Die Anzahl der Exonyme ist gering. Wie auch im Verhältnis anderer Sprachen zueinander, existieren sie für bedeutendere Städte und Landstriche. Darüber hinaus gibt es eine Zahl weniger bekannter Namen aus dem nordöstlichen Italien, die aus der Völkerwanderungszeit stammen und heute nicht mehr gebräuchlich sind.
Heutzutage nicht mehr lebendige Namen sind mit † gekennzeichnet.
In Südtirol spricht die Mehrheit der Bevölkerung bairische Dialekte des Deutschen. Daneben finden auch Ladinisch (in den Tälern um die Sella) und Italienisch (hauptsächlich in den Städten und im Süden des Landes) Verwendung. Südtirol fiel nach dem Ersten Weltkrieg als Kriegsgewinn an Italien. Die italienischen Ortsnamen sind ganz überwiegend Produkt rezenter, nationalistischer Wortschöpfung, des Prontuario. Die deutschen und ladinischen Ortsnamen haben in Südtirol offiziellen Charakter.
Die deutschen Ortsnamen im Trentino sind zum Großteil ein Produkt des Nationalitätenkonfliktes des 19. und 20. Jahrhunderts und damit im Endeffekt Vorläufer der von Ettore Tolomei durchgeführten Italienisierung deutscher Orts- und Flurnamen in Südtirol.
Als Instrument dieser Eindeutschung diente die oberitalienische Sprachinselforschung[1] seit den späten 1860er Jahren, die zur Legitimierung politischer Forderungen herangezogen wurde. So wurden die deutschen Sprachinseln im Trentino zu Vorposten des Deutschtums deklariert, zum Aktionsfeld deutscher Schutzvereine und avancierten zum Schauplatz der politischen Auseinandersetzung mit italienisch-nationalistischen Kreisen.[2]
In einer zunehmend heißer ausgetragenen Debatte bei der auch die Bestrebungen nach einer italienischsprachigen Universität in Tirol mit den Fatti di Innsbruck ihren blutigen Höhepunkt erreichten und der gleichzeitigen Forderung nach mehr Autonomie für den italienischsprechenden Landesteil Tirols, wurde auf deutscher Seite die Bewahrung der Landeseinheit Tirols zum bestimmenden Motto. Dabei strebte der 1905 gegründete Tiroler Volksbund und Vertreter anderer Vereinigungen, wie der Allgemeine Deutsche Schulverein unter Wilhelm Rohmeder, die Rückverdeutschung eines angeblich nur oberflächlich romanisierten Trentinos an und negierten die Existenz eines italienischen Trentinos.[3][4]
Wurde die Verdeutschung der Orts- und Flurnamen im Trentino vor dem Ersten Weltkrieg nur diskutiert, wurde diese im Sommer 1916 zur Bekämpfung des italienischen Irredentismus vom k.u.k. Militär umgesetzt, aber bereits im Dezember 1916 wieder ausgesetzt, da die Maßnahme als kontraproduktiv angesehen wurde, mit der man Gefahr lief, die Unterstützung der italienischsprechenden Bevölkerung für die k.u.k. Monarchie noch weiter in Frage zu stellen.[3]
Die Walser sind eine Gruppe innerhalb der Alemannen. Ihr Hauptsiedlungsgebiet ist das Oberwallis (Schweiz), von dort reicht es an zwei Stellen auch über das Gebirge nach Italien. Es sind dies das Gebiet südöstlich von Zermatt (Val d’Ayas, Val di Gressoney, oberstes Valsesia und Valle Anzasca) sowie südlich des Nufenenpasses (oberstes Valle Antigório, von dort reicht es östlich weiter nach dt. Gurin / it. Bosco, das bereits wieder in der Schweiz, genauer gesagt dem Tessin, liegt). Daneben gibt es zahlreiche Walserinseln in Graubünden (Schweiz) und Vorarlberg (Österreich). Bei einigen der in Italien gelegenen Siedlungen ist in den letzten Jahrzehnten die deutsche Sprache versiegt. In Issime und Gressoney sprechen noch jeweils ca. 200 Personen untereinander den Dialekt. 1994 ist in der Regionalverfassung des Aostatals, in dem das Val di Gressoney liegt, auch der Schutz der Walserminderheit symbolisch festgeschrieben worden. Allerdings erfolgt der Schulunterricht jeweils zur Hälfte auf Französisch und Italienisch, dritte Sprache ist Englisch.
