Im 11. Jahrhundert wurden Reformen bei den Kanonikern durchgeführt, die zu regulierten Chorherrenstiften führten. Auf 1059 und 1063 in Rom stattfindenden Synoden wurden so die unterschiedlichen geistlichen Gemeinschaften der Kleriker ermahnt, eine einheitliche Regel einzuführen. Bis Mitte des 12. Jahrhunderts wurde bei fast allen dieser Gemeinschaften die Regel des heiligen Augustinus von Hippo eingeführt, die offiziell durch das Laterankonzil 1215 bestätigt wurde. Augustinerchorherren legen danach ein Gelübde auf ihr Stift ab und wählen unter den beiden überlieferten Augustinusregeln entweder die Version Praeceptum / ordo antiquus oder die strengere Version Ordo monasterii / ordo novus aus. Während der Reformation im 16. Jahrhundert und der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden im deutschsprachigen Raum die Augustiner-Chorherrenstifte überwiegend aufgelöst. Während es in Deutschland erst seit 1973 wieder Chorherren in verschiedenen neuen Niederlassungen gibt, bestanden in Österreich und in der Schweiz einige Stifte durchgehend.
Am 4. Mai 1959 gründete PapstJohannes XXIII. mit dem Apostolischen Schreiben „Caritatis Unitas“[1] zur Erinnerung an den 900. Jahrestag der Ostersynode vom 13. April 1059 die „Konföderation der Augustiner-Chorherren“. Den Bund der Chorherren fasste er – nach seinen Worten – deshalb zusammen, damit sich diese gegenseitig unterstützen und gemeinsam wohltätig sein können.
Die Konföderation hat ihren Hauptsitz in Rom, ihr gehören folgende Kongregationen an:
Der Abtprimas der Konföderation wird auf Vorschlag der Konföderationsmitglieder für den Zeitraum von sechs Jahren gewählt. Er koordiniert die Beziehungen der einzelnen Kongregationen und Abteien untereinander und regelt die liturgischen Feste. Er macht Vorschläge für Stipendien und kann neue Chormitglieder bestimmen.
Alfred Wendehorst, Stefan Benz: Verzeichnis der Stifte der Augustiner-Chorherren und -Chorfrauen. In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung. Bd. 56 (1996), S. 1–110 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).
Ursula Begrich und andere (Bearb.): Die Augustiner-Chorherren und die Chorfrauen-Gemeinschaften in der Schweiz (= Helvetia Sacra, Abteilung 4, Bd. 2). Schwabe Verlag, Basel 2004, ISBN 3-7965-1217-8.
Franz Brendle: Die Augustiner-Chorherren. In: Friedhelm Jürgensmeier, Regina Elisabeth Schwerdtfeger (Hrsg.): Orden und Klöster im Zeitalter von Reformation und katholischer Reform, 1500–1700, Bd. 3. Aschendorff, Münster 2007, ISBN 978-3-402-11085-0, S. 39–64.
Dirk Martin Mütze: Zur Gründung der Augustiner-Chorherren- und Chorfrauenstifte in der Erzdiözese Magdeburg. In: Verein für Kirchengeschichte der Kirchenprovinz Sachsen (Hrsg.): Klöster und Stifte im nördlichen Sachsen-Anhalt seit dem hohen Mittelalter. Magdeburg 2018, S. 9–32.