Wofür?Wofür? (russisch За что?, Sa tschto?) ist eine Erzählung von Lew Tolstoi, die Anfang 1906 entstand und im selben Jahr in Tolstois Lesezirkel[1] erschien. Die Geschichte vom Fluchtversuch des polnischen Ehepaares Albina und Jozef Migurski[A 1] hat Tolstoi aus dem 1891 erschienenen Buch „Sibirien und die Katorga“ (russ. Сибирь и каторга) des russischen Ethnographen Sergei Maximow.[2][3] VorgeschichteZu Zeiten der Zweiten Teilung Polens: Pan Jaczewski hatte 1794 unter Kościuszko gegen Katharina II. gekämpft. Jaczewski hasste seinen König Poniatowski wegen dessen Beziehung zur russischen Zarin. Als Gefolgsmann Napoleons hatte Jaczewski 1812 ein Regiment kommandiert. Die Eröffnung des Sejms in Warschau am 27. November 1815[4] durch Alexander I. hatte Jaczewski begrüßt, war aber durch die Politik des Starrkopfes Konstantin enttäuscht worden und hatte sich 1825 auf sein Gut Rozanka zurückgezogen. Jaczewski, zum zweiten Mal verheiratet, hat zwei heiratsfähige Töchter aus erster Ehe – Albina und Wanda. HandlungAlbina ist fünfzehn Jahre alt, als der junge Jozef Migurski die Familie Jaczewski im Frühjahr 1830 aufsucht. Alle auf Rozanka nehmen an, der Besucher will Wanda freien. Es kommt aber nicht zu dem erwarteten Antrag. Jozef und Albina verlieben sich. Jozef reist ab, ohne sich zu erklären. Während des Novemberaufstandes 1830 kämpft Jozef erfolgreich in den Reihen Dwernickis bei Stoczek[5] gegen die Russen. Nikolai I. schlägt zurück: Diebitsch und Paskewitsch unterdrücken die aufständischen Polen. Das Gut des Offiziers Jozef Migurski wird konfisziert. Jozef wird zum einfachen Soldaten degradiert und in ein Uralsker Infanteriebataillon gesteckt. 1831 erkrankt der alte Jaczewski und geht mit der Familie 1832 nach Wilna. Jozef schreibt nach Wilna. 1833 reist Jaczewski mit den Seinen nach Baden. Wanda heiratet dort einen polnischen Emigranten. Jaczewski stirbt. Albina erbt ein beträchtliches Vermögen und kehrt mit der Stiefmutter nach Rozanka zurück. Im November 1833 geht Albina nach Uralsk und heiratet dort Jozef. Das Paar bekommt zwei Kinder. Nach fünf Ehejahren am Uralfluss erkranken die Kinder und sterben. Tolstoi stellt den Tod der Kinder so dar: Beide hätten überleben können, falls ein Arzt greifbar gewesen wäre. Albina kommt nicht über den Tod ihrer Kinder hinweg und fragt: „Wofür?“ Der polnische Mathematiklehrer Rossołowski wird in Jozefs Bataillon strafversetzt. Zuvor war Rossołowski wegen der Beteiligung an der Verschwörung Sierocińskis[6] gezüchtigt worden. Gemeinsam mit dem erfahrenen Fluchthelfer Rossołowski schmiedet Albina einen Fluchtplan für Jozef und sich. Der Weg führt in einer Kutsche von Uralsk nach Saratow. Von Saratow aus ist eine Kahnfahrt ans Kaspische Meer geplant. Reiseziel ist Persien. Es kommt anders. Der 34-jährige Kutscher, der Kosak Danilo Lifanow aus dem Obschtschi Syrt, zeigt die beiden Flüchtlinge bei der russischen Polizei an. Jozef wird zu tausend Spießrutenschlägen verurteilt. Die meisten Delinquenten überleben solchen Strafvollzug nicht. Jozef hat Glück. Seine Angehörigen erreichen im Verein mit Wanda Strafmilderung – lebenslange Ansiedlung in Sibirien.[A 2] Albina folgt dem Gatten ostwärts. SelbstzeugnisDieckmann schreibt in seinem Nachwort: „Tolstoi selber empfand diese Erzählung als etwas, womit er seine Schuld abtrug. In seiner Kindheit, so vertraute er seinem Sekretär N. N. Gussew[7] an, habe man ihn im üblichen Haß gegen die Polen erzogen, deshalb wolle er mit doppelter Anerkennung zurückzahlen.“[8] Verfilmung
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Einzelnachweise
Anmerkungen
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