Als Sohn eines Kleinbauern besuchte er das Akademische Gymnasium in Salzburg und studierte danach Rechtswissenschaft in Graz und Wien, schloss sein Studium aber nicht ab. Bis 1824 führte er ein unstetes Wanderleben als Schauspieler, Vortragskünstler und Schriftsteller. 1837 erlebte er seinen Durchbruch mit den Liedern in obderenns’scher Volksmundart. Als Journalist war Stelzhamer bis 1842 in Wien, Oberösterreich, Salzburg und anderen Gegenden im Deutschen Bund tätig. Das Land Oberösterreich ermöglichte ihm mit einem Ehrensold ein gesichertes Leben.
Bedeutung
Stelzhamer gilt als bedeutendster Vertreter oberösterreichischer Mundartdichtung des ländlich-bäuerlichen Milieus, seine hochdeutschen Schriften werden demgegenüber heute kaum beachtet.
Besonders das Kapitel „Jude“ in seinem 1852 im Selbstverlag erschienenen Text Das bunte Buch wird von Germanisten wie Ludwig Laher oder Armin Eidherr als von antisemitischen Tiraden durchsetzter Text kritisiert.[4][5] So beschreibt Stelzhamer im Kapitel „Jude“ auf Seite 256 das Volk der Juden als „Riesenbandwurm [geschlungen] um die Ernährungsorgane eines jeden kultivierten Staatskörpers“, den man immer nur teilweise, aber nie vollständig abtreiben kann.
Im Bericht der Linzer Straßennamenkommission[6] aus dem Jahr 2022 wurde Franz Stelzhamer mit entsprechender Begründung in die Kategorie 2 von 5 gereiht.[7] Nachdem im ersten Schritt nur die Straßen von Personen der Kategorie 1 umbenannt wurden, blieb die Stelzhamerstraße vorerst noch erhalten.
Gedenken
1882 wurde in Wien der Stelzhamer-Bund gegründet. 1900 erschien Hermann Bahrs Theaterstück Der Franzl, das in fünf Bildern aus dem Leben Franz Stelzhamers erzählt.
1952 wurde vom Land Oberösterreich die Auszeichnung Stelzhamer-Plakette gestiftet, die für „Verdienste um Oberösterreichs Mundart und Volkstum“ verliehen wird.
Seit 2009 gibt das Kulturhaus Stelzhamermuseum Pramet durch eine Dauerausstellung einen Einblick in Leben und Werk des Dichters. Das „Muadástüberl“ samt Mobiliar kann besichtigt werden.[8]
Der Vorschlag, den Franz-Stelzhamer-Kai in Bad Ischl wegen der antisemitischen Haltung des Schriftstellers umzubenennen, sorgte im Juni 2023 für Kontroversen, insbesondere wegen der bevorstehenden Funktion Bad Ischls als Kulturhauptstadt Europas.[9]
Werke
Lyrik
Lieder in obderenns’scher Volksmundart, 1837 (ALO).
Neue Gesänge in obderenns’scher Volksmundart, 1841 (ALO).
Lieder in obderenns’scher Volksmundart. Zweite vermehrte Ausgabe, 1844 (ALO).
Hermann Bahr: Stelzhamer. (Geboren am 29. November 1802, gestorben am 14. Juli 1874). In: Neues Wiener Tagblatt. Band 36, Nr. 319, 21. November 1902, S. 1–3 (PDF bzw. in: Buch der Jugend. H. Hellerm, Wien/Leipzig 1908, S. 37–44, Neusatz).
Richard Plattensteiner: Franz Stelzhamer zu seinem hundertsten Geburtstag. Eine biographische und literarische Würdigung. Hartleben, Wien u. a. 1903.
Hans Commenda jun.: Franz Stelzhamer. Leben und Werk. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1953.
Silvia Bengesser: Eine Rezeptionsgeschichte der Mundartgedichte Franz Stelzhamers von 1837 bis 1982. Univ. Diss., Salzburg 1987.
Silvia Bengesser: Franz Stelzhamer. Zwischen Legende und Wahrheit. Materialien zur Rezeption seiner Mundartdichtung 1837–1982. Bibliothek der Provinz, Weitra 1996, ISBN 3-85252-059-2.
Christine Nobis: Die Darstellung ländlichen Lebens im epischen Werk Franz Stelzhamers. In: Ostbairische Grenzmarken. Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde. Band 38, Verlag des Vereins für Ostbairische Heimatforschung, Passau 1996, ISSN0078-6845, S. 167–177.
Karl Pömer: Kotzengrob und bázwoach. Franz Stelzhamer. Leben und Werk. Moserbauer, Ried im Innkreis 2002, ISBN 3-902121-15-7.
Freimut Rosenauer: Gedichte aus dem Innviertel. 4. Auflage. Verlag Hammerer, Ried im Innkreis 2005, ISBN 3-900963-23-1 (Gedichte und Biographien von Franz Stelzhamer und Hans Schatzdorfer).
Walter Thaler: Franz Stelzhamer. Der gefeierte Mundartdichter bediente gefährliche Klischees. In: ders.: Erinnerungswürdig. Prägende Persönlichkeiten der Salzburger Geschichte. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2022, ISBN 978-3-7025-1033-6, S. 37–39.