Laaer Ostbahn
Koordinaten: 48° 11′ N, 16° 23′ O Die Laaer Ostbahn, auch Ostbahn - nördliche Linie bezeichnet, ist eine teilweise zweigleisige, elektrifizierte Hauptbahn der Österreichischen Bundesbahnen. Sie führt von Wien Richtung Norden nach Laa an der Thaya und verläuft dabei durch das Weinviertel. Sie wurde 1870 von der Staatseisenbahn-Gesellschaft als Teil der Bahnstrecke Wien-Brno errichtet und deshalb, obwohl es sich um ein privates Unternehmen handelte als Staatsbahn bezeichnet. Seit dem Jahr 1945 endet die Strecke in Laa, die Verbindung über die österreichisch-tschechische Grenze wurde abgebaut. GeschichteFür die Geschichte vor 1945 siehe: → Bahnstrecke Wien–Brno Die Strecke wurde von der k. k. privilegierten österreichisch-ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft (StEG) als Teil einer durchgehenden Magistrale (dem sogenannten Ergänzungsnetz, konzessioniert am 1. Dezember 1866) von Wien über Brünn und Prag nach Bodenbach an der sächsischen Grenze konzipiert und am 24. November 1870 eröffnet.[1][2] Nach dem Zweiten WeltkriegNach 1945 wurde die Strecke an der Staatsgrenze zwischen Laa an der Thaya und Hevlín (Höflein) unterbrochen, später für kurze Zeit reaktiviert. Der durchgehende Verkehr zwischen Wien und Laa an der Thaya konnte erst nach Beseitigung der Kriegsschäden an der Donaubrücke Ende Dezember 1947 wieder aufgenommen werden. In den folgenden Jahrzehnten diente die Bahnlinie überwiegend dem Regionalverkehr und verkam zu einer Nebenstrecke. Dies änderte sich mit der Erweiterung des Wiener Schnellbahnnetzes. Seit 1983 bedient die Linie S2 der Wiener S-Bahn den Abschnitt Gerasdorf – Mistelbach. Hierfür wurden im Bereich Süßenbrunn zwei Schleifen von der Nordbahn zur Laaer Ostbahn errichtet. Der Abschnitt Wien Hauptbahnhof – Wien Erzherzog-Karl-Straße wird heute von der Linie S80 abgedeckt. 2005 wurde die Strecke zwischen Gerasdorf und Wolkersdorf zweigleisig ausgebaut und zwischen Wien und Wolkersdorf ein Viertelstunden-Takt in der Hauptverkehrszeit eingerichtet. Außerdem wurde der Abschnitt Wien Südbahnhof – Wien-Breitenleer-Straße durch die neu geschaffene S-Bahnlinie S8 verstärkt. Nach der Elektrifizierung der Strecke Mistelbach – Laa an der Thaya 2006 wurde die S-Bahn nach Laa verlängert. Seither ist die gesamte Strecke Wien – Laa elektrifiziert und mit durchgehendem Gleiswechselbetrieb ausgestattet. Geplant ist ein zweigleisiger Ausbau der Strecke Mistelbach–Mistelbach Stadt. Nach dessen Abschluss sollen alle Züge aus Wien, die bisher im Bahnhof Mistelbach endeten, bis Mistelbach Stadt verlängert werden. Mit 12. Dezember 2010 wurde die Haltestelle Wien Breitenleer Straße (ursprünglich Breitenlee, später Breitenlee-Kagran und Kagran sowie hierauf Kagran ÖBB zur Unterscheidung von Kagran U1 genannt) aufgelassen. Seit 20. Oktober 2014 ist zwischen Wien Hauptbahnhof und Gerasdorf ETCS Level 2 aktiv. Dieser Streckenteil konnte sich seinen Charakter als Hauptbahn bewahren. Mit Fahrplanwechsel Ende Dezember 2014 wurde die Station Wien Lobau aufgelassen. In Obersdorf bestand bis zur Betriebseinstellung am 15. Dezember 2019 noch eine Umsteigemöglichkeit zur Stammersdorfer Lokalbahn nach Groß-Schweinbarth bzw. Gänserndorf, der letzten Nebenbahn der Laaer Ostbahn.