Nach der Realschule machte Hermann Waldenburg eine Ausbildung zum Schriftsetzer in Bochum. Zusätzlich besuchte er Abendsemester an der Folkwang Werkkunstschule in Essen. Von 1960 bis 1961 studierte er bei Manfred Henninger an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und von 1961 bis 1967 bei Wolf Hoffmann an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin, wurde 1966 Meisterschüler von Hann Trier.[2] Von 1963 bis 1964 machte er Reisen durch Mittelamerika und Mexiko. Ab 1965 wurde er Mitglied in der Selbsthilfegalerie Potsdamer in Berlin. 1968 legte er sich den Künstlernamen Waldenburg zu. Von 1969 bis 1970 erhielt er ein Stipendium des DAAD in Madrid und von 1973 bis 1974 ein Stipendium der Villa Massimo in Rom. 1973 erhielt Waldenburg den Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen und 1974 den Preis der Bundesrepublik Deutschland auf der 4. Internationalen Grafik Biennale in Florenz. 1978 wurde er Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, an dessen Jahresausstellungen er zwischen 1972 und 1988 neunmal teilnahm.[3][4] Von 1985 bis 2005 erhielt er eine Professur für freies und angewandtes Zeichnen und Malen an der Fachhochschule für Gestaltung in Augsburg. 1985 beendete Hermann Waldenburg seine künstlerische Tätigkeit und wendete sich der Gestaltung von Möbeln und Gebrauchsgegenständen zu, zählte ab Mitte der 1980er-Jahre zu den Protagonisten eines neuen deutschen Designs. 1988 wurde er Mitglied in der Designwerkstatt Berlin. 1989 entwickelte er Prototypen für ein Büro-Utensilien-Programm für Knoll International, New York. 1990 veröffentlichte Waldenburg den Fotoband Berliner Mauerbilder mit Aufnahmen aus den Jahren von 1984 bis 1990 im Nicolai Verlag. Das Buch erschien in drei Auflagen auch in englischer und französischer Übersetzung. 1991 erhielt er den Wettbewerbspreis für ein Denkmal Mahnen und Gedenken im Bayerischen Viertel in Berlin-Schöneberg. 2013 erschien Waldenburgs zweiter Fotoband, Mauerkunst. Graffiti und Objektkunst in Berlin 1989 bis 1994, ebenfalls im Nicolai Verlag.[5] Hermann Waldenburg ist seit 1967 verheiratet, hat zwei Kinder, und lebt in Berlin.
Werk
In seinem Frühwerk bringt Waldenburg die Qual der Kreatur unmittelbar zum Ausdruck durch die Darstellung von Tierrümpfen und Enthäutetem wie in den Gemälden Tierversuch, Tempera und Öl auf Leinen, 115 × 110 cm von 1967 oder Hühneraufzucht II, Tempera und Öl auf Leinen, 100 × 80 cm von 1968. In diesen Arbeiten setzt der Maler seine Motive häufig einzeln oder paarweise vor monochrome Flächen. Ab Ende der 1960er Jahre wendet sich Waldenburg hin zur Darstellung von seriell angeordneten Pflanzen und Schilderungen von plantageartigen Feldern. Die dargestellten Gegenstände werden stilisiert und zur beinahe völligen Gleichförmigkeit reduziert, erinnern an Musterhaftes wie im Gemälde Plantage mit Wasserleitungen, Öl auf Leinen, 75 × 100 cm von 1973. Im Gegensatz zu den flächigen Schilderungen der Landschaften, die häufig durch einen Horizont begrenzt werden, entwickeln die Gegenstände eine hohe Plastizität. Wenig später kommen Aneinanderreihungen von Styroporbrocken, Lochblechen oder architektonischen Elementen hinzu, gelegentlich in Kombination mit stilisierten Kameras und Mikrophonen. Die durch Maschinen hergestellten Nahrungsobjekte oder Konsumartikel wie Pappschalen mit Ketchupresten verwendet der Künstler zur Bewusstmachung der Verformung und industriellen Ausbeutung der Natur durch den Menschen. Gleichzeitig reflektieren die Werke auch den zunehmenden Konformismus der Gesellschaft.
Eine bekannte Arbeit Waldenburgs als Designer ist der Schleudersitz von 1984/85, ein Stuhl aus grauem Kunstleder auf Sprungfedern, der auf ein Aluminiumblech montiert ist.
Einzelausstellungen als Bildender Künstler (Auswahl)
Landschaft-Gegenpol oder Fluchtraum?. Städtisches Museum Leverkusen, Haus am Waldsee, Berlin 1974, S. 62,63, 104.
Neue Landschaften bis 1975, Galerie von Loeper, Hamburg 1975.
Heinz Ohff: Standpunkte zur Realität. Sieben Berliner Künstler, Ausstellungskatalog. Kunstamt Schöneberg, Berlin, Stadt Bamberg 1978, ohne Seitenangabe.
Transit. Berliner Künstler in Düsseldorfer Galerien, hrsg. vom Senat für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, und der Stadt Düsseldorf, 1983, S. 49–56.
Ich sehe aus dem Fenster und male das. Bilder von unbekannten Laienkünstlern. Aus den Kunstsammlungen von Klaus Fußmann, Felicitas und Konstantin Pallat, Hermann Waldenburg. Ausstellungskatalog. Kunstamt Kreuzberg, Berlin 1984.
Markus Lörz: Synthetische Realismen. Konstruktion und Erfindung in der Neuen Gegenständlichkeit. In: Aufbruch Realismus. Die neue Wirklichkeit im Bild nach ´68. Städtische Museen Heilbronn. Kerber Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-86678-686-8, S. 116–117.
Let’s buy it! Kunst und Einkauf. Von Albrecht Dürer über Andy Warhol bis Gerhard Richter. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen. Hrsg. von Christine Vogt. Mit Beiträgen von Christin Lahr und Christine Vogt. Kerber Verlag, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-7356-0320-3.