Das Studio Jaeschke war ein Ausstellungsraum für zeitgenössische realistische Kunst in Bochum. Er existierte von 1970 bis 1990 und erlangte überregionale Bedeutung.
Obwohl die Ausstellungen privat organisiert, weder kommerziell ausgerichtet, noch durch Subventionen gestützt wurden, avancierte das Studio Jaeschke zu einem anerkannten Kunstzentrum. Die Verkaufserlöse der Werke kamen ausschließlich den ausgestellten Künstlern zugute.[2] Um die vertretenen Maler und Bildhauer einem breiteren Publikum bekannt zu machen, publizierte Helmut Jaeschke in Katalogen, Fachzeitschriften für Medizin und Kunst und durch Kooperation mit Museen und anderen Ausstellungsinstitutionen. Kunstkritiker wie Heinrich Hahne oder Heiner Stachelhaus schrieben regelmäßig über die Ausstellungen in der FAZ, Die Welt, oder Das Kunstwerk.
Helmut und Gerda Jaeschke
Zugute kam Helmut Jaeschke, dass er vor dem Medizinstudium zunächst eine künstlerische Ausbildung anstrebte und in dieser Zeit Kontakte zu Künstlern knüpfen konnte. Jaeschke, 1939 in Paradies, in der Nähe von Międzyrzecz, geboren, absolvierte seine Schulzeit in Göttingen. 1958 begann er ein Studium der Kunstpädagogik an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Im gleichen Jahrgang befanden sich auch Wolfgang Petrick und Peter Sorge, die Jaeschke kennenlernte. Von Ende 1958 bis 1964 studierte er Medizin in Berlin und Göttingen. 1965 heiratete er Gerda Elling und begann eine Fachausbildung zum Dermatologen an den Kliniken in Essen, Dortmund, Koblenz und Hamburg. Von 1971 bis 2005 betrieb er eine Gemeinschaftspraxis mit seiner Frau in Bochum. Gerda Jaeschke, 1939 in Bochum geboren, studierte von 1958 bis 1964 Medizin in Göttingen, promovierte, und machte anschließend ihre Fachausbildung zur praktischen Ärztin.
Helmut und Gerda Jaeschke traten in den vergangenen Jahren auch als Sammler gegenständlicher Kunst in Erscheinung. Bestände aus ihrer Sammlung werden immer wieder zu Ausstellungen verliehen, wie z. B. zu Aufbruch Realismus. Die neue Wirklichkeit im Bild nach ´68, die von März bis August 2012 in den Städtischen Museen Heilbronn stattfand.[3] Seit 1970 arbeitet das Sammlerehepaar eng mit dem Museum Bochum zusammen. Auf diese Weise entstand 1973 die Ausstellung Landschaft-Räume-Umwelt, in der Arbeiten von Dieter Asmus, Hans-Jürgen Kleinhammes, Jens Lausen und Hermann Waldenburg gezeigt wurden.[4] Das Museum Bochum richtete 1990 die Ausstellung Vertrauen ins Bild. 20 Jahre Studio Jaeschke und 2011 Bildvertrauen. Studio Jaeschke. Ausblick – Rückblick aus.[5]
Ausstellungen im Studio Jaeschke
1970: Jens Lausen
1971: Wilhelm Beuermann
1971: Hermann Waldenburg
1972: Hans-J. Kleinhammes
1972: Dieter Asmus
1973: Joachim Palm
1974: Bernd Schwering
1974: Hermann Waldenburg
1975: Peter Ackermann
1975: Hans-J. Kleinhammes
1976: Ben Willikens
1976: Peter Nagel
1977: Dieter Asmus
1978: Joachim Schmettau
1978: Dietmar Ullrich
1979: Hede Bühl
1979: Falko Marx
1980: Gottfried Wiegand
1980: 10 Jahre Studio Jaeschke
1981: Schwering, Heiner Altmeppen, Günther Fritz Koch
1982: Peter Nagel
1982: Hermann Waldenburg
1983: Peter Freese
1984: Peter Ackermann
1984: Bettina von Arnim
1985: Günther Knipp
1985: Stefan Laskowski
1986: Thomas Huber
1987: Justus Mandellaub
1988: Friedrich Gräsel
1989: Birgit Jensen
1990: Silke Leverkühne
1990: Uwe Pfeifer
Artikel über Ausstellungen
Hinter dem Vorhang. Viel Initiative, WAZ, Samstag, 21. November 1970.
Mit viel Fingerspitzengefühl. WAZ, Nr. 291, Freitag, 4. Dezember 1970.
Hinter dem Vorhang. Freundlichere Umwelt, WAZ, Samstag, 5. Dezember 1970.
Jens Lausen steht im Bauernhaus. Neue Welt auf bunten Blättern. Blick wird frei,Ruhr Nachrichten, Bochumer Zeitung, Freitag, 4. Dezember 1970.
Ewald Jacobs: Deelen-Galerie Jaeschke startet mit Jens Lausen. Bilder zeigen Wandlungen.Westfälische Rundschau, Nr. 287, Freitag, 11. Dezember 1970.
Gomoll-Richter: Lausen baut eine neue Welt. Ruhr-Nachrichten, Samstag, 12. Dezember 1970.
Dr. U.: Kultur 70. Die Kinder der Altvorderen. WAZ, Donnerstag, 31. Dezember 1970.
Material der Technik in utopischen Räumen. Ausstellung Wilhelm Beuermann in Querenburg, WAZ, 10. Juni 1971.
