Am Abend aber desselbigen Sabbats (BWV 42) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte sie für den ersten Sonntag nach Ostern, Quasimodogeniti, und führte sie erstmals in Leipzig am 8. April 1725 auf.
Bach schrieb die Kantate 1725 in Leipzig für den Sonntag Quasimodogeniti. Er hatte in seinem zweiten Kantatenzyklus seit dem ersten Sonntag nach Trinitatis 1724 ausschließlich Choralkantaten komponiert und mit BWV 4 auch zu Ostern 1725 eine Choralkantate aufgeführt, doch nach Ostern ging er mit dieser Kantate wieder zu textlich freieren Kantatenformen über. Sie beginnt mit einer ausgedehnten Sinfonia.[1]
Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren 1 Joh 5,4–10 LUT und Joh 20,19–31 LUT, die Erscheinung Jesu bei den Jüngern in Jerusalem, zunächst ohne, dann mit Thomas. Der unbekannte Textdichter beginnt mit Vers 19 des Evangeliums. Als Satz 4 benutzte er die erste Strophe des ChoralsVerzage nicht, o Häuflein klein (1632) von Jacob Fabricius, und als Abschluss zwei Strophen, die mit Luthers Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort zusammen erschienen waren: Verleih uns Frieden gnädiglich, Luthers deutsche Fassung von Da pacem Domine (1531) und Gib unsern Fürsten und all'r Obrigkeit, eine Strophe von Johann Walter (1566), die auf 1 Tim 2,2 LUT zurückgeht und mit Amen schließt.[2]
Nach dem Bibelzitat aus dem Johannesevangelium bezieht sich der Dichter in Satz 3 auf ein Jesuswort aus dem Matthäusevangelium, „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“, Mt 18,20 LUT.
Bach führte die Kantate in Leipzig noch mindestens zweimal auf, am 1. April 1731 und entweder am 1. April 1742 oder am 7. April 1743.
Recitativo (Tenor, Fagott): Am Abend aber desselbigen Sabbats
Aria (Alt, Oboen, Fagott): Wo zwei und drei versammlet sind
Aria (Sopran, Tenor, Fagott): Verzage nicht, o Häuflein klein
Recitativo (Bass, Fagott): Man kann hiervon ein schön Exempel sehen
Aria (Bass, Violinen, Fagott): Jesus ist ein Schild der Seinen
Choral: Verleih uns Frieden gnädiglich
Musik
Wahrscheinlich entnahm Bach die einleitende ausgedehnte Sinfonia früher komponierter Musik. Alfred Dürr vermutet ein Instrumentalkonzert. Es ist ein doppelchöriges „concerto a due cori“, in dem die Streicher mit einem concertino der Holzblasinstrumente Oboen und Fagott konzertieren. Der Mittelteil beginnt mit einem überraschend gesanglichen neuen Motiv für Oboen und Fagott, das Bach selbst mit cantabile bezeichnete.
Das Bibelzitat wird im Rezitativ vom Tenor als dem Evangelisten gesungen, vom continuo in schnellen repetierenden Noten begleitet, die vielleicht den ängstlichen Herzschlag der Jünger illustrieren, die sich versteckt halten.
In Satz 3, einer adagio bezeichneten Arie, bleibt das Pochen im Fagott bestehen, doch die Streicher halten lange Akkorde, und die Oboen spielen weitgespannte Melodiebögen. Nach Dürr könnte die Vorlage dasselbe Konzert sein wie für die Sinfonia.
Bach komponierte den Choraltext von Satz 4 als ein Duett, das nur von Fagott und continuo begleitet wird. Teile der üblichen Choralmelodie Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn scheinen manchmal auf, doch sehr verziert. Der Bachforscher Terry interpretiert, dass das obligate Fagott eine Choralmelodie begleitet, die nicht wirklich erklingt, um die Verstecktheit (hiddenness) der Kirche in der Welt zu zeigen.[3]
Der Bass bereitet in einem Rezitativ, das fast in ein Arioso mündet, die letzte Aria vor, die von den geteilten Violinen und continuo begleitet wird. Das Thema ist noch einmal der Kontrast zwischen der Unruhe der Welt und dem Frieden bei Jesus.
Die beiden Strophen des Schlusschorals sind vierstimmig gesetzt.
Am Abend aber desselbigen Sabbats. Rudolf Lutz, Chor und Orchester der J. S. Bach-Stiftung, Ulrike Hofbauer, Irène Friedli, Bernhard Berchtold, Markus Volpert, Gallus Media, St. Gallen 2010
Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig; Carus-Verlag, Stuttgart 2006 (Edition Bach-Archiv Leipzig) ISBN 3-374-02390-8 (Evangelische Verlagsanstalt), ISBN 3-89948-073-2 (Carus-Verlag)