Hans DominikHans Joachim Dominik (* 15. November 1872 in Zwickau; † 9. Dezember 1945 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller, Science-Fiction- und Sachbuchautor, Wissenschaftsjournalist sowie Ingenieur (Elektrotechnik, Maschinenbau) und Erfinder. Zeitgenossen bezeichneten ihn auch als Ingenieurschriftsteller.[1][2] LebenFamiliärer Hintergrund und StudienjahreHans Dominik wurde als Sohn des Journalisten und Verlegers Friedrich Wilhelm Emil Dominik (1844–1896) und dessen Ehefrau Hedwig, geborene Mügge (1846–1919), geboren. Er ist der Enkel des Schriftstellers Theodor Mügge sowie des Regiments-Rossarztes, und zuletzt Berliner Tierarztes, Friedrich Wilhelm Ludwig Dominik (1814–1883), geboren in Dyrotz. Dessen Bruder, also der Großonkel Hans Dominiks, war der Berliner Militär-Tierarzt Christian Friedrich Dominik. Seine Jugendjahre wie auch den größten Teil seines Lebens verbrachte er in Berlin. Er besuchte verschiedene Gymnasien, u. a. das Gymnasium Ernestinum in Gotha, an dem Kurd Laßwitz, ein anderer Wegbereiter der Zukunftsliteratur in Deutschland, Mathematik und Physik unterrichtete. Diese Begegnung wurde für Dominik prägend. Kurd Laßwitz ließ zudem einen Teil seiner literarischen Werke bei Dominiks Vater publizieren. Ein weiterer Lehrer Dominiks am Gymnasium Ernestinum war der später als Geophysiker weltweit bekannte Adolf Schmidt (1860–1944). Dominik hat ihn in seinen Erinnerungen beschrieben und als Vorbild für eine Romanfigur auserkoren:[3]
Nach dem Abitur 1893 studierte Hans Dominik an der Technischen Hochschule Berlin Maschinenbau mit Schwerpunkt Eisenbahntechnik. 1894 erkrankte sein Vater schwer. Dominik musste sein Studium unterbrechen, da durch diese Erkrankung die geschäftlichen Aktivitäten seines Vaters stark zurückgingen. Er musste Geld verdienen und arbeitete als Elektriker im Rheinland, bis sich eine Fortsetzung seines Studiums ergab. Im Jahr 1895 unternahm er eine erste Amerikareise. Bei einer weiteren Reise in die USA blieb er ein ganzes Jahr dort und verdiente sich seinen Unterhalt als Elektroingenieur. Er gewann dort viele technische und wirtschaftliche Erkenntnisse sowie Einblicke in ein sich von Deutschland gänzlich unterscheidendes Land. Diese Erlebnisse flossen in eine Jugendbuchserie ein, John Workman, der Zeitungsboy, die Erfolgsgeschichte eines Zeitungsjungen, der es in Amerika bis zum Millionär bringt. Ingenieur (und journalistische Anfänge)1898 brach Dominik sein Studium ab und arbeitete aufgrund verlockender Angebote aus der Industrie als Elektroingenieur. 1900 kam er zu Siemens & Halske in die Abteilung für Beleuchtung und Kraft. Hier fertigte er eine gründliche Arbeit über die Elektrifizierung im Bergbau für die Pariser Weltausstellung an und übernahm anschließend für ein Jahr das Büro für Literatur von Siemens & Halske. 1905 wechselte er seine Stellung und wurde technischer Lokalreporter beim Berliner Lokal-Anzeiger. Bei der Zeitschrift Der Motorwagen leitete er 1907 das Sekretariat.[1] Als Ingenieur erfand er ein neuartiges Kugellager, arbeitete an der Entwicklung der Erdtelegraphie mit und baute Diktiermaschinen und Lautsprecher.[5] Seit 1901 arbeitete er bereits nebenher als technischer Autor und Werbetexter. Viel gelesen wurden seine kurzen Abhandlungen im Berliner Tageblatt, die Überschriften trugen wie Technische Märchen, Was sich die Oberleitung erzählt oder Memoiren einer Taschenuhr. Seine rasche Auffassungsgabe sowie die Fähigkeit zu allgemeinverständlicher Darstellung komplizierter technischer Sachverhalte machten ihn zu einem gefragten Beiträger. Bei der Zeitschrift Der Motorwagen leitete er 1907 das Sekretariat.[6] Erste utopische Erzählungen erschienen 1907 in der Jugendbuchreihe Das Neue Universum. 1910 heiratete er Lieselotte Runge. Aus der Ehe ging die Tochter Lieselotte hervor. