Sanzeno
Sanzeno ist eine italienische Gemeinde (comune) mit 919 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Provinz Trient, Region Trentino-Südtirol. Sie ist Teil der Talgemeinschaft Comunità della Val di Non. EtymologieDer Ortsnamen Sanzeno leitet sich aus dem lateinischen Sancti Sisini ab, das erstmals 1272 urkundlich erwähnt wurde.[2] Der Name entstammt dem lateinischen Familiennamen Sisinius, einem der drei im 4. Jahrhundert n. Chr. hier getöteten christlichen Märtyrer.[3] Bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. war der Ort unter dem Namen Metho, Meclo oder Mecla bekannt. Nach dem vermutlich durch eine Überschwemmung zerstörten Metho, entstand an gleicher Stelle ein neuer Ort, der den Namen des Märtyrers annahm und im Laufe der Zeit zu Sanzeno abgeändert wurde.[2] Im benachbarten deutschsprachigen Deutschnonsberg wird der Ort mit dem Exonym Sankt Sinnen bezeichnet.[4] WappenBlasonierung: In rot drei naturfarbene Tauben, die sich auf den aus der Wappenspitze hervorspringenden Bannermast eines Carroccio niederlassen. Das Wappen wurde 1930 mit königlichen Dekret als Gemeindewappen anerkannt. Eine zufriedenstellende Interpretation des Wappens gibt es nicht.[5] GeographieDie Gemeinde liegt in Luftlinie etwa 32 km nordnordwestlich von Trient auf der orographisch linken Seite des Nonstals oberhalb der Santa-Giustina-Talsperre. Der Gemeindesitz liegt in der Fraktion Banco. Daneben besitzt Sanzeno mit Casez noch eine weitere Fraktion. Die Ortschaft Sanzeno liegt auf einer Art Plateau, das seicht zum Santa-Giustina-Talsperre abfällt und im Süden von der Schlucht des Rio San Romedio und im Norden von der des Rio Sies abgegrenzt wird. GeschichteSanzeno war während der Eisenzeit die größte Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Trentino. Sie war mitnamengebend für die Fritzens-Sanzeno-Kultur und noch in der römischen Epoche und darüber hinaus bis zum Frühmittelalter bewohnt.[6] Der Überlieferung nach, sollen im Jahre 397 n. Chr. die aus Kappadokien stammenden christlichen Märtyrer Sisinius, Martyrius und Alexander hier getötet worden sein.[7] Bei archäologischen Grabungen wurde ab Ende des 19. Jahrhunderts in Sanzeno zahlreiche Funde aus der Eisen- und Römerzeit gemacht, darunter auch der 1947 entdeckte sogenannte Reiter von Sanzeno, der als Logo des 2003 in Sanzeno eröffneten Rätischen Museums dient.[8] Nach der Christianisierung wurde vermutlich bereits zwischen dem 7. und 8. Jahrhundert ein erster Kirchenbau errichtet. Der frühmittelalterliche Bau wurde später durch einen romanischen Neubau ersetzt.[9] Zu diesem Zeitpunkt war Sanzeno bereits das religiöse Zentrum des Nonstals. Hier entstand die erste Pieve des Tales von der die Kuratien von Banco, Piano, Casez, Malgolo, Salter, Tavon und San Romedio abhingen.[10] Ab dem Mittelalter gehörte Sanzeno zum Fürstbistum Trient und grenzte im Norden an die Gefürstete Grafschaft Tirol.[11] Unter den Fürstbischöfen wurde die Kirche von Sanzeno erstmals, in dem von Bischof Friedrich von Wangen in Auftrag gegebenen Codex Wangianus erwähnt.[12] 1281 wurde erstmals die über dem Eingang zur San-Romedio-Schlucht errichtete und bereits im 15. Jahrhundert abgegangene Burg Busini erwähnt. Letztere befand sich am westlichen Rand der Schlucht, knapp hinter der Gemeindegrenze im Gebiet der heutigen Nachbargemeinde Romeno. Sie unterstand zum Zeitpunkt ihrer Ersterwähnung dem Grafen von Tirol Meinhard II., der sie zuvor dem Fürstbischof von Trient entzogen hatte. Nach der Intervention des Papstes Nikolaus IV. gelangte die Burg 1295 wieder unter die Kontrolle des Bischofs.