Moscheen der Ahmadiyya in der Bundesrepublik Deutschland. Rot = eröffnet, Grün = in Bau, Blau = Grundstück erworben
Das 100-Moscheen-Projekt ist das Vorhaben der islamischen Reformbewegung Ahmadiyya Muslim Jamaat, 100 Moscheen in Deutschland zu bauen. Das Projekt wurde im Jahre 1989 anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Ahmadiyya durch Mirza Tahir Ahmad, Khalifat ul-Masih IV., in einer Rede auf der Jalsa Salana Deutschland ausgerufen.
Es war der Wunsch Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmads, des zweiten Khalifat ul-Massih, dass in Europa 2.500 Moscheen existieren mögen. Zunächst rief Mirza Tahir Ahmad die Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland 1989 auf, in Deutschland 100 Moscheen in zehn Jahren zu bauen.[A 1] Als man jedoch bemerkte, dass das Ziel in der angestrebten Zeit nicht zu erreichen ist, änderte sich das Projektziel dahingehend, jährlich fünf Moscheen bis 2010 zu bauen. Nun ist das Ziel, Hinterhofmoscheen und angemietete Objekte aufzugeben und einige in nach außen erkennbare Moscheen umzuwandeln.[A 2]
Im Berliner Stadtteil Heinersdorf wurde die Khadija-Moschee nach den Plänen der Architektin Mubashra Ilyas gebaut; sie wirkte auch an den Moschee-Entwürfen in Stuhr bei Bremen und Offenbach am Main mit.[1] Die Baukosten wurden nach Ahmadiyya-Angaben aus Spenden der Ahmadifrauen (Lajna Imaillah) aufgebracht.
Mirza Masroor Ahmad, der fünfte Khalifat ul-Massih, forderte die Ahmadiyya Jamaat in Deutschland 2006 auf, die fehlenden Grundstücke zu kaufen und so bald als möglich mit dem Moscheebau zu beginnen.[A 3] Auch 2019 war das Ziel noch nicht erreicht; es solle aber eine Konzentration darauf erfolgen.[2] Das Moscheebauprojekt wird von einem Architekturbüro im Bait us-Sabuh geplant und durchgeführt.
Finanzierung
Die Gemeinschaft führt bundesweite Spendensammlungen für das 100-Moscheen-Projekt durch und hält die Baukosten niedrig, indem einerseits auf teuren Wandschmuck und Deckenleuchter verzichtet und andererseits möglichst viel Eigenarbeit geleistet wird (Muskelhypothek).
Jede Ortsgemeinde finanziert den Moscheebau durch Spendensammlungen selbst. Die bundesweit in anderen Gemeinden gesammelten Spenden werden von der Zentrale für die Vorfinanzierung verwendet.
Die Gemeinschaft verwendet für ihre Moscheebauten keine Drittspenden, weswegen einer schnelleren Verwirklichung des Plans die begrenzte Zahlungskraft der Ahmadis in Deutschland entgegensteht.[A 4]
Rezeption
Das Projekt der Ahmadiyya Muslim Jamaat löst bei Teilen der Bevölkerung erhebliche Vorbehalte aus und stößt teilweise auf starken Widerstand. Besonders in Schlüchtern[A 5] und Berlin-Heinersdorf[A 6] wandten sich Bürgerinitiativen vehement gegen den Bau einer Moschee. In den meisten Fällen konnten die Vorbehalte allerdings nach anfänglichen Schwierigkeiten überwunden werden.[A 7]
Moschee vor 1989[3], Grundsteinlegung 22. Februar 1957, Fertigstellung 22. Juni 1957, Grundstück 1500 m², Gebetsfläche 40 m², zwei Minarette à 8 m Höhe
„Moschee des (göttlichen) Lichts“, Moschee vor 1989[3], Grundsteinlegung 8. Mai 1957, Fertigstellung 12. September 1959, Grundstück 1530 m², Gebetsfläche 120 m², zwei Minarette à 9 m Höhe
„Haus des Würdigen“, Grundsteinlegung 1989, Fertigstellung 1992, auf dem Grundstück „Nasir Bagh“ (früher „Märchenland“), Gebetsfläche 600 m², ein Minarett mit 7 m Höhe,[M 3] zwei Gebetsräume à 300 m², etwa 900 Plätze für 1300 Mitglieder[5]