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde er infolge eines Wirbelsäulenleidens nicht eingezogen und arbeitete erneut für die Elektrofirma Siemens & Halske, diesmal im Bereich der Telegraphie. Von ca. 1912 bis 1919 schrieb er für den Berliner C. Duncker Verlag fast jedes Jahr einen Roman. Diesen Werken war jedoch kein großer Erfolg beschieden. Sie kamen nur selten in mehr als einer Auflage heraus. Dramaturg und freier SchriftstellerNach dem Krieg war Dominik von 1918 bis 1920 als Dramaturg für technische Kurzfilme tätig. Der erste utopische Roman Die Macht der Drei erschien 1922 als Fortsetzungsroman in der Woche und wurde im selben Jahr in Buchform herausgegeben. Der große Erfolg, der sich danach einstellte, machte Dominik in weiten Kreisen des deutschen Leserpublikums bekannt. Die Inflation 1923 zwang ihn allerdings zunächst wieder zur Annahme einer festen Stellung. Erst ab 1924 konnte er erneut als freier Schriftsteller arbeiten. In schneller Folge erschienen weitere Zukunftsromane, viele im Scherl-Verlag. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus blieb Dominik Erfolgsautor. Vier seiner Bücher erzielten Auflagen von über 100.000 Exemplaren, Land aus Feuer und Wasser sogar von mehr als 250.000 Exemplaren.[7] Zum 70. Geburtstag erhielt er ein Glückwunschtelegramm von Propagandaminister Goebbels.[8] Hans Dominik starb, nur wenige Wochen nach seinem 73. Geburtstag, am 9. Dezember 1945 in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof Zehlendorf (Feld 9-83).[9] Die letzte Ruhestätte von Hans Dominik war zwischen 1978 und 2001 als Berliner Ehrengrab gewidmet.[10] Das Familiengrab wurde mittlerweile aufgelassen. Das schriftstellerische WerkLiterarische BedeutungDominik ist einer der bedeutendsten Pioniere der Zukunftsliteratur in Deutschland. Er wurde als „Prophet der Technik“ und „deutscher Jules Verne“ bezeichnet.[11] Seine Science-Fiction-Erzählungen erfreuen sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart großer Beliebtheit. Sie wurden in hohen Auflagen gedruckt und werden bis heute immer wieder neu aufgelegt. Neben Science Fiction hat Dominik auch Sachbücher und Artikel mit technisch-wissenschaftlichem Inhalt geschrieben. Inhalte und StilHans Dominiks Romane der 1920er Jahre waren vom damaligen Zeitgeist in Deutschland geprägt. Im Mittelpunkt seiner Handlungen stehen meist deutsche Ingenieure oder Wissenschaftler, die ihre Erfindungen und Entdeckungen gegen undurchsichtige Konzerne und feindliche Nationen verteidigen müssen. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg bedienten Dominiks Romane die deutschnationalen Träume vieler Leser, wobei allerdings in den Romanen Deutschland als Nation praktisch keine Rolle spielte – im Gegenteil: Ein Leitmotiv in fast allen Romanen ist eine multinationale Kooperation (zumeist bei der Forschung), in manchen Romanen wurde ein vereintes, demokratisches Europa angedeutet. Primäres Ziel der Erfindungen und Entdeckungen ist die friedliche Nutzung und teilweise eine recht deutliche Ablehnung von Krieg (in Das Erbe der Uraniden geht es z. B. um den Missbrauch von Atomenergie zu kriegerischen Zwecken und die Verbitterung des Entdeckers). In Atlantis wird trotz Warnungen der Panamakanal mit Hilfe riesiger Mengen eines höchst brisanten Sprengstoffs drastisch erweitert, so dass der Golfstrom in den Pazifik entweichen kann, was eine Eiszeit auf der Nordhalbkugel auslöst. In den Nachkriegsausgaben wird aus dem chemischen ein atomarer Sprengstoff. Ein wiederkehrendes Motiv ist auch eine gewisse, speziell indische Mystik, die heute scheinbar im krassen Gegensatz zu den häufig nüchternen, technisch-utopischen Darstellungen steht: So werden auch die Themen „Gedankenlesen“, „Wahrsagerei“ und „Gedankenbeeinflussung“ behandelt. Als Dominik seine Romane schrieb, war diese Mischung aus Technik und Telepathie schon durch Fritz Langs erfolgreichen Zweiteiler Dr. Mabuse, der Spieler von 1921 und 1922 eingeführt. Die Hypnoseszene im ersten Teil des Dr. Mabuse (1921) findet sich in sehr ähnlicher Form bei Dominiks Die Macht der Drei (1922) in der Hochzeitsszene in Linnais, in der ein indischer Protagonist die Hochzeitsgesellschaft mit einer Illusion hypnotisiert, um dem deutschen Protagonisten und seiner Frischvermählten den Beginn ihrer Hochzeitsreise zu ermöglichen. In späteren Neuauflagen wurden mitunter recht drastische Änderungen vorgenommen, um die Romane zu modernisieren. So beschrieb Dominik in Wettflug der Nationen ausschließlich Propellerflugzeuge samt den damit einhergehenden Geschwindigkeiten und technischen Problemen. In den Neuauflagen wurden daraus Strahlflugzeuge