Der Ort liegt eingebettet im Niddertal am südlichen Rand des Vogelsberges südöstlich des Hauptortes und grenzt an den Wetteraukreis. Durch Burkhards fließt die Nidder. Von Nord nach Süd führt die Kreisstraße 141 mit dem Straßennamen Niddergrund. Durch die gute Ausgangslage zum Hoherodskopf und Taufstein im Norden sowie der am Ort vorbeiführenden Bonifatiusroute von Mainz nach Fulda ist Burkhards ein beliebter Ort für Wanderer und Pilger. Die Marcellinuskapelle (Rastplatz des Leichenzug des Bonifatius) befindet sich ca. 1 km südlich gelegen. Historisch gesehen ist Burkhards mit dem heiligen Bonifatius somit eng verknüpft. Westlich von Burkhards grenzt der Hillerswald, durch den der Hillersbach fließt, und in östlicher Richtung der Heegwald mit der höchsten Erhebung von Burkhards, dem Gaulskopf (540 m). Das Klima ist im Sommer durch die Höhe sehr mild und im Winter rau und schneereich. Durch die markanten Höhenzüge und der langgestreckten Tallage erinnert die Topographie des Burkhardser Niddertals nicht selten an die des Allgäus.
Geschichte
Ortsgeschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Burkhards erfolgte im Jahr 1020 im Codex Eberhardi mit dem Ort Schwickartshausen als Burchardesrode.[1] Genannt wurde eine Kirche. Der Ortsname leitet sich vom Gaugrafen der Wetterau, dem Grafen Borchart (Burkhard) ab, der um das Jahr 817 lebte. Dieser schenkte dem Kloster Fulda unter seinem Abt Ratgar sein Land an dem Fluss Nitorn.[3] Nach Steen ist dieses Territorium mit dem Gebiet „iuxta fluvium Nitorn“ (nahe bei der Nidder) identisch mit Burkhards.[4] Eine spätere Erwähnung erfolgte um 1160 als Burchartes.[5]
Nach einer Kapelle wurde im 14. Jahrhundert eine Kirche erbaut, die aber 1754 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Sofort wurde ein neues Gotteshaus errichtet. Bis zum Jahr 1616 gehörte Burkhards zum großen Kirchspiel Wingershausen.[7]
Im Jahr 1826 gab es noch sechs Mühlen und acht Wirtshäuser in der Gemarkung Burkhards. Buchwalds Mühle wurde 1854 genannt.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Burkhards:
„Burkhards (L. Bez. Schotten) evangel. Pfarrdorf; liegt im Vogelsberg, 2 St, von Schotten an der Nidder, hat 125 Häuser, 690 evangel. Einw., und 1 Kirche, 1 Mahl- und Oelmühle. – Dieses Dorf war ein Lehen von Fuld und wird 1020 zum Erstenmal genannt. Zu dieser Zeit wurde die Kirche zu Crainfeld mit einer Hube hier dotirt.“[8]
In Burkhardser Mundart wird der Ortsname als „Burgeds“ ausgesprochen; eine Abwandlung vom historischen Burchartes.
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde zum 31. Dezember 1971 die bis dahin selbständige Gemeinde Burkhards auf freiwilliger Basis als Stadtteil nach Gederneingegliedert.[9] Als sich zeigte, dass Gedern im Wetteraukreis verbleiben wollte, wurden die Vogelsbergorte Burkhards, Kaulstoß und Sichenhausen am 1. August 1972 durch Landesgesetz in die Stadt Schotten, die in den Vogelsbergkreis wechselte, umgemeindet.[10][11] Für den Stadtteil Burkhards wurde ein Ortsbezirk errichtet.[12]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Burkhards angehört(e):[1][13][14]
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Vogelsbergkreis, Stadt Schotten<
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Vogelsbergkreis, Stadt Schotten
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Burkhards das Amt Lißberg zuständig.
Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtum Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Burkhards viel in den Gerichtsbezirk des „Landgerichts Schotten“.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Schotten“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[24]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Burkhards 417 Einwohner. Darunter waren 3 (0,7 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 66 Einwohner unter 18 Jahren, 162 zwischen 18 und 49, 105 zwischen 50 und 64 und 81 Einwohner waren älter.[27]
Die Einwohner lebten in 168 Haushalten. Davon waren 45 Singlehaushalte, 54 Paare ohne Kinder und 60 Paare mit Kindern, sowie 6 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 39 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 102 Haushaltungen lebten keine Senioren.[27]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Einwohnerzahlen nach 2000:[31][32][33]; Zensus 2011[27]
Adolf Weber (1938–2019), Professor für Biologie und Botanik, Moderator des Umweltmagazins In Sachen Natur sowie Institutsdirektor an der Universität Hamburg
Die Mitglieder verschiedener Deutsch- und Krautrockbands wohnten in den 1970er Jahren in der historisch alten Dampfmolkerei zu Burkhards, darunter die Krautrockband Birth Control aus Berlin, die Rockband Bullfrog sowie Mitglieder der Rockband Geronimo. Das historische Gebäude im Norden des Ortes war durch seine abgeschiedene Lage zum Hauptort geradezu prädestiniert für das laute Proben der Songs.
Als Dank zur Verbundenheit mit Burkhards widmete die Band Bullfrog auf dem Cover der Singleauskopplung „Be yourself“ ein Bild mit dem damaligen ortsansässigen Burkhardser Dorfschmied. Birth Control wiederum widmete dem Nachbarort Kaulstoß einen Song mit selbigem Namen auf der LP „Hoodoo Man“.
Brigitte Richter: Burkhards und Kaulstoß, zwei oberhessische Dörfer. Eine rassenkundliche Untersuchung (= Deutsche Rassenkunde/Forschungen über Rassen und Stämme, Volkstum und Familien im Deutschen Volk, hg. v. Eugen Fischer, Bd. 14), Jena 1936.[36]
↑Haushalt 2024-2025. Vorbericht: Entwicklung der Einwohnerzahlen. Abgerufen im Mai 2024.
↑Heinrich Meyer zu Ermgassen, Codex Eberhardi. Band 2, Marburg 1995–2007, S. 212, Nr. 182.
↑Jürgen Steen: Königtum und Adel in der frühmittelalterlichen Siedlungs-, Sozial- und Agrargeschichte in der Wetterau. Studien zum Verhältnis von Landnahme und Kontinuität am Beispiel einer Randlandschaft des Merowingerreichs, Ffm 1979 = Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main XIV, S. 158.
↑Heinrich Meyer zu Ermgassen, Codex Eberhardi. Band 2, 303, 324 f.
↑Ludwig Baur: Hessische Urkunden Bd. 4, S. 58 f, Nr. 71.
↑Chronik Wingershausen, Hrsg. Stadt Schotten in Verbindung mit dem Arbeitskreis Historie Wingershausen, Seite 14
↑Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.3, S.84, Punkt 93 Abs. 34 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0MB]).
↑ abHauptsatzung. (PDF; 1,67 MB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Schotten, abgerufen im Mai 2024.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Martin Röhling: Niddaer Geschichtsblätter. Heft 9. Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. Hrsg.: Niddaer Heimatmuseum e. V. Im Selbstverlag, 2005, ISBN 3-9803915-9-0, S.75, 115.
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12f., § 26 Punkte d) IX. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.420 (online bei Google Books).
↑
Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S.262ff. (online bei Google Books).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF]).
↑Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8MB]).
↑Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.122 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band12. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).