Die Baureihe wurde ab Anfang der 1970er Jahre von verschiedenen Reedereien in Auftrag gegeben. Von Ende 1973 bis Frühjahr 1977 entstanden 22 Einheiten, davon mehrere auf der 1972 von Sietas übernommenen Norderwerft.[3] Eingesetzt wurde der Typ 81 anfangs vorwiegend auf europäischen Containerzubringerdiensten, wo er bald zu einem Standardschiff wurde, sowie in der Holzfahrt. Heute findet man die wenigen verbliebenen und zum Teil umgebauten Schiffe weltweit in der Küstenfahrt.
Das Typ-81-Schiff Heinrich Behrmann lief am 9. November 2001 am Strand des belgischen Seebads Blankenberge auf Grund, nachdem die Ruderanlage ausgefallen war. Dabei verlor das Schiff vier der etwa 80 Container, die es transportierte. In der Nacht zum 11. November 2001 konnten Schlepper die Heinrich Behrmann in den Hafen von Zeebrügge ziehen, nachdem die Mannschaft 50 Tonnen Treibstoff abgepumpt hatte, um das Schiff leichter zu machen.[4][5]
Die Blue Sky M wurde am 31. Dezember 2014 mit 970 überwiegend syrischen Flüchtlingen an Bord von Einheiten der italienischen Küstenwache nach Gallipoli eingebracht, nachdem die Besatzung das Schiff in der Straße von Otranto verlassen hatte.[6] Die zum Viehtransporter umgebaute Youzarsif H (ehemals Jan Kahrs) kollidierte am 27. April 2017 im Schwarzen Meer mit dem russischen AufklärungsschiffLiman, das anschließend sank.
Technik
Die Schiffe des Typs 81 entstanden in Sektionsbauweise und besitzen eisverstärkte Rümpfe. Innerhalb der Baureihe werden keine Untertypen unterschieden, obwohl die Einheiten zum Teil unterschiedliche Transportkapazitäten und verschieden gestaltete Deckshäuser besitzen. Die zwei kastenförmigen Laderäume (box-shaped) der ersten gefertigten Schiffe besaßen einen Getreide-Rauminhalt von rund 4.450 m³, die der später gebaute Schiffe rund 4.750 m³. Die Laderäume sind für den Transport von Containern und Gefahrgutcontainern ausgerüstet, auf die serienmäßige Ausrüstung mit Cellguides wurde aber verzichtet. Durch die Form der Laderäume ist der Schiffstyp auch in der Zellulose- oder Paketholzfahrt einsetzbar. Darüber hinaus ist die Tankdecke für die Stauung von Schwergut verstärkt. Es wurden schwergutverstärkte hydraulisch betätigte Faltlukendeckel verwendet. Die ersten Schiffe der Baureihe besaßen eine Containerkapazität von 143 20-Fuß-Standardcontainer (TEU), später gefertigte Einheiten von 150 TEU oder alternativ von 72 40-Fuß-Standardcontainer plus fünf TEU. Nachträglich erhöhte man die Kapazität einzelner Schiffe durch Umbauten auf bis zu 165 TEU.
Angetrieben werden die Schiffe des Typs 81 von Viertakt-Dieselmotoren verschiedener Hersteller, die bei einigen Schiffen mit einem Wendegetriebe auf einen Festpropeller, bei der Mehrzahl der Schiffe jedoch auf einen Verstellpropeller wirken. Die An- und Ablegemanöver werden durch ein Bugstrahlruder unterstützt.
