Gromowo liegt am Flüsschen Laukne (russisch: Rschewka) mitten im Großen Moosbruch (russisch: Bolschoje Mochowoje Boloto) und ist 23 Kilometer von der einstigen Kreisstadt Polessk(Labiau) bzw. 19 Kilometer von der jetzigen RajonsstadtSlawsk(Heinrichswalde) entfernt. In den Ort führt eine Nebenstraße, die bei Salessje(Mehlauken, 1938 bis 1946 Liebenfelde) von der Regionalstraße 27A-145 (ex A190) in nördlicher Richtung abzweigt. Die nächste Bahnstation des über fünf Kilometer langen Ortes ist Salessje an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk(Königsberg–Tilsit).
Geschichte
Den später Lauknen[2] genannten Ort gab es als Linkonin wohl schon im 14. Jahrhundert[3]. In der Nähe befindet sich einer der wichtigsten Fundkomplexe schnurkeramischer Bestattungen aus der Jungsteinzeit, wo noch 1933/1934 die Überreste von Toten in hockender Stellung ausgegraben wurden. Im Jahre 1828 entstand die nahegelegene Moorkolonie Schöndorf[4], die sich immer mehr zum Mittelpunkt des Großen Moosbruches entwickelte und am 3. März 1887 als „Lauknen A“ mit Lauknen (= „Lauknen B“) vereint wurde[3]. Einst ein Fischerdorf, war Lauknen später durch ein wirtschaftlich kompetentes Gut aufgrund seiner Rinder- und Pferdezucht bedeutend. Ein Windmühlenbetrieb, der Torfabbau sowie eine Baumschule sorgten überdies für Arbeit.
Am 3. Juni – amtlich bestätigt am 16. Juli – des Jahres 1938 wurde Lauknen aus politisch-ideologischen Gründen der Vermeidung fremdländischer Ortsnamen in „Hohenbruch (Ostpreußen)“ umbenannt.
In Folge des Zweiten Weltkrieges kam der Ort 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Er erhielt 1950 die russische Bezeichnung „Gromowo“ und wurde gleichzeitig in den Dorfsowjet Bolschakowski selski Sowet im Rajon Bolschakowo eingeordnet.[6] Seit 1963 gehört der Ort zum Rajon Slawsk. Von 2008 bis 2015 gehörte Gromowo zur Landgemeinde Bolschakowskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Slawsk.
In Hohenbruch bestand von August 1939 bis Januar 1945 ein Konzentrationslager, das der Gestapo in Königsberg (Preußen) zugeordnet war. Hier waren vor allem Polen aus Ermland, Masuren und Kujawien inhaftiert, darunter Lehrer, Pfarrer, Zollbeamte sowie Studenten der Universität Königsberg. Zu den Häftlingen gehörten auch Juden, Deutsche, Russen sowie Angehörige anderer Nationalitäten. Vier Gefangene wurden erschossen.
Heute erinnerte eine Gedenkstätte[8] an das Lager.
Lauknen war bereits lange ein evangelisches Kirchdorf. Eine ältere Kirche wurde 1850 durch einen Neubau, einen hölzernen Kirchenrundbau mit Türmchen als Bekrönung, ersetzt. Im Jahre 1905 erfolgte der Neubau der Kirche Lauknen in gotischem Stil mit hohem Turm. Dieser Bau überstand die Kriege, wurde allerdings nach 1945 als Steinbruch benutzt und abgetragen. Der Turm wurde Wasserturm, überstand auf diese Weise die Zeit, wenn auch in einem demolierten Zustand als Ruine.
Nach der Eingliederung Schöndorfs nach Lauknen („Lauknen A“) errichtete man gegenüber der Kirche eine Schule[3], die zunächst zweiklassig, später dreiklassig war. Das Gebäude steht noch heute. Auch im anderen Teil Lauknens („Lauknen B“) gab es eine Schule, die als die älteste der Großen Moosbruchs galt. 1764 amtierte hier ein Lehrer Michael Topeit. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts erwies sich das Schulgebäude als zu klein, musste sie doch in ihrem Schulzimmer, das kaum für 40 Kinder ausreichte, 130 Schulkinder aufnehmen. 1847 wurde ein neues Schulgebäude errichtet, 1926 eine einklassige Schule. Das Gebäude steht heute leer.
Neuro-Psychiatrische Anstalt Gromowo
War nach 1945 eine Kolchose der einzige Arbeitgeber in Gromowo, so ist es seit der Perestroika eine Neuro-Psychiatrische Anstalt (russisch: ОГСУСО - Gromowski psichonewrologitscheski internat) am früheren Marktplatz des Ortes.[3] Hier werden etwa 200 Patienten (ausschließlich Männer) von etwa 100 Angestellten betreut.
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)