Der Sohn des 1849 geborenen Gymnasialprofessors Theodor Luther[A 1] absolvierte 1894 in seinem Geburtsort das Gymnasium und studierte darauf in MoskauSlawistik und Literaturgeschichte. Er spezialisierte sich auf allgemeine Sprachwissenschaft und Literaturgeschichte. Politisch-ideologische Stürme des Geisteslebens vom 19. Jahrhundert hatten kaum Einfluss auf ihn[1]. Ab 1896 schrieb er für die Moskauer Deutsche Zeitung Literaturkritiken.
In Berlin studierte Arthur Luther ab 1900 Germanistik und lehrte ab 1903 in Moskau Literaturgeschichte. Von 1910 bis 1912 studierte er Germanistik und Slawistik in München, Heidelberg und Leipzig. 1912 promovierte er an der Universität Moskau und lehrte dort Deutsch.
Als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg begann, hielt sich Luther gerade in Deutschland auf, wo er für den Rest seines Lebens blieb. 1918 trat er in die Deutschen Bücherei ein.[2]:S. 653 Luther wurde zum Bibliotheksrat ernannt und der literaturkundigste[2]:S. 1131 Bibliothekar der Bücherei leitete den Sachkatalog und die Auskunftsstelle. Aufgrund der Personallage der Bücherei entschloss er sich 1941 im Dienst zu bleiben, obwohl er das Pensionsalter erreicht hatte. Nachdem Luthers Wohnhaus bei einem Bombenangriff auf Leipzig Ende 1943 schwer beschädigt wurde und sein gesundheitlicher Zustand sich verschlechterte, trat er schließlich 1944 in den Ruhestand.[2]:S. 1034
Luther publizierte im Literarischen Centralblatt für Deutschland sowie in der Zeitschrift Osteuropa. Daneben engagierte er sich in Leipzig über lange Jahre für das Russischverständnis der Deutschen – zum Beispiel 1923–1938 an der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt.[3] Für diverse Verlage, darunter die Leipziger Unternehmen Insel mit der bekannten Insel-Bücherei, Reclam und Bibliographisches Institut, fertigte er Übersetzungen russischer Literatur an. Schließlich war er 1942–1943 am Dolmetscher-Institut der Handelshochschule Leipzig tätig. Luther gehörte keiner politischen Partei an.[2]:S. 653
Im Jahr 1944 zog Luther nach Marburg und hatte 1946–1951 einen Lehrauftrag für Neuere Russische Literatur- und Kunstgeschichte an der Marburger Universität.
Seit 1900 waren Meta und Arthur Luther verheiratet. Aus der Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn hervor. Letzterer, der Professor der Zoologie Wolfgang Luther (1903–1967), wirkte auf dem Gebiet der strahlenbiologischen Grundlagenforschung in Darmstadt. Meta Luther – Arzttochter aus Riga – starb 1926.
Werke (Auswahl)
Autor
Goethe. Sechs Vorträge von Arthur Luther. Gehalten im Winter auf das Jahr 1905 vor Deutschen in Moskau. Verlag Hellmann; archive.org.
Franz Grillparzer. Ausgabe 34 von Beiträge zur Literaturgeschichte. Verlag für Literatur, Kunst und Musik 1907.
Jesus und Judas in der Dichtung. Ein Beitrag zur vergleichenden Literaturgeschichte. Clauss & Feddersen, Hanau 1910.
Die geistige und politische Vorstellungswelt der Bolschewiki im Zusammenhange der Strömungen in der russischen Gesellschaft und Literatur. Göschen, Berlin-Leipzig 1918.
Ein Jahr Bolschewismus. W. Klinkhardt, Leipzig 1919.
Zur Frage der zeitlichen und fachlichen Abgrenzung der Weltkriegs- und Revolutionsbüchereien. In: Mitteilungen. Verband deutscher Kriegssammlungen (1920), Heft 2, S. 60–65 (Digitalisat).
Alt-Dorpat und das russische Geistesleben. Verlag von Fritz Würtz, Berlin-Riga-Leipzig 1920. Digitalisat
Geschichte der russischen Literatur. Bibliographisches Institut, Leipzig 1924.
Deutsches Land in deutscher Erzählung. Ein literarisches Ortslexikon. Hiersemann, Leipzig 1936, 1937 (Deutsche Geschichte in deutscher Erzählung. Ein literarisches Lexikon), 1940 und 1943. Zusammen mit Heinz Friesenhahn als: Land und Leute in deutscher Erzählung. Ein bibliographisches Literaturlexikon. Hiersemann, Stuttgart 1954
Kalewala. Der finnische Mythos vom Werden der Welt und des Menschen. Leipzig: Esche 1936; Kuppenheim/Murg: Elpis-Verl. 1948.
Der Dämon. Roman. Esche Verlag, Leipzig 1937 (Staufen-Verlag), Krefeld 1949.
Der Kreml und seine Zeit. Leipzig: Möhring 1940.
Das Moskauer Künstlertheater. Seemann, Leipzig 1947.
Studien zur deutschen Dichtung. Elpis-Verlag, Kuppenheim 1949.
Kleine russische Literaturgeschichte. Ein Überblick von den Anfängen bis 1917. Kevelaer: Butzon & Bercker 1949.
Übersetzer
aus dem Russischen
Leonid Andrejew: Das rote Lachen. Bruchstücke aus einer aufgefundenen Handschrift. Euphorion Verlag, Berlin 1922.
Sergei T. Aksakow: Am Rande der Wildnis. Eine Familienchronik. Schröder, Hamburg 1961.
Ehrungen
Wilhelm Frels: Bibliographie Lutherana. Zum 50. Geburtstag von Arthur Luther am 3. Mai 1926. Zusammengestellt von Mitarbeitern des Literarischen Zentralblattes für Deutschland. Radelli & Hille, Leipzig 1926.
Alexandra Habermann u. a.: Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925–1980. Klostermann, Frankfurt a. M. 1985, ISBN 3-465-01664-5, S. 204 f.
Peter Wörster: „Dem wahren Deutschland und dem wahren Rußland“ – Arthur Luther zum 50. Todestag. In: Jahrbuch des baltischen Deutschtums, Band 52, 2005, S. 153–167.
↑ abcdSören Flachowsky: »Zeughaus für die Schwerter des Geistes«. Die Deutsche Bücherei während der Zeit des Nationalsozialismus. Wallstein Verlag, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-3196-9.
↑Harsanyi, Zsolt von.. In: Hofmeisters Musikalisch-literarischer Monatsbericht über neue Musikalien, musikalische Schriften und Abbildungen, Jahrgang 1936, Dezember 1936, S. 262 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/hof