Gabriel Lippmann war der Sohn einer luxemburgisch-jüdischen Familie, die bald nach seiner Geburt nach Frankreich zog, wo er zur Schule ging. 1883 wurde Lippmann Professor für mathematische Physik und 1886 für experimentelle Physik an der Sorbonne.
Der von ihm im Jahre 1881 theoretisch begründete „reziproke“ oder „inverse Piezo-Effekt“ wurde von den Gebrüdern Jacques Curie und Pierre Curie experimentell nachgewiesen.[4]
Wichtig aus heutiger Sicht sind seine Arbeiten zur Elektrokapillarität (englisch electrocapillarity). Er entwickelte 1872 das Kapillarelektrometer. Zusammen mit seinen Arbeiten zur Elektrobenetzung (englisch electrowetting) legte er damit wichtige Grundlagen für das Gebiet der Mikrofluidik. Mithilfe dieses Verfahrens lassen sich kleinste Flüssigkeitströpfchen auf Oberflächen gezielt hin und her bewegen. Neben biotechnologischen Mikrofluidikanwendungen lassen sich auf diese Weise auch Displays (electronic paper) sowie Linsen mit elektrisch schaltbarer Brennweite herstellen.[5]
Lippmann erfand auch ein Gerät (Coelostat oder Zölostat), ein Hilfsinstrument in der praktischen Astronomie, um richtungsfeste Fernrohre – insbesondere Turmteleskope – der täglichen Himmelsdrehung nachzuführen (1893).
Würdigung
Lippmanns Beitrag zur Entwicklung der Farbfotografie war zwar wesentlich und wurde 1908 bereits mit einem Nobelpreis belohnt, dennoch ist er im öffentlichen Bewusstsein vergessen. Ein Großteil der knapp 300 Farbfotografien Gabriel Lippmanns, die sich erhalten haben, sind in Sammlungen weltweit zerstreut. Ein Konvolut von mehr als einem Drittel, genau 127, werden in Lausanne, im Photo Elysée aufbewahrt. Das Fotomuseum widmete Lippmann 2023 eine Ausstellung.[6]
Nach Gabriel Lippmann war das Forschungscenter Centre de Recherche Public – Gabriel Lippmann in Beles (franz.: Belvaux), Luxemburg benannt. Zudem ist er Namensgeber für die Lippmann-Inseln vor der Westküste des Grahamlands, Antarktika und den Mondkrater Lippmann.[7]
Literatur
Hanin Hannouch (Hrsg.): Gabriel Lippmann’s Colour Photography. Science, Media, Museums. Amsterdam University Press, Amsterdam 2022, ISBN 978-9-4637-2855-3.
Einzelnachweise
↑Offizielle Vornamen laut Geburtsurkunde, reproduziert bei R. Stumper: Luxemburger Wissenschaftler im Ausland. Verlag Letzeburger Land, Luxemburg 1962, S. 66.
↑F. Mugele und J. C. Baret: Electrowetting: from basics to applications. In: J. Phys.: Condens. Matter. Band 17, 2005, Nr. 28, S. R705–R744
↑Gabriel Lippmann. Die Fotografie der Farben. Webpräsentation mit Text zur Ausstellung 2023 und zum Fonds Gabriel Lippmann im Photo Elysée, Lausanne. Abgerufen am 18. Dezember 2023.