Der Ort liegt am Westrand des Vogelsberges 5 km nordöstlich des Hauptortes Schotten. Bei Rudingshain mündet der Graswiesenbach (auch Streitbach genannt) in die Nidda. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3291.
Östlich von Rudingshain zieht sich auf einer Höhe von 530 bis 690 m über NN ein Naturwaldreservat im Oberwald.[3]
Geschichte
Ortsgeschichte
Der Ort „Rüdingishain“ wurde soweit bekannt erstmals im Jahr 1466 in einem Amtsregister von Schotten urkundlich erwähnt.[4] Weitere Erwähnungen erfolgen unter dem Ortsname „Hruodincheim, Rudingesheim, Rüdingishain (1854), Rudingezhajn“. Gedeutet wird der Ortsname als „Hain des Rüding.“[5]
Im nahegelegenen Wald stand früher, 1,5 km östlich des Dorfes, auf dem 590 m hohen „Horst“ die Horstburg,[6] von der nur noch Mauerreste zu finden sind.[7]
Bis ins 16. Jahrhundert hatten die Dörfer Breungeshain, Michelbach und Rudingshain einen gemeinsamen Viehtrieb mit Schotten.[8]
In der Reformationszeit gehörten Rudingshain mit Betzenrod, Götzen und Michelbach zur Pfarrei Schotten.[1] Die Fachwerkkirche in der Ortsmitte wurde 1673 erbaut. Vorher gab es bereits an dieser Stelle eine Kirche. Die Schule wurde 1887 eingeweiht. Sie bestand bis 1974.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Rudingshain:
„Rüdingshain (L. Bez. Schotten) evangel. Filialdorf; liegt im Vogelsberg an der Nidda, 11⁄2 St. von Schotten, hat 109 Häuser und 561 Einwohner, die bis auf 1 Katholiken evangelisch sind. Man findet 1 Kirche, 1 Kapelle und 4 Mühlen. Die Kirche gehörte schon im 14. Jahrhundert zu der von Schotten.“[9]
Durch Rudingshain führte der Schottenring, auf dem von 1925 bis 1955 das Rennen Rund um Schotten ausgetragen wurde.
Zum 1. Dezember 1970 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Breungeshain im Zuge der Gebietsreform auf freiwilliger Basis in die Stadt Schotten eingegliedert.[10][11] Für den Stadtteil Rudingshain wurde ein Ortsbezirk errichtet.[12]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Rudingshain angehört(e):[1][13][14]
ab 1971: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen, Stadt Schotten
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Vogelsbergkreis, Stadt Schotten
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Vogelsbergkreis, Stadt Schotten
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Rudingshain das Amt Schotten zuständig.
Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Rudingshain viel in den Gerichtsbezirk des „Landgerichts Schotten“.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Schotten“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[23]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rudingshain 546 Einwohner. Darunter waren 6 (1,1 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 75 Einwohner unter 18 Jahren, 207 zwischen 18 und 49, 126 zwischen 50 und 64 und 138 Einwohner waren älter.[26]
Die Einwohner lebten in 246 Haushalten. Davon waren 66 Singlehaushalte, 75 Paare ohne Kinder und 63 Paare mit Kindern, sowie 39 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 60 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 150 Haushaltungen lebten keine Senioren.[26]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Einwohnerzahlen nach 2000:[30][31][32]; Zensus 2011[26]
↑Haushalt 2024-2025. Vorbericht: Entwicklung der Einwohnerzahlen. Abgerufen im Mai 2024.
↑Naturwaldreservate in Hessen I. = Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung . Bd. 24, Wiesbaden 1991, S. 32 f.
↑Georg Landau, Beschreibung des Gaues Wettereiba. Kassel 1855. S. 219.
↑K. Heuson, Woher stammt der Name Bösgesäß? Eine Erklärung der Ortsnamen des Kreises Büdingen. In: Heimat-Jahrbuch 1952 des Landkreises Büdingen, S. 21–25, S. 25.
↑Rudolf Knappe, Zweiter Nachtrag zum Handbuch Mittelalterliche Burgen in Hessen. Marburger Correspondenzblatt zur Burgenforschung: Jahrbuch des Marburger Burgen-Arbeitskreises. Marburg. Verl. des Arbeitskreises für Europ. Burgenforschung. Bd. 3 (2001/2002), S. 97–104. S. 99.
↑Eingliederung der Gemeinden Breungeshain, Busenborn, Eichelsachsen, Eschenrod, Götzen, Michelbach, Rainrod und Rudingshain in die Stadt Schotten, Landkreis Büdingen vom 24. November 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr.49, S.2290, Punkt 2282 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3MB]).
↑ abHauptsatzung. (PDF; 1,67 MB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Schotten, abgerufen im Mai 2024.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12f., § 25 Punkt A. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.345, 422 (online bei Google Books).
↑
Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S.262ff. (online bei Google Books).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8MB]).
↑Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.122 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band12. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).