„Moschee des Lichts der Religion“, benannt nach Nuur ud-Din, Grundsteinlegung 05/2002, Fertigstellung 08/2003, Grundstück 2418 m², Gebetsfläche 331 m², ein Minarett mit 17 m Höhe, 450 Mitglieder[7][M 6]
„Haus des Gewährers der Sicherheit“, Grundsteinlegung 08/2000, Fertigstellung 05/2003, Grundstück 1015 m², Gebetsfläche 138 m², zwei Minarette à 10 m Höhe[8]
Moschee benannt nach Mirza Nasir Ahmad, Grundsteinlegung 11/2001, Fertigstellung 05/2004, Grundstück 5637 m², Gebetsfläche 239 m², ein Minarett mit 12 m Höhe
„Moschee des Geliebten“, Grundsteinlegung 11/2003, Fertigstellung 08/2004, Grundstück 1600 m², Gebetsfläche 242 m², zwei Minarette à 13 m Höhe, 300 Mitglieder
„Haus des Allwissenden“, 200 Mitglieder, Grundsteinlegung 11/2004, Fertigstellung 08/2005, Grundstück 2500 m², Gebetsfläche 188 m², ein Minarett mit 15 m Höhe
„Haus des Edlen“. Erste Moschee im Landkreis Stade, Grundsteinlegung 03/2008, Fertigstellung 14. August 2008, Grundstück 840 m², Gebetsfläche 62 m², ein Minarett mit 10 m Höhe
„Moschee des gesammelten Lichts“, Grundsteinlegung 12/2006, Fertigstellung 19. August 2008, Grundstück 1034 m², Gebetsfläche 218 m², ein Minarett mit 14 m Höhe
Moschee benannt nach Chadīdscha bint Chuwailid. Erste Moschee Ostberlins, Grundsteinlegung 2. Januar 2007, Fertigstellung 16. Oktober 2008, Grundstück 4790 m², Gebetsfläche 345 m², ein Minarett mit 12,90 m Höhe, 200 Mitglieder[18]
„Haus des Helfers“. Wird seit 1985 als Gemeindehaus und Moschee genutzt und wurde 2011 mit dem Bau eines Minaretts in eine nach außen erkennbare Moschee umgewandelt.[21][M 24]
„Haus der Geborgenheit“, Grundsteinlegung 21. August 2009, Fertigstellung 13. Juni 2011, Grundstück 1934 m², Gebetsfläche 128 m², ein Minarett mit 11 m Höhe, 160 Mitglieder; rund 500.000 €[22]. Erster Moschee-Neubau in Lübeck[23]
„Haus des Allverzeihenden“, Grundsteinlegung 02/2009, Fertigstellung 06/2011,[24] Grundstück 2725 m², Gebetsfläche 352 m², ein Minarett mit 12 m Höhe, Gesamtkosten des Projekts: ca. 1,2 Mio. €;[25] 400 Plätze für 250 Mitglieder
„Haus des geraden Weges“, Grundsteinlegung 8. April 2011, Fertigstellung 19. Juni 2011, Grundstück 1574 m², Gebetsfläche 313 m², ein Minarett mit 13 m Höhe, 200 Plätze für 150 Mitglieder, 300.000 €,[26] Moschee wurde mit Modulbauweise innerhalb von drei Monaten fertiggestellt.[27]
„Haus des Friedens“, Grundsteinlegung 12/2008, Fertigstellung 06/2011, Grundstück 2189 m², Gebetsfläche 301 m², zwei Minarette à 8 m Höhe, Eröffnung am 20. Juni 2011[28]
„Haus des Ewigen“. Erworben 1993, Grundsteinlegung 12/2009, Fertigstellung 06/2011, Grundstück 1500 m², Gebetsfläche 318 m², ein Minarett mit 9 m Höhe[29]. Ehemaliges Firmengebäude für 510.000 € gekauft und für 200.000 € in eine Moschee umgebaut.[30]
200 Mitglieder,[31] Grundsteinlegung 7. Oktober 2011, eröffnet am 27. Mai 2012, 9 m hohes Minarett, Moschee wurde in Modulbauweise für 320.000 € errichtet.[32]
2300 Mitglieder, ehemalige Metallfabrik 1993 erworben und als Regionalzentrum und Moschee genutzt. Nach Umbaumaßnahmen und Bau von zwei 14 m hohen Minaretten in eine nach außen erkennbare Moschee umgewandelt.[33]
„Haus des Ewigen“, Grundsteinlegung 16. Dezember 2009, Minarett 10 m;[35] Baukosten 750.000 €, 150–170 Plätze für 150 Mitglieder.[36] Eröffnung am 12. Dezember 2012,[37]
Die Penny-Markt-Filiale in der Altkönigstraße wurde 2010 geschlossen. Der ehemalige Lebensmittel-Discounter wurde seit Oktober 2012 zu einer Moschee umgebaut.[38] 128 Mitglieder aus Flörsheim und Hochheim.[39] Moschee am 24. Juni 2013 eröffnet.[40]