Alle Schiffe der Baureihe wurden werftseitig ohne Ladegeschirr abgeliefert. Die Hove, Elbstrom und Jacob Becker erhielten nachträglich je zwei verfahrbare 12-Tonnen-Kräne, die in den 1980er Jahren bei allen drei Schiffen wieder demontiert wurden. In den 1990er Jahren rüstete man die ehemalige Elbstrom erneut mit zwei verfahrbaren Kränen aus, die sie anschließend dauerhaft behielt. Die Baltic Sea (ehemals Carina) wurde 1989 durch den Einbau einer Seitenpforte und eines 25-Tonnen-Krans zum LoRo-Schiff umgerüstet. Die Nautilus baute man von Mai bis Juli 1996 in Santander für den Transport von Kohlenstoffdioxid zum FlüssiggastankerHydrogas III um, drei weitere Schiffe nachträglich zu Viehtransporter. Im Herbst 2008 ließ das Unternehmen DK Group die ehemalige Osteclipper auf der Gryfia-Werft in Stettin als Versuchsschiff ACS Demonstrator mit einem Luftschmierungssystem (Air Cavity System) ausgerüstet.[7]
Die Schiffe
Sietas Typ 81
Bauname
Bau- nummer
IMO- Nummer
Stapellauf Ablieferung
Auftraggeber
Umbenennungen und Verbleib
Anna Becker
700
7349895
27.11.1973 29.12.1973
Bernd Becker, Königreich
abgeliefert als Scol Enterprise → 1977 Anna Becker → 1977 Killarney → 1979 Anna Becker → 1984 Rendsburg → 1990 Gerina → 1998 Elenamaria, am 11. Mai 1999 im Hafen von Piräus infolge eines Beladungfehlers am Keratsini-Containerterminal gekentert und gesunken[1]
abgeliefert als American Apache → 1977 Galway → 1979 Ute Wulff → 1980 Aros Olympic → 1981 Cranz → 1990 Leana → 1995 Nautila, am 12. Juni 2003 etwa eine Stunde nach dem Auslaufen aus Lissabon infolge Wassereinbruchs gesunken
Bell Vantage
746
7361661
22.03.1974 19.04.1974
Horst Zeppenfeld, Bremen
1978 Vantage → 1993 Corinna → am 12. August 2000 Brand an Bord und daraufhin nach Miami geschleppt, wo das Schiff als Totalverlust verbucht wurde und bis 2003 verblieb → 2004 Gloria T, ab 2018 Auflieger in Georgetown, Zustand 2023 unklar
Osteclipper
697
7429279
08.04.1975 07.05.1975
Schiffahrtskontor Oste, Hemmoor
1978 Nic Clipper → 1979 Osteclipper → 1986 Ulla → 1989 Svealand → 1999 Dunkerque Express II → 2002 Hemo → 2008 in Stettin zum Versuchsschiff ACS Demonstrator umgebaut, im September 2013 in Stettin verschrottet
Odin
691
7422037
14.04.1975 04.06.1975
Horstmann, Stahmer & Lühnstedt, Jork
1981 Eco Liz → 1983 Odin → 1985 Anund, am 6. Mai 2011 zum Abbruch in Liepāja eingetroffen
Patria
706
7422051
12.05.1975 18.06.1975
Gerd Koppelmann, Wedel
abgeliefert als American Comanche → 1978 Patria → 1994 Traveberg → 2005 Olga, am 7. August 2013 zum Abbruch in Zhangjiang eingetroffen[2]
Nautilus
747*
7431698
25.04.1975 25.06.1975
Hans Hermann Knüppel, Hamburg
abgeliefert als American Cherokee → 1979 Nautilus → 1988 Coburg → 1996 Umbau zum Flüssiggastanker Hydrogas III → 2004 Yara Gas III → 2016 Iduna, im Februar 2021 zum Abbruch in Grenaa eingetroffen.