[3][4] StreckenverlaufDie Laaer Ostbahn beginnt formal am Fuße des Laaer Bergs in Simmering mit ihrer Abzweigung nordostwärts von der Linie der (ehemaligen) Raaber Bahn / heute Ostbahn. In deutlicher Dammlage werden die Niederterrassen der Donau, der Donaukanal, der Prater und schließlich der Hauptstrom der Donau auf der Stadlauer Brücke gequert. In Nähe eines ehemaligen Seitenarms der Donau, dem Mühlwasser, wird der Bahnhof Stadlau am Westrand des Marchfelds erreicht. Die Ostbahn durchmisst bis zum Weinviertel das östliche, transdanubische Stadtgebiet von Wien, namentlich den 22. Gemeindebezirk Donaustadt. Bei Süßenbrunn wird die Nordbahn gekreuzt und etwas südlich davon befinden sich noch, Richtung Breitenlee, Reste des ehemaligen Verschiebebahnhofs Breitenlee. Geradlinig, mehr nördlich als östlich, führt die Laaer Ostbahn nun weiter bis Wolkersdorf, wo das Weinviertel und sein Hügelland erreicht werden. Nordwärts ab Wolkersdorf (178 m ü. A.) geht es am westlichen Talrand des Russbachtals leicht steigend, ab etwa Unterolberndorf entlang des Hautzendorfer Baches bis Neubau-Kreuzstetten (257 m ü. A.), wo der Geländerücken zum Neubauer Bach durchschnitten und damit eine kleine Wasserscheide überschritten wird. Anschließend (ab Ladendorf) folgt man dem Taschlbachtal leicht fallend bis Mistelbach (209 m ü. A.). Im gleichnamigen Mistelbachtal geht es wieder vornehmlich am Westabhang leicht ansteigend nordwärts bis Frättingsdorf (266 m ü. A.). Ab dort werden in weiten Bögen Seitengräben um Enzersdorf umfahren und gelangt schließlich in der Entersgrabenniederung bis zum Endbahnhof Laa an der Thaya (187 m ü. A.). Nördlich des Bahnhofs ist das kurze Planum der abgekommenen Weiterführung nach Hevlin / Höflein bis zur Staatsgrenze am Thayamühlbach noch erkennbar. PersonenverkehrAuf der Laaer Ostbahn verkehren, dem am 13. Dezember 2020 in Kraft getretenen Fahrplan entsprechend, Züge der Linie S2 der Wiener S-Bahn von Mödling aus über die Südbahn, Wiener Stammstrecke sowie der Nordbahn bis zum Knoten Süßenbrunn in Richtung Mistelbach bzw. Laa an der Thaya und retour. Manche Schnellbahngarnituren enden bereits am Bahnhof Wolkersdorf. Weiters fährt auf dieser Strecke die S7 nach Flughafen Wien bzw. in weiterer Folge Wolfsthal. In der Hauptverkehrszeit an Werktagen wird der Verkehr mit schnelleren REX-Zügen verstärkt, darunter Zugpaare Laa/Thaya – Wien Westbahnhof.[5] Auf dem innersten Ast der Laaer Ostbahn von Wien Erzherzog-Karl-Straße nach Gerasdorf besteht derzeit kein Personennahverkehr, zwischen Wien Hauptbahnhof und Süßenbrunn verkehren die Fernverkehrszüge Richtung Břeclav und weiter nach Polen, Tschechien oder Deutschland, die bis Dezember 2014 auch in Simmering einen Halt einlegten. Zwischen Wien Hauptbahnhof und Wien Erzherzog-Karl-Straße besteht ein halbstündlicher Takt der Schnellbahnlinie 80, sowie stündliche Regionalzug- und Regionalexpress-Verbindungen nach Marchegg bzw. Bratislava.