Philipp von Schwaben hat seit dem Tod seines Bruders Kaiser Heinrich VI. die Regentschaft für dessen bereits 1196 zum König gekrönten Sohn Friedrich II. geführt. Als er Anfang des Jahres erkennt, dass sich die Herrschaftsansprüche seines knapp vierjährigen Neffen im Reich nicht durchsetzen lassen, bemüht er sich für sich selbst um die Krone des Reichs. Indes schlägt der englische König Richard I. seinen Neffen Otto von Braunschweig, den Herzog von Aquitanien, als Kandidaten vor. Die sächsischen Fürsten nehmen diese Kandidatur als Bedrohung wahr, weil sie ihre Besitzungen zu einem guten Teil dem Sturz von Ottos Vater Heinrich dem Löwen verdanken und im Fall einer Wahl des Welfen Retributionen befürchten. Der sächsische Herzog Bernhard III. zieht seine eigene aussichtsreiche Kandidatur daraufhin zurück und verkündet seine Unterstützung für den Staufer Philipp.
Am 8. März wird Philipp von Schwaben von den staufisch gesinnten Fürsten zum römisch-deutschen König gewählt. Er verabsäumt es jedoch, die Krönung zügig nachzuholen und seinem Königtum durch die Ausstellung von Urkunden Geltung zu verschaffen. Dadurch begünstigt wählen am 9. Juni die antistaufischen Fürsten Otto von Braunschweig zum Gegenkönig.
29. Juni: Philipp von Schwaben schließt ein Bündnis mit Philipp II. von Frankreich.
Papst Innozenz III. verhält sich in der Frage der Königswahl abwartend, obwohl er für sich das Recht in Anspruch nimmt, eine Entscheidung zu fällen. Es zeichnen sich allerdings Meinungsverschiedenheiten mit den Staufern ab, da Philipp von Schwaben eine Lehenshoheit des Papstes über das staufische Königreich Sizilien ablehnt.
27. November: Konstanze von Sizilien stirbt überraschend im Alter von 44 Jahren. Papst Innozenz übernimmt die Vormundschaft für ihren Sohn Friedrich. Walter von Pagliara wird wieder als Kanzler eingesetzt. Im Reich bricht eine Zeit der Anarchie aus, in der die ins Land gezogenen deutschen Gefolgsmänner Heinrichs VI. mit dem einheimischen normannischen Adel um die Macht ringen.
Weitere Ereignisse im Heiligen Römischen Reich
1. Februar: Nach dem Tod von Walram I. wird sein Sohn Heinrich II. im Alter von acht Jahren Graf von Nassau.
4. November: Papst Innozenz III. erteilt dem seit 1195 gebannten Grafen Raimund VI. von Toulouse die Absolution gegen das Versprechen eines Kreuzzuges ins Heilige Land, den Raimund allerdings nie antritt.
22. Februar: Graf Lotario di Segni wird als Papst Innozenz III.inthronisiert. Er nutzt den deutschen Thronstreit für sich, um die Macht des Papsttums und den Kirchenstaat zu erweitern. Am 15. August ruft er (ohne konkreten Anlass) mit der Bulle Post miserabile Ierusolimitane zu einem Vierten Kreuzzug auf. Außerdem verhängt er noch im selben Jahr das Interdikt über Philipp II. von Frankreich wegen dessen doppelter Ehe.
Kirchenhierarchie
Konrad von Querfurt wird Anfang des Jahres während seines Aufenthalts im Heiligen Land als Nachfolger des im Vorjahr verstorbenen Gottfried II. zum Bischof von Würzburg gewählt. Da der Reichserzkanzler zu diesem Zeitpunkt bereits Bischof von Hildesheim ist, wirft der Papst ihm Ämterkumulation vor und fordert ihn unter Androhung der Exkommunikation auf, das neue Amt zurückzulegen, eine Aufforderung, der Konrad bis Ende des Jahres nicht nachkommt.