Seit dem Jahr 2000 wurde in Österreich ein eigenes Insekt des Jahres gekürt. In dem Kuratorium für Österreichs Insekt des Jahres wirkten unter anderem österreichische Fachgesellschaften für Entomologie und der Naturschutzbund Österreich mit. Von 2005 bis 2023 wurde die Wahl gemeinsam für Deutschland und Österreich durchgeführt,[1] seit 2009 gemeinsam für Deutschland, Österreich und die Schweiz.[2] Ab 2024 ernennt der Naturschutzbund Österreich wieder ein eigenes Insekt des Jahres.
Meist werden bekannte, sehr auffällige oder interessante Insekten gewählt. Das Insekt des Jahres wird der Öffentlichkeit durch Pressearbeit bekannt gemacht und in einem Faltblatt genauer beschrieben.[3] Die Aktion hat den Zweck, auf die Gefährdung und den Nutzen der Kleintierwelt für den Menschen hinzuweisen, ähnlich wie andere Aktionen aus dem Bereich Natur des Jahres.
Das Kuratorium Insekt des Jahres wählt jedes Jahr aus zahlreichen Vorschlägen ein Insekt aus und gibt die Entscheidung bei einer Pressekonferenz bekannt.
Anfängliche Zusammensetzung
Das Kuratorium bestimmte das Insekt des Jahres anfänglich nur für Deutschland. Bei der Wahl zum ersten Insekt des Jahres (Gemeine Florfliege, 1999) wirkten folgende Institutionen mit:[11]
Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie
Entomofaunistische Gesellschaft, Dresden
Haus des Waldes, Amt für Forstwirtschaft, Königs Wusterhausen
Landesforstanstalt Eberswalde
Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Brandenburg, Potsdam
Waldschule, Amt für Forstwirtschaft Eberswalde
Aktuelle Zusammensetzung
Seit 2005 wurde die Wahl zum Insekt des Jahres gemeinsam für Deutschland und Österreich durchgeführt, seit 2009 gemeinsam für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Entsprechend nahmen auch Fachleute aus Österreich und der Schweiz an der Abstimmung im Kuratorium teil. Derzeit (2018) sind folgende Institutionen im Kuratorium vertreten:[12]
In Österreich wurde für die Jahre 2000 bis 2004 ein eigenes Insekt des Jahres gewählt. In dem Kuratorium für Österreichs Insekt des Jahres wirkten Vertreter aus folgenden Institutionen mit (in der Reihenfolge des Beitritts, Stand 2001):[13]
Bundesamt und Forschungszentrum für Landwirtschaft
ein Landesmuseum (jährlich ein anderes Bundesland)
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Wasser und Umwelt
Auswahlkriterien
Für die Wahl des Insekts des Jahres in Österreich (ab 2000) stellte eine Arbeitsgruppe der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft folgende Auswahlkriterien für das österreichische Kuratorium zusammen:[13]
Die Art soll typisch für Österreich sein, eventuell dort endemisch oder Name mit Bezug zu Österreich
Attraktives, „fotogenes“ Aussehen (Mindestgröße, leicht erkennbar, bunt oder kontrastreich)
Bekanntheit (bekannter deutscher Name, zumindest Biologielehrer sollten die Art kennen)
Verfügbarkeit von sehr guten Fotos für Presseartikel, möglichst auch Filmmaterial
Die Biologie der Art sollte ausreichend bekannt, gut darstellbar und im Schulunterricht erklärbar sein
Gutes Image: interessante Biologie, kein Schädling oder Lästling, keine gefährliche Art
Besonderen Lebensraumtyp bewohnend: Leitart für das Habitat, ggf. auf gefährdeter Pflanze oder in gefährdetem Biotop lebend, Habitatschutz soll möglich sein
Besondere Gefährdung (Rote Liste, gesetzlich geschützt, „einen Rettungsversuch wert“, ggf. ehemals weit verbreitet, für die EU relevant)
Kurzfristige Realisierbarkeit des Begleitprogramms (z. B. mit Pressearbeit, Broschüren, Briefmarke)
Die Art sollte Begeisterung ermöglichen und weitere Institutionen zur Mitwirkung motivieren (Naturschutzvereinigungen, Medien, Schulen, Ministerien etc.)
Auch der Einzelne soll etwas tun können, z. B. Lebensraumschutz im eigenen Garten
Chance, mit Hilfe dieses Insekts Aufklärung zu betreiben und Missverständnisse auszuräumen
Die Art soll interessant sein, Fragen wecken, einzigartige Eigenschaften haben
Förderungsmöglichkeiten durch Naturschutzorganisationen, Ministerien und Behörden oder die EU
Objektivierbarkeit der Auswahl durch Auszählung, wie viele der vorgenannten Kriterien zutreffen
Johannes Gepp vom Institut für Naturschutz in Graz berichtete, dass bei der ersten Wahl für das Jahr 2000 zahlreiche Vorschläge an dem Kriterium „Verfügbarkeit von sehr guten Fotos“ scheiterten. Das Wiener Nachtpfauenauge erfüllte viele Auswahlkriterien, unter anderem: Bezug zu Österreich (wurde schon 1775 von österreichischen Insektenforschern beschrieben, „Wien“ im Namen), schöne Zeichnung der Flügel, Besonderheiten (größter Schmetterling in Mitteleuropa, auffällige grüne Raupen), Bedrohung aus verschiedenen Gründen, starker Rückgang des Bestandes, Schutzmöglichkeiten. Dennoch erwies sich die Auswahl unter den insgesamt 31 Vorschlägen als kompliziert. Das Wiener Nachtpfauenauge konnte erst nach mehreren Abstimmungsrunden und monatelanger Beratung mit relativer Mehrheit gewählt werden. Bei der zweiten Wahl (Alpenbock, 2001) stand das Kriterium im Vordergrund, dass die Art bedroht und EU-weit streng geschützt ist (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie).[13]