Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Bellnhausen erfolgte unter dem Namen Bedelinhusen im Jahr 1296.[1]
Weitere Erwähnungen erfolgenden unten den Ortsnamen (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]Bedelinhusen (1296), Badelogehusen (1308), Bedelnhussen (1344), Bedilhusen (1369), Beidillinhusen, Bedelingehusen (1423) und Bedelnhussen (1502).
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Bellnhausen:
„Bellnhausen (L. Bez. Gladenbach) evangel. Filialdorf; dieser wohlhabende Ort liegt an der Alnau 3⁄4St. von Gladenbach, und besteht aus 18 Häusern mit 114 evangelischen Einwohnern. Bellnhausen hieß früher Bedelnhussin und es soll vor Zeiten hier Vitriol gesotten worden seyn.“[3]
Grube Ludwigshoffnung II
Das Dorf Bellnhausen führt einen Hammer im Wappen und bezeugt damit die Existenz eines ehemals bedeutsamen und historisch verbrieften Bergbaus. Schon 1697 wurde ein „Vitriol-Bergwerk“ erwähnt: blaues Kupfersulfat - CuSO4 · 5 H2O, (das Mineral Chalkanthit). Die Fachwelt vermutet, dass dieses Bergwerk identisch ist mit dem späteren Kupferbergwerk.[4]
Am 7. und 8. April 1843 erfolgten nachweislich der Auszüge der Grubenakte die ersten Schürfarbeiten im Auftrag der „Thalitterschen Bergwerksverwaltung“, um im Bereich „Auf dem Leimküppel“ eine „Muthung“ vorzunehmen, die zur Verleihung eines Grubenfeldes für Professor von Klipstein zu Gießen nötig war. Der Gießener Mineraloge August von Klipstein hatte nickelerzführende Diabase am Bundenberg bei Buchenau, an der Ruine Blankenstein bei Gladenbach, bei Sinkershausen und vor allem am Beinköppel bei Bellnhausen untersucht. Ihm wurde zur Belehnung einer Muthung am 9. Juni 1845 die erste Urkunde für die Grube Ludwigshoffnung durch König Ludwig den Zweiten von Gottes Gnaden, Großherzog von Kurhessen und bei Rhein die Schürfrechte verliehen auf Schwefel, Schwefelkies, Kupfer und Nickel. Gemeinsam mit den Gewerken F. Moldenhauer (Kassel), P. Breidenstein und Hüttenbesitzer Kilian (Wilhelmshütte) begann er mit Schürfarbeiten und wurde in unerwarteter Weise fündig; „am Rande von Bellnhausen fand er einen reich vererzten Diabas, der in Abbau genommen werden konnte“. Gemeinsam mit den Gruben Helzenbach und Germershecke wurde ab 1840 Nickelerz abgebaut. Die Grube Ludwigshoffnung wurde als die „schwunghafteste im gesamten Hinterland“ bezeichnet. Dieses wurde von 1849 mit Unterbrechungen bis etwa 1887 in der Aurorahütte in Erdhausen verarbeitet. Um 1875 wurden im Nickelwerk der Aurorhütte täglich 2 Tonnen Erz benötigt. Das nach Erdhausen zur Aurorhütte gebrachte Erz enthielt durchschnittlich 3,5 % Nickel. Unter der Gewerkschaft „Aurora“ arbeiteten von 1850 bis 1853 anfangs 200, dann rund 50 Bergleute auf der Grube Ludwigshoffnung in Bellnhausen. Weitere 50 Arbeiter waren mit der Erzabfuhr und als Hüttenleute auf der neu gegründeten Aurorahütte in Erdhausen tätig. Diese Hütte war eine ehemalige Mühle, deren Besitzer die hochverschuldete „Urbansmühle“ verlassen hatte und in die USA ausgewandert war. Angesichts der reichen Erzfunde war diese Mühle 1849 durch ein Konsortium unter Vorsitz des Kasseler Oberbergrats Schwarzenberg zu einer Nickelhütte umgebaut worden. Der potente Betrieb der Grube Ludwigshoffnung begründete die Errichtung der Nickelhütte. In einem Befahrungsbericht aus der Blütezeit des Bellnhäuser Bergbaus heißt es: „Auch konnte ich mich nur einverstanden erklären mit der beabsichtigten Art des ferneren Abbaus wie Betriebs“.
1873 hatte B. Bennekemper (Dortmund) die Grube in Bellnhausen erworben und ließ Steiger Mankel die alten Baue wieder instand setzen. Kurz vor Weihnachten 1876 entdeckte man bei Sucharbeiten einen weiteren erzführenden Diabas. Doch auch diese Entdeckung konnte den Abbau nicht wiederbeleben. Nur 1300 t Erz wurden von 1874 bis 1880 gefördert. Nach 1885 wurde es still um die Grube. Kaufinteressenten wurden durch die Höhe der Schulden und Steuerrückstände abgeschreckt. Bei den meisten Geldgebern reichte es nur zur Wiederaufwältigung einzelner Baue oder Aufbereitung von Haldenerzen.
Auch suchte man in der Umgebung von Bellnhausen ähnliche Erze und legte Mutungen auf nickelerzführende Diabase im ganzen Hinterland ein, so in Günterrod, Hartenrod, Bottenhorn, Diedenshausen, Runzhausen und Gladenbach. Doch nur am Blankenstein, westlich von Gladenbach, kam es zu einem kurzen Versuchsbetrieb. Mehrfach wird über Betrügereien bei dieser Nickelsuche berichtet; es wird berichtet: „als sich die erschürften Diabase als nickelfrei erwiesen, bettete man vor der Fundbesichtigung Nickelerzbrocken auf der Sohle des Schurfes ein. Anschließend versuchten Betrüger, die gemuteten Grubenfelder, z. B. die „Ludwigslust“ bei Diedenshausen, zu verkaufen“.