Zum Zimbrischen gehören einige der deutschen Sprachinseln im nordöstlichen Italien, nämlich die Dreizehn Gemeinden, Sieben Gemeinden und Lusern. Der Name ist irreführend, da es sich beim sogenannten Zimbrischen um Reste der geschlossenen deutschsprachigen Zuwanderung des Mittelalters handelt. Das die Brücke zu Südtirol bildende Fersental gehört sprachgeschichtlich nicht zum Zimbrischen, soll hier aber wegen der geographischen Lage und wegen des Selbstverständnisses der Fersentaler als Zimbern mitbehandelt werden. Um die deutsche Sprache steht es je nach Sprachinsel unterschiedlich: Während es in Lusern vorherrschend und in den Dreizehn Gemeinden und im Fersental teilweise verbreitet ist, fristet es in den Sieben Gemeinden nur noch ein Nischendasein.
Während es sich beim obersten Kanaltal und Tischlwang um Fortsetzungen des geschlossenen deutschen Sprachgebiets handelt, sind Pladen und Zahre zwei benachbarte Sprachinseln. Sie gehören zum Kärntner und OsttirolerDialektgebiet.
Gleichwohl sind vor allem Pladen (Sappada) und Zahre (Sauris) mit den Zimbern eng verbunden.
Das obere Kanaltal war gemischt mit dem Slowenischen. Letzteres war wie Südtirol von der zwischen Hitler und Mussolini vereinbarten Umsiedlungsoption betroffen, was hier aber die Verbreitung der deutschen Sprache stark reduziert hat.
Baliari-Soust, Roberto E.: Nicht nur Trient … Deutsche Orts- und Flurnamen zwischen der Salurner Klause und der Wiesentheiner Ebene = Toponimi germanici fra la Chiusa di Salorno e la pianura vicentina – Eigenverlag, Köln 1987. – 400 S.: Ill., zahlr. Kt.
Allgemein zu den deutschen Siedlungsgebieten
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Die Namen aus dem jetzt folgenden alten Teil gehören oben in die jeweils richtige Rubrik verschoben, und zwar auch alphabetisch an die richtige Stelle.
Übriges Italien
Historische Bezeichnungen, die im allgemeinen Gebrauch nicht mehr üblich sind (wohl aber im historischen), werden betont dargestellt.
↑Die deutschen Sprachinseln im Trentino gehen auf das 12. bis 16. Jahrhundert zurück, als auf Veranlassung lokaler meist deutschstämmiger Landesherren deutschsprachige Rodungs-, Bauern- und Bergbaukolonien insbesondere östlich der Etsch gegründet wurden. Diese Siedlungen, deren Bewohner zumeist aus dem bayerisch-tirolerischen Raum stammten, erreichten ihre größte Ausdehnung Anfang des 16. Jahrhunderts und erfuhren im 19. Jahrhundert das wachsende Interesse der Forschung.
↑Michael Wedekind: Volkstumswissenschaft und Volkstumspolitik im Umfeld deutscher Sprachinseln in Oberitalien. In: Rainer Mackensen, Jürgen Reulecke, Josef Ehmer (Hrsg.): Ursprünge, Arten und Folgen des Konstrukts „Bevölkerung“ vor, im und nach dem „Dritten Reich“. Zur Geschichte der deutschen Bevölkerungswissenschaft. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-16152-5, S. 83–105, hier S. 84–88.
Michael Wedekind: Volkstumswissenschaft und Volkstumspolitik im Umfeld deutscher Sprachinseln in Oberitalien in: Rainer Mackensen (Hg.): Ursprünge, Arten und Folgen des Konstrukts „Bevölkerung“ vor, im und nach dem „Dritten Reich“: Zur Geschichte der deutschen Bevölkerungswissenschaft, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-16152-5