Kottenheim
Kottenheim („Kottem“) ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Vordereifel an, die ihren Verwaltungssitz in Mayen hat. GeographieLageKottenheim, auf Platt auch „Kottem“ genannt, liegt in der oberen (westlichen) Pellenz, etwa vier Kilometer nordöstlich von Mayen auf der Verkehrsachse Mayen–Andernach. Zu Kottenheim gehören die Wohnplätze Lavatinwerk und Steinbrechwerk.[2] BesonderheitenKottenheim besitzt Basaltgrubenfelder (Kottenheimer Winfeld), die zu einem Naherholungsgebiet ausgestaltet wurden. Zahlreiche Häuser, Vorgärten und öffentliche Plätze im Ort sind durch Basaltskulpturen ausgeschmückt. Kottenheim gehört der Verbandsgemeinde Vordereifel an, die überwiegend die Fläche der Vordereifel westlich von Mayen abdeckt, obwohl die Gemeinde von Charakter, soziologischer und infrastruktureller Ausprägung eher der Pellenz nahesteht. Als Besonderheit kann auch die weithin bekannte Leistung des Karnevalsvereins genannt werden. Kottenheim erscheint damit als eine der Hochburgen des regionalen rheinischen Karnevals. GeschichteErstmals wurde Kottenheim in einer undatierten, zwischen 1008 und 1016 ausgestellten Urkunde erwähnt (Cutenheim), mit der der Trierer Erzbischof Megingaud (Megingaudus Trevirorum Dei gratia archiepiscopus) der St. Martinskirche in Münstermaifeld Wingerte zu 13 Fuder Wein in Kottenheim schenkte.[3] 300 Jahre später wird der Weinanbau wieder urkundlich erwähnt: am 28. Juli 1327 verkaufen Christian genannt Hoin von Kottenheim („Kuttinheym“) und seine Ehefrau Gertrud den Kirchherrn zu Fraukirch („Vrouwinkirgin“) für 16 Mark Kölnischer Währung eine Weinrente von 1 Ohm von ihrem Weinberg zu Kottenheim.[4] Ein Jahr später wird in einer Urkunde erstmals die Lage eines Weinbergs genannt: Hermann „Pyfyßen“, Einwohner zu Kottenheim, verkauft an Juta von Monreal, Klosterfrau des Klosters der seligen Maria außerhalb der Mauern Andernachs, später auch einfach Kloster Sankt Thomas genannt, ein Ohm jährlichen Weinzinses aus seinem Weinberg in Kottenheim am Ravenberg.[5] Im 1732/33 erstellten Schatzungs-Heeb-Register, dem Steuerverzeichnis der Gemeinde, sind 134 Personen aufgeführt, die als Nebenerwerbswinzer 77.604 Weinstöcke besaßen. Die letzte Erwähnung des Weinanbaus in Kottenheim stammt von 1794, als Graf Metternich aus seinem Anteil am Zehnten zwei Fuder Wein bezog. Auch heute zeugen Flurnamen (Wingert) noch vom Weinanbau. Im frühen Mittelalter bestand das Dorf möglicherweise aus zwei getrennten ursprünglich fränkischen Siedlungen beiderseits eines Hügelrückens, auf dem die Einwohner gemeinsam eine Kirche bauten und damit das Dorf als solches schufen. Noch bis etwa 1990 wurden in den beiden Teilen (genannt Kottenheim-Dorf und Kottenheim-Stadt) gemeinsam, aber auch für sich zwei getrennte Kirmesfeiern (St. Nikolaus und St. Antonius) und zwei gleichzeitige, aber örtlich verschiedene St.-Martins-Feuer ausgerichtet. Im Mittelalter besaß eine ritterliche Adelsfamilie einen Hof in Kottenheim. Das Wappen dieser Adelsfamilie ist noch heute das Wappen der Ortsgemeinde. Die Beschreibung dieses Wappens lautet: Ein Quergeteilter Wappenschild, oben weiß, unten schwarz, belegt mit einem goldenen Lilienstabkreuz mit acht Stäben. Die Wappenzier besteht aus einem Helm und einem sich nach rechts wendenden, wachsenden Schwan mit einem schwarzen und einem weißen Flügel. Die erste Urkunde, die mit diesem Wappen besiegelt wurde, stammt von Lantzlot von Kottenheim, der erstmals 1394 erwähnt wurde und 1448 starb. Ein weiterer bedeutender Nachkomme dieses Adelsgeschlechtes ist der