Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Runzhausen erfolgte unter dem Namen Ramizhusen im Jahr 1334.[1]
Um 1773 wurde der Abbau von Silber in Runzhausen genannt. Kupfer- und Nickel-Abbau erfolgte im 19. Jahrhundert.
Mitten im Ort steht die Evangelische Kirche. Sie wurde im Jahr 1781 von Georg Blecher erbaut, der im Folgejahr auch die wenige Kilometer westsüdwestlich gelegene evangelische Kirche Allna errichtete. Die Kirchenglocke ist wesentlich älter und wird nach einer gotischen Minuskelinschrift auf das Jahr 1400 datiert.[3] Auf dem quadratischen Fachwerkbau sitzt ein allseitig abgewalmtes Dach, auf dem ein achtseitiger Dachreiter steht. Es ist neben den Kirchen in Seelbach und Frohnhausen eine von drei der nach ihrem Äußeren genannten „Kaffeemühlenkirchen“ im Landkreis.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Runzhausen:
„Runzhausen (L. Bez. Gladenbach) evangel. Filialdorf; liegt an der Alnau, 3⁄4 St. von Gladenbach, hat 44 Häuser und 247 Einwohner, die evangelisch sind, und unter die wohlhabenderen des Bezirks gerechnet werden müssen.“[4]
Lage50.793698.56338888
Auf der heutigen Gemeindegemarkung von Runzhausen befand sich ab dem 17. Jahrhundert an der Straßenkreuzung der alten Bundesstraße 255 (heute Bundesstraße 453) von Gießen über Gladenbach nach Biedenkopf und der Straße von Runzhausen nach Bellnhausen die Siedlung Spreth. Sie ist im Zuge der Dorferweiterung durch moderne Bebauung mit Runzhausen zusammengewachsen. Heute ist die Siedlung am Straßennamen Am Spreth im Verlauf der Bundesstraße 453 am Ortsrand von Runzhausen erkennbar.[7]
Spreth war eine straßendorfartige Siedlung an beiden Straßenseiten der alten Bundesstraße 255. Sie bestand aus dem Einzelgehöft Neue Herberge, das vermutlich identisch ist mit dem 1649 genannten Haus am Weg. Im Jahr 1713 wurde das Anwesen geteilt und im Jahr 1830 waren 2 einzelne Höfe Bestandteil der Siedlung. Gemäß der Einwohnerstatistik sind danach weitere Wohnhäuser gebaut worden.[7]
ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Biedenkopf, Stadt Gladenbach[Anm. 7]
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Stadt Gladenbach
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Stadt Gladenbach
Gerichte seit 1821
Die Rechtsprechung ging 1821 im Rahmen der Trennung von Justiz und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte über. Landgericht Gladenbach war daher von 1821 bis zur Abtretung an Preußen 1866 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Gladenbach. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Nach der Abtretung des Kreises Biedenkopf an Preußen infolge des Friedensvertrags vom 3. September 1866 zwischen dem Großherzogtum Hessen und dem Königreich Preußen wurde der Landgerichtsbezirk Gladenbach preußisch.[14] Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung im vormaligen Herzogtum Nassau und den vormals zum Großherzogtum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden wurden aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt.[15] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Landgerichts in Amtsgericht Gladenbach. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Dillenburg und das Appellationsgericht Wiesbaden.[16]
Vom 1. Oktober 1944[17] bis 1. Januar 1949[18] gehörte das Amtsgericht Gladenbach zum Landgerichtsbezirk Limburg, danach wieder zum Landgerichtsbezirk Marburg. Am 1. Juli 1968 erfolgte die Aufhebung des Amtsgerichts Gladenbach[19], welches fortan nur noch als Zweigstelle des Amtsgerichts Biedenkopf fungierte.[20] Am 1. November 2003 wurde diese Zweigstelle schließlich aufgelöst.[21]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Runzhausen 642 Einwohner. Darunter waren 15 (= 2,3 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 132 Einwohner unter 18 Jahren, 246 zwischen 18 und 49, 138 zwischen 50 und 64 und 126 Einwohner waren älter.[22]
Die Einwohner lebten in 246 Haushalten. Davon waren 54 Singlehaushalte, 72 Paare ohne Kinder und 90 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 57 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 159 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[22]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS:[1]; Ab 2000 Stadt Gladenbach (webarchiv)[25]; Zensus 2011[22]
Blasonierung: „In einem von Grün und Gold schräglinks geteilten Schild oben eine goldene Hirschstange in Grün und unten ein halbes grünes Rad in Gold.“[26]
↑Einwohnerzahlen In: Webauftritt der Stadt Gladenbach, abgerufen im Juli 2021.
↑Kirche Runzhausen (Memento vom 6. April 2017 im Internet Archive) – Beschreibung der Kirche auf der Webseite der Kirchengemeinden RuBeRa (Runzhausen, Bellnhausen, Rachelshausen)
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.7, 430 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abGrossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.27ff., § 40 Punkt 6c) (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim vom 26. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1094–1103)
↑Erlaß zur Änderung von Oberlandesgerichtsbezirken vom 20. Juli 1944 (RGBl. I S. 163)
↑Betrifft: Gerichtsorganisation (Änderung von Landgerichtsbezirken) vom 14. Dezember 1948. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1948 Nr.52, S.563, Punkt 728 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,4MB]).
↑Betrifft: Gerichtsorganisation (Errichtung von Zweigstellen der Amtsgerichte) vom 1. Juli 1964. In: Der Hessische Minister Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1968 Nr.28, S.1037, Punkt 777: § 1 Abs. 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,8MB]).
↑Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Runzhausen im Landkreis Biedenkopf, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 20. Juni 1959. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1959 Nr.25, S.650, Punkt 556 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF]).