Der Ort liegt etwa fünf Kilometer südöstlich von Marburg, in einer Mulde und an einem in Richtung Marburg bzw. nach Nordwesten ansteigenden Hang, dem Stempel, der zu den Lahnbergen überleitet.
Moischt grenzt im Süden und Osten an Beltershausen bzw. Wittelsberg, Ortsteile der Gemeinde Ebsdorfergrund.
Die Moischter Gemarkung liegt im Naturraum des Amöneburger Beckens am Westrand des fruchtbaren und ausschließlich landwirtschaftlich genutzten Ebsdorfer Grundes. Sie erstreckt sich in einer Höhe über NN zwischen 200 und 300 m. Die Gemarkungsgrenzen sind nur teilweise durch natürliche Gegebenheiten bedingt: im Westen durch den Osthang der Lahnberge und im Süden durch die Hänge zum Pfingstgraben als Grenze zur Beltershäuser Gemarkung. Die Begrenzungen zur Schröcker Gemarkung im Norden und Wittelsberger im Osten sind nicht aus topographischen Gegebenheiten abzuleiten. Entlang der Grenze nach Schröck finden sich noch einzelne Grenzsteine, die auf der Schröcker Seite das Mainzer Rad und auf der anderen Seite der hessische Löwe ziert. Diese Steine sind Zeugen vergangener unterschiedlicher landesherrschaftlicher Zugehörigkeiten: Schröck gehörte zu den kurmainzischen Ländereien und Moischt zu den landgräflich hessischen Gebieten.
Der Stempel, 365 m ü. NN, (der Moischter Hausberg) und der Wittelsberger Kirchberg, sind Basaltstiele des Vogelsbergs. Zwischen beiden liegt eine Gelände-Schwelle, die den Ebsdorfer Grund vom Amöneburger Becken trennt. Das Wasser der einen Seite fließt zur Ohm und dann bei Cölbe in der Lahn. Das Wasser an der anderen Seite nimmt den kürzeren Weg über die Zwester Ohm durch den Ebsdorfer Grund und erreicht die Lahn bei Fronhausen. Diese nach Südosten abfallende Schwelle, an dieser Stelle „Der Hohnes“ genannt,[3] trennt auch Moischt und Hahnerheide bis in die Senke „Im Pfingstgraben“. D. h. Moischt entwässert zur Ohm ins Amöneburger Becken, die Hahnerheide hingegen zur Zwester Ohm in den Ebsdorfer Grund.
Der Kern Moischts liegt in einer Quellmulde unterhalb des Bornbergs am heutigen Komp (Kumpf). Von dort steigt die Kirchstraße zu einer Anhöhe auf, die die Kirche trägt:
Das Wachstum des Ortes im 19. und 20. Jahrhundert geschah nicht ringförmig um den alten Ortskern, wie bei anderen Orten. So liegt heute der alte Kern mit seinen Fachwerkhöfen nicht im Zentrum, sondern am Rande der Ansiedlung.
Vom alten Kern her wuchs der Ort entlang der Straße nach Marburg. Bis ca. 1830 endete der Ort an heutigen Abzweig Hirtengarten. Erst dann baute man die Häuser beiderseits der heutigen Eulenkopfstraße Richtung Marburg. Um 1900, als der Verkehr mit Fuhrwerken zunahm, knickte man die Straße scharf nach Westen ab überwand den steilen Abhang mit der für Moischt typischen Haarnadelkurve. Die Fahrstraße führte zur Hahnerheide und weiter zur Grünberger Straße am Eulenkopf.