mit verdoppelter Geschwindigkeit, was nur noch mäßig mit dem Kontext in Einklang stand. In seinen Romanen verwendete Dominik oft Anglizismen und englische Redewendungen. Co-AutorenFrank O. Hrachowy identifiziert für sämtliche Romane Dominiks von 1922 bis 1933 Hermann Hitzeroth als Co-Autor, der maßgeblich für die Stil- und Themenänderung in Dominiks Romanen verantwortlich gewesen sein soll. Hitzeroth war mit einem Tantiemenanteil von 25 % am Autorenerlös der Romane beteiligt. Als Co-Autoren einzelner Werke vor 1922 werden Friedrich Meister („Klar zum Gefecht“, 1915) identifiziert sowie das Autorenpseudonym Kurt Matull („John Workmann, der Zeitungsboy“, Bd. 1, 1909), hinter dem Hrachowy ebenfalls Hitzeroth vermutet.[12] Chauvinismus der Zeit in den RomanenNationalismus und Rassismus in den RomanenDie frühen Romane thematisierten einen „Kampf der Kulturen“, in dem die Europäer gegen andere Nationen – namentlich ein bolschewistisches Sowjetrussland, „die gelbe Gefahr“ China, die Araber und die Schwarzafrikaner – um die dominante Stellung in der Welt streiten. In seinem Roman Die Spur des Dschingis-Khan aus den Jahren 1922/23 plädiert die Hauptperson für eine „Rückführung“ schwarzer Bürger der USA auf den afrikanischen Kontinent. Figuren in Dominiks Romanen postulieren jedoch nicht die Unabänderlichkeit einer „Überlegenheit“ der „weißen Rasse“, sondern eine Art Verantwortung, „die Welt zu regieren, und dass in Zukunft eine andere Rasse (schwarz, gelb) käme, die die Bürde der Verantwortung von den Schultern nehmen werde“. Rudyard Kiplings Gedicht The White Man’s Burden (veröffentlicht 1899) drückt eine ähnliche Idee aus. In der Zeit des Nationalsozialismus hatte er mit einem seiner Romane Probleme: 1941 durfte Das stählerne Geheimnis nicht mehr verkauft werden. Dominik äußerte in einem Schreiben von 1941 die Vermutung, dass der Anlass die Darstellung des Verhältnisses von Japan und den USA gewesen sei, was den Nationalsozialisten damals politisch nicht opportun erschien.[13] Allerdings wurde dieses Buch spätestens 1943 wieder vom Verlag beworben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden seine Romane in der Bundesrepublik um als problematisch empfundene Stellen gekürzt. Durch diese teilweise drastischen Überarbeitungen wurden einige Werke auf bis zu ein Sechstel des ursprünglichen Umfangs zusammengestrichen. Ungekürzte Ausgaben kamen erst später – z. B. mit der Jubiläumsedition im Heyne Verlag – wieder heraus, wobei auch in diesen Ausgaben teilweise Passagen entfernt wurden. So wird in Der Wettflug der Nationen die Einrichtung eines Flugplatzes im brasilianischen Urwald beschrieben, der durch einen tödlichen elektrischen Zaun und Maschinenkanonen vor Indios geschützt wird. Durch diesen „Schutz“ sterben diverse Indios (was bewusst in Kauf genommen wird), bis diese schließlich die Gegend verlassen. Diese Passage fehlt in manchen Ausgaben. In der Sowjetischen Besatzungszone wurde 1948 sein Buch Das Erbe der Uraniden (Scherl, Berlin 1943) in die Liste der auszusondernden Literatur aufgenommen,[14] in der DDR 1952 zusätzlich Der Wettflug der Nationen (v. Hase & Koehler, Leipzig 1940), Befehl aus dem Dunkel (Scherl, Berlin 1942), König Laurins Mantel (Scherl, Berlin 1943) sowie Die Spur des Dschingis-Khan (Scherl, Berlin 1943).[15] Auch später gab es keine Neuauflagen von Hans Dominiks Büchern, während vorhandene Bestände weiterhin in Bibliotheken zugänglich waren. EhrungenIn der Bogotástraße 2a (ehemals Herderstraße) in Berlin-Schlachtensee wurde am 2. Juli 1999 eine Gedenktafel enthüllt; Dominik lebte hier von 1908 bis zu seinem Tod. WerkeDie hier aufgeführten Werke sind der momentane Stand der Hans-Dominik-Forschung. Nur die großen sowie bekannten Romane und Erzählungen wurden berücksichtigt. Das Gesamtwerk wird auf einige tausend Artikel, Erzählungen und Sachbücher geschätzt. Science-Fiction-Romane
KurzgeschichtenKurzgeschichten von Hans Dominik erschienen in dem jährlichen Periodikum Das Neue Universum
Sonstige belletristische Werke
Sachbücher
Literatur
WeblinksCommons: Hans Dominik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Hans Dominik – Quellen und Volltexte
Einzelnachweise
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