[13] 1472 wurde unter dem Altar der romanischen Kirche ein Holzkasten entdeckt, der die vermeintliche Asche aus der Verbrennung der Märtyrer enthielt. Fürstbischof Johannes Hinderbach begann daraufhin mit der Planung einer neuen Kirche, der heutigen Basilika Santi Martiri Anauniesi.[14] Noch vor Beginn des Baus 1480 erhoben sich die Bauern gegen die Abgabenlast und die Willkür der bischöflichen Vertreter. Am 29. Mai 1477, dem Gedenktag der Martyriums der heiligen Sisinius, Martyrius und Alexander brach der Aufstand in Sanzeno los. Die Aufständischen zogen von Sanzeno nach Coredo zum Sitz des bischöflichen Vikars auf Castel Coredo und plünderten die Burg, bevor Konzessionen gemacht wurden und die Revolte, die auch andere Gebiete im Nonstal und im Val di Sole ergriffen hatte, schließlich nach kurzer Zeit abflaute.[15] Im 16. Jahrhundert ließen sich die De Gentili in Sanzeno nieder. Die dem Landadel des Nonstals angehörige Familie errichtete am Hauptplatz von Sanzeno ihren Palast – Casa de Gentili – im Stile der Renaissance.[16] 1586 erhielt die Dorfgemeinschaft von Sanzeno mit der Carta di regola ihr eigenes Statut. Im Rahmen des Fürstbistums Trient bewahrte die Dorfgemeinschaft eine weitgehende Autonomie und regelte mit der Carta di regola die Nutzung der Allmende.[17] Während der napoleonischen Epoche wurde die Gemeinde Sanzeno aufgelöst und der Gemeinde Casez angeschlossen. 1817 wurde die Eingemeindung wieder rückgängig gemacht.[18] Im Habsburgerreich gehörte Sanzeno dem Gerichtsbezirk Cles in der Gefürsteten Grafschaft Tirol an. 1909 erhielt Sanzeno mit der Eröffnung der Lokalbahn Dermulo–Mendel einen Bahnanschluss. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Anschluss an das Königreich Italien, wurden der Gemeinde im Zuge der 1927 beschlossenen faschistischen Gemeindereform im Jahr darauf die bis dahin eigenständigen Gemeinden Banco, Casez und Dambel angeschlossen. 1934 wurde auf der Trasse der stillgelegten Lokalbahn die Strada Statale 43 dir della Val di Non angelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1948 zunächst Dambel wieder ausgemeindet. 1953 wurden auch die Gemeinden Banco und Casez wieder eingerichtet, bevor 1968 die Gemeindeverwaltung erneut aufgelöst wurde und die beiden Orte nach Sanzeno eingemeindet wurden.[19] Bevölkerungsentwicklung
Quelle: ISTAT WirtschaftDie Wirtschaftsstruktur von Sanzeno ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt und konzentriert sich auf die mittlerweile traditionelle Apfelproduktion im Nonstal. Mit der Entwicklung der Zusammenarbeit ist die Agrarwirtschaft in diesen Gebieten dynamisch und offen für internationale Märkte geworden. Es gibt jedoch auch Unternehmen, die in anderen Sektoren tätig sind, von denen einige mit dem Tourismus verbunden sind. Sanzeno ist außerdem eine der zehn Gemeinden (zusammen mit Romeno, Cavareno, Don, Amblar, Sarnonico, Fondo, Malosco, Ronzone und Ruffré), die 2003 den Territorialpakt Alta Valle di Non unterzeichnet haben, dessen Hauptziel die nachhaltige Entwicklung des Tourismussektors in diesem Gebiet ist.[20] VerkehrDurch Sanzeno führt die Strada Statale 43 dir della Val di Non. Im Ortskern biegt auch die Strada provinciale SP 4 „San Romedio“ zum Wallfahrtsort San Romedio ab. Sehenswürdigkeiten
Literatur
WeblinksCommons: Sanzeno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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