Das WDR Funkhausorchester (bis 2014 WDR Rundfunkorchester Köln) ist ein sinfonisch besetztes Unterhaltungsorchester des Westdeutschen Rundfunks in Köln. In seiner heutigen Form wurde es 1947 gegründet und ist aus mehreren kleineren Instrumental-Formationen hervorgegangen, die zum Teil seit 1927 existierten. Vom WDR wird es als „prominentes Aushängeschild“ des Senders präsentiert und besteht aktuell aus 52 Mitgliedern.
Das Repertoire umfasst den Bereich der Unterhaltungsmusik, Musical, Spieloper und Operette, Filmmusik (auch für Stummfilme) und Nischen der klassischen Musik, das unbekannte Oratorium, Jazzverwandtes sowie die konzertante Aufführung von Musik zu Videospielen und (Game Concerts). Das WDR Funkhausorchester Köln arbeitet auch mit dem WDR Rundfunkchor und der WDR Big Band zusammen. Ständige Arrangeure für das neuere Repertoire sind Wieland Reissmann, Dietmar Mensinger und Ingo Luis.
Auftritte und Wettbewerbe
Neben regelmäßigen Auftritten in Konzertsälen Nordrhein-Westfalens und bei internationalen Musikfestivals im In- und Ausland bestreitet das WDR Funkhausorchester Konzertreihen im Großen Sendesaal des Funkhauses Wallrafplatz[1] und in der Kölner Philharmonie. Das Mitwirken in Fernsehsendungen, zum Beispiel „Zimmer frei!“, gehört ebenso zu seinem Tätigkeitsfeld wie die Arbeit im Produktionsstudio. Zahlreiche Einspielungen wurden mit Preisen ausgezeichnet. Unter der Leitung des damaligen Chefdirigenten Helmuth Froschauer begann das Orchester 2001 eine umfangreiche Tourneetätigkeit (u. a. Spanien, Deutschland, Türkei).
Die Frühgeschichte des WDR Funkhausorchesters begann im Café Germania auf der Hohe Straße im Köln der 1920er Jahre. Das Salonorchester des Germania unter der Leitung von Leo Eysoldt spielte mit seiner ungewöhnlich großen Besetzung von 20 Musikern gehobene Unterhaltungsmusik und populäre Musik auf einem „bemerkenswert anspruchsvollen Niveau“ (Kölner Stadt-Anzeiger, Mai 1926). Nach der Gründung des WDR 1924 in Münster und dem Umzug 1927 nach Köln suchte der damalige Intendant Ernst Hardt nach einem Klangkörper für leichte Unterhaltung. Fündig wurde er im Café Germania, in dem er Leo Eysoldt traf und engagierte. Dieser stellte ein Orchester zusammen, das Leo-Eysoldt-Orchester, welches bis 1942 bestand, bevor es im Krieg aufgelöst und Eysoldt zum BR nach München versetzt wurde.
Nach Kriegsende erteilte der WDR Hans Bund im Juni 1946 den Auftrag, ein neues Orchester im Stil von Leo Eysoldts zusammenzustellen. Dieses wurde jedoch nach wenigen Monaten aufgelöst, um den Grundstock für das neue WDR Sinfonieorchester zu bilden. Verantwortlich für die Unterhaltungsmusik war von da an Hermann Hagestedt, der zu dieser Zeit ein eigenes Orchester unterhielt, welches er aus eigener Tasche bezahlte. Dank wachsender Beliebtheit wurden die Musiker am 1. September 1947 mit Festanstellungsverträgen ausgestattet. Dieses Datum markiert die Gründung des WDR Funkhausorchesters Köln.
