Ende April: Das völlig zerbombte Wiener Burgtheater übernimmt das Etablissement Ronacher als Ausweichquartier.
Am 10. Mai wird das Wiener Volkstheater in Eigeninitiative des Ensembles mit einem Publikumserfolg der letzten Spielzeit, Katakomben von Max Frey, wiedereröffnet. Erste offizielle Premiere ist am 7. Juni Die unentschuldigte Stunde von Stefan Bekeffi. Rolf Jahn, der das Theater schon vor dem Krieg geleitet hat, wird von Kulturstadtrat Viktor Matejka nur monatlich im Amt bestätigt, da die Besitzrechte nicht geklärt sind. Alle Vorstellungen sind ausverkauft und finden nachmittags statt, da weder Beleuchtung noch Verkehrsmittel funktionierten und man im Sommer 1945 Konflikte mit den sowjetischen Besatzern fürchtet. Es folgte Franz Grillparzers Des Meeres und der Liebe Wellen und als abschließender Höhepunkt der kurzen Ära Jahn Karl Kraus’ Die letzte Nacht, Epilog von Die letzten Tage der Menschheit, in der Regie von Günther Haenel. Jahns Direktionszeit wird allerdings jäh beendet, als von ihm verfasste Zeitungsartikel aus dem Jahr 1938 auftauchen, die eindeutig NS-konforme und antisemitische Inhalte aufweisen.
Ab Juli leitet Günther Haenel das Wiener Volkstheater und schafft die Voraussetzungen für einen modernen und revolutionären Spielplan. Mit einem „Direktionsrat“ bindet er Mitglieder des Hauses in Entscheidungen ein und nimmt so das „Mitbestimmungstheater“ vorweg. Bei der Uraufführung von Julius HaysHaben kommt es zum ersten Theaterskandal der zweiten Republik und einer Saalschlacht. Die russische Dramatik wird mit Dramen von Alexander Nikolajewitsch Ostrowski, Iwan Sergejewitsch Turgenew und mit Anatoli LunatscharskisDer befreite Don Quixote mit Max Paulsen wiederbelebt, was Haenel den Vorwurf eines kommunistischen Tendenz-Spielplans einträgt.
24. Januar: In Aachen erscheint mit den Aachener Nachrichten die erste deutsche Nachkriegszeitung, auf die die Nationalsozialisten keinen Einfluss mehr haben.
15. Mai: Die erste Ausgabe der von der Roten Armee herausgegebenen Täglichen Rundschau erscheint in Brandenburg.
21. Mai: Die erste Ausgabe der Berliner Zeitung erscheint in Berlin. Im Juli geht die Herausgeberschaft von der Roten Armee auf den Magistrat der Stadt Berlin über. Die Chefredaktion übernimmt Rudolf Herrnstadt.
Die chilenische Dichterin und Diplomatin Gabriela Mistral erhält „für die von mächtigen Gefühlen inspirierte Lyrik, die ihren Dichternamen zu einem Symbol für die ideellen Bestrebungen der ganzen lateinamerikanischen Welt gemacht hat“, den Nobelpreis für Literatur.
11. August: Der amerikanische Präsident Harry S. Truman gibt die Veröffentlichung des Smyth Reports frei, die Geschichte der Entwicklung der amerikanischen Kernwaffen (Manhattan-Projekt).