Frombork
Frombork [deutsch Frauenburg, ist eine Stadt im Powiat Braniewski der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Sie hat etwa 2330 Einwohner und ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit 3515 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020). ],Die Ersterwähnung des Ortes stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die Stadt ist aufgrund des architektonisch interessanten Domes sowie des Wirkens des Astronomen Nikolaus Kopernikus, dessen Grabmal sich im Dom befindet, international bekannt.[1] Geographische LageDie Stadt liegt im historischen Ermland am Ostufer des Frischen Haffs. Die Stadt besitzt einen kleinen Hafen, von dem aus Ausflugsschiffe nach Krynica Morska (Kahlberg) auf der Frischen Nehrung fahren. Die Woiwodschaftsstraße DW504 (ehemals Reichsstraße 1) führt durch Frombork. GeschichteMittelalterOb die Ortschaft, die 1287 angelegt wurde,[1] an der Stelle einer alten Prußensiedlung nahe dem Frischen Haff gegründet wurde, ist nicht geklärt. Der Ort wurde zum ersten Mal als Sitz des ermländischen Domkapitels 1282 erwähnt, nachdem der erste Sitz in Braunsberg im großen Prußenaufstand der 1270er Jahre vollständig vernichtet worden war. Nach einem Anniversarienbuch der Frauenburger Domherren vom Jahr 1393 wurde das Jahresgedächtnis eines frater Heinricus de Castro alias Pasloci (altpreußisch passis lukis = „Quartier des Anführers“, also aus Preußisch Holland, polnisch Pasłęk) und einer Gertrud Paslocisse gefeiert, beide als einzige Laien unter den verzeichneten Namen. „Die Sage von einer preußischen Frau, die in Sonnenberg gewohnt und die Frauenburg dem Kapitel zur Errichtung einer Kathedrale geschenkt haben soll, deutet vielmehr auf eine heidnische Kultstätte.“[2] Die Quellen erwähnen das Castrum Dominae Nostrae, zu deutsch: Burg Unserer Lieben Frau. Davon leiten sich der Ortsname Frauenburg und seine polonisierte Version Frombork ab. Einer legendarischen Überlieferung zufolge soll eine hochgestellte Frau aus dem Geschlecht der Nartzen namens Supna ihren Besitz Heinrich Fleming, von 1278 bis 1300 Bischof von Ermland, geschenkt haben, der die auf sein Geheiß erbaute Burg nach ihr benannt haben soll.[3] In mehreren lateinischen Texten wurde die Stadt Warmia genannt, womit der Name des die Kathedrale beherbergenden prußischen Gaues auf den Ort übertragen wurde. An der Burg des Domkapitels entstand eine Siedlung, die im Jahre 1310 Handfeste nach Lübischem Stadtrecht vom Bischof Eberhard von Neisse verliehen bekam. Angesichts der Konkurrenz der nur 10 Kilometer entfernten mächtigen Hansestadt Braunsberg blieb die Stadt über Jahrhunderte bedeutungslos und kam nicht aus dem Schatten der ermländischen Domburg heraus. Frühe NeuzeitMit dem Zweiten Frieden von Thorn kam Frauenburg wie das gesamte Fürstbistum Ermland 1466 unter die Schutzherrschaft der polnischen Krone. Im Reiterkrieg, den Albrecht von Brandenburg-Hohenzollern noch als letzter Hochmeister des Deutschen Ordens gegen Polen führte, eroberten und verwüsteten seine Truppen 1520 die Stadt. Nikolaus Kopernikus, der zu der Zeit Domherr in Frauenburg war, zog deswegen zeitweise nach Allenstein um. Er machte sich um die Verteidigung und später um den Wiederaufbau des Ermlands verdient. Die Stadt erlitt auch in den folgenden Jahrhunderten Zerstörungen und schwere Bevölkerungsverluste. Von 1626 bis 1632 wurde sie vom schwedischen König Gustav II. Adolf besetzt, der die Kathedrale plünderte und unter anderem Kopernikus’ Manuskripte nach Schweden bringen ließ. Zu weiteren Zerstörungen kam es im Zweiten Nordischen Krieg, im Großen Nordischen Krieg und im Vierten Koalitionskrieg. 1675 ließ das Domkapitel einen Hafen anlegen.[4] Um der Versandung vorzubeugen, wurde die Hafenzufahrt später beidseitig durch eine Mole abgeschirmt.[5] 19. Jahrhundert1828 wurde in der katholischen Bischofsstadt ein evangelischer Betsaal eingerichtet.