Junker Konrad Schilling von Lahnstein, dessen Mutter Margarethe von Kottenheim war. Junker Konrad schenkte den Kottenheimer Bürgern seine anliegenden Waldbesitzungen, weswegen er bis heute in gutem Ansehen der Gemeinde steht. Das 2012–2014 restaurierte Epitaph aus Tuffstein aus dem Jahr 1539, das den Junker in Lebensgröße, gepanzert und mit Helm auf dem Haupt zeigt, ist in der Pfarrkirche St. Nikolaus zu sehen. Ein Standbild auf einem Brunnensockel am Ende der Junker-Schilling-Straße im Ortskern sowie eine in einen großen Basaltfindling eingravierte und gefärbte Abbildung im Kottenheimer Wald (Naherholungsgebiet „Auf der Birk“) zeigen ebenfalls den Junker und erklären die Schenkung des Waldes. Am 29. Mai 1880 wurde die Bahnstrecke Niedermendig – Mayen Ost offiziell eröffnet. Um einen Bahnhof zu erhalten, musste die Gemeinde neben einem Betrag von 1500 Mark an die Aktionäre auch die zum Bahnbau benötigten Flächen im Wald unentgeltlich abgeben. EinwohnerentwicklungDie Entwicklung der Einwohnerzahl von Kottenheim, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[6]
PolitikGemeinderatDer Gemeinderat in Kottenheim besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem. Die Sitzverteilung im Gemeinderat:
* wfk: Wählergruppe „wir für kottenheim e. V.“, gegründet 2018[12] OrtsbürgermeisterCorinna Behrendt wurde am 27. August 2024 Ortsbürgermeisterin von Kottenheim.[13][12] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 hatte sie sich mit einem Stimmenanteil von 56,5 % gegen ihren Amtsvorgänger durchgesetzt und wurde somit für fünf Jahre gewählt.[14] Behrendts Vorgänger Thomas Braunstein (SPD) hatte das Amt am 30. Juni 2014 von Toni Schüller übernommen, der das Amt 35 Jahre ausübte.[13][15] Kultur und SehenswürdigkeitenBauwerkePfarrkirche St. NikolausNach den Bauplänen des Architekten Vincenz Statz wurde 1854 bis 1857 eine dreischiffige neugotische Basilika in Anlehnung an Formen der Kölner Minoritenkirche errichtet. Am 24. September 1857 erfolgte die Konsekration der Kirche durch Bischof Wilhelm Arnoldi. Der Kirchturm von 1772 wurde 1904 nach Plänen des in Kottenheim geborenen Architekten Caspar Clemens Pickel aufgestockt. GedächtniskapelleDie Gedächtniskapelle in romanischer Bauweise wurde 1922 nach Plänen des in Kottenheim geborenen Regierungs- und Baurats Nikolaus Pickel errichtet. In der Kapelle wird der Verstorbenen der beiden Weltkriege aus Kottenheim, der ermordeten Mitglieder der jüdischen Familien Gottschalk und Levy sowie des im KZ Dachau ermordeten Pfarrers Wilhelm Caroli gedacht. VereineKirchenchorDer Pfarr-Cäcilien-Verein Kottenheim (Kirchenchor) geht 1885 aus dem Gesangverein Kottenheim hervor. Der Chor zählt 43 aktive Sängerinnen und Sänger (2010). Seine Hauptaufgabe ist die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes an den Feiertagen des Kirchenjahres. Es finden aber auch immer wieder kirchliche und weltliche Konzerte vor einem großen Publikum statt. Chorleiter ist seit 2000 Stephan Ring. St.-Antonius-BruderschaftDie St.-Antonius-Bruderschaft wurde 1693 von Pfarrangehörigen aus Kottenheim gegründet und 1697 durch Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck bestätigt. Zweck der Bruderschaft war die Förderung des religiös-sittlichen Lebens unter ihren Mitgliedern und die Bewahrung vor geistlichen und körperlichen Übeln durch den besonderen Schutz des hl. Antonius von Padua. Die Satzung wurde 1821 und zuletzt 1847 erneuert. Die Unterstützung verunglückter Grubenarbeiter rückte in den Vordergrund. Mit Gründung des Kottenheimer Knappschaftsvereins 