Die Ortschaft liegt in Lothringen an der Kleinen Seille (Petite Seille), einem rechten Zufluss der Seille, etwa 45 km südöstlich von Metz und 39 km nordöstlich von Nancy.
Zur Stadt Château-Salins gehören die Ortschaft Coutures und das Gehöft Marchande.
Geschichte
Château-Salins bildet das Zentrum des Saulnois (Pagus Salinensis, deutsch Salzgau). Beide – Stadt und Region – verdanken ihren Namen der Salzgewinnung durch Ausbeutung der Salinen, die hier früher betrieben wurde, sowie der 1327 zum Schutz der Salinen errichteten Burg. Die Ortschaft wurde 1195 als Castrum Sallum erstmals urkundlich erwähnt. 1346 taucht es als Chastel-Sallin in einem Vertrag auf, 1347 als Saltzburg im Kopialbuch der Abtei Mettlach und 1348 als Chastelsalin in einem Vertrag.[1]
Das befestigte Schloss war von Elisabeth von Habsburg auf der Gemarkung eines in lothringischen Händen befindlichen Lehens des Bistums Metz ohne Absprache mit Bischof Ademar errichtet worden. In der Folgezeit entwickelte sich daraus ein Spannungsverhältnis zwischen den Bischöfen von Metz und den Herzogen von Lothringen, das in blutigen Fehden gipfelte.[2][3] Im 14. Jahrhundert wurde mit Château-Salins auch das Schloss im Nachbarort Amelécourt zerstört. Die Salinen wurden 1826 stillgelegt.[4]
Von 1594 bis 1698 gehörte Château-Salins zur Kastellanei von Amance, die der Bailliage von Nancy unterstellt war. Ab 1698 war Château-Salins Sitz einer Vogtei des Herzogtums Lothringen.[5] Das Herzogtum Lothringen war seit seiner Gründung als Lotharii Regnum durch Lothar I. mehrmals eigenständig, es gehörte später zum Heiligen Römischen Reich und war vorübergehend auch in französischer Hand gewesen. 1738 wurde es im Frieden von Wien durch einen Gebietsschacher, der den Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1738) beendete, dem polnischen König Stanislaus I. Leszczyński (1677–1766) zugesprochen und fiel nach dessen Tod im Jahr 1766 an Frankreich.[6] Stanislaus richtete im Juni 1751 königliche Bailliages statt der Prévotés ein. Château-Salins gehörte zu diesen Bailliages. 1766 wurden diese Bailliages, und damit auch Château-Salins, in Subdélégations (Unterabteilungen einer Intendance im Ancien Régime) verwandelt. Während der Französischen Revolution (1789–1799) hieß der Ort kurzzeitig Salins Libre („freies Salins“).[5]
1793 erhielt Château-Salins als Chateau Salins im Zuge der Französischen Revolution den Status einer Gemeinde und 1801 unter dem heutigen Namen das Recht auf kommunale Selbstverwaltung. Im Jahr 1861 hatte Château-Salins 2335 Einwohner.[7] Es gehörte von 1801 bis 1871 zum früheren Département Meurthe, das 1871 in Meurthe-et-Moselle umbenannt wurde.
Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam die Region an das Reichsland Elsaß-Lothringen, und das Dorf wurde dem Kreis Château-Salins im Bezirk Lothringen zugeordnet. Laut der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 war der Kreis Château-Salins einer der zwei Kreise in Elsaß-Lothringen mit mehrheitlich französischsprachiger Bevölkerung.[8] Um 1900 hatte die Ortschaft eine katholische Kirche, eine Synagoge, die 1942 zerstört wurde, ein katholisches Lehrerinnenseminar, eine landwirtschaftliche Winterschule, eine Oberförsterei und war Sitz eines Amtsgerichts.[9]
Der französische Name Château-Salins wurde bereits kurz nach 1871 in Salzburg geändert, was wegen der Verwechslungsgefahr mit dem bekannteren Salzburg jedoch über den Sprachkonflikt hinausgehende Probleme verursachte, sodass die französische Namensform wiedereingeführt wurde und auch bei der Eindeutschungswelle 1915 nicht angetastet wurde.[11] Nach der faktischen Annexion 1940 wurde dann die deutsche Namensform Salzburgen eingeführt.[12] Im Herbst 1940 vertrieben die Deutschen unter CdZ-Führer Bürckel im Rahmen der Germanisierungspolitik die französischsprachige Bevölkerung.[13] 1942 wurde die alte Synagoge zerstört.