[6] Die kleine lutherische Gemeinde wuchs; der Betsaal wurde durch eine Kirche ersetzt. Ebenso wuchsen die Einwohnerzahl der Stadt, die Zahl der gewerblichen Betriebe und das Angebot öffentlicher Einrichtungen. Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Frauenburg unter anderem ein Krankenhaus, ein Stadtarchiv, ein Gaswerk, eine Molkerei und ein Sägewerk.[7] 1899 erhielt Frauenburg durch die Haffuferbahn Anschluss an das Eisenbahnnetz.[8] Nach dem Zweiten WeltkriegBis 1945 gehörte Frauenburg zum Kreis Braunsberg im Regierungsbezirk Königsberg der Provinz Ostpreußen des Deutschen Reichs. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs eroberte am 9. Februar 1945 die Rote Armee Frauenburg im Zuge der Schlacht um Ostpreußen, wobei es zu 80 Prozent zerstört wurde.[9] Anschließend wurde Frauenburg von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens mit Ausnahme militärischer Sperrgebiete der am 14. März 1945 gebildeten Verwaltung des „Masurischen Bezirks“ der Volksrepublik Polen überlassen.[10] Die polnische Verwaltung entzog Frauenburg das Stadtrecht und benannte die Stadt in Frombork um. Es begann die Ansiedlung von Polen und Ukrainern, zunächst vorwiegend im Zuge der Zwangsumsiedlung von Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten 1944–1946. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung aus Frauenburg vertrieben, mit Ausnahme derjenigen, die als Polen „verifiziert“ wurden, und weniger Fischer, die bleiben mussten, um umgesiedelte Polen in der Hafffischerei zu unterweisen. Die Stadt erhielt erst 1959 die Stadtrechte zurück. Ab 1966 halfen polnische Pfadfinder beim Wiederaufbau der Stadt. Am Frischen Haff ließ der polnische Staat im Jahr 2001 einen großen Gedenkstein zur Erinnerung an die Vertreibung der ostpreußischen Bevölkerung aufstellen. Der Gedenkstein mit einer Plakette in deutscher und polnischer Sprache wurde in Gegenwart des Erzbischofs Edmund Piszcz enthüllt. Demographie
BaudenkmälerDomDer Frauenburger Dom entstand im 14. Jahrhundert. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelte der Domherr Nikolaus Kopernikus hier im „hintersten Winkel der Welt“[19] lateinisch in Frueburgio Prussiae ‚in Frauenburg in Preussen‘[20][21] seine Theorie des Heliozentrischen Weltbilds. Die Bebauung stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde nach einem einheitlichen Plan von 1329 bis 1388 errichtet. Die 99 m lange Hallenkirche ist architektonisch in weitgehend ursprünglichem Zustand erhalten. DomburgUm den Dom entstand bis in das 15. Jahrhundert eine Wehranlage mit drei Toren, zahlreichen Türmen und Basteien sowie Wohnhäusern der Domherren und des Bischofs. Das mächtigste Bauwerk der Domburg ist der erst im 17. Jahrhundert unter Bischof Radziejowski vollendete Campanile (Glockenturm), der seit Ende des 20. Jahrhunderts Radziejowski-Turm genannt wird. Das Castrum Dominae Nostrae war der Bischofssitz des Ermlands bis zur Verlegung des Sitzes des Domkapitels und des Bischofssitzes nach Allenstein zu Beginn der polnischen Verwaltung 1945. Nach 1945 wurde der Dom der katholischen Kirche zugeordnet, die Domburg dem Staat, der dort das Nikolaus-Kopernikus-Museum eingerichtet hat. Ausstellungsräume des Museums befinden sich vor allem im Alten Bischofspalast, aber auch im Kopernikusturm und dem Campanile (Radziejowski-Turm). Der letztere beherbergt ein kleines Planetarium im Untergeschoss; darüber hängt ein Foucaultsches Pendel.[22] Heilig-Geist-Hospital und die StadtpfarrkircheIm Jahr 1514 wurde der Terminei-Bezirk des Antoniter-Ordens vom Kloster Tempzin in Mecklenburg auf das Ermland ausgedehnt. Frauenburg wurde Sitz einer Tochter-Niederlassung, in der auch Pilger auf einem Jakobsweg aus dem Baltikum nach Santiago de Compostela betreut wurden. Nördlich der Domburg ist diese spätmittelalterliche Hospitalanlage erhalten. Sie wurde im 17. Jahrhundert umgebaut. Seit dem 20. Jahrhundert befindet sich darin die Abteilung für Geschichte der Medizin des Nikolaus-Kopernikus-Museums. In der Hospitalkapelle St. Anna sind