Wittelsberg liegt ca. 8 km südöstlich von Marburg. Die Siedlung liegt am südlichen Rand des Amöneburger Beckens zum Vorderen Vogelsberg, am Rande des Einzugsgebietes der Zwester Ohm, die durch den das Dorf von Osten durchfließenden Wittelsberger Bach gespeist wird, der schließlich nach Südwesten abfließt. Unmittelbar östlich und nördlich des Dorfes verläuft die Wasserscheide zur Ohm, welche von nördlich des Kirchbergs schließlich als flache Schwelle nach Nordwesten in Richtung Moischt verläuft und sich vom Osten des Dorfes über den Vorderen Vogelsberg zum eigentlichen Vogelsberg im Südosten, wo die Ohm entspringt, zieht. Der Kirchberg ist ein Hügel aus Tuffgestein, der, nur 300 m nordwestlich des Dorfzentrums, dieses um rund 30 m überragt. Die auf dem Kirchberg errichtete Wittelsberger Warte bildet das Wahrzeichen des Dorfes wie auch die Wappenfigur der Großgemeinde.
Von seiner baulichen Anlage her ist Wittelsberg ein geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss. Den alten Dorfkern dominieren Fachwerkhäuser, darunter diverse Bauernhöfe; im Süden des Ortes befindet sich eine moderne Wohnsiedlung. In der Ortsmitte treffen Straßen von den Nachbarorten Schröck, Moischt, Heskem und Rauischholzhausen aufeinander. Erst im Jahre 2006 wurde die Ortsumgehung der Landesstraße Fronhausen–Kirchhain abgeschlossen, so dass sich das Verkehrsaufkommen im Dorf spürbar reduziert hat. Neben zwei Abfahrten von der Landesstraße führt nur noch die Moischter Straße regulär von außen in den Ort hinein. Demgegenüber sind die ehemaligen Straßen von Heskem und Rauischholzhausen inzwischen zu Wander- und Landwirtschaftswegen umfunktioniert worden.
Geschichte
Ortsgeschichte
Unter dem Namen Widdelesbere wurde der Ort um 1130 bekanntermaßen erstmals urkundlich erwähnt. Es folgten weiter Erwähnungen unter verschiedenen Namen Wydelberg (1243), Wihttelesber (um 1248), Wittilsberg (1267), Withelesberg (1267) und schließlich Wittelsberg (1577).[1]
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Wittelsberg angehört(e):[1][5]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Frauenberg (Gericht Frauenberg (auch Gericht Wittelsberg) bestand aus den Orten: Wittelsberg als Gerichtsort, Beltershausen, Bortshausen und Moischt)[6]
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg, Gemeinde Ebsdorfergrund
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gemeinde Ebsdorfergrund
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gemeinde Ebsdorfergrund
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg wurde für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Wittelsberg zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[10] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[11][12] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wittelsberg 897 Einwohner. Darunter waren 21 (2,3 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 162 Einwohner unter 18 Jahren, 369 zwischen 18 und 49, 189 zwischen 50 und 64 und 174 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 405 Haushalten. Davon waren 129 Singlehaushalte, 99 Paare ohne Kinder und 123 Paare mit Kindern, sowie 42 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 72 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 276 Haushaltungen leben keine Senioren.[2]
Familien: 38 nutzungsberechtigte, 25 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 7 Beisassen
Wittelsberg: Einwohnerzahlen von 1748 bis 2011
Jahr
Einwohner
1748
273
1800
?
1834
453
1840
511
1846
505
1852
518
1858
504
1864
476
1871
459
1875
476
1885
475
1895
486
1905
507
1910
512
1925
557
1939
567
1946
817
1950
774
1956
718
1961
721
1967
733
1980
?
1990
?
2000
?
2011
897
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2]
Erwerbspersonen: 5 Schmiede, 5 Leineweber, 5 Schneider, ein Wagner, ein Maurer, ein Bender. zwei Wirte, zwei Branntweinbrenner, ein Braumeister, ein Schlachter (Jude), 5 Tagelöhner
• 1838:
Familien: 28 Ackerbau, 20 Gewerbe, 22 Tagelöhner
• 1961:
Erwerbspersonen: 135 Land- und Forstwirtschaft, 136 Produzierendes Gewerbe, 31 Handel und Verkehr, 35 Dienstleistungen und Sonstiges
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Warte
Die als Ruine erhalten gebliebene Wittelsberger Warte von 1431, ein Rundturm mit Wall und Graben unmittelbar neben der Pfarrkirche, diente den hessischen Landgrafen dazu, die durch den Ort führenden Fernstraße Lange Hessen zu überwachen. Landgraf Ludwig I. ließ die Warte als äußerstes Grenzwerk der hessischen Macht erbauen, als Vorposten für die Burg Frauenberg bei Beltershausen. Von hier aus suchte man sich gegen Kurmainz zu verteidigen, nachdem die Territorialkämpfe beendet waren. Der Festungsturm mit hochgelegenem Eingang weist schlitzförmige, senkrechte Schießscharten auf für die Verwendung von Armbrüsten. Von der erhöhten Lage auf dem Kirchberg reicht der Blick heute weit über das Gebiet der Gemeinde Ebsdorfergrund. Der Wartturm, der zu den ältesten Bauwerken im Ebsdorfergrund gehört, wird im Volksmund „die Schanze“ genannt.
Pfarrkirche
Die evangelische Pfarrkirche wurde 1844 auf dem Kirchberg unmittelbar neben der mittelalterlichen Landwarte errichtet. In Verbindung mit dem Wartturm bietet sie nach Norden und Osten das Bild einer aus der Ebene aufsteigenden Ritterburg. Ein Laubengang aus Hainbuchen führt oberhalb des Dorfes den Hügel hinauf zur Kirche.
Vereine
Im Dorf gibt es mehrere Vereine, darunter die Freiwillige Feuerwehr, einen Gesangsverein, einen Sportverein, einen Schützenverein, einen Geflügelzuchtverein, einen Verschönerungsverein und die Dorfgemeinschaft.
Infrastruktur
Wiitelsberg lag an der 1905 eröffneten Marburger Kreisbahn, deren Personenverkehr nach gut einem halben Jahrhundert 1956 endete; der Abbau erfolgte 1973. Das Bahnhofsgebäude steht heute noch.
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.115f. (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 74.
↑
Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S.158ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
↑Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)