[6] FahrzeugeinsatzDampfbetriebNach dem Zweiten Weltkrieg kamen die in großer Zahl bei den ÖBB verbliebenen Kriegsloks der Baureihe 52 zum Einsatz, die Personenzüge wurden bis zum Ende des Dampfbetriebes zumeist von der Reihe 77 geführt. Fallweise kamen auch die Lokalbahnmaschinen Reihe 93 auf die Strecke.[7] Diesel- und ElektrobetriebNach der Verdieselung in den 1960er Jahren wurden vor allem Triebwagen der Baureihen 5044, 5145 (Blauer Blitz) und 5046 eingesetzt. An Lokomotiven waren vor allem die Reihen 2043, 2143 und 2050 anzutreffen. Bei Triebwagenmangel kam auch eine Lok der Reihe 2067 mit Spantenwagen zum Einsatz. In den 1960er Jahren wurden auch die von SGP gebauten Einzelstücke 5047.01, 2020.01 und 2041.01 auf der Laaer Ostbahn eingesetzt.[7] Durch die Elektrifizierung 1983 kamen die Triebwagen der Reihen 4030 und 4020 sowie die Elektrokomotiven der Reihen 1040, 1042, 1044 und 1046 auf die Strecke.[7] HeuteDie Schnellbahnzüge werden hauptsächlich mit Triebwagen der Reihe 4746 geführt – besser bekannt als Cityjet. Insbesondere bei Materialausfällen bzw. -mangel, oder großen Verspätungen im Bereich der Wiener Stammstrecke, wird zur Unterstützung auf Triebwagen der Reihe 4020 im Fahrgastbetrieb an der Laaer Ostbahn zurückgegriffen. Bis zum Fahrplanwechsel 2023/2024 wurden bei den Regionalexpress-Zügen nach Wien Westbahnhof Lokomotiven der Taurus-Familie sowie 1144 verwendet, welche auch im Güterverkehr anzutreffen ist. Als Wagenmaterial verkehrten Doppelstockwagen, manchmal verstärkt mit Inlandsreisezugwagen-Steuerwagen (CityShuttle-Wagen) der ÖBB. Bei Sonderzügen des in Mistelbach ansässigen Verein Neue Landesbahn kommen auch Oldtimer wie 1040, 1041 und 1110 bzw. 2050 mit Spantenwagen und Schlierenwagen zum Einsatz. Güterzüge werden heute neben der Rail Cargo Austria meist von privaten Anbietern wie Grampet Cargo oder dem Verein Neue Landesbahn geführt. Hierbei kommen mitunter auch Lokveteranen der Baureihen 1110, 2050 und 1142 zum Einsatz. Lückenschluss nach TschechienZwischen dem Ende der Strecke unmittelbar nördlich des Laaer Bahnhofs und dem Ende der Stichstrecke Hevlin-Hrušovany der Bahnstrecke Hevlín–Brno besteht seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1945) keine Verbindung. Die fehlenden zwei Streckenkilometer, die auch eine Brücke über die Thaya beinhalten, wurden auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nicht wiederhergestellt. Von politischer Seite besteht seit jeher verhältnismäßig wenig Interesse, die Verbindung wieder zu reaktivieren, da sowohl Österreich als auch Tschechien einer durchgängigen Bahnstrecke kaum Bedeutung beimessen. Anderer Meinung waren 2007 Lokalpolitiker aus Laa, die damit eine Belebung der Therme Laa erhofften. Auch die Jungbunzlauer Austria AG, für die ein Gleisanschluss an die nördlichen Nachbarn „sehr wichtig wäre“, sprach sich laut einem Zeitungsbericht für den Lückenschluss aus.[8] Bildergalerie
TriviaWie in Österreich damals üblich, verwendeten um die Jahrhundertwende einige Orte an der Strecke den Namen der Bahn als Zusatz zum Ortsnamen auf Ansichtskarten. So gab es beispielsweise Namen wie „Ulrichskirchen a. d. Staatsbahn“ zu lesen.[9] Literatur
WeblinksCommons: Laaer Ostbahn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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