gotische Wandmalereien mit einer großformatigen Szene des Jüngsten Gerichts in der Apsis erhalten. Die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus aus dem 14. Jahrhundert, als ein turmloser, rechteckiger Hallenbau von drei Schiffen in dem Langhaus des Domes ähnlichen Formen offensichtlich von der damals am Dom tätigen Bauhütte errichtet, brannte am Ende des Zweiten Weltkriegs aus, blieb aber als Ruine erhalten. Die Stadtverwaltung ließ sie baulich wiederherstellen und nutzte das Gebäude jahrelang als städtisches Heizwerk. Im Jahr 2005 wurde sie der katholischen Kirche übergeben. Sie ist geschlossen und wartet auf die Wiederherstellung (Stand im Jahr 2014). WasserturmAm Fuße des Dombergs steht ein Wasserturm, dessen Bau im 14. Jahrhundert begonnen wurde. Im Jahr 1571 erhielt er einen Schaufelrad-Antrieb und versorgte den Burgberg bis in das 19. Jahrhundert mit Trinkwasser. Die Förderung des Wassers auf den Turm war in seiner Bauzeit in Polen einmalig, in ganz Europa gab es nur eine weitere solche technische Anlage. Der Turm ist inzwischen rekonstruiert und ein privater Betreiber bietet ihn als Aussichtsturm an.[23] Sehenswürdigkeiten
GemeindeZur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Frombork gehören die Stadt selbst und zehn Dörfer mit Schulzenämtern. PersönlichkeitenNikolaus KopernikusNikolaus Kopernikus lebte von 1513 bis zu seinem Tod 1543 mit kurzen Unterbrechungen in Frauenburg. Der Mathematiker und Astronom, welcher als einer der Begründer des heliozentrischen Weltbildes gilt, wirkte als ermländischer Domherr und wurde im Dom begraben. Kopernikus hat Frauenburg scherzhaft Weiberstadt[24] oder Ginnepolis (altpreußisch ginne, griechisch: gyne = Frau, polis = Stadt) genannt. Die Gesamtausgabe der Werke von Kopernikus verzeichnet neben einem latinisierten Fraunburgum auch Gynopolis,[25] in seinen Handschriften[26] finden sich Einträge wie in Frueburgo Prussiae oder Frueburgo, quam Gynopolim dicere possumus.[27] Der älteste Turm der Domburg in deren Nordwestecke wird Kopernikusturm genannt, da er dem Gelehrten gehörte, der dort seine Wohnung und Arbeitsräume hatte. In seinem unteren Stockwerk wurde ein Raum als Arbeitszimmer eines Renaissance-Gelehrten aus der damaligen Zeit eingerichtet. Die übrigen Räume des Turmes dienen Wechselausstellungen. Kopernikus’ Grabstätte im Frauenburger Dom geriet bald nach seinem Tod in Vergessenheit. Bei einer archäologischen Suche wurden 2005 Skelettreste gefunden, die nach dem Alter und dem anhand zeitgenössischer Bilder rekonstruierten Aussehen dem Gelehrten zuzuordnen sind. Zusätzlich ergab eine wissenschaftliche Genanalyse, dass die menschlichen Überreste mit 97-prozentiger Wahrscheinlichkeit von Kopernikus stammen. Das Grab in der Krypta wurde danach entsprechend gekennzeichnet und ist Ziel bei zahlreichen Stadtführungen. Im Dom erinnern eine Gedenktafel aus dem 18. Jahrhundert sowie eine Büste aus den 1970er Jahren an Kopernikus. Bereits aus Anlass von Kopernikus’ 400. Geburtstag beabsichtigten die Stadtherren, ein würdiges Denkmal für den bekanntesten Sohn der Stadt zu errichten. Sogar die Zustimmung des Kaisers Wilhelm I. wurde dazu eingeholt. Nur die Ereignisse um den Deutsch-Französischen Krieg verhinderten die Realisierung. Zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Plan wieder aufgegriffen und ein Denkmalkomitee gegründet, dem namhafte Persönlichkeiten wie Westpreußens Oberpräsident Hans Delbrück, Regierungspräsident Jaroslaw von Jarotzky, Bischof Augustinus Rosentreter und Dompropst Stengert angehörten. Der geschäftsführende Ausschuss des Komitees unter Leitung des Dompropstes Dittrich aus Frauenburg rief zu Spenden auf.[28] Töchter und Söhne der Stadt Frauenburg
Weitere Personen mit Bezug zu Frauenburg
Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Frombork – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Frombork – Reiseführer
Einzelnachweise
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