Fritz Beindorff war der Sohn des ObersteigersFriedrich Beindorff (1819–1868), eines Sohns des Obersteigers Carl Beindorff und der Sophie, geborene Ehring, sowie der Amalie (1823–1902), Tochter des Landwirts Johann Wilhelm Ruschen und der Anna-Christine, geborene Loigmann.[1]
Er besuchte zunächst in Essen, dann in Düsseldorf die Oberrealschule. Dem folgte eine kaufmännische Lehre in Köln und Brüssel. Nach der Lehre erhielt er eine Anstellung in einem Schreibwarenladen in Hagen. Ab dem 16. September 1881 war er Handelsvertreter für die Firma Günther Wagner, aus der die Firma Pelikan hervorging. Als guter Kenner des Südostens erschloss er durch seine Geschäftsreisen die Märkte Südeuropas und des Balkans, so dass das Unternehmen in das damalige Österreich-Ungarn expandierte.
Anschließend wurde er in die Leitung der Firma berufen, in der er ab 1887 Prokurist war. Am 12. Mai 1888 ehelichte er Elisabeth Wagner, die älteste Tochter des Firmeninhabers, und wurde am 1. Januar 1894 Teilhaber der Firma, 1895 dann Alleininhaber. Er führte die erfolgreiche Firmenpolitik seines Schwiegervaters weiter und machte aus Pelikan eine weltweit bekannte Marke. Da er sich sozial sehr engagierte und als Förderer der Kunst galt, erhielt er zahlreiche Ehrenämter.
1916 zählte Fritz Beindorff zu den Mitbegründern der Kestner-Gesellschaft, die er dann als Mitglied im Vorstand vertrat. Zur Zeit des Nationalsozialismus und bis 1936 handelte er als Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft,[2] die bald von der Schließung bedroht war. In seiner Position als Senator der Stadt Hannover setzte sich Beindorff zunächst für deren Weiterbestehen ein. Nachdem ein Verbot nicht mehr zu verhindern war, tat er doch sein Möglichstes, um die Interessen des Vereins zu schützen.
Für künstlerischen Schmuck am Nordufer des entstehenden Maschsees hatte Kommerzienrat Beindorff dem mit ihm befreundeten Oberbürgermeister Arthur Menge 50.000,- Reichsmark gestiftet,[10] die anlässlich der Eröffnung des Maschsees in eine fast 20 Meter hohe Säule mit einem Fackelträger auf der Spitze flossen.[5]
Ehrungen
1930 verlieh die Technische Hochschule Hannover Fritz Beindorff die Ehrendoktorwürde (Dr.-Ing. E. h.). In Hannover wurde er am 27. April 1940 zum Ehrenbürger ernannt und im Stadtteil List ist die Fritz-Beindorff-Allee nach ihm benannt. Unmittelbar an ihr liegt der Fritz-Beindorff-Brunnen am Rand der Eilenriede. Diesen Brunnen zieren zwei bronzene Pelikane.
Bewertung heute
2014 berief die Stadt Hannover einen Beirat zur Überprüfung, ob es bei Personen als Namensgeber für Straßen „eine aktive Mitwirkung im Nazi-Regime oder schwerwiegende persönliche Handlungen gegen die Menschlichkeit gegeben hat“. Er regte die Umbenennung der nach Beindorff benannten Straße an. Beindorff habe „den Betrieb von Zwangsarbeits- und einem Arbeitserziehungslager auf dem Firmengelände seines Unternehmens“ geduldet und davon profitiert.[9] Nachfahren Beindorffs und die Firma Pelikan fordern – unter Hinweis auf dessen Demenz am Lebensende – eine Verstrickung Beindorffs zunächst zu erforschen, bevor eine Entscheidung getroffen werde.[11][12]
Literatur
Kommerzienrat Senator Beindorff. In: August Heitmüller (Zeichner), Wilhelm Metzig (Konzept): Hannoversche Köpfe aus Verwaltung, Wirtschaft, Kunst und Literatur, Bd. 1, Druckerei und Verlag Heinrich Osterwald, Hannover o. J. [1929], o. S.
Waldemar R. Röhrbein: Beindorff, (1) Fritz. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 55.
Siegfried Schildmacher, Winfried Brinkmann, Edzard Bakker, Peter Rosenstein (Red.): Fritz Beindorff. In Siegfried Schildmacher (Hrsg.): Auf den Spuren der Freimaurer – ein Spaziergang durch Hannovers Straßen. Selbstverlag, Hannover 2015, S. 26
Simon Benne: „... da ich von Hitler begeistert war“ / Wie braun war Fritz Beindorff? Eine historische Studie hat die Rolle des Pelikan-Chefs in der NS-Zeit untersucht – und ist auf Licht und Schatten gestoßen / Debatte um Straßenumbenennung läuft weiter. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 5. Februar 2018, S. 11 (Online-Ausgabe)
↑Davon abweichend nennt Waldemar R. Röhrbein sowohl in Hannoversches Biographisches Lexikon als auch im Stadtlexikon Hannover zum Stichwort Beindorff, (1) Fritz (s.d.) das Geburtsdatum 28. April 1860
↑ abco.V.: Kommerzienrat Senator Beindorff. In: August Heitmüller (Zeichner), Wilhelm Metzig (Konzept): Hannoversche Köpfe aus Verwaltung, Wirtschaft, Kunst und Literatur, Bd. 1, Druckerei und Verlag Heinrich Osterwald, Hannover [ohne Jahr: 1929] (ohne Seitennummer)
↑Waldemar R. Röhrbein: Die Kunst am See, in ders. (Hrsg.): Der Maschsee in Hannover. Seine Entstehung und Geschichte, Hannover: Schlütersche Verlagsanstalt und Druckerei, 1986, ISBN 978-3-87706-046-9 und ISBN 3-87706-046-3, S. 66–70; hier v. a. S. 66f.