Der Name Eulenkopf (in alten Karten Ankopf und im Volksmund Auwnkoab) wird auf die Eulern/Töpfer zurückgeführt. Die Grünberger Straße lief vom Eulenkopf über Cappel ins Lahntal. Später umging man Cappel mit der „Neuen Straße“ (Nau Chaussee). In den 1930ern beginnend entstand ein Neubaugebiet zwischen der Eulenkopfstraße und den Lahnbergen. Dadurch wuchs auch in den 1970ern das obere Moischt im Bereich des Sportplatzes mit der Vorderhahnerheide zusammen. Die Hinterhahnerheide, nahe dem Eulenkopf, bildet bis heute eine Siedlungseinheit mit der Hof Capelle. Die Hof Kapelle gehört gemeindlich zur Gemeinde Ebsdorfergrund, postalisch aber zu Moischt. Dass sich Moischt nicht am alten Ortskern, sondern auf der Höhe erweiterte, mag mehrere Gründe gehabt haben. Das Land am Ortskern war in Privathand der landwirtschaftlichen Betriebe, dagegen war das Gebiet zum Wald hin Huteland und somit in Gemeindehand. Die Gemeinde konnte das Land leichter an Bauwillige vergeben.
Weitere Ortsteile und verwandte Orte
Noch existente Orte
Hahnerheide: westlich in Richtung Cappel gelegene offene Ansiedlung (Ersterwähnung 1698), die seit ihrer Gründung zu Moischt gehört haben dürfte;
Hof Capelle: in einer Senke südwestlich der Hahnerheide gelegene Siedlung, die auf ein Gehöft des Deutschen Ordens zurückgeht. Sie war stets von Moischt unabhängig. Der Hof Capelle gehört auch nicht zu Moischt, sondern zu Beltershausen.
Wüstungen und unklare Orte
Eisenbacher Heide: Lage der ehemaligen Ortschaft Eisenbach zwischen Moischt und Beltershausen; wird 1578 (wohl seit dem 13. Jahrhundert) als „wüst“ erwähnt;[4]
Herrenwieser Heide: 1699–1700 zwischen Moischt und Wittelsberg umstrittenes Areal;
Lampertshausen: Siedlung zwischen Moischt, Schröck und Wittelsberg; seit 1600 Wüstung.
Geschichte
Ortsgeschichte
Moischt wurde, soweit bekannt, erstmals um das Jahr 1248 in Dokumenten des Mainzer Erzbischofs unter dem Namen Mussede urkundlich erwähnt. Die nächste bekannte Erwähnung erfolgte 1252 unter dem Namen Muschede in einer urkunde der Deutschordensballei Hessen. Keramikfunde aus der Karolingerzeit belegen jedoch eine weit frühere Besiedlung.[5]
In unmittelbarer Nähe von Moischt soll am 30. Juli 1233 Konrad von Marburg, der Beichtvater der Heiligen Elisabeth, erschlagen worden sein. Der „Konrad-von-Marburg-Stein“ nahe Hof Capelle erinnert an die Tat, markiert jedoch nicht unbedingt den genauen Tatort. Dieser dürfte wohl in der Gemarkung Beltershausen (zu Ebsdorfergrund) liegen.
Die evangelische Kirche in Moischt wurde 1928 von dem Marburger Architekten Karl Rumpf erbaut. Zu der überwiegend erhaltenen bauzeitlichen Ausstattung gehört ein Fenster des Marburger Glasmalers Erhardt Klonk, der auch das Bogenfeld über dem Eingang entworfen hat.[6]
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Moischt angehört(e):[5][10]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Frauenberg (Gericht Frauenberg (auch Gericht Wittelsberg) bestand aus den Orten: Wittelsberg als Gerichtsort, Beltershausen, Bortshausen und Moischt)[11]
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg, Gemeinde Cappel
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Stadt Marburg
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Stadt Marburg
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg wurde für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Moischt zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[15] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[16][17] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Moischt 1200 Einwohner. Darunter waren 45 (3,8 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 210 Einwohner unter 18 Jahren, 480 zwischen 18 und 49, 258 zwischen 50 und 64 und 249 Einwohner waren älter.[18] Die Einwohner lebten in 528 Haushalten. Davon waren 168 Singlehaushalte, 141 Paare ohne Kinder und 147 Paare mit Kindern, sowie 54 Alleinerziehende und 18 Wohngemeinschaften. In 90 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 375 Haushaltungen leben keine Senioren.[18]
234 Einwohner (Familien: 18 nutzungsberechtigte, 15 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 5 Beisassen).
Moischt: Einwohnerzahlen von 1747 bis 2019
Jahr
Einwohner
1747
131
1800
?