Peter Nagel im Studio Jaeschke. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Samstag, 18. Dezember 1976.
PARDON-Tip des Monats: Kleinhammer-Serigraphie „Maritimer Durchblick“, pardon, Heft 1, Januar 1976.
Heiner Stachelhaus: Peter Nagel im Bochumer Studio Jaeschke. Irre Kinderspiele!Neue Ruhr Zeitung, Freitag, 17. Dezember 1976.
epl: Bochum: Dieter Asmus. Die Welt, Nr. 293, Freitag, 16. Dezember 1977.
Heinrich Hahne: Die experimentelle Intelligenz eines Bildhauers. Joachim Schmettau in Bochum. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 121, Montag, 12. Juni 1978, S. 23.
ien: Bochum: Dietmar Ullrich. Die Welt, Nr. 286, 8. Dezember 1978.
epl: Muster für einen Mythos. Das Bochumer Studio Jaeschke zeigt das Werk von Hede Bühl. Die Welt, Nr. 80, Mittwoch, 4. April 1979.
Heinrich Hahne: Hede Bühl. Studio Jaeschke, Bochum.Das Kunstwerk, 1979, S. 180.
Heinrich Hahne: Peter Nagel: Mann mit Koffer. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 66, Freitag, 19. März 1982, S. 27.
Konrad Schmidt: Waldenburg-Ausstellung in Bochum. Realismus mit kritischer Dimension. Ruhr Nachrichten, Samstag, 20. November 1982.
Heinrich Hahne: Zwischen Ironie und Schwermut. Werke von Peter Ackermann in Bochum. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 131, Freitag, 8. Juni 1984, S. 27.
Heiner Stachelhaus: Malen und reden. Thomas Huber in Bochum. Neue Ruhr Zeitung, Mittwoch, 11. Juni 1986.
Literatur über das Studio Jaeschke
Frielinghaus, Jaeschke, Kremer (Hrsg.): Neue Kunst im alten Bauernhof. Geschichte und Funktionswandel eines historischen Hauses in Querenburg. Schriftenreihe des Archivs Haus Laer in Bochum Nr. 4, Verlag Laupenmühlen & Dierichs, Bochum 1972.
Landschaft-Räume-Umwelt. Ausstellungskatalog, Museum Bochum, 1973.
Studio Jaeschke, in: Das Kunstwerk, 5-6 XXVII, 1974, September–Dezember, S. 124.
Michael Fischer: Moderne Kunst unter Denkmalschutz. Medizin heute, 4/80, S. 56, 57.
Heiner Stachelhaus: Realismus als Programm. Zehn Jahre Studio Jaeschke in Bochum.Deutsches Ärzteblatt, 77. Jahrgang, Heft 38, 25. September 1980.
Heinrich Hahne: Zehn Jahre Studio Jaeschke, in: Heinrich Hahne. Bildnisse. Menschen und Städte. Proff GmbH, Bad Honnef 1982.
Bü: Historische Schätze im Thöne-Hof. Privatarchiv verfügt über Kostbarkeiten. WAZ, Freitag, 13. Juli 1984.
Heiner Stachelhaus: Ihr Programm ist der neue Realismus. Seit zehn Jahren: Studio Jaeschke. In: Heiner Stachelhaus. Auf den Punkt gebracht. Kunstkritiken 1963-1985, Verlag Aurel Bongers, Recklinghausen 1985, ISBN 3-7647-0372-5.
Andreas Obst: Arzt-Ehepaar bietet kritischer Kunst kommerzfreies Heim.Ärzte Zeitung, Nr. 75, Dienstag, 23. April 1985, S. 30, 31.
Vertrauen ins Bild. Zwanzig Jahre Studio Jaeschke in Bochum, Deutsches Ärzteblatt, Heft 40, 4. Oktober 1990, S. 3016, 3017.
Heiner Stachelhaus: Kunstgalerie mit Mut und viel Stehvermögen. Neue Ruhr Zeitung, Samstag, 13. Oktober 1990.
hos: 20 Jahre Studio Jaeschke – eine Ausstellung im Museum Bochum. Vertrauen in die gebrochene Realität.Ärzte Zeitung, Nr. 195, Dienstag, 16. Oktober 1990.
F. S.: Vertrauen ins Bild. 20 Jahre Studio Jaeschke.Medizin + Kunst, 3. Jahrgang, September 1991.
Werner Streletz: Liebe zur Kunst blüht verborgen. Ausstellung mit Werken aus dem Privatbesitz wird heute im Museum eröffnet. WAZ, 21. September 2002.
Julia Emmrich: Zusammenarbeit von Museum Bochum und Freundeskreis zeigt Resultate. Menschenbilder aus Privatbesitz.Westfälische Rundschau, Nr. 231, Freitag, 4. Oktober 2002.
Werner Streletz: Seen- und Landschaften. Museum: Ausstellung aus Privatbesitz glänzt durch Vielfalt und Qualität. WAZ, 28. Februar 2004.
Bildvertrauen. Studio Jaeschke. Ausblick – Rückblick, hrsg. vom Museum Bochum, 2011, ISBN 978-3-8093-0274-2.
↑Frielinghaus, Jaeschke, Kremer (Hrsg.): Neue Kunst im alten Bauernhof. Geschichte und Funktionswandel eines historischen Hauses in Querenburg, Schriftenreihe des Archivs Haus Laer in Bochum Nr. 4, Verlag Laupenmühlen & Dierichs, Bochum 1972.