Ab 1947
Nach einigen Jahren in behelfsmäßigen Konzertsälen im vom Krieg zerstörten Köln konnte das WDR Funkhausorchester ab 1950 den Großen Sendesaal des neuen Kölner Funkhauses am Wallrafplatz nutzen, das offiziell erst 1952 eingeweiht wurde. Hier ist das Orchester auch heute noch beheimatet. Mittlerweile war das Orchester auf 53 Personen angewachsen, darunter auch einige Mitglieder des Leo-Eysoldt-Orchesters. Viele Musikgrößen arbeiteten als Gastdirigent mit dem WDR Funkhausorchester, zum Beispiel Robert Stolz, Werner Eisbrenner, Nico Dostal, Franz Grothe, Michael Jary, Friedrich Schröder und Werner Egk. Die von Hermann Hagestedt eingespielten Aufnahmen firmierten unter dem Namen „Orchester Hermann Hagestedt“. Der Bereich der Operette wurde von 1949 bis 1965 von Franz Marszalek betreut, der ungefähr 70 Gesamtaufnahmen, unzählige Querschnitte und Einzeltitel aufnahm. Darüber hinaus widmete er sich der gehobenen Unterhaltungsmusik.
In den 1970er Jahren wurde das Funkhausorchester für kurze Zeit mit dem „WDR Tanz- und Unterhaltungsorchester“ zusammengelegt. Dieses „Große Unterhaltungsorchester des WDR“ spielte in einer Besetzung von ca. 80 Personen, zumeist unter der Leitung von Heinz Geese, rund 150 Produktionen für den WDR ein. Als eigenständiges Ensemble wurde es jedoch nicht angesehen, lediglich für die Produktionen wurde zusammengearbeitet.
Durch die Veränderungen in der Popmusik veränderten sich auch die Ansprüche an die Klangkörper des WDR. Das Funkhausorchester wuchs noch einmal und übernahm die Geigen des Unterhaltungsorchesters, aus dem sich die WDR Big Band formte.
Dirigenten
Von 2003 bis zu seinem Tod im August 2019 war Helmuth Froschauer Ehrendirigent. Er war seit 1992 beim Westdeutschen Rundfunk, zunächst als Chordirektor des WDR Rundfunkchors, von 1997/1998 bis 2003 als Chefdirigent des WDR Funkhausorchesters Köln. Außerdem wurde Helmuth Froschauer 2006 für seine Einspielung der Offenbach-Operette Coscoletto mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.
Seit einigen Jahren arbeitet das Orchester mit jüngeren Dirigentinnen und Dirigenten wie Alondra de la Parra, Rasmus Baumann, André de Ridder, Arjan Tien und Enrico Delamboye, der seit der Saison 2018/19 Erster Gastdirigent des WDR Funkhausorchesters ist, zusammen.[2]
Dirigenten seit 1947:
1947–1968: Hermann Hagestedt unter dem Namen „Orchester Hermann Hagestedt“
The Original Motion Picture Scores, ausgewählte Werke von Georg Haentzschel
Niemals geht man so ganz… – Die Trude Herr Revue
Die sieben Todsünden – Mahagonny, Ballett und Songspiel von Kurt Weill Das Nachtlager in Granada, oper von Conradin Kreutzer
Ernst Fischer-Rhapsodie, ausgewählte Werke von Ernst Fischer
Die Himmelfahrt Jesu Christi, Oratorium von Albert Lortzing
Wer einsam ist..., Werk für Chor und Orchester von Alfred Uhl
Alessandro Stradella, Oper von Friedrich von Flotow
Coscoletto, Opern-Gesamtaufnahme von Jacques Offenbach
Cello Concertos von Jacques Offenbach
Konzerte für Violine und Orchester II, h-moll op. 7 & IV d-moll o. op. von Niccolò Paganini
Konzerte für Violine und Orchester I Es-Dur, op 6 & III d-moll o. op. von Niccolo Paganini
Außerdem entstanden ab 1993 mit den Geigen des Kölner Rundfunkorchesters zahlreiche Aufnahmen mit Jazz- und Popsongs unter dem Arrangeur Hagen Galatis, in Zusammenarbeit mit WDR-Musikredakteur Wolfgang Kischka und der Rundfunkanstalt WDR 4. Diese Tonträger wurden in verschiedenen Sendungen des WDR gespielt, vor allem aber in der Sendung Musik zum Träumen auf WDR 4. Die Schallplatten und CDs dieser Serie erschienen unter dem Titel Fantasy Strings.