Gastellowo
Gastellowo (russisch Гастеллово, deutsch Groß Friedrichsdorf, litauisch Metežerynai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Slawsk im Rajon Slawsk. Geographische LageGastellowo liegt an einer Nebenstraße, die Bolschakowo (Groß Skaisgirren, 1938 bis 1946 Kreuzingen) mit Timirjasewo (Neukirch) verbindet. Innerorts endet eine weitere Nebenstraße, die von der neun Kilometer entfernten Kreisstadt Slawsk (Heinrichswalde) nach hier führt. Die Kreisstadt ist auch die nächste Bahnstation und liegt an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit). GeschichteGroß Friedrichsdorf[2] war vor 1945 ein bedeutender Marktflecken mit Kirche, Friedhof, Schule und Dampfsägewerk. Am 26. März 1874 wurde der Ort Amtsdorf und namensgebend für einen Amtsbezirk[3], der zum Kreis Niederung – ab 1939 Landkreis Elchniederung – im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Groß Friedrichsdorf hatte im Jahr 1910 782 Einwohner.[4] Ihre Zahl stieg bis 1925 auf 873, betrug 1933 bereits 1063 und belief sich 1939 schon auf 1196.[5] Mit dem gesamten nördlichen Ostpreußen kam Groß Friedrichsdorf 1945 in Kriegsfolge zur Sowjetunion und erhielt 1947 die russische Bezeichnung Gastellowo.[6] Gleichzeitig wurde der Ort Sitz eines Dorfsowjets im Rajon Slawsk. Von 2008 bis 2015 gehörte Gastellowo zur städtischen Gemeinde Slawskoje gorodskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Slawsk. Amtsbezirk Groß Friedrichsdorf (1874–1945)Zwischen 1874 und 1945 war Groß Friedrichsdorf Amtsdorf für einen Bezirk mit acht zugeordneten Dörfern[3]:
Am 1. Januar 1945 gehörten lediglich noch sechs Gemeinden zum Amtsbezirk Groß Friedrichsdorf: Groß Marienwalde, Klein Friedrichsdorf, Klein Marienwalde, Plein, Wildwiese und Groß Friedrichsdorf selbst. Außer dem Amtsdorf existiert keines der übrigen Dörfer mehr. Gastellowski selski Sowet/okrug 1947–2008Der Dorfsowjet Gastellowski selski Sowet (ru. Гастелловский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[6] Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Gastellowski selski okrug (ru. Гастелловский сельский округ). Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks auf die Landgemeinde Bolschakowskoje selskoje posselenie und die städtische Gemeinde Slawskoje gorodskoje posselenije aufgeteilt.
KircheSiehe den Hauptartikel: Kirche Groß Friedrichsdorf KirchengebäudeIm Jahre 1867 erhielt Groß Friedrichsdorf ein erstes Gotteshaus: eine aus Holz gebaute Rundkirche mit Turmaufsatz[9]. Sie wurde 1903 durch einen in neoromanischer Bauweise errichteten Neubau[10] ersetzt. Das aus roten Ziegelsteinen ausgeführte Bauwerk[11] hatte einen etwa 30 Meter hohen Turm. Von dieser Kirche stehen heute nur noch die Turmruine und ein Mauerfragment. Lange wurde sie als Lagerraum genutzt, um dann das Kirchenschiff zwecks Erlangung von Baumaterial einzureißen. KirchengemeindeEine evangelische Kirchengemeinde wurde in Groß Friedrichsdorf bereits 1854 gegründet und 1869 mit einer eigenen Pfarrstelle versehen. Zum Kirchspiel[12] gehörten etwa 30 Ortschaften, in denen im Jahre 1925 5600 Gemeindeglieder wohnten. Die Pfarrei war bis 1945 Teil des Kirchenkreises Niederung (Elchniederung) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Aufgrund von Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung in Kriegsfolge sowie der restriktiven Religionspolitik der Sowjetunion brach das kirchliche Leben im heutigen Gastellowo ein. Jetzt liegt das Dorf im Einzugsbereich der in Slawsk neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde. Die Kreisstadt ist Pfarrsitz der gleichnamigen Kirchenregion in der Propstei Kaliningrad[13] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.fsma== Schule == In Groß Friedrichsdorf wurde 1930–1933 eine neue Volksschule mit sechs Klassenräumen gebaut.[9] Ihre schlichte, sachliche Architektur verweist auf das zeitgenössische Neue Bauen. Das Gebäude überstand den Zweiten Weltkrieg, ist nur wenig verändert und wird noch heute als Schule genutzt.[14] WeblinksEinzelnachweise
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