1862 verlor die Bruderschaft jedoch immer mehr an Bedeutung. Heute besteht sie nicht mehr. Sportverein TuS Fortuna KottenheimDer am 1. Juli 1913 als FC Fortuna Kottenheim im Gasthaus zur Traube gegründete Verein musste 1938 zwangsweise mit dem 1897 gegründeten TV Kottenheim zum TuS Fortuna Kottenheim fusionieren. Heute spielt die Fußballabteilung TuS Fortuna Kottenheim in der Bezirksliga Rheinland-Mitte, nachdem die Mannschaft in der Saison 2017/18 aus der Kreisliga A aufgestiegen war. Außer der Fußballabteilung gibt es im „TuS“ noch eine Abteilungen für Tennis, Tischtennis und Turnen. BrauchtumBornhofenwallfahrtFür das Jahr 1695 ist die erste Fußwallfahrt von Kottenheim zum Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter Gottes im Kloster Bornhofen belegt. Seit 1719 pilgern Pfarrangehörige jährlich am 7. September nach Bornhofen zu Mariä Geburt am 8. September. Die Organisation der Wallfahrt wurde zunächst von zwei Brudermeistern übernommen, seit 1954 sind es vier. Kleine Geschichte der Not und PlagenDas Leben im 17. und 18. Jahrhundert, teilweise auch das 19. Jahrhundert, war häufig durch Not und Plagen gekennzeichnet (frühere schriftliche Quellen liegen nicht vor). Zwar soll Kottenheim vom Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) kriegerisch wenig in Mitleidenschaft gezogen worden sein, aber die allgemeine Teuerung hatte auch ihre Auswirkungen. Nachfolgend eine (nicht abschließende) Auflistung der Not und Plagen aus den schriftlich überlieferten Quellen, die einen Einblick gibt über das Leben in dieser Zeit in Kottenheim. Die Auflistung dürfte für alle Eifeldörfer ähnlich sein. Die Auswirkungen auf den Alltag lassen sich nur erahnen.
Der Österreichische Erbfolgekrieg (1740 bis 1748) wütet in Europa. Davon ist auch wieder Kottenheim betroffen:
Auch der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763) hatte Auswirkungen auf Kottenheim, obwohl die Kampfhandlungen ganz woanders stattfanden. Die durchziehenden französischen Truppen verlangten von der Gemeinde Geld und Sachgüter:
„Wolfsplagen“ wurden häufig aus der Eifel gemeldet. Gerade in strengen Wintern konnten Wölfe auch für Menschen gefährlich werden. In Trier gab es bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts Prozessionen gegen die Wolfsgefahr. Der letzte Wolf in Kottenheim soll „Auf dem Hufnagel“ abgeschossen worden sein (Jahreszahl unbekannt). Die Flurbezeichnung „Auf der Wolfskaul“ in der Hausener Straße, die erstmals 1528 („uff der Wolffkulen“) auftaucht, erinnert noch heute daran. Regelmäßige Veranstaltungen
Eifel-CaminoDer Zubringerweg des Eifel-Camino von Nickenich nach Mayen führt durch Kottenheim. Eine Informationsstele auf dem Schulhof weist darauf hin. Der Eifel-Camino führt von Andernach nach Trier und ist Bestandteil des Jakobswegenetzes nach Santiago de Compostela. Wirtschaft und InfrastrukturÖffentliche Einrichtungen
VerkehrKottenheim hat einen Haltepunkt an der Eifelquerbahn. Hier verkehren die Linien RB 23 (Lahn-Eifel-Bahn, Mayen Ost–Mendig–Andernach–Koblenz Stadtmitte–Koblenz Hbf–Niederlahnstein–Bad Ems–Diez–Limburg) sowie die Linie RB 38 (Mayen Ost–Mendig–Andernach) der DB Regio nach dem Rheinland-Pfalz-Takt täglich alle 60 Min. Es gilt der Tarif des VRM (Verkehrsverbund Rhein-Mosel). Zudem verkehren Regionalbuslinien in Richtung Mayen und Andernach. PersönlichkeitenEhrenbürger
In Kottenheim geboren
Mit Kottenheim verbunden
Literatur
WeblinksCommons: Kottenheim – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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