„Haus des Barmherzigen“, Grundsteinlegung 7. November 2009, 2500 m² für 130 Mitglieder.[41] Zwei 70 m² große Gebetsräume und 10 m hohes Minarett, Baukosten ca. 500.000 €, erste Moschee in Neuwied.[42]
„Haus des Helfers“, Grundsteinlegung 13. November 2009,[53] Plätze für 140 Mitglieder, minarettlos,[54] Baubeginn 3. Quartal 2011, 600.000 € Baukosten,[55] Eröffnung im April 2017.[56]
ca. 350 Mitglieder,[59] 4.500 m² großen Grundstück für 350.000 € erworben, 15 m hohes Minarett geplant.[60] Grundsteinlegung am 26. Juni 2013 für den ersten Moschee-Neubau der Stadt.[61]
„Haus des Allsehenden“ in Mahdi Abad („Dorf des Mahdi“), Grundstück mit Bauernhof auf einer Gesamtfläche von 176.479 m² erworben im Juni 1989,[62] Grundsteinlegung der Moschee 14. Juni 2011, Eröffnung 26. Oktober 2019[63]
2100 m² großes Grundstück für 170.000 € erworben. Grundsteinlegung am 30. August 2016[65][66][67] 150 Mitglieder. Eröffnung 28. August 2023. Baukosten ca. 900.000 €.[68][69]
Die Gemeinde hat im Umkreis von Groß-Zimmern etwa 300 Mitglieder. Der Betsaal in der Waldstraße wurde zu klein, deshalb kaufte die AMJ das Gelände mit der ehemaligen Gastwirtschaft „Waldeck“ (Ortslage49.8836111111118.8119444444444), um dort eine Moschee zu errichten. Vor dem Kauf hatten die Ahmadiyyas angefragt, ob etwas gegen ein solches Vorhaben spreche, und die Auskunft erhalten, dass dies im Bebauungsplan als zulässig beschrieben sei. Die Bauaufsicht des Kreises hat damals keine Baugenehmigung erteilt, weil im Plan die überbaubare Fläche überschritten wurde. In der Gemeindevertretung wurde mit einer Veränderungssperre 2007 ein vorläufiger Riegel vor das Bauvorhaben gesetzt. In der Folge wurde der Bebauungsplan dahingehend geändert, dass eine Nutzung für religiöse Zwecke nicht mehr möglich wäre.[92] Eine gerichtliche Überprüfung der Bebauungsplanänderung ergab keinen wirklichen Fortschritt.[93] Der Pressesprecher der Ahmadiyya äußert die Hoffnung: „Vielleicht können wir das Haus ja ohne Minarett wie bisher weiter nutzen. Das geht andernorts auch ganz problemlos.“[94] Auch die Anfrage der grünen Fraktion vom 21. Juni 2011 ergab keine weitere Klärung.
Zunächst wurde eine Baugenehmigung für ein Grundstück in Niederzell (Ortslage50.3555555555569.5361111111111) erwirkt,[95] dann wurde für das von der Stadt angebotene Alternativgrundstück „Auf der Landwehr/Reitstück“ (Ortslage50.3316666666679.5052777777778) mit einer nachträglichen Bebauungsplanänderung der Moscheebau vorerst verhindert[96], seitdem liegt das Projekt auf Eis.[97] Die Ahmadiyya-Mitglieder hegen weiterhin den Wunsch nach einer eigenen Moschee.[98]
↑Dietrich Reetz (Hrsg.): Islam in Europa: Religiöses Leben heute. Ein Portrait ausgewählter islamischer Gruppen und Institutionen. Waxmann, Münster 2010, S.103.
↑Deutsches Ahmadiyya Bulletin, August 2006, S. 16.
↑Planungsbüro für ökologisches Bauen (Memento vom 8. Januar 2017 im Internet Archive), „Die neue Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde Wabern wurde jetzt eröffnet“, HNA am 2. Juni 2008, „Beten unter Lehmziegeln: In Wabern hat die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde eine Moschee gebaut“, HNA am 15. Dezember 2008, HNA am 8. März 2010
↑Punktsiege auf allen Seiten – Per Planungsrecht soll ein Moscheeneubau unmöglich gemacht werden – in ganz Schlüchtern, Kinzigtal Nachrichten am 25. Juni 2004 „Äußerst riskant und rechtlich umstritten“ – Anti-Moschee-Beschlüsse: FDP befürchtet erhebliche Regressforderungen, Kinzigtal Nachrichten am 15. Oktober 2004.