Wegen seiner Grenzlage war der Ort im Laufe der Jahrhunderte oft durch Kriegshandlungen in Mitleidenschaft gezogen worden. Gegen Ende der Befreiungskriege 1815 hatte General Wrede in Château-Salins sein Hauptquartier.[14] Für die Zerstörungen in Château-Salins während der Weltkriege wurde der Gemeinde das Croix de guerre (1914–1918 und 1939–1945) verliehen.[15] Während des Ersten Weltkriegs war in der Nähe, in Hampont, ein Großgeschütz vom Typ 38-cm-Schnellladekanone L/45 von 1915 bis 1917 stationiert, um Nancy in ca. 38 km Entfernung zu bombardieren.[16]
in 365 Häusern mit 579 Haushaltungen, davon 1794 Katholiken, 134 Protestanten, sechs sonstige Christen und 93 Juden (zwei Personen ohne Angabe des Glaubensbekenntnisses);[22] nach anderen Angaben 2020 Einwohner[7]
1900
2217
meist katholische Einwohner,[9] nach anderen Angaben 2329 Einwohner[7]
Das ehemalige Wappen der Gemeinde wurde im 18. Jahrhundert umgestaltet. Das neue Wappen ist in zwei Hälften geteilt. Die rechte Hälfte ist golden und trägt einen vertikalen roten Balken mit drei silbernen Alérions (gestümmelten Adlern), sie entspricht dem Wappen des Herzogtums Lothringen. Die linke Seite ist rot und zeigt in der Mitte eine silberne Muschel.[15]
Persönlichkeiten
Henri Grégoire (1750–1831), Priester, Bischof und Politiker, der nach seiner Ordination Vikar in Château-Salins gewesen ist.
Arsène Darmesteter (1846–1888), Romanist, Sprachwissenschaftler und Lexikograf
Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 169 (Google Books).
↑Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III, Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 58 (books.google.de).
↑Westphal: Geschichte der Stadt Metz. I. Theil: Bis zum Jahr 1552. Deutsche Buchhandlung (Georg Lang), Metz 1875, S. 184 ff. (books.google.de).
↑ abGeorg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch. Metz 1874, S. 169 (books.google.de).
↑ abHenri Lepage: Dictionnaire topographique du département de la Meurthe. In: Société d'archéologie lorraine et du Musée historique lorrain (Hrsg.): Dictionnaire topographique de la France. 6. Auflage. Band14, Nr.18. Imprimerie impériale, Paris 1862, S.xivf+4+30 (französisch, books.google.com [abgerufen am 30. März 2010]).
↑Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der Deutschen Länder: die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. In: Beck Historische Bibliothek. 7. Auflage. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S.391f. (französisch, books.google.com [abgerufen am 30. März 2010]).
↑Château-Salins. Gedenkorte Europa 1939-1845, aufgerufen am 20. Dezember 2024.
↑Johann Sporschil: Die große Chronik. Geschichte des Krieges der Verbündeten Europa's gegen Napoleon Bonaparte, in den Jahren 1913, 1914 und 1915. Dritter Theil. George Westermann, Braunschweig 1841, S. 507 (books.google.de).
↑Les champs de bataille Alsace-Moselle. Michelin Guides Touristiques, Boulogne-Billancourt 2013, ISBN 978-2-06-717985-1, S.78.
↑ abcChâteau-Salins – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich
↑Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung, Band II, Grg. Ferd. Otto Müller, Berlin 1874, S. 566–567 (books.google.de).
↑Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 54.
↑Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1882, S. 105 (books.google.de).
↑ abStatistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 98–99 Ziffer 8.