Als im Ersten Weltkrieg der Nickelbedarf stieg, erwarben die Dillinger Hüttenwerke (Saarland) die verlassene Grube in Bellnhausen. Ebenso begann sie mit der erneuten Untersuchung der übrigen Nickelerzmuthungen, deren völlige Wertlosigkeit sich schnell herausstellte. Da das Haldenmaterial und das "Ganggebirge" in der Umgebung der Grube "Ludwigshoffnung" interessante Erzgehalte von 0,35–1,33 % Nickel (Ni), 0,24–2,39 % Kupfer (Cu), 6–12 % Schwefel (S) und 16,5 % Eisen (Fe) aufwies, entschloss man sich zu erneuten bergmännischen Arbeiten. Man glaubte, dass die Erze an einen Quarzit gebunden seien. Da sich dieser überall als erzfrei erwies, stellte man den Betrieb wieder ein. Im Jahre 1917 versuchte die Firma Friedrich Krupp, den Bergbau wieder aufzunehmen. Dieses Mal suchte man die Nickelerze in "Quergängen und Klüftungen mit Kupfererzspuren". Diese Klüfte waren in großer Zahl vorhanden; über 140 m Strecke wurden neu getrieben, ein 40 Meter tiefer Schacht abgeteuft. Nachdem man bei all diesen kostspieligen Untersuchungen viel Geld ausgegeben, aber auch keine Spur von Nickelerz gefunden hatte, wurde die Grube am 9. August 1918 stillgelegt. Zuletzt hatte der Betrieb unter persönlichen Differenzen innerhalb der Grubenleitung gelitten.
Im Verlaufe des Dorferneuerungsprogramms gründete sich im Jahre 2004 ein Grubenverein, der es sich satzungsgemäß zur Aufgabe gemacht hat, die Erinnerung an die Bergbauaktivitäten aufrechtzuerhalten. Grundlage ist die Grubenakte aus dem ehemaligen Bergamt in Kassel. Im ehemaligen Grubengelände der Grube Ludwigshoffnung wurde ein Stollenmundloch errichtet sowie eine Gleisanlage mit einer Kipplore und einem Materialwagen. An der "Grubenhütte" sind Schaukästen angebracht, in denen sowohl Auszüge aus der Grubenakte mit "Übersetzungen in heute lesbarer Schrift" als auch bergbauspezifische Werkzeuge und Mineralien gezeigt werden.
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Zum 1. Juli 1974 erfolgte im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch Landesgesetz der Zusammenschluss der Stadt Gladenbach mit den Gemeinden Bellnhausen, Diedenshausen, Erdhausen, Friebertshausen, Frohnhausen b. Gladenbach, Kehlnbach, Mornshausen a. S., Rachelshausen, Römershausen, Rüchenbach, Sinkershausen, Weidenhausen und Weitershausen zu heutigen Stadt Gladenbach.[5][6] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden und die Kernstadt Gladenbach wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Bellnhausen angehört(e):[1][8][9]
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gemeinde Gladenbach
Gerichte seit 1821
Die Rechtsprechung ging im Jahr 1821 im Rahmen der Trennung von Justiz und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte über. „Landgericht Gladenbach“ war von 1821 bis zur Abtretung an Preußen im Jahr 1866 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Gladenbach. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Nach der Abtretung des Kreises Biedenkopf an Preußen infolge des Friedensvertrags vom 3. September 1866 zwischen dem Großherzogtum Hessen und dem Königreich Preußen wurde der Landgerichtsbezirk Gladenbach preußisch.[14] Eine königliche Verordnung vom Juni 1867 regelte die Gerichtsverfassung im vormaligen Herzogtum Nassau und in den vormals zum Großherzogtum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu. Die bisherigen Gerichtsbehörden wurden aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt.[15] Am 1. September 1867 wurde das Landgericht in Amtsgericht Gladenbach umbenannt. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Dillenburg und das Appellationsgericht Wiesbaden.[16]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bellnhausen 198 Einwohner. Darunter waren 3 (= 1,5 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 39 Einwohner unter 18 Jahren, 84 zwischen 18 und 49, 36 zwischen 50 und 64 und 39 Einwohner waren älter.[22]
Die Einwohner lebten in 72 Haushalten. Davon waren 15 Singlehaushalte, 21 Paare ohne Kinder und 30 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 18 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 45 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[22]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS:[1]; Ab 2000 Stadt Gladenbach (webarchiv)[25]; Zensus 2011[22]
↑Hauptsatzung. (PDF; 172 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Gladenmbach, abgerufen im Juli 2021.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abGrossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.27ff., § 40 Punkt 6c) (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim vom 26. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1094–1103)
↑Erlaß zur Änderung von Oberlandesgerichtsbezirken vom 20. Juli 1944 (RGBl. I S. 163)
↑Betrifft: Gerichtsorganisation (Änderung von Landgerichtsbezirken) vom 14. Dezember 1948. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1948 Nr.52, S.563, Punkt 728 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,4MB]).
↑Betrifft: Gerichtsorganisation (Errichtung von Zweigstellen der Amtsgerichte) vom 1. Juli 1964. In: Der Hessische Minister Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1968 Nr.28, S.1037, Punkt 777: § 1 Abs. 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,8MB]).