1834
235
1840
222
1846
265
1852
293
1858
298
1864
294
1871
302
1875
315
1885
351
1895
354
1905
381
1910
388
1925
446
1939
491
1946
683
1950
686
1956
647
1961
658
1967
705
1977
?
1987
1.018
1991
1.103
1995
1.137
2000
1.213
2005
1.225
2010
1.211
2011
1.200
2015
1.167
2019
1.131
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[5]; Stadt Marburg:1987–1998[19], 1999–2003[20], 2005–2010[21],2011–2015[22], 2019:[2]; Zensus 2011[18]
Für den Stadtteil Moischt besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Moischt.[9] Für die Sitzverteilung siehe die nebenstehende Grafik.[23] Der Ortsbeirat wählte Margarete Hokamp (DGM) zur Ortsvorsteherin.[24]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
In Moischt gibt es eine Vielzahl an Vereinen, diese sind der Turn und Sportverein, Feuerwehrverein (mit Modellbaugruppe), Burschenschaft, Jugendclub „Urmel“, Schützenverein, Theaterverein, Heimat- und Geschichtsverein, Männergesangverein mit Frauenchor und der Geflügelzuchtverein.
Zu den regelmäßigen örtlichen Veranstaltungen gehören die Maifeier, Theateraufführungen des Theatervereins, der Seniorennachmittag, Oster- und Weihnachtsmarkt, das Wandern der Ortsvereine zum Tag der deutschen Einheit sowie die Modellbauausstellung.
Die evangelische Kirche in Moischt wurde 1928 von dem Marburger Architekten Karl Rumpf anstelle eines älteren Vorgängerbaues errichtet.[25] Das zentrale Chorfenster und das Relief über dem Eingang der Kirche wurden von dem Marburger Glasmaler Erhardt Klonk entworfen.[26] Das Relief wurde von dem Marburger Bildhauer Johannes Pfeiffer in Stein geschlagen. Die Entwürfe für die bauzeitliche Ausmalung der Kirche erstellte der Kassler Maler Karl Leyhausen.
In Moischt beheimatet sind mehrere Gewerbebetriebe.
Es gibt trotz mehrerer Ansiedlungsversuche keinen Lebensmittelmarkt.
Die zuständige Grundschule befindet sich in Wittelsberg. Die meisten Schüler gehen nach der Grundschule auf die Gesamtschule Ebsdorfergrund Heskem oder in eine der Marburger Schulen. Für alle Schulen gibt es Schulbusse oder Linienverkehr.
Moischt gehört zum evangelischen Kirchspiel Wittelsberg/Moischt/Schröck bzw. zur katholischen Pfarrgemeinde St. Michael und St. Elisabeth in Schröck. Der Ort ist mehrheitlich evangelisch.
Öffentliche Einrichtungen in Moischt sind der städtische Kindergarten, der Sportplatz, Spielplätze, das Bürgerhaus und das Ortsgericht Marburg IV. Außerdem befindet sich auch das Alten- und Pflegeheim Haus Waldblick in Moischt.
↑Götz J. Pfeiffer: „Nun befasste ich mich sehr ernstlich mit der Glasmalerei“. Die Werke von Erhardt Klonk aus der Zeit von 1927 bis 1940. In: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Band123, 2018, S.289–312.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 22. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.2, S.47, Punkt 50 Abs. 12 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8MB]).
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.115f. (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
↑
Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S.158ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
↑Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
↑Götz J. Pfeiffer: Gebauter Heimatschutz in Hessen. Die evangelischen Kirchen von 1928 bis 1936 des Architekten Karl Rumpf. In: Hessische Heimat. 2019, S.99–103.
↑Götz J. Pfeiffer: „Nun befasste ich mich sehr ernstlich mit der Glasmalerei“. Die Werke von Erhardt Klonk aus der Zeit von 1927 bis 1940. In: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Band123, 2018, S.289–312.