abgeliefert als Manchester Falcon → 1976 Lappland → 1979 Yankee Clipper → 1993 Lappland → 1997 La Rochelle Express → 2002 Windland → 2010 Lizard → 2012 Rexton, am 16. August 2015 zum Abbruch in Aliağa eingetroffen
Komet
745*
7431686
15.08.1975 16.09.1975
Henry Gerdau, Hamburg
abgeliefert als Saracen Prince → 1976 Komet 1 → 1978 Bourgogne → 1989 Heinrich Behrmann → 2004 Karina Kokoeva → 2005 Karina K. → 2007 Lady Amneh → 2010 Steamer, am 7. August 2014 zum Abbruch in Aliağa eingetroffen
Germania
783*
7504158
14.11.1975 14.12.1975
Gerd Koppelmann, Wedel
abgeliefert als Donar → 1979 Naviga → 4/1990 Dana Naviga → 10/1990 DFL Hamburg → 1994 Naviga → 2006 Joy Star → 2011 Spartacus → 2013 Umbau zum ViehtransporterTrust 1, so 2023 in Fahrt
Hove
776*
7500786
07.02.1976 06.03.1976
Arnold Fischer, Hamburg
1991 Domar → 2000 Vingaren → 2002 Viola → 2006 Nika → 2008 Ladybird, am 27. Mai 2011 zum Abbruch in Aliağa eingetroffen
Elbstrom
781
7510688
10.04.1976 07.05.1976
Reinhold Nibbe, Hamburg
1979 Aros Athene → 1982 Elbstrom → 1983 Aros Athene → 1984 Elbstrom → 1985 Aros Athene → 1986 Elbstrom → 1987 Erika → 1987 Alybelle → 1990 Farrsund Supplier → 1993 Rosen → 1996 Rozen, ab 2013 Auflieger in Mombasa, 2019 im desolaten Zustand und vom Eigner aufgegeben[8]
Ikaria
708
7510676
08.06.1976 03.07.1976
Harms & Gährs, Jork
1986 Taras → 1995 Tinka → 2003 Sea Fox → 2005 Vega → 2011 Sarma 1 → 2013 Sea Royal → 2020 Fatima A → 2021 Abbruch in Gadani
1985 Jorund → 2009 Bushra Pride → 2011 Blue Sky M, am 30. Dezember 2014 von der italienischen Küstenwache aufgebracht, am 21. Dezember 2015 zum Abbruch nach Tarent geschleppt
Jacob Becker
787
7528506
03.10.1976 03.11.1976
Arnold & Bernd Becker, Jork
1986 Gotland → 1987 Pico Grande → 2000 Weserberg → 2004 Skadi, am 26. März 2014 zum Abbruch in Klaipėda eingetroffen
Canopus
794
7528518
08.10.1976 19.11.1976
Gebr. Eckert, Hamburg
1995 Stefanie → 1996 Stina → ab 2002 nach Motorschaden zwei Jahre lang Auflieger in Stettin → 2005 Livia, am 18. Juni 2017 zum Abbruch in Grenaa eingetroffen
Cuxhaven
769
7530250
30.10.1976 05.12.1976
Walter Meyer, Hammelwöhrden
2000 Alexandra → 2006 Uruguay Feeder, Zustand 2023 unklar
1986 Hamburg → 1988 Commander Clipper → 1990 Dana Iberia → 1991 Duke → 1997 Lem Alfa → 2003 Vima Alfa → 2006 Uni K → 2013 Umbau zum ViehtransporterYouzarsif H → 2018 Nader A, so 2023 in Fahrt
Carina
782
7605861
15.01.1977 15.02.1977
Hans Peter Wegener, Hove
1989 Baltic Sea → 2013 Baltic Sea I → 2013 Altic → 2016 Kristiana → 2017 Cheka 1, im April 2019 zum Abbruch in Bahía Honda eingetroffen
1990 Susan Borchard → 1991 Gerlin → 2001 Sandra → 2/2011 Altarek II → 8/2011 Blue Sky S → 2013 Umbau zum ViehtransporterYouzarsif II → 2018 Bruna → 2021 Elita → 2022 Darla, so 2023 in Fahrt
Baunummer mit * = Schiff wurde auf der Norderwerft gebaut
Literatur
Detlefsen, Gert Uwe; Abert, Hans Jürgen: Die Chronik der deutschen Küstenmotorschiffe 1945–1995. 1. Auflage. Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Segeberg 1995, ISBN 3-928473-24-7 (3 Bände).
Detlefsen, Gert Uwe; Abert, Hans Jürgen: Register der deutschen Kümos sowie anderer Fracht- und Containerschiffe von 500 bis 1600 BRT und bis BRZ 5000 1945–1999. 1. Auflage. Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Segeberg 1999, ISBN 3-928473-54-9 (2 Bände).
Krummhilde, Klaus: Sietas Werft von 1635–2000. Die geschichtliche Entwicklung der Werft. 2. Auflage. Druckerei Pusch, Buxtehude 2001, ISBN 3-9805014-9-3.