Marianne Camasse, Gräfin von ForbachMaria Johanna Francisca (genannt Marianne) Camasse, Gräfin von Forbach (* 2. September 1734 in Straßburg; † 1. Dezember 1807 in Paris) war eine französische Tänzerin. Als morganatische Gattin Herzog Christians IV. von Pfalz-Zweibrücken ließ dieser sie 1757 zur Gräfin von Forbach erheben. Sie ist die Stammmutter der Freiherren von Zweibrücken. LebenDie Eltern der Camasse waren Jean Baptiste Camasse, Schauspieler am Theater in Straßburg, und Eleonore Roux. Die Eltern hielten sich in den 1730er Jahren in Straßburg auf, wo mehrere Kinder zur Welt kamen, und fanden dann Aufnahme in der Schauspielertruppe des Herzogs von Lothringen und Bar Stanislaus I. Leszczyński an dessen Hof in Lunéville, wo 1741 ein weiterer Sohn zur Welt kam. Die Beziehungen zwischen den Höfen in Lunéville und Versailles waren in dieser Zeit sehr eng, da Maria Leszczyńska, die Tochter des Herzogs, seit 1725 als Gemahlin Ludwigs XV. Königin von Frankreich war. Die Schauspieler pendelten zwischen den beiden Höfen, darunter auch die Camasse. Marianne soll 1745 als Elfjährige an der Komischen Oper in Paris getanzt haben. Der Vater Camasse verstarb – wie es heißt – bei einem Brand in Paris. Im Frühjahr 1748 erfolgte die Übersiedlung der Mutter und Kinder Camasse an den kurfürstlichen Hof in Mannheim. Die Mutter starb im April 1750 in Mannheim. Die Kinder werden dort in einem undatierten Verzeichnis des Personals der französischen Schauspieltruppe des Kurfürsten Karl Theodor als Statisten geführt. Marianne wurde zur Tänzerin ausgebildet.[1] Am Mannheimer Hof verliebte sich Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken, ein Agnat und Präsumptiv-Erbe des Kurfürsten, in die junge Tänzerin. Die ersten Billets schickte Marianne noch entrüstet zurück. Christian beteuerte seine Liebe und Marianne gewann Vertrauen. Das Paar traf sich im Hause von Mariannes Schwester. Die Sechzehnjährige folgte dem verliebten Fürsten wohl zu Beginn des Jahres 1751 an dessen Hof nach Zweibrücken. In der Literatur wird von einer heimlichen Trauung des Herzogs mit der Tänzerin im Jahre 1751 berichtet, die allerdings in der neueren Forschung verworfen wird.[2] Christian IV. trat im März 1755 in Versailles heimlich von der lutherischen zur katholischen Religion über. Beurkundet ist eine Eheschließung des Fürsten mit der Tänzerin am 3. September 1757 an einem nicht genannten Ort durch den katholischen Pfarrer Foliot von Zweibrücken mit Legitimation der bis dahin erzeugten drei Kinder. Zu Lebzeiten des Fürsten galt die Camasse als Mätresse, ihre Söhne als natürlich und die Trauung von 1757 wurde geheim gehalten und erst nach dem Tod des Fürsten öffentlich bekannt. 1759/1760 ließ der Fürst in der Zweibrücker Vorstadt ein Palais für Marianne errichten, das sich im Stil an den Typ des Pariser Stadtpalais von Adelsfamilien anlehnte. Die Pläne stammten von dem Pariser Architekten Pierre Patte, die Bauleitung hatte der Architekt Christian Ludwig Hautt. Es brannte im August 1793 aus, die Reste wurden später abgetragen.[3] Nach der teilweisen Belehnung mit der Herrschaft Forbach 1756 kaufte der Fürst das 1716 von dem schwedischen Architekten Jonas Erikson Sundahl erbaute von Stralenheimsche Schloss in Forbach (das heutige Château Barrabino) und ließ es durch Hautt für Marianne umbauen. Der Fürst ließ Marianne 1757 durch König Ludwig XV. von Frankreich oder durch dessen Schwiegervater Stanislaus I. Leszczyński, den Herzog von Lothringen und Bar, zur Gräfin von Forbach erheben. Die Gräfin von Forbach wird als geistvoll und charmant beschrieben. An ihrem Hof in Forbach verkehrte der Maler Johann Christian von Mannlich, der in seinen Lebenserinnerungen über das Hofleben an ihrem Hof berichtet. Hinsichtlich des von Mannlich in den Jahren 1763/1764 angefertigten Ölgemäldes der Gräfin mit ihren Söhnen Christian und Wilhelm (aktuell im Privatbesitz) äußerte sich Mannlich:[4]
Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1775 hielt sich die Gräfin abwechselnd in Paris und in Forbach auf. Als Folge der Französischen Revolution musste sie 1793 das Land verlassen und ihre Güter wurden zu Nationaleigentum erklärt. Später soll die Gräfin von Forbach am Hof der Kaiserin Josephine verkehrt haben, die über Auguste von Bayern, die Ehefrau von Eugène de Beauharnais, mit ihr entfernt verschwägert war und ihren Charme und ihre Erzählungen aus vergangenen Zeiten geschätzt haben soll. Diderot, mit dessen Familie die Gräfin engen Verkehr unterhielt, widmete ihr 1772 seine Lettre à la comtesse de Forbach sur l’éducation des enfants. Appert, ihr Leibkoch von 1772 bis 1784, erfand später die Lebensmittelkonserve.[5] Die Geschwister der Gräfin profitierten ebenfalls von der Allianz ihrer Schwester mit dem Fürsten: Eine ältere Schwester Lolotte war als Tänzerin bekannt. Petto sieht die Möglichkeit, dass sie mit der Ehefrau des Jacques Charles Ribon, des Verwalters der Grafschaft Forbach, identisch ist.[6] Ein älterer Bruder Jean Baptiste Camasse nahm den Namen de Fontevieux an und erhielt vom Herzog den Titel eines Kommerzienrats, eine Leibrente und Wohnrecht im Schloss in Bischweiler. Ein jüngerer Bruder Pierre Camasse, ein Jugendfreund des Malers Johann Christian Mannlich, nahm den Namen de Fontenet an, erhielt den Titel eines Geheimrats und verbrachte sein Leben an den Höfen als Liebhaber der Damenwelt. NachkommenAus der morganatischen Ehe mit Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken entstammen folgende Kinder (von Forbach, später Freiherren bzw. Freiinnen von Zweybrücken). Die Geburtsdaten der Kinder werden unterschiedlich angegeben, hier zitiert nach Petto,[7] der dem Zweibrücker Historiker Georg Christian Crollius folgt.[8]
Literatur
Weblinks
Belege
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