 1826, S. 1066–1068 (MDZ).
  3. Martha Schad: Bayerns Königinnen. Piper, 2008, ISBN 978-3-492-25298-0.
  4. Marcus Junkelmann: Montgelas: „Der fähigste Staatsmann, der jemals die Geschicke Bayerns geleitet hat“. Pustet, 2015, ISBN 978-3-7917-2687-8.
  5. a b Friedrich August Schmidt, Bernhardt Friedrich Voigt (Hrsg.): Neuer Nekrolog der Deutschen. Fünfzehnter Jahrgang 1837. Band 15, Nr. 1. Weimar 1839, S. 61–63 (MDZ).
  6. Ignatz von Streber: Andenken an Herzog Ludwig von Bayern, Wilhelm des IV. Bruder. Ein Beytrag zur vaterländischen Münzkunde. München 1819, S. 13 (google.de [abgerufen am 21. Dezember 2022]).
  7. Im Duft lustwandeln, wie einst die Fürsten. In: nordbayern.de. 14. August 2010, abgerufen am 20. Dezember 2019.