Nach dem Tod seines Vaters 1923 musste Wilhelm Stichweh das in Hannover-Limmer gelegene Familienunternehmen übernehmen und führte die „[...] älteste und leistungsfähigste Färberei und Chemische Waschanstalt Hannovers“ erfolgreich aus der Nachkriegs- und der Zeit der Deutschen Hyperinflation hinaus. Unter Wilhelm Stichweh wurde das noch heute prägende Markenzeichen sowie die in Form und Farbe einheitlich gestaltete Ladenkette eingeführt, so dass das Unternehmen zum 75-jährigen Gründungsjubiläum im Jahr 1928 schon 300 Arbeitnehmer beschäftigen und dreimal so viel Umsatz wie gegenüber dem Jahr 1913 generieren konnte.[1] Ebenfalls 1928 verfasste Stichweh in Linden die bei König & Ebhardt gedruckte 35-seitige Jubiläumsschrift Stichweh reinigt, färbt seit 75 Jahren. 1853-1928.[6]
Ebenfalls bereits während der Weimarer Republik gewann Wilhelm Stichweh, der sich schon in seiner Jugend für Kunst und begeisterte,[1] namhafte Architekten für notwendige Gebäude, wie etwa Walther Wickop und Peter Hübotter.[2]
In den 1930er Jahren begann Stichweh mit der Förderung der Kestnergesellschaft, in der er ab 1934 im Beirat saß.[2]
Nach der Zeit des Nationalsozialismus und den Luftangriffen auf Hannover im Zweiten Weltkrieg, durch den das Unternehmen schwer beschädigt wurde, baute Wilhelm Stichweh die Firma leistungsfähig wieder auf. Zudem erschloss er mit der Einführung der „einfach“-Reinigung neue Kundenkreise und vergrößerte zugleich das Filialnetz.[1][1]
Nach 1945 gehörte Stichweh zu den Wiederbegründern der Kestnergesellschaft, übernahm Aufgaben im Vorstand der Kunstvereinigung und initiierte – gemeinsam mit Bernhard Sprengel – den Wiederaufbau sowohl des Hauses als auch des Ausstellungsbetriebes.[2]
Ab 1956 übernahm Stichweh die Aufgaben des stellvertretenden Vorsitzenden der Kestner-Gesellschaft, die seine Arbeiten 1966 mit der Verleihung der Kestner-Plakette würdigte und ihn 1973 zum Ehrenvorsitzenden ernannte.[2]
Stichweh starb 1979 in Hannover.[2] Zu seinen Hinterbliebenen zählt beispielsweise sein Sohn Klaus, der 2009 in Frankreich lebte[8] und zu Philosophie und Ästhetik am Centre national de la recherche scientifique in Paris forscht,[9] sowie Hanno Ziehm, der beispielsweise im Jahr 2014 als Geschäftsführer des Stichweh-Leineparks Vermietungen des Neubaus an der Wunstorfer Straße vornahm und ein Ururenkel des Firmengründers ist.[3]
Grabmal
Das Grabmal für Wilhelm Stichweh findet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover, Abteilung 15, Grablege Nummer 54a-f. Dort findet sich auch das Grab des Unternehmensgründers Friedrich August Stichweh (1818–1886).[10]
Schriften
Zur Geschichte des Färberhandwerks in Niedersachsen, rechts- und staatswissenschaftliche Dissertation an der Georg-August-Universität Göttingen, [o.O]: 1923
Stichweh reinigt, färbt seit 75 Jahren. 1853-1928, Hannover-Linden: J. C. König & Eberhardt, 1928
Wieland Schmied: Wegbereiter zur modernen Kunst – 50 Jahre Kestner-Gesellschaft. Hannover 1966, passim
Josef Kurz, Hans Ziehm, Hans W. Hoepfner: Von Pompeji bis Hannover und 125 Jahre Stichweh, Hannover: F. A. Stichweh GmbH & Co. KG Chemische Reinigung, 1978, passim
↑Die Autoren auf der Seite des Wallstein Verlags (PDF-Dokument).
↑Karin van Schwartzenberg (Verantw.): Ehrengräber und Gräber bedeutender Persönlichkeiten auf dem Stadtfriedhof Engesohde, Faltblatt DIN A3 mit Übersichtsskizze, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Städtische Friedhöfe, Sachgebiet Verwaltung und Kundendienst, Hannover, 2012.